Schwellenländer – mehr Risiko als Rendite? – El Dinero 14

Russische Aktien fliegen aus den Indizes. Chinesische Aktien schwanken aufgrund vieler Problemfelder ohne Ende. Das wichtige Schwellenland Taiwan hat Angst vor einer Eskalation im Konflikt mit China. Lohnt sich vor diesem Hintergrund das Investment in Schwellenländer überhaupt? Wir sprechen mit Dr. Stefan Eck darüber, ob das klassische 70/30-Depot noch zeitgemäß ist.

Schwellenländer Emerging Markets El Dinero

Überblick Schwellenländer

Russland raus aus allen Schwellenlandindizes. China bei 30 %, Taiwan bei 16 %. Ist der Schwellenlandindex nicht ein hoch volatiles und schlecht diversifizertes Etwas? Braucht man den noch im Depot fragt uns Dr. Stefan Eck in dieser Podcastfolge.

Zunächst sollten wir aber die Frage klären, was Schwellenländer eigentlich sind und welche Länder zu den Emerging Markets dazu gehören.

Einfach erklärt: Was sind Schwellenländer?

Schwellenländer sind Länder, deren Wirtschaft wächst und die sich entwickeln, indem sie in ihre Industrie, Infrastruktur und Technologie investieren. Sie haben in der Regel ein höheres Wachstumspotenzial und Wirtschaftswachstum als eine Industrienation wie die Vereinigten Staaten, Kanada oder Japan. Beispiele für Schwellenländer sind die BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) sowie Länder in Südostasien und Lateinamerika.

Das Bruttoinlandsprodukt ist in einem Emerging Market deutlich niedriger. Dafür ist die Wachstumsrate wesentlich höher und es bildet sich eine größere Mittelschicht. Dafür ist die Schere zwischen arm und reich noch sehr groß, die soziale Ungleichheit noch ausgeprägt.

Auch die Lebenserwartung ist geringer. Ein Kennzeichen vieler Schwellenländer sind Vorkommen von Rohstoff wie beispielsweise Erdöl.

Diese Märkte bieten Anlegern Zugang zu einer Vielzahl von Vermögenswerten, die in fortgeschritteneren Volkswirtschaften nicht verfügbar sind. Die höheren Renditechancen machen die Developing Countries attraktiv für Anleger, die ihr Portfolio diversifizieren und von wachstumsstarken Chancen profitieren wollen.

Definition: Welches Land ist ein Schwellenland?

Ein Schwellenland ist ein Entwicklungsland, das einige Merkmale eines entwickelten Marktes aufweist, aber noch nicht über die wirtschaftliche oder politische Stabilität der westlichen Industrieländer verfügt. 55 Länder werden von der Weltbank den ‚Schwellenländern‘ zugeordnet.

Zu den häufig genannten Beispielen gehören Länder in Asien, wie China und Indien, sowie Länder in Lateinamerika, wie Brasilien und Mexiko. Andere Länder, die oft zu den Schwellenländern gezählt werden, sind die Türkei, Südafrika, Indonesien, Thailand, Malaysia und Vietnam.

In unserer Podcastfolge sprechen wir darüber, ob man angesichts der geopolitischen Risiken (China, Russland, Taiwan) und politische Instabilität noch in Schwellenländer investieren kann, um vom wirtschaftlichen Aufschwung zu profitieren. Oder ob man eher auf die größten Volkswirtschaften setzt.

Wir sprechen über die folgenden Themen:

Aufbau des Emerging Markets Index

  1. Welche Länder sind aktuell Schwellenländer? Da herrscht nämlich – abgesehen von Russland – ein ganz schönes Kommen und Gehen.
  2. Wann ist ein Land ein Schwellenland? Wer legt die Kriterien fest?
  3. Was sind die größten und wichtigsten Länder, Sektoren und Unternehmen?

Unterschiede bei MSCI und FTSE in der Zusammensetzung der EM-Indizes:

  • Unterschiedliche Einstufung von Südkorea und Polen (Gründe und Auswirkungen)
  • Weitere Unterschiede? (China-Aktien; Sonstiges)

Ausschluss von Russland aus den Indizes

  • Wie haben die ETF-Anbieter das umgesetzt?
  • Auswirkungen auf die EM-Indizes?
  • Aufstockung anderer Länderanteile?
  • Renditeverluste für Anleger?

Emerging Markets im Depot

Bisher galt: Der EM-ETF ist ein Baustein zur breiteren Diversifikation und damit zur „besseren“ Investmentstrategie , das 70/30-Weltportfolio. In der aktuellen Situation stellt sich die Frage:Benötigen wir neben einem World-ETF wirklich einen EM-ETF?
Beziehungsweise: Stelle sich die Frage wirklich? Ist jetzt nicht einfach mal Mediendiät und „Ruhe im Karton“ angesagt?

