„Als Studentin habe ich 500.000 € gewonnen – und das damit gemacht.“ – Hörerinterview mit Milana Kaiser

In dieser Folge habe ich meine Hörerin Milana Kaiser zu Gast. Sie hat vor einigen Jahren bei „Wer wird Millionär“ eine halbe Million Euro gewonnen. Im Interview erzählt sie welche Herausforderungen danach auf sie zukamen, wie sie mit dem vielen Geld umgegangen ist und ob sich ihr Verhältnis zu Geld in der Zwischenzeit geändert hat.

Überblick Interview mit Milana Kaiser

Milana hat mich vor einigen Monaten angeschrieben und mir ihr Buch geschickt. In einem Vorabgespräch hat sie mir etwas mehr von sich erzählt. Daraufhin machten wir einen Interviewtermin aus.

Es entstand ein interessantes Gespräch darüber, wie man mit so viel Geld umgeht. Vor allem wenn man noch so jung ist und keine Ahnung von Finanzen hat.

Häufig hört man von Lotto-Millionären, die das ganze Geld in kürzester Zeit verprasst, verliehen oder verloren haben. Ein besonders warnendes Beispiel lieferten die Buberts hier aus dem Norden. Deren extreme Geschichte tut schon beim Anschauen gewaltig weh.

Milana erzählt im Gespräch von ihrem Lebensweg, den Gewinn bei „Wer wird Millionär“ und wie sie mit der halben Million umgegangen ist.

Shownotes

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Zusammenfassung des Interviews

Du bist in Kasachstan geboren und Deine Eltern sind nach Deutschland gekommen als Du 4 Jahre alt warst. Kannst Du Dich an die Zeit damals noch erinnern?

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. Vor allem durch die großen Veränderungen als wir dann nach Deutschland gekommen sind. In Kasachstan hatten wir im Dorf vielleicht zwei Autos, die man sich geteilt hat. Hier hat fast jeder eins. Auch die Auswahl beispielsweise in den Supermärkten hat mich damals beeindruckt.

Du hast mir erzählt, dass in Deiner Kindheit das Geld knapp war und Deine Eltern viel über Kinderflohmärkte ge- und verkauft haben. Dadurch hast Du auch sehr früh angefangen selbst über Flohmärkte zu verkaufen und Reselling zu betreiben, oder?

Ebay Kleinanzeigen gab es damals noch nicht, deswegen der Kinderflohmarkt´. Mit etwa 10 bis 12 Jahren war ich regelmäßig mit meiner Mutter auf dem Kinderflohmarkt und hab mit der Zeit ein gutes Gefühl für angemessene Preise bekommen.

Ich habe gemerkt, dass einige Produkte, vor allem angesagte Spielsachen, oft zu günstig verkauft wurden. Also habe ich mir gedacht, die könnte ich ja kaufen und auf dem nächsten Flohmarkt teurer weiterverkaufen. Gesagt getan – ich habe mir von meiner Mutter Geld geliehen und konnte mir von dem Erlös meine damaligen Kindheitsträume vom eigenen Game Boy und Playstation erfüllen.

Wie würdest Du denn Dein damaliges Verhältnis zu Geld beschrieben?

Ich war schon immer sehr sparsam und hatte Respekt vor Geld. Ich war aber auch fasziniert von den Möglichkeiten und der „Macht“, die durch Geld entsteht. Durch die frühe Reselling-Erfahrung habe ich außerdem erkannt, dass Geld verdienen oft Mut und guter Ideen bedarf. In der Teenager-Zeit hab ich immer viel gearbeitet. Die typischen  Jobs wie Zeitung austragen, Nachhilfe, an der Kasse arbeiten.

Nach dem Abitur hast Du eine Ausbildung bei einem großen Reisekonzern gemacht. Warum hast Du Dich danach gegen eine Karriere in der Reisebranche entschieden? 

Die Ausbildung war eine tolle und prägende Zeit. Aber insgesamt war mir die Arbeit zu starr und unkreativ.

Was hast Du stattdessen studiert?

Innenarchitektur. Eine gute Mischung aus Kreativität und Technik.

Wie kam es dann zu Deiner Teilnahme bei „Wer wird Millionär“?

