„Ich habe auf die harte Art gelernt, warum Vermögensaufbau wichtig ist“ – Hörerinterview mit Kevin

Manchmal sorgt das Leben dafür, dass es nicht so geradlinig verläuft wie man es gern hätte oder wie es bei den meisten Menschen auch verläuft. Die Herausforderung ist es, genau dann wenn es mal nicht gut läuft, den Weg aus dem Tief zu finden. Nur den wenigsten gelingt es aber, da wieder heraus zu kommen. Mein heutiger Interviewgast hat den Weg aus diesem Tief geschafft. Wie er es geschafft hat, was er heute macht und was Einzelaktien damit zu tun haben, erzählt er im Hörerinterview.

Überblick Interview

Ich habe heute meinen Hörer und ehemaligen Kollegen Kevin zu Gast. Es ist erst das zweite Interview mit einem ehemaligen Kollegen, der dazu auch noch in Lübeck wohnt. Herausgekommen ist eine persönliche Folge mit einem interessanten Interview.

Mit Kevin spreche ich über den schwierigen Berufseinstieg, den geänderten Umgang mit Geld und natürlich über seinen Weg an die Börse.

Im weiteren Verlauf sprechen wir dann über seine Anlagestrategie, sein breit aufgestelltes Einzelaktiendepot und einiges mehr.

Shownotes

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Zusammenfassung des Interviews

Du bist ja nicht nur Hörer vom Finanzrocker-Podcast, sondern hast in der Vergangenheit auch schon vereinzelte Folgen geschnitten. Das macht unser Gespräch ja auch etwas besonders.

Ja, das stimmt!

Das ist jetzt erst mein zweites Interview aus meinem Berufsleben. Möchtest Du kurz erzählen, wie es dazu kam, dass Du das Interesse für die Börse entwickelt hast?

Ich habe in relativ jungen Jahren ein großes Interesse für Finanzen und Geld entwickelt. In einer finanziell schwierigen Phase wuchs das Interesse aus dem Geld, das ich hatte, mehr zu machen. 

Nachdem ich die ersten Ausbildungs-Gehälter verprasst hatte, kam die Erkenntnis, dass ich so nicht vorankommen würde. Durch einen glücklichen Zufall lernte ich die Welt der Geldanlage kennen und es ist eine echte Leidenschaft daraus geworden.

Welche Bedeutung hat denn Geld generell für Dich? In Deiner Jugend war es ja nicht so einfach, oder?

Ich stand mit 17 Jahren plötzlich ganz alleine da. Ich wohnte alleine in einer Wohnung, aber hatte kein Einkommen, weil ich damals noch meinen Realschulabschluss machte. Zu der Zeit bezog ich Sozialgeld. Ein paar Monate vor Ausbildungsbeginn hatte ich nur noch ein paar hundert Euro auf dem Konto, umgerechnet 1 Euro pro Tag. Ich wollte aber nicht mehr betteln und endlich erwachsen sein, also habe ich das durchgestanden.

So eine Zeit möchte ich nie mehr wieder erleben und so hat sich meine heutige Beziehung zu Geld und Finanzen entwickelt. Für mich dient Geld nicht in erster Linie zum Konsum, sondern um seinen Lebensstandard zu sichern.

Wie hast Du geschafft da wieder auf die Beine zu kommen?

Es gab Momente der Verzweiflung, in denen ich alles hinwerfen wollte. Ich dachte mir aber, das kann es jetzt auch nicht sein, also machte ich weiter.

Zuerst hatte ich eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann gemacht. Nach einem halben Jahr habe ich das aber abgebrochen, weil ich gemerkt habe, dass ich Denkarbeit brauche, um erfüllt zu sein. 

Dann habe ich eine schulische Ausbildung zum Wirtschaftsassistenten (heute: staatlich geprüfter Kaufmann zur wirtschaftlichen Assistenz) begonnen. Allerdings nicht mit dem Ziel, die Ausbildung zu erwerben, sondern um nebenbei meine Fachhochschulreife zu erreichen. Mir war klar: Wenn ich nochmal den Bildungsweg gehe, möchte ich gerne einen Studienabschluss machen. 

Während der Ausbildung konnte ich eine Vertiefungsrichtung wählen, da hatte ich Datenverarbeitung gewählt. Ich hatte das große Glück einen tollen Informatik-Lehrer zu haben, der mit uns einen Ebay-Klon gebaut hat. Dort habe ich gemerkt: Das ist voll mein Ding!

Also begann ich das Studium der Medieninformatik. Nebenbei verdiente ich bereits Geld mit Website-Gestaltung. Später habe ich es in einem Unternehmen bis zum IT-Abteilungsleiter geschafft. Mittlerweile habe ich mich für die Selbstständigkeit und das Unternehmertum entschieden.

