Über Lebenszyklusmodelle, das Risikoverhalten der Anleger und den nachhaltigen ARERO – Interview mit Prof. Dr. Christine Laudenbach

Zum zweiten Mal nach Anfang 2018 begrüße ich Professorin Dr. Christine Laudenbach im Finanzrocker-Podcast. Wir sprechen in dieser Episode über die Lebenszyklusmodelle, worauf ich achten sollte, wenn ich früher in Rente will und wie eine sinnvolle Vermögensaufteilung aussehen kann.

Darüber hinaus sprechen wir das Buch „Die genial einfache Vermögensstrategie“, das Christine mitgeschrieben hat, und den neuen, nachhaltigen ARERO.

Christine Laudenbach Artikelbild

Überblick Interview mit Christine Laudenbach

Im April bekam ich von Christine Laudenbach das neue Buch „Die genial-einfache Vermögensstrategie“ zugeschickt, das sie gemeinsam mit Professor Martin Weber und weiteren Professoren geschrieben hat.

Als ich im Frühsommer dann endlich dazu kam es zu lesen, war ich echt begeistert. Statt der erwarteten nüchtern-wissenschaftlichen Lektüre gab es einen guten Überblick über die wichtigsten Punkte der Geldanlage auf hohem Niveau präsentiert.

Im Mittelpunkt stehen dann auch die Themen Sparen für die Rente und Entsparen während des Ruhestands. Dabei habe ich auch noch einige Punkte mitgenommen, die mir so noch nicht bewusst waren.

Nach dem Lesen war mir schnell klar, dass eine Neuauflage meines Gesprächs mit Christine Laudenbach sinnvoll ist. Glücklicherweise sagte sie gleich zu, so dass wir dann Ende August das Interview hatten.

Für das Interview habe ich mir verschiedene Aspekte aus dem Buch herausgegriffen und mit Christine darüber gesprochen. Deswegen gibt es in dem Gespräch viele unterschiedliche Themen zu hören, was es sehr kurzweilig macht.

Shownotes

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Gekürzte Zusammenfassung des Interviews

Christine Laudenbach Portrait
Foto: T:K Photography Thomas Kohnle

Über Christine Laudenbach

Christine ist Mitglied im Gründungsteam des ARERO aus Mannheim und mittlerweile Professorin für Finanzwirtschaft an der Universität Bonn.

Sie war lange Zeit in der Behavioral Finance-Forschung tätig. Seit 2022 ist sie Professorin an der Universität Frankfurt.

Wie hast Du die letzten Corona-Monate erlebt?

  • Das war eine intensive Zeit geprägt von Extremen. Auf der einen Seite Entschleunigung, auf der anderen haben wir eine Menge „großer Dinge“ umgesetzt: Ein neues Buch, ein neuer Fonds und meine Professur. Auch die Kinderbetreuung war für mich eine Herausforderung.
  • Insgesamt bin ich aber demütig und dankbar. Denn ich bin von der „Krise“ insgesamt kaum betroffen.

Du hast gemeinsam mit Professor Martin Weber und weiteren Wissenschaftlern aus Mannheim das Buch „Die genial einfache Vermögensstrategie – So gelingt die finanzielle Unabhängigkeit“.

Marketingtechnisch ist das natürlich großes Kino, weil „genial einfach“ und „finanzielle Unabhängigkeit“ natürlich immer für Aufmerksamkeit sorgen. Aber von Professoren erwarte ich eher ein nüchternen Titel. Warum habt ihr ihn gewählt?

  • Da haben wir uns auf die Marketing-Expertise des Verlags verlassen. Außerdem war der Titel von Martin Webers ersten Buchs „Genial einfach investieren“ auch relevant für die Titelwahl.

Eine weitere Besonderheit: Das Buch ist sehr gut lesbar und nur in Teilen wissenschaftlich angehaucht. Warum war Euch das wichtig?

  • Zum einen nehme ich meinen Bildungsauftrag „Wissen möglichst verständlich vermitteln“ sehr ernst – sowohl in der Vorlesungen als auch in Schriftform.
  • Zum anderen haben wir von einer Journalistin eine Korrektur der ersten Version des Buchs zurückbekommen mit sehr viel roter Farbe. Das war dann ausschlaggebend für die gute Lesbarkeit.

