In den vergangenen Jahren habe ich mich dank meiner Selbstständigkeit verstärkt mit dem Thema Steuern steuern auseinandergesetzt. Es gibt zu diesem Thema auch einen lesenswerten Bestseller von Johann C. Köber. Anlässlich der Veröffentlichung der neuen Auflage und des Workbooks habe ich mir das Buch und das brandneue „Steuern steuern mit Immobilien“ einmal genauer angeschaut.
Inhalt
Buch Steuern steuern zum Vermögensaufbau
Das Thema Steuern ist für Angestellte eher ein Randthema. Da wird die Lohnsteuer abgezogen und dann kann ich ein paar Kleinigkeiten im Folgejahr von der Steuer absetzen. Fertig!
Als Selbstständiger oder Firmeninhaber füllt sich hingegen mit der Zeit ein Ballon an unterschiedlichen Steuern und Fallstricken, der immer größer wird. Da muss man sehr genau aufpassen, welche Besonderheiten da anfallen und sie auch richtig beim Finanzamt angeben. Ohne Steuerberater fällt das sehr schwer.
Als ich 2015 mein Gewerbe angemeldete, wusste ich ehrlich gesagt gar nicht worauf ich mich einlasse. Da ich damals schon ein paar Euro über Werbung einnahm, musste ich mich schnell darum kümmern. Kurze Zeit später kam die neue Steuernummer und Begrüßungs-Post von der IHK Lübeck. Yes, ich war nebenberuflicher Kleinunternehmer! Damit konnte ich damals bis zur Grenze von 17.500 Euro verdienen ohne Umsatzsteuer berechnen zu müssen. Heutzutage liegt diese Grenze bei 22.000 Euro.
Glücklicherweise suchte ich mir gleich einen Steuerberater, der sich um das Thema komplett kümmern sollte. Zu dem Zeitpunkt war ich wahrscheinlich der kleinste und uninteressanteste Kunde auf der Payroll, denn mit meine Einnahmen als Kleinunternehmer waren tatsächlich sehr gering. Trotzdem gab es schon damals die Einkommenssteuervorauszahlungen und -nachzahlungen, die aber zum Glück noch sehr klein waren.
EU- und weltweiter Steuerwirrwarr
Erst 2018 kam dann der Schritt vom Kleinunternehmer zum richtigen Unternehmer. Zunächst bedeutete das: Ich musste jetzt quartalsweise eine Umsatzsteuer-Voranmeldung machen. Kurz darauf kamen aber schon die ersten Hürden wie das Reverse Charge-Verfahren und Einnahmen aus Drittländern.
Wenn du Einnahmen aus anderen EU-Ländern hast, stellst du die Rechnung ohne Mehrwertsteuer. Du musst die Einnahmen nebst der Umsatzsteuer-ID des Unternehmens aber als zusammenfassende Meldung beim Bundesamt für Steuern immer angeben. Wer das nicht macht, wird relativ schnell ermahnt und anschließend zur Kasse gebeten.
Da vor allem die Großkonzerne aus den USA im europäischen Ausland sitzen um Steuern zu sparen, betrifft das sehr viele Unternehmer. Amazon sitzt beispielsweise in Luxemburg und Google in Irland. Als Amazon-Affiliate oder YouTuber hat man diese Herausforderung schneller als einem lieb ist.
Einfacher ist es bei Unternehmen aus Nicht-EU-Ländern. Da musst du dich zumindest nicht um eine zusammenfassende Meldung oder die Umsatzsteuer kümmern.
Gewerbesteuer für die Gemeinde
2018 ist der Finanzrocker dann so stark gewachsen, dass 2019 die Gewerbesteuergrenze von 24.500 Euro Gewinn erreicht wurde. Neben der Einkommenssteuer und der Umsatzsteuer kam mit der Gewerbesteuer noch eine dritte Steuer dazu, die quartalsweise bezahlt wird und auch wieder Nachzahlungen mit sich bringt. Am schlimmsten sind aber die stetig steigenden Einkommenssteuervorauszahlungen, die einem Unternehmer schnell das Genick brechen können, wenn er keine Rücklagen schafft.
Um das alles muss ich mich selbst kümmern. Nur um das Gesamtergebnis kümmert sich dann der Steuerberater am Anfang des abgeschlossenen Jahres. Dann kommen die weiteren Fallstricke wie Einnahmen-Überschuss-Rechnung, Bilanz ab einer weiteren Einnahmegrenze oder ähnliches. Jedenfalls ist das Thema Steuern für Selbstständige ein riesengroßes Fass, um das man sich kümmern muss.
Steuern richtig steuern
Ab einer gewissen Größe lassen sich diese Steuern jedoch besser steuern. Genau für diesen Fall gibt es das Buch „Steuern steuern“ vom erfahrenen Steuerberater Johann C. Köber in unterschiedlichen Ausführungen. Das Hauptbuch kam im September 2020 sogar in der 7. Auflage raus, was zeigt, dass der Bedarf nach diesem Thema enorm hoch ist.
Hier kommt schon das erste ABER: Es eignet sich in erster Linie für Selbstständige sowie Unternehmer und nicht für Angestellte. Deswegen habe ich meinen Weg auch so ausführlich geschildert. Als Angestellter habe ich von den Tipps und Tricks eigentlich nichts, denn ich kann sie gar nicht umsetzen.
Einzige Ausnahme: Du bist Immobilienbesitzer. Da lässt sich steuerlich ebenfalls eine ganze Menge steuern. Hier hat Johann Köber ein eigenes Buch geschrieben. Dazu komme ich später noch.
Als Selbstständiger lässt sich die Steuerlast bei einem mittleren Einkommen mithilfe der Drei-Säulen-Strategie nachhaltig senken.