Vor allem als Kind war ich immer fasziniert von der Sendung. Ich dachte mir: Was habe ich zu verlieren? Ich war überrascht wie schnell es geklappt hat. Nach der Bewerbung wurde ich wenige Tage später in eine Vorauswahl eingeladen und hatte dann die Zusage.

Was war das für ein Gefühl auf einmal eine halbe Million Euro steuerfrei auf dem Konto zu haben?

Total verrückt. Vor allem die Reaktion der Medien war für mich eine ganz neue Erfahrung. Dort wurde ich ja beispielsweise als Zockerin bezeichnet. Insgesamt gab es aber viel positives Feedback. Aber auch die Last und Verantwortung, nichts falsch zu machen, auf niemanden reinzufallen, war neu für mich.

Eine Studentin mit so viel Geld, aber ohne wirkliche Ahnung von Finanzen weckt natürlich Begehrlichkeiten. In der Folge klingelten sogar Leute bei Dir an der Tür, oder?

Direkt am Montag nach dem Gewinn standen die Anzugträger vor der Tür. Ich hab natürlich nicht aufgemacht.

Gab es Leute die Dir in der Folge geholfen haben?

Ja, ich habe mich gefragt wer mir in der Situation weiterhelfen kann und hab mich an ehemalige Gewinner aus meiner Nähe gewendet.

Ralf Schnoor und Leon Windscheid hatten beide bei der Sendung die Millionen geknackt. Ralf hat ein Café und Leon ein Partyboot – also Personen des öffentlichen Lebens, die ich kontaktiert habe und die mir wertvolle Tipps geben konnten.

Hattest Du nicht den Wunsch einen Teil der Kohle ordentlich auf den Kopf zu hauen für eine Weltreise oder ähnliches?

Ganz am Anfang war ich erstmal extrem sparsamer und hab mich kaum getraut das Geld anzurühren. Mir war es von Anfang an wichtig das Geld zuerst für wichtige Dinge auszugeben, wie beispielsweise einer Immobilie, und erst dann möglicherweise für Konsum. Langezeit war dann die Überlegung mal eine Kreuzfahrt zu machen, weil man da so viele Orte sieht. Aber letztendlich haben mein Freund und ich uns darin nicht wiedergesehen und sind dann doch wieder einfach mit dem Auto nach Schweden gefahren.

Hattest du damals schon Ahnung von Finanzen und Geldanlage?

Ich hatte gar keine Ahnung davon und Freunde und Familie konnten mir auch nicht helfen. Also habe ich mir Mentoren gesucht, z.B. meine ehemalige Vermieterin und ein Professor. Später habe ich mir das Wissen durch Podcasts und Blogs nach und nach aufgebaut.

Wie bist Du mit dem Geld dann umgegangen?

Zunächst sehr sparsam, bis ich wusste was ich damit machen will. Dann habe ich meinen BAFöG-Satz durch eigene Zahlungen ersetzt. Meinen Hiwi-Job habe ich aber beispielsweise behalten. Parallel habe ich angefangen mich mit Finanzen zu beschäftigen, um herauszufinden was zu meiner persönlichen Situation und meiner Zukunftsplanung passen könnte. Das erste Projekt war dann die erste Eigentumswohnung. Etwa ein halbes Jahr später, nachdem es rechnerisch und emotional gepasst hat.

Was war das für Dich für ein Gefühl die erste Immobilie in bar zu bezahlen?

Verrückt. Ich habe ganz „old-school“ bei Überweisungsschein meiner Bank bezahlt. Der Bankkaufmann hat jedenfalls Augen gemacht. Die Bar-Zahlung hat mir sicherlich einen Vorteil verschafft, weil der Verkäufer auch an einer möglichst einfachen Zahlung interessiert ist.

In der Zwischenzeit hast Du noch eine zweite Immobilie gekauft. Warum das und hat sich am Kaufprozess etwas geändert?

Warum? Zur Risikostreuung. Die zweite Wohnung habe ich ebenfalls bar bezahlt. Der Cashflow der beiden Wohnungen kann aktuell meinen Lebensstandard (ohne Kinder) decken.

Legst Du einen Teil des Geldes auch in Aktien oder ETFs an? Wie gehst Du da vor?

Ich habe meine Liebe zu Aktien und ETFs entdeckt. Mein Umfeld und meine Eltern waren erstmal skeptisch.