Was ist das Lebenszyklusmodell und warum ist es so wichtig beim Thema Vermögensaufbau?

  • Bei dem Modell geht es darum, dass man das was man gerne zum Leben braucht oder gerne hätte optimal über seinen Lebenszeit verteilt.
  • Verdienst, Sparen und Konsum wird so über den Lebenszyklus verteilt, dass der Einzelne seinen Lebensstandard stabil hält.
  • Negative Aspekte: sehr theoretisch und man muss sich mit der Frage auseinandersetzen wann man stirbt, was man eher von sich wegschiebt.
  • Positive Aspekte (und warum es für den Vermögensaufbau wichtig ist):
    • Man macht sich Gedanken zum eigenen Lebensstil und seinen Prioritäten. Zum Beispiel: Möchte ich lieber jetzt mehr Geld ausgeben (zum Beispiel für Reisen) und dann im Alter eher verzichten?
    • Es ist leichter Entscheidungen zu treffen, wenn man weiß wofür man es tut: Das Sparen fällt leichter, wenn man weiß, wofür man es spart.

In unserem ersten Interview haben wir schon darüber gesprochen, warum die Behavioral-Finance-Forschung so wichtig ist. Im Buch geht Ihr darauf ein, welche psychologischen Faktoren dafür verantwortlich sind, dass Anleger ihr Geld nicht immer vernünftig sparen und Rentner ihr Geld nicht immer optimal entsparen. Nenn uns doch bitte mal jeweils zwei Faktoren.

  • Herausforderung: Selbst wenn man sich ein Lebenszyklusmodell geschaffen hat, ist es herausfordernd die Theorie in die Praxis umzusetzen
  • Zeitpräferenzen: Die Ungeduld oder Geduld, die ich habe, wenn ich das heute gegen das Morgen abwäge.
    • Problem: Wenn man sich aus dem Lebenszyklus-Modell etwas vornimmt (z.B. Sparen) und es aber im entscheidenden Moment nicht umsetzt. Also zeitlich nicht konsistent zu seinem Vorhaben zu handeln.
    • Tipp: Selbstverpflichtungsmechanismen nutzen.
      Es gibt zum Beispiel Fitnessstudios, bei denen du mehr zahlst, wenn du nicht kommst. Klingt erstmal verrückt. Es kann dir aber dabei helfen, deinen Plan einzuhalten.
      Eine andere Möglichkeit sind Automatisierungen: z. B. Buche eine Sparrate per Dauerauftrag von deinem Konto direkt zu Monatsbeginn ab, wenn das Geld noch da ist.
  • Entscheidungskontext: In welcher Entscheidungssituation treffe ich eine Entscheidung? Und wie wird diese Entscheidung dargestellt?
    Das kennt man vielleicht eher aus dem Marketing: Wo man je nachdem wie ich dasselbe Produkt unterschiedlich darstelle, die Kaufwahrscheinlichkeit erhöhe oder senken kann.
    Tipp: Letztendlich betrifft das aber nicht nur Kaufentscheidungen, sondern auch viele andere, wo man gar nicht damit rechnet. Sei also wachsam!

Hat sich denn in den letzten Jahren etwas am Risikoverhalten der Anleger geändert?

  • Das Interesse an Finanzthemen steigt. Das liegt sicherlich auch an den vielfältigen Möglichkeit zur Selbstbildung zum Beispiel Podcasts, Facebook-Gruppen usw.
  • Dein Umfeld bestimmt größtenteils, inwiefern du dich mit dem Thema befasst.
  • „Über den Arbeitgeber“ ist der dritt- bis vierthäufigste Zugang zum Aktienmarkt.
    Tipp: Mitarbeiteraktien sind allerdings aus Diversifikationsgründen und aufgrund der Abhängigkeit weniger zu empfehlen. Besser sind Sparpläne oder Altersvorsorge-Modelle, die vom Arbeitgeber gefördert werden, die sich aber auch vom Angestelltenverhältnis loslösen lassen.

Warum sind vergangene Renditen keine verlässlichen Indikatoren für die künftige Entwicklung?

