Premiere bei El Dinero: Zum ersten Mal bestreiten Albert und ich eine Folge allein. Dieses Mal geht es um die Volatilität im Depot , wie man sie begrenzt und warum zu hohe Depotschwankungen die Rendite kaputt machen können.
Inhalt
Überblick Depotschwankungen
Die Schwankungen im Depot ruinieren die Rendite. Warren Buffet hat das schon früh erkannt. Seine Erfolgsregeln:
1. Regel 1: Niemals Geld verlieren
2. Regel 2: Niemals Regel 1 vergessen
Wir sprechen über die Volatilität im Depot und wie man sie reduzieren kann.
In seinem Buch „Über die Psychologie des Geldes“ schreibt Morgan Housel über „das Wunder der Aufzinsung“:
„Man hat Geld und lässt das möglichst lange in Ruhe.“
„In Ruhe lassen“ bedeutet aber nicht nur Buy & Hold, sondern auch Schutz des Depots vor Schwankungen.
- Buy & Hold = Der Bauer zieht nicht dauernd an den kleinen Pflänzchen, damit sie schneller wachsen
- Schutz vor Volatilität = Der Bauer düngt, wässert & schützt vor Schädlingen
Auch wenn Schwankungen „nur“ Buchverluste sind: Das Vermögen muss sich ja doch wieder berappeln. Wenn ich 20.000 Euro besitze, die sich in der Krise halbieren, dann habe ich 10.000 Euro Buchverluste. Bei einer monatlichen Sparrate von 200 Euro (in etwa die durchschnittliche Sparplanrate in Deutschland) entspricht das 50 Sparraten. Gut 4 Jahre Sparleistung müssen aufgeholt werden.
In der Praxis geht es noch deutlich härter zu: Wenn wir den MSCI World in Euro in der Variante „total return net“ – also Ausschüttungen plus Kursverluste abzüglich der Quellensteuern – betrachten ergibt sich das folgende Bild:
- Januar 2000: Start mit 100 Euro
- August 2000: Aus 100 Euro wurden 114 Euro
Dann kam der Crash und die 114 Euro waren erst im Februar 2014 wieder im Depot. Das sind 13,5 Jahre Dürre. Maximaler Drawdown: 56 %, im Februar 2009 waren die 114 Euro nur noch 50 Euro wert, oder auf den Einstieg bezogen: -50 %.
Der einzige Unterschied: Wenn ich die Buchverluste realisiere, bedeutet das: Ich schichte in eine andere Anlageklasse um mit anderer Rendite. Aber weg ist weg.
Schwierige Zeiten
„Dieser Hurrikan ist da draußen und kommt auf uns zu“, sagt Jamie Dimon, Vorstandschef der größten US-Bank JP Morgan Chase, auf einer von Alliance Bernstein organisierten Konferenz. „Wir wissen nicht, ob es ein kleinerer ist oder Supersturm Sandy. Machen Sie sich auf etwas gefasst!“
- Die Inflation liegt in den USA bei 8,6 %, in Deutschland lag sie im Mai bei 7,9 %. -> Stagflation
- Die Zinsen werden nach und nach erhöht.
- Immobilienblase in den USA: Die Bauzinsen sind extrem angestiegen. Der Zinssatz für eine 30-jährige Hypothek stieg auf 5,4 %. Die Schwäche sowohl bei Kauf- als auch bei Refinanzierungsanträgen hat den Marktindex laut Mortgage Bankers Association (MBA) auf den niedrigsten Stand seit 22 Jahren gedrückt.
Es kommen schwierige, volatile Zeiten auf uns Anleger zu (Rezession). Deshalb: Wie begrenzt man die Volatilität?
Das Problem
- Ohne Risiko keine Rendite. Wenn wir Volatilität als Maß für das Risiko nehmen => Die Volatilität muss rauf
- Aber Volatilität bedeutet: Geld verlieren, das will Warren Buffet nicht => Die Volatilität muss runter
Wie lösen?
