So schaffst Du den Weg in die Selbstständigkeit

In meinen Podcast-Interviews spielt die Selbstständigkeit immer wieder eine tragende Rolle. Ähnlich wie bei der Geldanlage auch haben in Deutschland viele Angst vor dem Ungewissen und fangen gar nicht erst an, darüber nachzudenken. In seinem Gastartikel schreibt Maximilian Fischer über die wichtigsten Punkte für den Weg in die Selbstständigkeit – und worauf Du achten solltest.

Mit der richtigen Idee fängt alles an

Überblick Selbstständigkeit

Der Traum von der Selbstständigkeit wird von vielen Arbeitnehmern geträumt. Leider haben die meisten vollkommen falsche Vorstellungen: weder feste Arbeitszeiten noch einen Vorgesetzten, der Dir im Nacken sitzt. Das mag durchaus so sein, doch es steckt noch viel mehr dahinter. Nämlich kein regelmäßiges oder festes Einkommen. Das ist auch der Grund, warum nicht jeder den Mut hat, sich ins kalte Wasser zu stürzen und den Schritt in eine oftmals ungewisse Zukunft zu gehen. Selbstverständlich sind weder eine Existenzgründung noch der Aufbau eines Unternehmens ein Zuckerschlecken. Doch wie schon viele Gründer vor Dir bewiesen haben – es ist möglich. Deswegen findest Du hier wichtige Tipps, damit Dein Gang in die Selbstständigkeit von Erfolg gekrönt ist.

Du musst die richtigen Voraussetzungen schaffen

Viele Existenzgründungen scheitern daran, dass die Gründer zu blauäugig an die Sache herangehen. Die Selbstständigkeit ist allerdings nichts, was Du spontan machen kannst. Stattdessen benötigst Du eine gute Vorbereitung – denn sicherlich willst Du nicht, dass Deine Selbstständigkeit endet, bevor sie überhaupt angefangen hat.

Erweitere Deine Geschäftsidee

Hast Du ein Produkt, was es noch nicht auf dem Markt gibt? Besitzt Du Qualifikationen, mit denen Du eine Dienstleistung anbieten kannst, die Erfolg versprechend ist? Hast Du eine Idee, mit der Du Dich auf dem Markt etablieren kannst, weil Du damit genug Kunden ansprichst? Wenn Du eine dieser Fragen mit ja beantworten kannst, dann hast Du zumindest eine gute Grundlage. Nun gilt es die Idee auszureifen und zu etwas Handfestem zu machen. Denn in der Wirtschaft gab es schon viele gute Gedanken, die sich trotzdem nicht durchgesetzt haben.

Erstelle einen Businessplan

Um Deine Idee auf Umsetzbarkeit zu testen, solltest Du zwingend einen Businessplan erstellen. Einerseits hilft er dir, um Lücken oder Probleme in Deiner Struktur frühzeitig zu entdecken. Andererseits ist er bei der Suche nach potenziellen Investoren oder Geschäftspartnern notwendig. Denn wenn Du Dich für eine Fremdfinanzierung durch Banken, Privatinvestoren oder Fördermittel entscheidest, wollen diese schließlich auch wissen, ob Deine Unternehmung für sie rentabel ist. Wichtige Inhalte des Portfolios sind:

Details zur Geschäftsidee

Erkläre detailliert, worum es sich bei Deinem Produkt bzw. Deiner Dienstleistung handelt und inwiefern sie einen Mehrwert für die Allgemeinheit bietet.

Markt- sowie Zielgruppenanalyse

Setze Dich einerseits mit Deiner Konkurrenz auseinander und finde andererseits heraus, welche Produkte neben Deinem angeboten werden. Gehe darauf ein, wie Du den Absatzmarkt siehst und wer Deine Zielgruppe ist.

Strategie

Erläutere, wie Du Deine Ziele sowohl kurz- als auch langfristig umsetzen willst und hebe dabei Deinen USP hervor.

Finanzierungsplan

Kalkuliere wie viele Mittel Du am Anfang benötigst und wie Du das Geld investieren möchtest. Mache außerdem deutlich, dass Du Dir potenzieller Schwierigkeiten bewusst bist und stelle dem Deine Stärken gegenüber.