Unterm Strich also: Mit Ausdauer und Bildung bin ich aus der Situation herausgekommen.

Mittlerweile bist Du beruflich erfolgreich, hast ein Studium abgeschlossen und bist auch gut an der Börse investiert. Was sind die wichtigsten Learnings, die Du auf dem Weg dahin gemacht hast? 

Ich würde erstmal unterscheiden: Learning fürs Leben und Learning an der Börse, auch wenn es ineinander übergeht.

Im privaten Bereich habe ich einen neuen Umgang mit Problemen gelernt. Es ist selten das Problem selbst, als vielmehr der Umgang mit dem Problem. 

So ist es auch an der Börse. Was mache ich wenn mal was schiefläuft oder ich einen Fehler gemacht habe? Dabei sind aber Fehler grundsätzlich nichts Schlimmes. Vieles kann man lernen, indem man anderen zuhört. Manche Fehler muss man wohl selbst machen und mit Emotionen verknüpfen, um sie in Zukunft zu vermeiden.

Wie sieht heute Deine gesamte Asset Allokation aus?

Meine Asset Allokation ist relativ breit und enthält viele Einzelwerte. Das hat sich historisch so entwickelt. Über die Jahre habe ich herausgefunden, wie risikofreudig ich bin und welche Investments mir liegen bzw. mit denen ich mich wohlfühle.

Etwa 80% bestehen aus Aktieninvestments, weitere 6% aus ETFs. Meine Cash-Quote liegt aktuell bei ca. 10%, was ich auf etwa 20% erhöhen möchte. Ein kleiner Anteil sind Rohstoffe, physisches Silber. Ein ganz kleiner Teil ist in Kryptowährungen, dieser soll langfristig 5% ausmachen.

Ich bin mit der Allokation nicht ganz zufrieden, das erreicht man vielleicht auch nie zu 100%. Aber ich fühle mich damit wohl, das ist wohl am Wichtigsten.

Worauf achtest Du bei Deinen Aktieninvestments am meisten? Kennzahlen wie Gewinnentwicklung, KGV oder Dividende?

Das hängt vom Unternehmen selbst als auch der Branche ab. KGV ist gut für eine grobe Ersteinschätzung. Eine sehr hohe oder sehr niedrige KGV sind ein wichtiger Hinweis, das Unternehmen genauer unter die Lupe zu nehmen.

Wichtige Kennzahlen sind für mich die Margen und der Verschuldungsgrad.

Auch wenn Aktien ein eher risikoreiches Investment sind, bin ich hier dennoch recht konservativ unterwegs. Ich achte auf Unternehmen, die finanziell stabil aufgestellt sind, damit ich durch Krisenphasen relativ gelassen durchgehen kann. Kennzahlen sind da das eine. Noch etwas wichtig ist mir, dass ich das Geschäftsmodell verstehe und ob ich es in die Zukunft denken kann.

Auch die Payout Ratio sehe ich mir an. Ich möchte keine Unternehmen im Portfolio, die heute alles an Dividenden rausfeuern und zukünftig weniger. Irgendwann soll der Punkt kommen, an dem ich ein Stück weit von meinen Dividenden leben kann. Langfristigkeit ist mir also sehr wichtig.

Hast Du eine bestimmte Branchen- und/oder Länderaufteilung?

Ich habe eine Grundaufteilung. 25% meiner Investments liegen im Konsumgüter-Bereich (z.B. Unilever). Das bringt eine gewisse Ruhe ins Portfolio. Als Informatiker liebe ich natürlich Technologiewerte, die machen ebenfalls 25% aus – das ist mein Wachstumsmarkt. Der Rest verteilt sich auf diverse Branchen wie Gesundheit oder Finanzmarkt, da gibt es keine genaue Aufteilung.

Bei der Länderaufteilung ist es so, dass ich 50% der Investments in den USA habe, der Rest verteilt sich relativ wild. Ich achte darauf, nicht mehr als die 50% in den USA investieren, außer ich finde außerhalb nicht viel. Aktuell möchte ich noch in Japan aufstocken, denn immerhin ist das die drittgrößte Wirtschaft. 

Asien bilde ich generell eher über ETFs ab (z.B. Emerging Markets ETF, China S&P500, Robotic ETF) statt Einzelwerten. Denn dort ist noch vieles im Umbruch.

Fehlentscheidungen gehören auch an der Börse dazu. Aus welchen hast du am meisten gelernt?