  • Extrembeispiel von Burton Malkiel aus dem Buch „A Random Walk Down Wall Street“*: Wenn ein Affe mit Dart-Pfeilen auf den Wirtschaftsteil einer Zeitung wirft, dann ist diese Auswahl genauso erfolgreich als wenn Finanzexperten diese Auswahl treffen.
  • Hintergrund: These des Nobelpreisträgers Eugene Fama „Vertraue dem Markt. Der Preis ist richtig“. Die Idee ist, dass alle wichtigen Informationen im Preis enthalten sind und eine gute Entscheidungshilfe bietet.
  • Vergangene Renditen sind sinnvoll, um ein Gefühl für den Markt zu bekommen: Wie kann ein Kapitalmarkt schwanken und wie kann ich mich da anpassen?

Wie sieht es denn mit den wahrgenommenen und tatsächlichen Verlustwahrscheinlichkeiten aus? Liegen die Teilnehmer da häufig daneben?

  • Nichtanleger schätzen die Verlustwahrscheinlichkeit nach einem Jahr für genauso hoch ein, wie nach 5 oder 10 Jahren. Hier sollte man Aufklärungsarbeit betreiben.
  • Denn es ist völlig in Ordnung wenn jemand nicht am Aktienmarkt teilnimmt, aber man sollte es nicht aus den falschen Gründen (z. B. Unwissen, falsche Informationen) tun.

Gibt es eine Daumenregel für eine sinnvolle Vermögensaufteilung?

  • Grundlegende Frage: Welcher Risikotyp bin ich? 
    Je nach Risikotyp entscheide ich, wie viel Prozent meines Vermögens ich am freien Markt anlege. Der „Sicherheitstyp“ kann beispielsweise 5 Prozent am freien Markt anlegen und den Rest risikofrei. Beim eher risikofreudigeren Typ kann das bei 30, 50 oder noch mehr Prozent liegen.
  • Besonders für Einsteiger: simple und einfache Struktur der Anlage und Diversifikation, um sich nicht selbst zu überfordern
  • Eher passive statt aktive Anlageformen, um die Kosten möglichst gering zu halten
  • Breite Streuung (Diversifikation). Zum Beispiel Aktien und Anleihen, da bei diesen Anlageformen die Korrelation niedrig ist und somit das Verlustrisiko reduzieren.

Machen eigentlich Anleihen in einem Portfolio angesichts der Zinsmisere und der EZB-Geldschwemme überhaupt noch Sinn in einem Portfolio?

  • Ja, da sie eine niedrige Korrelation zur Wertentwicklung von Aktien haben und dadurch das Verlustrisiko reduzieren.

Warum ist ein Tagesgeldkonto trotz 0 %-Verzinsung besser als risikoarme Anlage geeignet als ein ETF auf deutsche Staatsanleihen?

  • Schwankungen sind auch bei Staatsanleihen möglich und somit nicht risikofrei
  • Tagesgeld unterliegt außerdem bei den meisten Banken der Einlagensicherung, was auch zur Risikofreiheit beiträgt.
  • ETFs kosten im Vergleich zum Tagesgeldkonto immer Gebühren.

Warum sollte ich als Anleger überlegen mein Vermögen nach dem Bruttoinlandsprodukt zu gewichten?

  • Das ist ein bisschen eine Glaubensfrage. Grundsätzlich bildet die Aufteilung nach dem Bruttoinlandsprodukt die Wirtschaftskraft des jeweiligen Landes ab.
  • Derzeit gibt es deutlich mehr Finanzprodukte, die marktkapitalisierungsgewichtet anstatt bruttoinlandsproduktgewichtet sind. Es werden aber immer mehr Finanzprodukte, die entsprechend bruttoinlandsproduktgewichtet sind.

Wie sichere ich Währungsrisiken sinnvoll ab?

  • Bei Aktien von multinationalen Konzernen ist ein Absicherung der Währungen automatisch gegeben
  • Bei Anleihen kann es als Europäer sinnvoll sein, nur in Euro-Anleihen zu investieren

Welche Rolle sollten Rohstoffe und Immobilien spielen?