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Chancen und Risiken eines Schwellenlandinvestments

  • Worin liegen sie?
  • Die „Schwarzen Schwäne“: Neubewertung des EM-Investments durch Ukraine-Krieg und Corona nötig?
  • Outperformance – Die Emerging Markets als Wachstumsmärkte: Haben die EM-ETFs wirklich jemals (langfristig) besser performt als World-/Industrieländer-ETFs?
  • „Hedging“ durch Schwellenländer: Hatten Investments in EM-ETFs jemals irgendeinen Absicherungseffekt?

Globalisierungseffekte?

Machen heutzutage nicht sowieso

  • die großen Unternehmen der Schwellenländer einen großen Teil ihrer Umsätze in den Industrieländern?
  • viele Unternehmen der Industrieländer einen großen Teil ihrer Umsätze in den Emerging Markets (Stichwort: deutsche Automobilwirtschaft in China)?

Ist eine Geldanlage in Schwellenländer überhaupt ethisch vertretbar?

  • „Darf“ man heutzutage noch in EM-ETF investieren?
  • Wieso heutzutage? War es jemals anders?
  • Alternativen zu EM-ETFs als „saubere Lösung“?
  • EM-ETF ex (Land XY)
  • aktiv gemanagte EM-Fonds?
  • Nur einzelne Länder anstatt des ganzen Fonds?
  • Einzelaktien?

Anleihen

Wie sieht es aus mit ETFs auf Staats- oder Firmenanleihen aus Schwellenländern – Sinnvoll? Verrückt? Irrelevant?

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5 Antworten

  1. Hallo Daniel,

    vielleicht wäre für dich ja der MSCI Emerging Markets Small Cap ein Ersatz für den MSCI Emerging Markets? Ersterer hat zusammen 25% in China + Taiwan, letzterer 43%. Beide Länder komplett aus dem Depot rauszunehmen scheint mir nicht ratsam, bei allen Bedenken.

    Sollte China wirklich Taiwan angreifen, dann geht der MSCI World genauso baden, wie der EM. Dagegen schützt kein Auschluß von China und Taiwan, jedenfalls nicht viel. Wenn das aber nicht passiert, kann dir bei der Rendite einiges durch die Lappen gehen. Das heißt: China und Taiwan raus bringt nur wenig bei der Downside, kann aber viel Upside kosten.

    Und so berechenbar sind die Industriestaaten nun auch nicht. Wer hätte vor März 2020 gedacht, daß westliche Demokratien zu Lockdowns fähig sind? Auch die Reaktionen der EU auf den Ukraine Krieg sind ja kaum prognostizierbar. Können aber die wirtschaftliche Entwicklung wesentlich beeinflussen, z.B. wenn es zu weiteren Rohstoffembargos kommen sollte. Ob Industrieland oder Schwellenland, der wirtschaftliche Erfolg ist für beide unbestimmt.

    1. Hallo G&S,

      vielen Dank für Deinen Kommentar. Ganz rausnehmen werde ich meine Emerging Markets-ETFs auch nicht, aber eben nicht weiter besparen. Den Small Cap werde ich mir aber auch nochmal anschauen.

      Viele Grüße
      Daniel

  2. Sehr interessantes Thema das mich momentan auch stark beschäftigt. Ich fühle mich mit meinem ungefähr 37% Anteil EM zunehmend unwohl, da einem die Bedeutung des Wortes „Political Risc“ immer stärker vor Augen geführt wird. Ich habe nun einen Betrag festgelegt, der bei mir maximal im Feuer stehen soll. Den Rest verkaufe ich. Danach liege ich bei rund 12% EM.
    Ob das langfristig richtig ist weiß ich auch nicht, prognosefrei ist es sicherlich nicht. Aber wenn man nur noch an seinen EM-Anteil denkt ist das auch nicht gut. Korea ist bei mir im DM-Anteil, da ich Vanguard Produkte mit FTSE- Indizes nutze. Korea hätte ich nur ungern reduziert.
    Ich fand die Argumentation von C. Röhl im 70/30 Podcast von Echtgeld TV überzeugend: Außer China Taiwan und Korea sei im EM nur wenig überzeugendes (relativ frei zitiert, bitte im Podcast selbst abhören).
    In 10 Jahren wissen wir, ob die Sorgen berechtigt waren.
    VG Herbi

    1. Moin @Herbie,

      das ist eine nachvollziehbare Ueberlegung.