Das Thema Timing bzw. zu frühe Verkäufe. Wenn man noch an die Renditen von Bausparverträgen oder Tagesgeldkonten gewöhnt ist, hat man schnell das Gefühl „Gewinne sofort mitnehmen zu müssen“ anstatt die Aktien länger zu halten. Das war bei mir der Fall als nach kurzer Zeit die Microsoft-Aktie bei +30% lag. Mittlerweile denke ich hier viel langfristiger.

Ein anderes Thema ist die Überoptimierung. Das macht die Rendite kaputt. Hier sollte man, wenn man nicht so risikofreudig ist, von Anfang an mehr konservative Werte wählen, um dann nicht in Krisenzeiten nachzuoptimieren und die Rendite zu verschlechtern.

Der letzte Punkt ist, dass man Aktien nicht wegen irgendwelcher Nachrichten oder Aussagen von Crash-Propheten verkaufen sollte. Am besten gar nicht so viele Nachrichten konsumieren.

Nutzt Du bestimmte Tools oder Webseiten für die Aktienauswahl?

Hier nutze ich bekannte Websites, wie z.B. Onvista.de oder Simplywall.st, um Kennzahlen rauszusuchen. Teilweise benutze ich den Aktienfinder.de, um neue Werte rauszusuchen, was in letzter Zeit aber seltener geworden ist. 

Welche Zukunftsziele hast Du?

Investments in Kryptowährungen aufbauen. Bisher war ich dort immer nur kurzfristig unterwegs. Einige Einzelwerte habe ich noch auf meiner Wunschliste, bei denen ich aktuell noch keinen Einstieg gefunden habe, weil sie z.B. aktuell zu teuer sind.

Sonstige Ziele im Leben sind ganz klassisch: Haus kaufen, Familie gründen, viel Reisen. Ich würde gerne mal für 2 Jahre im Ausland leben. Und ich möchte mein Startup, das ich gegründet habe, erfolgreich machen.

Zum Abschluss mache ich nochmal das obligatorische Wordshuffle mit Dir. Ich nenne Dir Begriffe und Du sagst, was Dir einfällt.

Motivation

Muss man haben, kann man aber auch entwickeln. Wenn ich mal keine habe, schaue ich mir gerne Geschichten und Biografien von Leuten an, die schon einiges erreicht haben. Das sind bei mir vor allem Unternehmer oder Investoren wie Warren Buffet oder Jeff Bezos.

Kolumbien

Dort fand meine erste große Reise statt, bei der ich das erste Mal wirklich fremde Kulturen intensiv kennengelernt habe. Auch wenn die Kommunikation mit den Menschen dort nicht immer leicht war, war sie zumindest sehr herzlich.

Nebenberufliche Selbstständigkeit

Wenn man sich selbst etwas aufbauen möchte, führt kein Weg daran vorbei. Eine Alternative wäre noch einen Business-Plan zu schreiben und sich Investoren zu suchen. Zeitlich gesehen, kann es eine Belastung sein, aber man kann auch gestärkt daraus hervorgehen.

Rockmusik

Da bist du bei mir genau richtig. Tool ist meine Lieblingsband, die ich jeden Tag höre. Ich spiele auch selbst Gitarre, Bass und Schlagzeug und habe des Öfteren in Rock-Bands gespielt.

Humankapital

Humankapital ist das wichtigste Investment, das man machen kann. Meine „wahre“ Asset Allokation ist: 90% Humankapital und 10% klassisches Investment in Aktien & Co.

Fitness

Ist sehr wichtig, um einen kühlen Kopf zu bewahren und mit Stress gut umzugehen. Für eine gewisse körperliche und mentale Gesundheit ist es unumgänglich.

Glück

Findet man nicht, wenn man es zu sehr sucht. 

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Eine Antwort

  1. Moin Daniel,

    eine richtig sympathische Folge! Sehr authentisch und ich finde es selbst immer wieder spannend, die Geschichten anderer „Ottonormalbürger“ zu hören, wie sie mit dem Thema Geldanlage angefangen haben und ihr Portfolio sich mit der Zeit entwickelt hat.
    In vielen Aspekten habe ich mich wiedererkannt wie z.B. mit dem zu frühen Verkauf, bei mir war es 2017 Apple, meine erste Aktie. Und auch das mit dem Bauchgefühl bzgl. Broker. Natürlich sollte man auf jeden Fall immer auch auf die Kosten schauen, aber nicht ausschließlich.
    Solche Folgen finde ich gerade für Personen, die noch nicht angefangen haben, sich mehr mit ihrem Geld auseinanderzusetzen und da noch am Zögern sind, immer unheimlich ermutigend und motivierend!

    Viele Grüße
    Anke

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