  • Jede Anlageklasse, die ich hinzufüge, führt zu mehr Komplexität im Portfolio.
  • Unsere Meinung ist, dass man Immobilien als Anlageobjekt weniger berücksichtigen sollte (die eigene Immobilie ist etwas anderes). Immobilienfonds sind grundsätzlich teuer und du kommst schwerer an dein Geld ran (Stichwort: Geschlossene und offene Immobilienfonds).

Wie sieht es bei Immobilien-ETFs und -REITs aus?

  • Kann man machen. Hierbei handelt es sich um Unternehmen, die in Immobilien investieren. Diese Unternehmen sind meist sowieso im Marktportfolio enthalten und können entsprechend höher gewichtet werden.
  • Rohstoffe bieten ein starkes Diversifikationspotenzial und gewissen Inflationsschutz.

Was ist denn ein „Save more tomorrow“-Plan und warum wäre so etwas auch in Deutschland wünschenswert?

  • Der „Save more tomorrow“-Plan ist eine Art Selbstverpflichtung, um den inneren Schweinehund zu überwinden. Die Idee ist, dass ich anfange zu sparen, zum Beispiel für die Altersvorsorge, aber damit nicht heute anfange, sondern morgen, aber mich dazu verpflichte.
  • Dieses Modell kommt aus den USA, bei dem bei Angestellten ein Großteil der Gehaltserhöhung direkt in einen Aktien- oder Fonds-Sparplan überführt wurde mit der Option jederzeit anzupassen, ob oder wie viel gespart wird (Opt-out).
  • So haben die Personen, reell nie weniger Geldfluss auf ihr Konto gesehen. Besonders bei der betrieblichen Altersvorsorge hatte dieses Modell große Erfolge.
  • Die Deutschen sparen ja schon ganz gut. Das Modell könnte in Deutschland dazu führen, dass die Beliebtheit von Aktien oder Fonds gesteigert wird, da der Sparplan in diesem Modell in der Regel aktien- bzw. fondsbasiert ist.

Worauf sollte ich achten, wenn ich früher in Rente möchte?

  • Grundlegend: Nur weil ich jetzt glaube, dass ich nicht früher in Rente möchte, heißt das nicht, dass es später auch so ist. Die Praxis zeigt, dass viele von denen, die früher in Rente gehen, das als junger Mensch nicht geplant hatten.
  • Man sollte sich damit beschäftigen, was die Frage bedeutet: Was kostet so ein frühzeitiger Ruhestand?
  • Mittlerweile gibt es viele interessante alternative Modelle, beispielsweise mit 50 nur noch 4 Tage die Woche zu arbeiten, anstatt früher in Rente zu gehen. Man sollte sich damit beschäftigen, welches Modell zu einem passt und was das kostet.
  • Langlebigkeitsrisiko berücksichtigen: Das Risiko kein Geld mehr zu haben, weil man besonders lange lebt. Es gibt beispielsweise Online-Rechner zur Lebenserwartung
  • Auswirkungen berechnen, wenn man früher in Rente geht: Auch hier gibt es Online-Rechner, wo du errechnen kannst, welchen Einfluss jedes Jahr hat, dass du früher oder später in Rente gehst.

Wann ist eine Einmalzahlung und wann die Rente attraktiver?

  • Erstmal zur Begriffsklärung: Rente bedeutet dass ich bis zu meinem Lebensende monatlich einen bestimmten Betrag bekomme. Einmalzahlung bedeutet, ich bekomme alles auf einmal.
  • Den meisten Menschen erscheint die Einmalzahlung attraktiver, weil wir grundsätzlich eine starke Gegenwartspräferenz haben.
  • Wann lohnt es sich nicht die Rente zu nehmen? Wenn ich so früh sterbe, dass ich weniger Geld bekomme als die Einmalzahlung wert wäre.
  • Für die meisten Menschen ist die Rente sinnvoller wenn man die Lebenserwartung berücksichtigt, aber die meisten Menschen entscheiden sich für die Einmalzahlung.
  • Oft sind Mischformen sinnvoll:
    • Ich kann die Einmalzahlung nehmen, aber diese wie eine Rente behandeln. Also mir monatlich einen Betrag davon auszuzahlen und beim Rest wieder zu überlegen, wie ich es wiederum anlege.
    • Nur so viel als Rente auszahlen lassen, dass ich im Notfall über die Runden komme, wenn ich doch älter werde als erwartet. Und den Rest lasse ich per Einmalzahlung auszahlen, z. B. um es zu vererben oder eine Weltreise zu machen.

