Im heutigen Mixtape habe ich Christoph Karrasch zu Gast. Er ist Reisereporter und Journalist und arbeitet als Fernsehreporter unter anderem für Galileo. Wir sprechen im Interview über sein Buchprojekt „In 10 Tagen um die Welt“, seine Erlebnisse als Reisereporter, das Thema Umwelt und die Notwendigkeit von Reisekrankenversicherungen.
Inhalt
Mixtape mit Christoph Karrasch
Christoph Karrasch ist als Reisereporter und Journalist weltweit unter anderem für Galileo und das ProSieben-Magazin im Einsatz. Seit 2023 arbeitet er auch als neuer Moderator beim „Sat.1 Frühstücksfernsehen“.
Sein Buch „#10 Tage – In 10 Tagen um die Welt“ fiel mir eher zufällig in die Hände, hat mich aber total begeistert, so dass mir klar war, dass ich ihn unbedingt in meinen Podcast einladen muss. Er arbeitete beim Radio, betrieb jahrelang den Blog vonunterwegs und arbeitet seit Jahren für ProSieben.
Im heutigen Mixtape erzählt er von diesem Buchprojekt, das den Fernsehmoderator unterwegs an die verschiedensten Orte und alle Kontinente auf dieser Welt geführt hat. Er berichtet von den unterschiedlichsten Jobs, die er für Galileo schon getestet hat und erklärt, was er dabei gelernt hat. Herausgekommen ist ein sehr lebendiges Interview, in dem neben allem Unterhaltungswert auch viele wichtige Dinge gesagt werden.
Eine ausführliche Zusammenfassung des Interviews findest du weiter unten.
Shownotes
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Zusammenfassung des Interviews
Über Christoph
- Christoph arbeitet als Journalist und Fernsehreporter unter anderem für Galileo, und ist Autor des Buches „#10Tage – In Zehn Tagen um die Welt“.
Wie bist du auf die Idee gekommen, in zehn Tagen um die Welt zu reisen?
- Ich hatte schon seit sehr vielen Jahren diesen Titel „In 10 Tagen um die Welt“ im Kopf und als ich mich 2012 als Reisejournalist selbstständig gemacht habe, hat sich eine sehr treue Followerschaft meines Videoblogs entwickelt, die mich auf die Idee gebracht haben, das Projekt als interaktive Weltreise zu verwirklichen.
Wie bekommt man einen Verlag dazu, so ein Projekt zu unterstützen?
- Ich glaube, die fanden es tatsächlich ganz gut, sich im Internet zu bewegen mit einem Buchprojekt, weil die Verlagsbranche ja doch eine sehr traditionelle ist.
Du bist nicht alleine geflogen, sondern hattest einen Kameramann dabei, wie bist du darauf gekommen?
- Das hat sich dann erst ergeben. Eine gemeinsame Freundin hat ihm von meiner Idee erzählt, daraufhin hat er mich kontaktiert, weil er einen Film über diese Reise machen wollte. Nach dem ersten Beschnuppern war uns beiden klar, dass wir diese Reise zusammen machen wollen.
Buch und Film! Standest du unter Druck als du losgeflogen bist?
- Wahrscheinlich ja. Es war auch bis heute das aufregendste Projekt, das ich angegangen bin, weil es einfach auch ein ganz eigenes Baby war. Es war aber kein Kaltstart, ich hatte monatelange Vorbereitung. Im Oktober 2014 war die Reise, und im Juli habe ich das Ganze erstmalig öffentlich gemacht und angefangen, die Route bestimmen zu lassen. Ich hatte in meinem Aufruf festgelegt, dass es fünf Orte werden sollen – einer pro Kontinent – und die jeweils meistgenannten Orte sind dann die tatsächliche Route geworden.
Welche Reiseziele standen auf dem Programm?
- Ich hatte ursprünglich mit einer sehr klassischen Route gerechnet – je mehr Leute du fragst, desto wahrscheinlicher ist es, dass die großen Städte rauskommen. Aber so ist es gar nicht gewesen, das hat mich überrascht. Der erste Stop war Lima, die Hauptstadt von Peru, für Südamerika. Dann ging es nach Las Vegas für Nordamerika. Auckland in Neuseeland für Neuseeland/Australien, Kathmandu in Nepal für Asien und Kapstadt für Afrika. Und genau in die Richtung bin ich auch gereist, also es ging nach Westen und dann immer der Nase nach.