      Allerdings ist es vielleicht sinnvoller fuer Dich einfach durch weitere Sparraten in zB MSCI World oder Vanguard Developed World mittel-langfristig sich auf die „vernuenftige“/prognosefreie Marktkapitalisierung von „was-immer-dann-der-Markt-denkt“ fuer EM zu zubewegen? Sprich nicht verkaufen sondern Anteile langsam zu justieren? Du bist noch in der viele Jahre dauernden Ansparphase, oder? Mit Geduld waere eine Verwaesserung vom EM-Anteil viell. auch eine Loesung?
      Oder aber viell. kannst du Verlustzuweisungen beim Verkauf von EM-ETFs taktisch nutzen (Verrechnung gegen ETF-Dividenden/ETF-Kursgewinne)?

      Meine aktuelle Sicht:
      Die Aktienmaerkte (die Anleger mit ihrem Verhalten) bewerten die mittelfristen Gewinnaussichten fuer die Unternehmen und wieviel davon bei Ihnen im Depot ankommen koennte (Kurssteigerungen, Dividenden).
      In einem evolutionaeren System schwanken diese Bewertungen der An- und Aussichten staendig (Ueber- und Untertreibungen).
      Wenn die Mehrheit (in Invest-Power gemessen) der Anleger denkt, dass von Unternehmensgewinnen zukuenftig mehr zu ihnen kommen koennte, investieren sie dort hinein. Wenn sie keine Sicht dafuer haben (so wie du fuer EM gerade) sinkt deren Bewertung und die Aktienpreise. (Natuerlich spielt auch die Geldmenge eine starke Rolle, Asset-Preis-Inflation).

      Ich habe nie verstanden, weshalb Anleger denken, dass eine positive Wirtschaftsentwicklung (aka staerkeres Wachstum) in Schwellenlaendern insgesamt sich iwie von Zauberhand? in hoehere Aktiengewinne dort ansaessiger Unternehmen ummuenzen sollte, die dann zu allem Ueberfluss auch noch als reale Gewinne (nach Waehrungseffekt, Steuern, Regulierungskosten, weitere Abschoepfungen) zu mir den Weg in mein Depot finden sollten? Das ist doch voellig losgeloest von der Realitaet? Die meisten Schwellenlaender sind stark reguliert, kaempfen mit Staatsmonopolen, Kapitalmaerkte sind rudimentaer organisiert; die Laender wollen nicht, dass Geld ins Ausland an fremde Investoren abfliesst, es soll vor Ort bleiben.

      Viell. ist/war die BIP-Gewichtungs-Statistik aus der Vergangenheit ein zufaelliger Artefakt? Anleger sind dem ohne Beachtung der realwirtschaftlichen Begruendungen aufgesessen, d.h. den Effekt gab es zwar eine zeitlang, aber aus anderen Ursachen als BIP-Entwicklung?! Ursache-Wirkungs-Verwechslung? (vgl. AReRo u.and.)

      Ein einfaches anderes Argument gegen zB 70/30 Gewichtung geht so:
      Wenn jetzt ein gewichtiges EM-Land (zB China) als Developed umdeklariert wird (geschieht gestaffelt/marktschonend), soll dann weiter der verbleibende Rest immernoch 30% ausmachen (wenn verbliebene nur kleine Laender mit weniger Impakt waeren)? Es macht einfach wenig Sinn.
      Am ehrlichsten ist die Bewertung nach Marktkapitalisierung (MSCI ACWI, Vang.All World).
      Den ganzen Heuhaufen kaufen und nicht nach Laender/Regionen unterscheiden. Der Markt regelt unter Schwankungen den Rest.
      Alles andere sind Wetten, die koennen klappen oder auch nicht.

      LG und viel Erfolg weiterhin

      Joerg

  3. Moin Joerg,
    Das ist exakt die Überlegung die ich auch hatte. Mein EM Anteil ist derzeit so hoch, weil es diese ETF vor und während Corona billig gab (ich liege deutlich im Plus). Deshalb habe ich kräftig zugelangt. Den Anteil habe ich seit 1 Jahr nicht mehr erhöht. Seit dem bespare ich nur noch DM (vorher beides jedoch mit deutlich zu hohem EM -Anteil). Zu Beginn der Entnahmephase läge der EM-Anteil dann planmäßig ( nach investierter Summe) bei rund 10 %. Eigentlich ein schöner Plan. Nur flattern mir jetzt die Hosen. Der Kurs der EM ist mir egal, ich habe auf die lange Sicht Sorge
    wegen Nichthandelbarkeit oder Auswirkungen eines Wirtschaftskrieges.
    VG Herbi

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