Ich investiere sowohl aktiv als auch passiv. Also Sparpläne auf ETFs, Kauf von Einzelaktien (Titel, Dividendenwerte, Dividenden-Strategie, etablierte Substanzwerte). Seit Corona kaufe ich vermehrt Wachstumsaktien und habe zu Corona auch einiges nachgekauft (wie immer zu wenig, wie man später bemerkt). 1/6 ist der Anteil von Aktien und ETFs in meiner Asset Allokation.

Hat sich Dein Verhältnis zu Geld mittlerweile geändert?

Ausgaben und Lebensstil haben sich fast gar nicht verändert. Im Kühlschrank stehen jetzt öfter Bio-Lebensmittel. Ich wohne noch immer zur Miete. Die erste Wohnung war zunächst als Eigentumswohnung gedacht, aber es hat finanziell deutlich mehr Sinn gemacht diese zu vermieten.

In der Zwischenzeit hast Du auch ein Buch geschrieben. Wie kam es dazu und worum geht es?

Während ich mich näher mit dem Thema Finanzen befasst habe, habe ich gemerkt dass mein Umfeld nur sehr wenig Ahnung hat und überfordert damit war. Das hat mir zu denken gegeben.

Ich wollte da was ändern, mit Vorurteilen aufräumen und das Interesse wecken. Ich habe mich gefragt welches Format dazu geeignet ist und habe mich daher für die Romanform (so wie du) entschieden.

Es geht vor allem um Finanzen und Vermögensaufbau. Aber auch um Zukunftsplanung, Selbstfindung und Berufswahl – das aber natürlich nur in Ansätzen. Ich möchte Leuten die Angst vor der Zukunft nehmen und optimistisch stimmen.

Zum Abschluss würde ich gern noch das obligatorische Finanzrocker-Wordshuffle machen. Ich nenne Dir unterschiedliche Begriffe und Du sagst, was Dir dazu einfällt. 

Günther Jauch

Damit hat ja alles angefangen. Ein toller, unterhaltsamer und authentischer Mann und Vorbild.

Finanzielle Freiheit

Meine aktuellen Miet-Einnahmen decken ja meine Ausgaben, was in gewisser Weise schon finanzielle Freiheit bedeutet. Das zeugt mich demütig und ich bin sehr dankbar. Außerdem nimmt es mir eine große Last und macht mir den Blick frei für neue Möglichkeiten.

Schuhe einlaufen

Mit diesem Satz wurde ich bei „Wer wird Millionär?“ vorgestellt. Ich fühle mich mit neuen Schuhen unglaublich unwohl, weil die so neu aussehen und ich das Gefühl habe, dass mir alle auf die Füße gucken. Meine Schwester hat da kein Problem mit und deswegen hat sie mir früher öfter für ca. 2 Wochen die Schuhe eingelaufen.

Rockmusik

Die letzten Jahre meiner Schulzeit war ich in einer Rockmusik-Coverband. War eine schöne Zeit und ich habe meinen Freund kennengelernt. Ich spiele immer noch Rockmusik, aber eher zuhause und recht unregelmäßig. Generell höre ich eine große Bandbreite an Musik, beispielsweise auch viel Hip-Hop.

Carolina-Dosenschildkröte

Das war ja die 500.000 Euro-Frage bei „Wer wird Millionär?“ – hatte zum Glück gereicht und den Begriff werde ich wohl nie wieder vergessen!

LEO (leicht erreichbares Opfer)

Das ist ein Mensch mit Geld, der sein Geld anlegen möchte aber keine Ahnung hat. Das war natürlich genau meine Situation am Anfang. Mein Grundsatz war aber schon immer: Ich unterschreibe nichts, was ich nicht verstehe.

Glück

Glück entsteht für mich aus Demut und Wertschätzung. Es wird sich nichts nach Glück anfühlen, wenn man es nicht wertschätzt. Eins meiner Lieblingszitate von Hermann Scherer ist „Glück ist eine Überwindungsprämie“, das hat sich für mich bestätigt. Harte Arbeit, die mit Glück belohnt wird.

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8 Antworten

  1. Eine positive Geschichte für eine Gewinnerin. Bodenständig geblieben und mehr draus gemacht. Ich finde das klasse, Immobilien, jetzt ein Buch, aus der Dame wird noch eine Unternehmerin, die ganz groß denken wird. Tolles Interview wieder.