Du hast auf deinem Zwischenstop in Houston gemerkt, dass du krank wirst. Was macht man in so einem Moment?
- Das war eins der Learnings: Wie lächerlich so ein Männerschnupfen von außen aussieht! In Las Vegas hat es mich so doll rausgehauen, dass die Reise wirklich kurz vor dem Abbruch stand.
Da war es gut, dass du eine Reisekrankenversicherung abgeschlossen hattest…
- Richtig! Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht, was es z.B. kostet wenn man in Amerika mal ins Krankenhaus muss. Da kam drei Monate später dann die Rechnung – die Ärztin hat mir mal in den Mund geschaut und festgestellt, ja das ist ein Grippevirus, der ist halt jetzt irgendwie drei Tage blöd, aber mehr kann ich eigentlich auch nicht machen, schönen Tag noch und gute Besserung – und dann kommt eine Rechnung über sechshundert Dollar. Da hilft tatsächlich eine Auslandskrankenversicherung, die hat das anstandslos übernommen.
Gab es noch andere Learnings?
- Generell hat mir das Reisen gezeigt, dass es total hilft, nett zueinander zu sein – das klingt pathetisch, aber das ist wirklich so.
Was bedeutet dir Reisen allgemein?
- Sehr viel. Reisen finde ich ganz wichtig für den Horizont.
Wie siehst du das Umweltdenken beim Thema Fliegen?
- Das ist selbstverständlich ein riesiges Thema. Die 10-Tage-Reise ist überhaupt nicht fridays-for-future-konform und war auch nicht als Aufruf gedacht. Die Umweltfrage stelle ich mir grundsätzlich sehr doll und habe da noch keine Antwort drauf, weil ich einer von denen bin, die beruflich sehr viel reisen. Das ist immer die Gratwanderung zwischen Bildungsauftrag und reiner Unterhaltung. Ich finde die Entwicklung der letzten Jahre interessant: Früher gehörte es quasi zum guten Ton, nach der Schule erstmal ein halbes Jahr nach Bali oder Australien zu fliegen, und jetzt gehen junge Leute auf die Straße und sagen, sie wollen in ihrem ganzen Leben nicht mehr fliegen wenn es nicht nötig ist – was für ein krasser Wandel. Ich kann mich nicht davon freisprechen festzustellen, dass ich ein schlechtes Gewissen habe und trotzdem ins Flugzeug steige.
Du hast für den Film sogar einen Preis bekommen. Wie kam es dazu?
- Ja, das war der Kolumbus Filmpreis, ein von der Touristikbranche verliehener Preis. Den haben wir in der Kategorie „Innovation“ bekommen, weil es eben ein Projekt mit der Form der Interaktivität noch nicht gab.
Hast du durch dieses Projekt noch irgendwelche anderen Möglichkeiten oder Chancen erhalten?
- Ja, tatsächlich habe ich das Gefühl, dass sich sehr viel meines weiteren Werdegangs aus diesem Projekt ergeben hat, z.B. das Projekt „Kleine Welt“ und schlussendlich auch mein heutiger Job bei Galileo.
Was nimmst du aus deinen verschiedenen Jobtester-Jobs dort für Erfahrungen mit?
- Ich stelle jedes Mal fest, dass ich erstens total froh bin, dass ich diesen Journalisten- und Reporterjob habe. Dann natürlich eine Wertschätzung, dass ich’s machen darf, weil einige Menschen eben nicht das Glück haben und als ungelernte Kräfte eher einfachere monotone Tätigkeiten zu verrichten haben. Und dann gewinnt man auch einen riesigen Respekt vor z.B. Pflegekräften. Darüber habe ich mir vorher keine Gedanken gemacht, was die dort leisten, und das sorgt bei mir für ein ganz großes Respektempfinden.
Kannst du da irgendwas ändern als Reporter durch die Einblicke?
- Durch die Eindrücke schafft man bestenfalls eine Sensibilität für ein Berufsfeld. Dieses Hinter-den-Vorhang-schauen ist ein großer Wert unserer Arbeit, glaube ich.
Lass uns doch mal zum Anfang deiner Karriere zurückspringen – war Fernsehreporter dein Traumjob?