Organisatorisches

Welche Vorteile hat der von Dir gewählte Standort für dein Unternehmen und inwiefern ist er geeignet? Welche Unternehmens- sowie Personalstruktur planst du?

Wenn du dir am Anfang noch unsicher bist und nicht genau weißt, wie Du dein Vorhaben umsetzen sollst, dann empfiehlt sich der Besuch bei einem Unternehmens- oder Gründungsberater. Hilfe findest Du beispielsweise auf dem Existenzgründungsportal des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie oder auch bei der örtlichen Agentur für Arbeit.

Mit der Finanzierung steht und fällt Deine Existenzgründung

Sofern Du nicht ausreichend finanzielle Mittel als Rücklage besitzt, sind das die Möglichkeiten, die Du bei der Finanzierung deiner Existenzgründung in Betracht ziehen solltest:

Crowdfunding

Wirf bestenfalls einen Blick auf verschiedene Crowdfunding-Plattformen wie Business Angels oder dem High-Tech-Gründerfond.

KfW-Förderdarlehen

Hier bekommst Du einen vergünstigten Kredit, bei dem Du geringere Zinsen zahlen musst.

Förderangebote der Förderbanken der Länder

Es gibt verschiedene Bereiche, in denen die Förderbanken finanziell unterstützen. Einen Überblick kannst Du Dir hier verschaffen.

Gründungszuschuss des Arbeitsamts

Sofern Du vorher ALG I bezogen hast, bekommst Du von der Bundesagentur für Arbeit einen Zuschuss in der Höhe Deines zuletzt bezogenen Arbeitslosengeldes und zusätzlich 300€ zur sozialen Absicherung (für neun Monate).

EXIST-Gründungsstipendium

Das gilt jedoch nur, wenn Du frischer Absolvent einer Universität bist.

Einstiegsgeld der Agentur für Arbeit

Wenn Du Arbeitslosengeld II beziehst, kannst Du keinen Gründungszuschuss beantragen. Stattdessen erhältst Du zusätzlich zu deinem ALG II ein Einstiegsgeld.

Privatkredit

Bei einem Privatkredit musst Du meist keine Sicherheiten hinterlegen. Es gibt allerdings auch viele schwarze Schafe in diesem Bereich.  Erkundige Dich demnach im Vorfeld genau über die Anbieter.

Zur Finanzierung gehört auch die Buchhaltung

Sei Dir von vornherein im Klaren darüber, dass Du bei einer selbstständigen Tätigkeit zur lückenlosen Buchhaltung verpflichtet bist. Am Anfang wird dies eine einfache Einnahmen-Überschuss-Rechnung sein, weil Du noch nicht so viele Gewinne generieren wirst. Bei einer EÜR stellst Du lediglich Deine Einnahmen den Ausgaben gegenüber – die Differenz ergibt Deinen Gewinn. Solange wie sich dieser unterhalb der Grenze von 60.000€ im Jahr befindet, bist Du nicht zu einer doppelten Buchführung verpflichtet.

Bedenke allerdings, dass wenn Du ein florierendes Unternehmen aufbauen möchtest, Du die Grenze irgendwann überschreiten wirst. Viele Jungunternehmer fürchten sich vor der Buchhaltung, weil sie vielleicht kein Gespür für Zahlen haben. Es besteht daher die Möglichkeit, zu einem Steuerberater zu gehen. Gerade in der Anfangsphase wirst Du wahrscheinlich ein sehr geringes Budget haben und möchtest vielleicht auf diese zusätzlichen Aufgaben verzichten. Alternativ gibt es mittlerweile viele Programme, die einen Buchhalter ersetzen.

Mit einer speziellen Software, wie beispielsweise das von Lexware angebotene Softwareprogramm Buchhalter Pro für kleine und mittelständische Unternehmen, kannst Du Deine Finanzen einfach im Blick behalten. Die Handhabung ist recht simpel, denn sie beinhaltet beispielsweise vorgefertigte Vorlagen sowie Formulare und hilfreiche Tipps, die Dir die Bedienung erleichtern sollen.