Wir sind auf zwei Ebenen unterwegs:
- Ebene der Assetklassen: Volatilität rauf für die einzelne Anlageklasse
- Ebene des Depots: Volatilität runter für das gesamte Depot
Fat Tails
„Es gibt Jahrzehnte, in denen nichts passiert; und Wochen, in denen Jahrzehnte passieren.“
Lenin (angeblich)
Auch wenn nicht Lenin, trotzdem gut. Man kann die Hälfte der Zeit falsch liegen und trotzdem ein Vermögen machen. Entscheidend für den langfristigen Erfolg: Man muss nur zur Stelle sein, wenn es Sterntaler regnet.
Es gibt ein paar Großereignisse: Wenn man da richtig liegt – oder eben falsch – dann hat man gewonnen oder einen nicht mehr einholbaren Nachteil.
Fat Tails
Was sind Fat Tails? Das dicke Ende der Glockenkurve. Wenn die Kurve sich nicht eng an die waagerechte Achse anschmiegt, sondern deutlich darüber verläuft, ist das ein „Fat Tail“, ein dickes Ende. Es bedeutet,
- dass Extremereignisse häufiger vorkommen als erwartet.
- Das Extremereignisse das Bild stärker beeinflussen als erwartet
Wie sinnvoll diversifizieren?
Durch unkorrelierte Einnahmeströme
„Die Leute denken, dass es am besten ist, die bestmöglichen Wetten zu machen. Die Art und Weise, wie Sie am besten arbeiten, ist die bestmögliche Diversifizierung. 10 oder 15 unkorrelierte Wetten – alle mit der gleichen Rendite – senken mein Risiko um 75% oder 85%. Durch Diversifikation verbessere ich meine Rendite-Risiko-Relation um den Faktor fünf“
Ray Dalio, Gründer des Hedgefonds Bridgewater
Du findest den Podcast hier:
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- Zur 15. Folge: Angel Investing – Ein Business Angel packt aus – El Dinero 15
10 Antworten
Moin,
das Thema Terra Luna Crash und die Auswirkungen auf den Kryptomarkt hättet ihr gerne noch mal mit ein bis zwei Sätzen ausschmücken können. So in der verkürzten Form wirkte das schon fast Fehlerhaft.
Genau so wird die Strategie von Ray Dalios Allwetterportfolio irgendwie immer verkürzt/falsch dargestellt. Es reicht nicht, einfach nur Aktien/Anleihen/Gold/Rohstoffe als ETF zusammen zu mixen. Das Allwetterportfolio ist gehebelt! Ich bin mir nicht mehr ganz sicher ob alle Teile auf das gleiche Renditeniveau oder auf ein gleiches Risikomaß gehebelt werden, aber erst dadurch funktioniert es.
Für mich liegt der Kern der ganzen Folge in dem Einschub in dem Ray Dalio Zitat am Ende des Artikels: „unkorrelierte Wetten – alle mit der gleichen Rendite – senken mein Risiko“
Gold und Tagesgeld senken vielleicht durch unkorreliertheit meine Volatilität, aber durch ihre niedrigen Renditen eben auch mein Gesamtergebnis. Mein Risiko ist doch nicht unterwegs Schwankungen im Depot zu haben, mein Risiko ist am Ende der Ansparphase nicht die benötigten xxx€ im Depot zu haben, bzw. am Ende des Depots noch Lebenszeit „übrig“ zu haben. Und das ist der Punkt, wo für mich der Volatility Drag zur Milchmädchenrechnung wird. Wenn ich meine Aktien mit unkorrelierten „low performern“ diversifiziere senke ich meine erwartete Rendite und damit auch mein erwartetes Endvermögen! Denn am Ende ist es die (geometrische) Durchschnittsrendite die mein Vermögen bestimmt, sonst nichts (ok, und das ich nicht panisch verkaufe). Und da fehlen mir einfach statistisch signifikante Zeitreihen, die zeigen, dass die ganzen Trendfolge/MFF Produkte wirklich über ein Anlegerleben eine Aktienähnliche Rendite bringen. Und das nach Möglichkeit in der Breite der verfügbaren Fonds, sonst muss ich ja wieder Stock Picking betreiben.