- Was Extrovertiertes hatte ich schon immer an mir, deswegen lauteten die frühen Berufswünsche Radiomoderator, Handballspieler, Schauspieler… Nach dem Schulabschluss habe ich mich für eine Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton entschieden. Aber die potenziellen Arbeitgeber haben sich gegen mich entschieden – ich habe mich 22 Mal in ganz Deutschland beworben und entweder gar nichts gehört oder Absagen bekommen. Deswegen war Radio mit 20 nur Plan B, ja gut, halbes Jahr Praktikum beim Radio bevor ich gar nichts habe. Daraus ist aber alles entstanden. Ich habe dann dort mein Volontariat gemacht, also die innerbetriebliche Ausbildung zum Redakteur und hab da sechs Jahre eine tägliche Sendung moderiert, journalistisch meine ersten Schritte gemacht, viel gelernt und mich dann 2011 selbstständig gemacht. Und es war die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können.
Gab’s einen Moment, wo du entdeckt hast, dass du ganz viele Talente in dir hast? Du machst ja auch Musik …
- Vielleicht ist es einfach die Kreativität, ich weiß nicht, ob ich wahnsinnig viele Talente hab. Ich würde mich nicht als Musiker bezeichnen, das ist eher Hobby und Nebenbaustelle.
Neuer Moderator beim Frühstücksfernsehen
Wie siehst du die Zukunft deiner Branche?
- Über Tageszeitungen haben wir schon gesprochen, wie Zeitungsredakteure oder Autoren davon noch leben können, das erschließt sich mir tatsächlich nicht, weil das Zeilengeld immer niedriger wird. Beim Fernsehen ist es noch okay. Ich glaube, dass sich das einfach umschichtet. Es gibt die großen neuen Player wie Netflix oder Amazon Prime und ich bin mir ziemlich sicher, dass es für den Journalismus neue Wege gibt, falls die alten tatsächlich irgendwann so wegbrechen, dass es nicht mehr finanzierbar ist.
Aber heißt das nicht, dass ich als Arbeitnehmer am Ende auch flexibler sein muss?
- Ich kann diesen Wunsch nach Sicherheit total verstehen. Ich kann nur für die Medienbranche sprechen und da ist es nicht nur heute sondern schon immer wichtig gewesen, wach zu sein und mit der Zeit zu gehen. Man muss heute viel mehr die Wollmilchsau sein als früher.
Wie sehen deine eigenen Zukunftspläne aus?
- Wenn in fünf Jahren noch alles so ist wie heute, dann will ich mich nicht beschweren. Ich bin immer für Weiterentwicklung, und es gibt ganz sicher immer noch Potential nach oben, aber im Moment freue ich mich über diese Hängematte, in der ich liegen darf und da würde ich einfach noch ein bisschen liegen bleiben.
Wordshuffle:
Claire Populaire – Claire ist eine meiner liebsten Kolleginnen bei Galileo und wir sind sehr gut befreundet.
Lieblingsreise – Mai 2014, da bin ich von Chicago runter bis New Orleans gefahren, so am Mississippi entlang und durch die Orte, die ich als Musiker hochinteressant finde.
Rockmusik – Rockmusik ist tot, wusstest du das schon? Im Radio-Mainstream geht im Moment tatsächlich ja leider nicht viel – wenn man von den Foo Fighters mal absieht. Das finde ich auch schade, das sollten wir dringend mal wieder ändern.
Geldanlage – Ich sorge privat vor und spare monatlich Geld in Aktiensparpläne.
Kiel – Kiel ist eine Stadt, die man von außen kaum versteht, weil Kiel so hässlich ist. Was an Kiel toll ist, ist die Lage, und Kiel ist halt meine Heimat. Da nehme ich alle weiten Fahrtwege gerne in Kauf, weil ich bei jeder Rückkehr feststelle, dass ich genau da hingehöre wo ich bin.
Glück – Ich bin überhaupt kein spiritueller Mensch, ich bin da relativ bodenständig, aber ich glaube eben an diese Karmanummer. Deswegen glaube ich, dass das Glück zu einem kommt, wenn man es auch ausstrahlt.
Bilder: Christoph Karrasch
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Eine Antwort
Super interessantes Mixtape! Perspektivwechsel pur.
Christoph ist ein sehr sympathischer und authentischer Typ mit toller Story. Bitte mehr davon.