    PS: Das mit den Schuhen kenne ich, neue Schuhe ziehen automatisch Blicke auf sich (auch wenn’s nicht stimmt), schön nicht der einzige zu sein mit der Macke.

    1. Hallo Alexander,

      vielen Dank für den coolen Kommentar und dein Feedback, ich habe mich total darüber gefreut! 🙂

      Ich bin sehr gespannt, was die Zukunft mir noch bringt und gehe dieser immer neugierig und optimistisch (mit bestenfalls schon eingelaufenen Schuhen) entgegen 😀

      Sonnige Grüße aus Hannover

      Milana

  2. Hallo Daniel,

    wieder ein sehr interessantes Interview, vielleicht gerade auch, weil es mal ganz anders war 🙂
    Milana klingt wirklich sehr sympathisch und es ist klasse zu hören, wie sie mit ihrem Gewinn umgegangen ist und sie auf dem Weg danach auch noch so alles gelernt hat.

    Ihr Buch nehme ich auf jeden Fall in meine Leseliste mit auf und stelle es auch gerne mal in meinem Portal vor 🙂

    Viele Grüße,
    Anke

    1. Liebe Anke,

      vielen lieben Dank für das nette Feedback! Ich freue mich, dass dir das Interview gefallen hat und ich auch mal Einblicke „hinter die Kulissen“ einer solchen Situation geben konnte.

      Ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn du mein Buch vorstellen würdest, denn es könnte durch die starke, weibliche Hauptrolle gerade für Frauen interessant sein.

      Viele Grüße und ein schönes Wochenende,
      Milana

  3. Das war doch mal wieder eine schöne und interessante Folge, besonders in Hinblick, dass man auf einmal einen dicken Batzen Geld bekommt und mit der Situation umgehen lernen muss. Die Sache war sicher auch herausfordernd, weil das Ganze ja auch so in der Öffentlichkeit passiert ist und schnell irgendwelche Leute irgendwas von einem wollen.

    Sehr schön auch, dass das Geld sinnvoll investiert worden ist. Man liest ja immer wieder von Lottogewinnern, welche das Geld verballern und am Ende wieder pleite sind. Das sind aber denke auch einfach die Leute die mit wenig Geld nicht umgehen können, die können das dann auch nicht mit viel Geld.

    In diesem Sinne noch viel Erfolg!

    1. Hallo Fuseboroto,

      vielen Dank für deinen Kommentar! Genau so war es, was sich für viele Leute toll anhört, war für mich eher belastend und eine große Herausforderung. Das viele Geld hat mich unter Druck gesetzt, möglichst keine falschen Entscheidungen zu treffen, aber ich hatte Glück, schon früh gelernt zu haben, mit Geld umzugehen und hatte dadurch viel zu viel Respekt und Demut davor, um es einfach „auf den Kopf zu hauen“ 🙂

      Und du hast völlig recht damit, dass ganz viele Leute einfach grundsätzlich nicht das richtige Geld-Mindset haben und deshalb nicht mit Geld umgehen können, im Kleinen wie im Großen.. Ganz nach dem Motto: Wer den Cent nicht ehrt, ist des Talers (oder in diesem Falle 500.000 €) nicht wert 😉

      Viele Grüße
      Milana

  4. Sehr kurzweiliges Interview und super interessant. Bei Milana sehe ich den Trend nur aufwärts, obwohl oder gerade weil sie soviel schon erreicht hat. Es wäre schön wenn Daniel noch mehr solcher Gesprächspartner Richtung Geldgewinn finden würde, die bereit sind, ihre Geschichte zu erzählen.

    1. Das freut mich, dass Dir das Interview gefallen hat. Ich würde auch gern mehr Geldgewinner interviewen, aber die sind verständlicherweise sehr zurückhaltend und möchten eher weniger in der Öffentlichkeit stehen. Bei Milana war es ja so, dass sie sich bei mir gemeldet hat und ich ihre Story so spannend fand, dass ich das Interview unbedingt machen wollte. Zum Glück hat Milana gleich zugesagt. Wenn ich nochmal so eine Geschichte im Podcast vorstellen kann, mache ich das natürlich gern.

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