Dann lass uns zum Abschluss nochmal über den ARERO sprechen. Letztes Jahr feierte er 10 jähriges Bestehen und Ende letzten Jahres konnte er erstmals die Milliardengrenze überschreiten. Dafür dass Ihr fast keine große Werbung schaltet ist das doch ein großer Erfolg, oder?

  • Klar! Das meiste Marketing läuft über Mund-zu-Mund-Propaganda.

Merkt ihr die Konkurrenz durch die Billig-Broker? Ihr seid ja ein Whitelabel-Produkt der Deutschen Bank, dass heißt ihr werdet überwiegend bei den großen Brokern gehandelt. Bei den Billig-Brokern gibt es meist gar keine aktiven Fonds wie den ARERO.

  • Ich glaube das Marktfeld von unserem Ansatz die Wissenschaft mit einem Finanzprodukt zu verknüpfen noch relativ klein ist
  • Die meisten Kunden, die uns kaufen, kaufen aus Überzeugung und sind dann auch bereit dafür ein Extra-Konto aufzumachen

Seit dem Bestehen hat der ARERO 120 % Rendite eingefahren und liegt damit 12 % über dem FWW-Sektordurchschnitt für weltweite Mischfonds. Liegt diese Überperformance an den vergleichsweise geringen Kosten von 0,5 % oder tatsächlich an der 60/25/15-Aufteilung?

  • Das ist natürlich immer die Frage was du als Benchmark nimmst. Wenn du den ARERO mit Mischfonds vergleichst, bei denen die Aktienkomponente höher ist, sind wir wahrscheinlich schlechter.
  • Man versucht mit diesen Benchmarks eine Entscheidungshilfe zu schaffen, welche Fonds besser oder schlechter sind. Letztendlich ist das je nach Betrachtungsweise oft sehr unterschiedlich.
  • Gebühren sind vor allem auf lange Sicht ein extrem wichtiger Faktor, den man im Blick haben sollte. Auf unserer Webseite haben wir dazu einen Rechner.
  • Zur 60/25/15-Aufteilung: Diversifikation ist ja ein grundsätzlich wichtiger Ansatz. Welche genaue Aufteilung sinnvoll ist oder besser ist, ändert sich immer mit der Zeit.

Ihr habt in diesem Jahr auch eine nachhaltige Variante auf den Markt gebracht. Warum?

  • Wir haben viele Fragen und Anregungen dazu von unseren Kunden bekommen

Welche Unterschiede hat die nachhaltige Variante im Vergleich zur klassischen?

  • Filter auf Aktienauswahl: Dadurch verlieren wir etwa 11% der Unternehmen
  • Bei den Rohstoffen haben wir Agrarprodukte und Lebensmittel ausgeschlossen.
  • Herausforderung: Wie definiere ich Nachhaltigkeit?

Wäre es nicht sinnvoller gewesen, unterschiedliche Aufteilungen zu wählen wie es der comstage Vermögensstrategie gemacht hat?

  • Grundsätzlich verfolgen wir die Idee der Marktportfolio-Strategie: Wenn man weniger Risiko möchte, investiert man entsprechend weniger in den freien Markt.
  • Zum Verhältnis der Diversifikation: Viele verschiedene Produkte erhöhen die Komplexität. Die genaue Aufteilung der Allokation ist auch immer ein bisschen Bauchgefühl.

Wordshuffle

Dispositionseffekt

Das ist ein psychologischer Effekt, dass man Verlierer-Aktien in seinem Portfolio behält und Gewinner-Aktien verkauft, weil man denkt man wartet bis die Verlierer-Aktien wieder bei dem Einkaufswert sind.

Das ist ein Denkfehler, weil man nur darüber nachdenken sollte, was eine Aktie in Zukunft bringt und nicht darüber, was sie mir in der Vergangenheit Schlechtes gebracht hat.