Es gilt die bürokratischen Hürden zu überwinden

Wenn Du Dich selbstständig machst, musst Du dies zum einen dem örtlichen Finanzamt mitteilen, um Deine Umsatzsteuernummer zu erhalten und zum anderen musst Du Dich ins Handelsregister eintragen lassen. Damit ist es jedoch nicht getan: Die weiteren Behördengänge sind abhängig von der von Dir gewählten Rechtsform und der Branche, in der Du tätig bist. Folgende Genehmigungen und Anmeldungen musst du gegebenenfalls tätigen:

  • Eintrag in die Industrie- und Handelskammer
  • Eintrag in die Handwerkskammer
  • Anmeldung beim Gewerbeamt
  • Aufnahme in die Künstlersozialkasse
  • Meldung bei der Bundesgenossenschaft

Wenn Du Dir noch unsicher bist, bei welchen Behörden Du Dich melden musst, dann informiere Dich doch bei der für Dich zuständigen Industrie- und Handelskammer oder der Handwerkskammer. Sie können Dir auf jeden Fall weiterhelfen, damit Du nichts vergisst.

Vergiss nicht Rücklagen zu bilden: Vermögensaufbau für Selbstständige

Wer selbstständig ist, hat ein wechselhaftes Einkommen. Trotzdem ist es wichtig, Rücklagen zu bilden. Einerseits für das Unternehmen, wenn beispielsweise die Einkommenssteuer fällig ist. Andererseits für Dich als Privatperson, um dich sowohl finanziell als auch gesundheitlich abzusichern. Auch wenn Dein Ruhestand noch in weiter Ferne ist, ist eine Altersvorsorge zwingend notwendig. Dazu zählen zunächst einige Versicherungen, die Du abschließen solltest:

  1. Krankenversicherung
  2. Krankengeldversicherung: um durch Krankheit entstandene Verdienstausfälle zu kompensieren.
  3. Berufsunfähigkeitsversicherung: um Dich abzusichern, wenn Du schlimmstenfalls Deinen Beruf nicht mehr ausüben kannst.
  4. Privathaftpflichtversicherung
  5. Berufshaftpflichtversicherung
  6. Risikolebensversicherung, bei einem Allein-/Hauptverdiener, um die Familie im Todesfall abzusichern
  7. Direktversicherung: ist ebenfalls eine private Rentenversicherung, die allerdings über Dein Unternehmen abgeschlossen wird. Ein von Dir festgelegter Betrag wird von Deinem Bruttogehalt abgezogen.

Empfehlenswert ist außerdem eine Investitionen in Immobilien oder Wertpapiere und die obligatorische Tagesgeldrücklage. Aber da bist Du ja beim Finanzrocker-Blog an der richtigen Adresse. Alles über Aktiendepots, Tagesgeldanlagen und Crowdinvesting findest du hier.

Über den Autor

Der studierte Diplom-Betriebswirt (FH) Maximilian Fischer hat sich auf die betriebswirtschaftlichen Funktionsbereiche Marketing, Personal und Controlling sowie Rechnungswesen spezialisiert und ist als selbständiger Betriebswirt (Unternehmensberater) tätig. Daneben schreibt der freischaffende Autor als Experte für bekannte Onlineportale und Fachverlage zum Thema Unternehmensführung und der Existenzgründung.

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6 Antworten

  1. Die bürokratischen Hürden am Anfang schrecken wahrscheinlich schon viele ab. Wie melde ich ein Unternehmen an oder wie funktioniert das mit der Steuererklärung. Es gibt viele Dinge, die am Anfang abgeklärt werden müssen.

    Ich finde der wichtigste Tipp für ein Jungunternehmer ist, dass er seine Büroarbeiten nicht vernachlässigen sollte, auch wenn sein Business Abflussreiniger ist. Die Finanzen musst du im Griff haben. Das heisst auch, dass du Rechnungen schreibst und auch dafür sorgst, dass du dein Geld bekommst für erledigte Arbeiten. Ansonsten kannst du schnell mal in die Insolvenz abrutschen, da du es durch eine unsauber geführte Buchhaltung zu spät merkst.