Mag sein, dass ich wirklich so ein „harter Hund“ bin, wie Albert mich gelegentlich auf seinem Blog bezeichnet habe, aber ich fand Daniels Bemerkung, bei dem Blick ins Depot und den negativen Meldungen „müsse man doch irgendwas tun“ befremdlich. Dafür habe ich mir doch meine Strategie aufgesetzt und mich über das Wesen der investierten Anlageklassen informiert, das ich weiß, dass es mit Aktien auch mal Jahrzehnte dauern kann, bis alte Indexstände wieder erreicht sind, es langfristig aber immer noch bergauf ging die letzten 150 Jahre. Und solange ich an diesem Glaubenssatz festhalte, nur Geld investiere, dass ich nicht zum (über-)leben brauche und vor allem nicht aus gier mein Investment hebel, gibt es doch nur eine Sache, die ich tun muss: meine Strategie umsetzen, egal wie das Wetter gerade ist.
Und vielleicht nicht ins Depot gucken, wenn die Nachrichten voller schlechter Berichte sind. Denn im Grunde weiß ich doch, was mich erwartet.
Hallo Timo,
neben dem Terra-Luna-Crash hätten wir auch auf die Celsius-Geschichte eingehen können, aber wir sind auch nicht die Krypto-Experten und unsere Mutmaßungen wären da eher kontraproduktiv. Ich kann wirklich nicht sagen, was mit den Kryptowährungen in den kommenden Monaten passiert. Albert noch weniger.
Ich glaube auch, dass Du mich falsch verstanden hast, denn ich habe nicht gesagt, dass „man etwas tun muss“, sondern dass es sinnvoll sein kann, die Volatilität im Depot zu begrenzen. Ich habe ja selbst nichts an meinem Depot geändert, weil es aus meiner Sicht wetterfest und nicht volatil ist. Mal abgesehen von den Themen-ETFs und den Kryptowährungen.
Das war ja auch mein Fazit in der Folge. Hätte ich gesagt, dass „man etwas tun muss“ würde es ja gar nicht dazu passen. Ich halte auch nichts von Trendfolge und Co. Als reiner ETF-Anleger ist es auch nicht sinnvoll, alles über den Haufen zu schmeißen.
Beste Grüße
Daniel
Das Problem bei dieser Betrachtungsweise ist aber, dass die statistisch erwartete Rendite nicht zwingend eintreten muss. Du hast halt nur ein Leben und wenn gerade in deinem Anlagezeitraum ein ganz schlechter Verlauf eintritt, hilft es dir nicht, wenn es bei 99 anderen Anlegern (mit anderen Zeiträumen) gut gegangen wäre.
Die Wahrscheinlichkeit mag mit zunehmendem Zeitraum abnehmen, aber dieses „worst case“-Risiko sollte man nie außer Acht lassen. Eben der „fat tail“.
Ansonsten stimme ich dir aber absolut zu: Unkorrelierte Anlagen sind toll – wenn aber einige davon kaum Rendite abwerfen, muss man sich den Kompromiss gut überlegen.
zu „Und da fehlen mir einfach statistisch signifikante Zeitreihen, die zeigen, dass die ganzen Trendfolge/MFF Produkte wirklich über ein Anlegerleben eine Aktienähnliche Rendite bringen.“
Schlauere Leute haben das schon (nicht alleine Trendfolge/MFF aber als wichtige Komponente) zusammengetragen (das die Rendite geringer ist ;-)): https://gerd-kommer.de/stiftungs-fonds/
Zitat eines Zitates dort:
„Alternative Asset-Klassen haben dabei versagt, einen Diversifikationsnutzen zu bieten und sie hatten einen nachteiligen Einfluss auf die Wertentwicklung der Endowments.“ (Swedroe 2020) [6]“
LG Joerg
Soll halt jeder selbst ueberlegen, wie er investiert mit allen Ueberzeugungen und Hoffnungen.