Hochschule

Erstmal muss man zwischen Hochschule und Universität unterscheiden. Ich glaube Hochschulen und Universitäten haben in Deutschland eine spannende Zukunft, weil Studenten in immer jüngeren Jahren anfangen eigene Ideen einzubringen. Es ist nicht mehr dieses „Ich lehre von vorne“, sondern man bekommt sehr viel zurück und das ist extrem spannend.

Nachhaltigkeit

Ich versuche das in viele Aspekte meines Lebens mit einzufließen. Ich denke, dass jeder dazu beitragen kann, einfach ein bisschen mehr darüber nachzudenken.

Eigene Vermögensstrategie

Die ist nicht lehrbuchmäßig. 😉 Durch die vielen Konzepte, die ich beruflich kennenlerne, ist mein Portfolio mittlerweile recht kompex. Ansonsten bin ich ein großer Fan von Diversifikation, aber ich habe auch viel Freude am Experimentieren mit Einzelaktien.

Digitalisierung

Finde ich großartig, weil man so viel damit machen kann. Sei es kleine Simulationen oder neue Möglichkeiten der Wissensvermittlung. Bei der Online-Lehre habe ich allerdings festgestellt, dass weniger Fragen gestellt werden. Hier suche ich noch nach einer geeigneten Möglichkeit dieses Problem mit digitalen Mitteln zu lösen.

Ruhestand

Ich könnte mir vorstellen in relativ naher Zukunft nur noch 4 Tage die Woche zu arbeiten. Ich weiß nicht ob ich mir vorstellen kann früher in Rente zu gehen, weil ich ein recht aktiver Mensch bin. Deswegen finde ich diese „Zwischenmodelle“ so attraktiv. Wichtig ist mir im Alter die Freiheit zu haben, das zu tun was mir Freude bereitet. Das finde ich ein schönes Bild, auf das man hinarbeiten kann.

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3 Responses

  1. Tolles Interview, das interessanteste war für mich selber „Zeitpräferenzen“. Weil ich mich selber manchmal erwische wie ich eben nicht das umsetze was ich mir vorgenommen habe und selber allen Predige.
    Denke das ist auch ein großes Problem von vielen Jungaktionären, man sieht in dieser Erfolgsorientierten Gesellschaft, die Resultate viel zu spät, meist in mehren Jahren bzw. Dekaden. und wer hat heute schon so viel Zeit? YOLO, Instagram und YouTube leben es vor, nur wer ständig aktuell was postet und Leistung bringt ist In. Börse ist dagegen eine Schildkröte, was auch gut ist, aber viele verstehen es eben nicht.

  2. Ich hätte mir etwas mehr Nachfragen zum BIP-Thema gewünscht. Natürlich sollte man gemäß des „Weltportefolio“-Ansatzes die Investitionssumme gemäß der jeweiligen Wirtschaftskraft verteilen. Die Wirtschaftskraft könnte man über das BIP annähern (lassen wir mal Feinheiten außen vor, wie die einzelnen BIP-Zahlen wirklich ermittelt/geschätzt werden und inwieweit man die reinen Zahlen vergleichen kann).

    Allerdings ist der nächste Schritt dann schon für mich problematisch: Investieren wird man ja nur in konkrete Unternehmen, die an der Börse gehandelt werden. In manchen Ländern wird haben aber nicht-börsennotierte Unternehmen einen größeren Anteil am BIP als in anderen. Klassisches Beispiel ist da Deutschland mit Aldi, Lidl, usw. Soll man deswegen jetzt alle die restlichen börsennotierten Unternehmen aus Deutschland übergewichten? Denn das ergäbe sich ja aus dem Ansatz, BIP-gewichtet zu investieren.

    Der nächste Punkt ist, dass meiner Wahrnehmung der Hauptsitz eines Unternehmens für die Regioneneinordnung entscheidend ist. Folglich gehören Amazon, Apple, Google, Microsoft usw. zu „Nordamerika“. Andererseits macht Microsoft (inkl. diverser Tochterfirmen) Umsätze weltweit. „Delivery Hero“ ist zwar im DAX notiert, der Umsatz wird aber gar nicht in Deutschland erwirtschaftet, sondern v.a. in den „Emerging Markets“.