    Gruss Fabian

  2. Bevor alle über Bürokratie, Steuern, Sozialversicherungen, Buchhaltung etc. reden, sollte der Gründer sich fragen, ob er denn schon das Richtige gefunden hat. Wir kommen viel zu früh zu diesen Fragen. Entscheidend ist aber, ob seine Geschäftsidee überhaupt gut ist. Wenn die Idee gut ist, dann hat er auch die Mittel, um eben sich um die anderen Themen zu kümmern. Die Kernaufgabe des Unternehmers ist eine Idee zu finden, die funktioniert und eine Geschäftsarchitektur zu entwicklen, in der er zeigt, was er selbst machen muss und was er auslagern kann z.B. Buchhaltung. Das Verstehen der Finanzzahlen gehört aber zum Unternehmer selbst. Das muss er können.

    1. Da gebe ich Dir absolut Recht, Patrick. Alles steht und fällt mit der richtigen Idee. Nur schreckt genau die Bürokratie viele Leute davon ab, sich überhaupt mit dem Thema Selbstständigkeit und der Ideenfindung auseinander zu setzen. Aber ich habe Dein lesenswertes Buch zur weiterführenden Lektüre eingefügt 😉

      Viele Grüße
      Daniel

  3. Ich bin ja auch selbständig und habe einige andere Jungunternehmen gesehen. Der wichtigste ‚operative‘ Tipp ist, dass man immer an die Steuer denken muss. Die vergessen nämlich viele bzw. unterschätzen sie. Dann wird das Geld, was ja am Anfang noch nicht versteuert ist, für tolle Sachen wie Geschäftswagen, teuren Computer oder neuestes Smartphone ausgegeben und irgendwann – wenn Vater Staat um die Ecke kommt – schauen die Leute dumm aus der Wäsche.

    Was ich persönlich echt schade finde, ist, dass es den Gründungszuschuss nur bei vorheriger Arbeitslosigkeit gibt. Erwähnt werden sollte auch, dass es auch preiswerte Kurse zum Thema Existenzgründung gibt, in denen die hier angesprochenen Themen etwas ausführlicher erläutert werden. Die sind meiner Meinung nach auch sehr zu empfehlen…

  4. Ich finde die Tipps sehr praxisfern und unnötig. Die Leute, die ich kenne, haben immer ganz anders angefangen. Kein Business Plan, keine Versicherungen, keine Buchhaltung, kein Kapital. Gerade im Dienstleistungsbereich geht das super. Einzig um die Krankenkasse sollte man sich kümmern. Eine Einnahme-Überschuss-Rechnung (in Excel) macht man, um zu wissen, ob sich das ganze, was man da macht, eigentlich lohnt (und erst in zweiter Linie für das Finanzamt). Und dann kann man erstmal ein Jahr lang ziemlich ungehindert los legen. Wenn man dann nach einem Jahr merkt, dass es funktioniert, muss man sich um die Steuern kümmern. Nicht alles, was an Geld übrig bleibt, darf man behalten; Wunder oh Wunder.
    Alles andere findet sich dann von ganz allein. (Und ich war oft überrascht, wie kooperativ und hilfreich die Behörden waren. Mit den Leuten vom Finanzamt kann man reden. Das sind oft ganz nette Menschen. Wenig hilfreich sind nach meiner Erfahrung die Banken.)
    Der wichtigste Punkt ist aber: bin ich wirklich für die Selbständigkeit geschaffen? Halte ich den direkten Druck der Kunden aus. Komme ich damit klar, dass ich niemanden habe, dem ich die Schuld geben kann. Kann ich mit der ständigen Unsicherheit gut leben.

  5. Hallo Tom, einfach mal so „losackern“ geht nur ganz am Anfang. Schon nach kurzer Zeit brauchst Du ein richtiges Firmenkonto, da die Kunden gerne auch einmal das Geld nach Rechnungstellung überweisen.
    Und dann kommt die gute alte Buchführung zum Tragen. Wie oft habe ich schon Selbständige gesehen, die den Überblick über ihre Forderungen verloren haben und damit viel Geld. Buchführung kann man lernen und wenn man sie hat, weiß man sie zu schätzen, zumal man als Nebenprodukt die Grundlagen für die Steuererklärung insbesondere Umsatzsteuervoranmeldungen hat.
    Bürokratie ist auch eine Hilfe für den Unternehmer selbst, nur das erkennen die wenigsten.

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