Frueher konnte man Alternative Investments noch bei Albert auf dem Blog kontrovers diskutieren, jetzt ist es wohl Albert zu viel (Arbeit) geworden (oder Compliance? wegen Democratic Alpha)?
Stimmt, bei Gerd Kommer gab es da mal eine Analyse, ich wusste aber nicht mehr, ob der Anteil der betrachteten Trendfolger ausreicht, das als Vergleichsmaßstab zu nehmen.
Ja, es ist schade, dass Alberts Blog als Diskussionsplattform weggefallen ist.
@Ernst
natürlich stimmt es, dass ich nur einen Lebenspfad haben werde. Da ich den aber nicht kenne muss ich ex ante von langjährigen Durchschnitten ausgehen, da diese die wahrscheinlichste Prognose sind, die ich machen kann. Wenn ich mit „sicheren“ niedrig rentierenden Anlagen mein Ziel bereits erreichen kann, ist das natürlich etwas anderes.
Oder man zielt auf die schlechteste aller Zeitreihen ab und optimiert darauf hin eine sichere Entnahmestrategie. Ich jedenfalls fahre damit emotional sehr gut. Dazu gibt es auf dem Blog von Georg (finanzen-erklaert) ein paar interessante Beiträge.
Wer etwas Wichtiges plant, sollte generell mehrere Szenarien betrachten und nicht nur das „wahrscheinlichste“. Daher betrachte ich mindestens ein sehr pessimistisches wie auch das „wahrscheinliche“ Szenario. Wie pessimistisch man dann rechnet, ist Einstellungssache.
zum Thema, Minderperformance von Hedgefunds, Alternative Liquids, Alternativen Investments
gelesen bei:
https://klementoninvesting.substack.com/p/hedge-funds-vs-fixed-income
Joachim Klement, studierte Mathe und Physik an der ETH, MBA in Zuerich & Hagen, jetzt Investmentstratege in London, schreibt aus UK einen guten, kostenlosen Email-Newsletter und screent die aktuelle wissensch. Literatur zu Investmentthemen.
Hier der Kernsatz fuer Lese-Faule:
„Which begs the question, what exactly is the benefit of hedge funds in a portfolio if they cannot keep up with either stocks or bonds? Clearly, individual hedge funds have done extremely well for their clients, but as a group, hedge funds have disappointed on all fronts. The trick to good hedge fund performance is good manager selection, but if you think investment consultants [zB Democratic Alpha?] can provide that for you, I have more bad news for you. This study [onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/jofi.12289] looked at the recommendations of investment consultants in the equity space and found that equity funds recommended by investment consultants on average underperformed funds not recommended by consultants by 1.0% per year.“
LG Joerg
Dieses Trendfolge-Alpha-Gedöns ist mir auch sehr suspekt. Ich bleibe bei meinen breitgestreuten ETF. Soll das Depot doch schwanken, wen kümmert es?
Mir reicht es, wenn im Alter 4 x im Jahr die (natürlich ebenfalls schwankenden) Ausschüttungen auf das Konto gespült werden. Durch mein gut gepflegtes Haushaltsbuch und meinen sorgfältig geführten Ausschüttungskalender kann ich recht gut überschlagen, dass ich mit meiner Rente und den Ausschüttungen klar kommen müsste. Auch ohne Alpha- und Trendfolge-Produkte.
LG H
Hmm,
mein persönliches Worst-Case-Szenario wäre mein Tod direkt vor oder nach dem Beginn meiner Entnahmephase. Weil dann hätte ich schlichtweg viele Lebensjahre unter meinen Möglichkeiten gelebt.
Dann kann ich nur noch auf einen plötzlichen Tod hoffen, damit ich zumindest den Ärger darüber vermeide. 😀