    Und nicht zuletzt verschieben sich BIP-Gewichte, was also regelmäßiges Rebalancing zur Folge hat. Als langfristiger Anleger („Sparen für die Rente“) will ich doch aber Kursgewinne so selten wie möglich realisieren, um steuer-relevante Effekte möglichst weit in die Zukunft zu verschieben. Ab einer gewissen Portefoliogröße wird dieses Rebalancing auch nicht mehr über die monatliche Sparrate möglich sein.

    Insofern stelle ich mir die Frage, ob zwischen der nachvollziehbaren Grundidee „Investition gemäß des BIP“ und der praktischen Umsetzung nicht doch ein paar Fallen lauern und man an der Stelle sich nicht doch lieber auf Index-Anbieter wie MSCI verlässt.

    Allerdings bin ich mir sicher, dass Profis wie Frau Prof. Dr. Laudenbach diese Probleme schon lange durchdacht haben und ware daher an ihren Gedanken dazu interessiert.

  3. Das Interview mit Christine ist sehr bereichernd. Vielen Dank dafür. An einigen Stellen habe ich jedoch Ungereimtheiten gefunden:

    1) Woraus ergibt sich das Diversifikationspotenzial von – vermutlich passiv gehaltenen – Rohstoff-Futures? Der CRB-TR-Index ist in der Krise 2008 ähnlich stark eingebrochen, wie Aktien, aber seitdem nicht gestiegen, wie Aktien, sondern bis jetzt unter großen Schwankungen weiter gefallen. Im 1.Q. 2020 ist er noch stärker eingebrochen als Aktien. Denn die Korrelationen aller Märkte steigen in Krisen seit Jahrzehnten immer mehr an. Außerdem steht der Index jetzt nur ähnlich hoch, wie Mitte der 1990er Jahre. Aber EUR-Preise entsprechen heute ziemlich genau DM-Preisen vor 25 Jahren.

    Viele bekannte Anhänger dieses somit offensichtlich komplett gescheiterten Diversifikationsansatzes, wie z.B. Kommer in D oder Swedroe in den USA, haben das bereits als Fehler erkannt und raten zumindest nicht mehr dazu. Viel sinnvoller wäre die Trendfolge mit aktiv gemanagten Futures – wofür die ja eigentlich gedacht sind und nicht zu der im Interview angedeuteten Marktverzerrung durch passives Halten – um die ebenso offensichtliche, größte Marktineffizienz der enormen Markt-Schwankungen von Rohstoffen und Finanz-Werten nach oben und unten auszubeuten. Daher rät Swedroe bereits seit Jahren zur besonders wirksamen Diversifikation dazu aufgrund deren leicht negativer Korrelation zu Aktien, insbes, deren Crisis-Alpha. Kommer rät (noch) nicht dazu. Aber hier wird entgegen dem m.E. richtigen „Trend“ nach wie vor geradezu anachronistisch zu passiven Rohstoff-Futures zur Verbesserung der Diversifikation geraten!? Die Gründe dafür würden mich doch sehr interessieren.     

    2.) Die Allokation nach BIP hat ihre Tücken und kostet Mehraufwand – für Privatanleger besser geeignet ist m.E. die einfache Gleichverteilung ähnlich volatiler und rentabler Anlagen – aber schützt gut vor extremen Übertreibungen, wie vor 1990 in Japan oder jetzt in den USA, und kann für Rebalancing-Alpha genutzt werden. Warum wird jedoch gleichzeitig die „Übergewichtung“ von Immobilien durch zusätzlich neben allgemeinen Aktien-ETFs allokierten REIT-ETFs kritisch gesehen? Damit macht man auch nichts anderes als den Immobilienmarkt, der ähnlich groß und profitabel ist, wie der Aktienmarkt, einer Allokation nach BIP im Portfolio sehr kosteneffizient anzunähern. Das kann zwar aufgrund hoher Korrelation nicht die kurzfristige Diversifikation von aktienlastigen Portfolios verbessern, aber aufgrund deren hoher Dispersion zu Aktien die langfristige Diversifikation umso mehr, die auch nicht unterschätzt werden sollte, wenn Aktien auf der Stelle treten, wie von 2000-2013.

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