Der Bestseller: Steuern steuern von Johann C. Köber
Bleiben wir beim eigentlichen Thema: dem Steuern der Einnahmen als Unternehmer und Selbstständiger. Das Buch ist nachvollziehbar aufgebaut. Köber beginnt damit, dass er zunächst darauf eingeht, warum der Leser noch nicht reich ist. Seiner Meinung nach liegt es häufig daran, weil wir als Angestellte einfach zu viele Steuern und Abgaben bezahlen und das Geld zu wenig für uns arbeiten lassen können.
In einem Vergleich zeigt Köber anschaulich, dass der Zeitpunkt der Besteuerung eine wichtige Rolle spielt. Stellt man in einem Szenario den jährlichen Abzug der Abgeltungssteuer und einen mit einmaligen Abzug zum Ende des gewählten Anlagezeitraums gegenüber kommt bei einer 40-jährigen Anlagedauer und einer Anlagesumme von 100.000 Euro eine Differenz von über 214.000 Euro heraus. Das ist ein ziemlich großer Unterschied, der einzig und allein auf dem Faktor „Wann die Steuer erhoben wird“ liegt.
Wie das ganze funktioniert, beschreibt Köber dann im zweiten Abschnitt. Dort erklärt er, wie man die Kontrolle über die eigenen Steuern übernehmen kann. Das funktioniert in erster Linie über den Start einer Kapitalgesellschaft – wie beispielsweise einer GmbH – und einer 3-Säulen-Strategie. Diese besteht aus den Säulen „Lohn“, „Rückstellungen und Abzüge“ sowie dem „Gewinn“ als dritter Säule.
Als Unternehmer steuerliche Spielräume nutzen
So weit, so klar, aber wie profitiere ich als Unternehmer nun davon? Das ist eigentlich ganz einfach! Es geht darum, vor allem schon den Gründungsprozess steuerlich so günstig wie möglich durchzuführen. Hier gibt es eine Menge Spielraum, der dazu führen kann, dass man anfangs wenige bis gar keine Steuern zahlt. Johann Köber zeigt sehr anschaulich anhand einiger Beispiele, Rechnungen und Tabellen, wie das funktionieren kann. In der Folge geht es um Abschreibungen und wie sinnvoll sie angewendet werden können.
Besonders spannend sind dann die folgenden beiden Kapitel, in denen es um Geldanlagen in einer GmbH geht. Konkret handelt es sich um das Anlegen des Geldes in Form von Aktien oder Immobilien. Hier kommt nämlich einer der größten Vorteile am Steuern der Steuern gegenüber Privatanlegern zum Tragen.
Das liegt in erster Linie daran, dass Beteiligungen im Betriebsvermögen nach dem Teileinkünfteverfahren besteuert werden. Dabei werden 60 % des Gewinns als steuerpflichtig und 40 % als steuerfrei eingestuft. Das ist bei Beteiligungen im Privatvermögen anders.
Statt 25 % Abgeltungssteuer sind bei realisierten Kursgewinnen von Aktien in der GmbH nämlich nur 15 % (+Gewerbesteuer) fällig. Das gilt übrigens auch für Zinsen, Dividenden und Optionen. Ab 2021 ändert sich hier jedoch bei den Optionen etwas. Darauf geht Köber im Buch auch kurz ein.
- Köber, Johann C. (Autor)
Vorteil: Das praktische Arbeitsbuch „Steuern steuern“
Neben dem Hardcover-Buch gibt es jetzt auch ein umfassendes Arbeitsbuch mit prägnanten Texten, vielen anschaulichen Bildern und ergänzenden Tests, die dafür sorgen sollen, dass man das Gelesene auch verstanden hat und anwenden kann. Hier hat Johann Köber noch Unterstützung von der Steuerberaterin Stephanie Walther erhalten.
Außerdem ist auch viel Platz für eigene Notizen vorhanden, der wohl in erster Linie für die Käufer des Buches angedacht sind.
So ist das Buch in erster Linie sehr praktisch und verständlich, aber als einzige Grundlage ist es aus meiner Sicht etwas wenig – vor allem für den happigen Preis. Aber dazu komme ich gleich noch im Fazit.
Steuern steuern – Lohnt sich der Kauf?
Ein wirklicher Knackpunkt der Bücher ist der Preis. 50 Euro für das Hardcover und nochmal 50 Euro für das Arbeitsbuch sind viel Geld. Da gab es schon negative Kritiken, weil sich Angestellte das Buch zu dem Preis gekauft haben, da sie dachten, dass sie damit Steuern sparen können. So ist das dann ein teurer Fehlkauf. Aber als Selbstständiger und Unternehmer hat man das Geld mit den Tipps und Tricks ganz schnell wieder drin.
Ich selbst schätze den Nutzwert des Buches hoch ein, wobei man nur eins der beiden Bücher wirklich benötigt und nicht Buch und Arbeitsbuch. Das Arbeitsbuch ist kurz und knapp gehalten. In einer Stunde ist man da durch und kann die Tests danach machen. Wem das eher zusagt, sollte dazu greifen. Alle anderen sollten sich eher das ausführliche Fachbuch kaufen. Da habe ich doch noch einiges mehr mitgenommen.
Die meisten Dinge lassen sich ohne die Expertise eines Steuerberaters nicht umsetzen. Das bedeutet, dass der Leser nur durch das Lesen allein nicht seine Steuern steuern kann, sondern das zusätzliche Hilfe nötig ist. Genau das empfiehlt auch Johann Köber. Gemachte Fehler bei der Umsetzung der Strategie sind in der Regel nämlich deutlich teurer als die Steuerersparnis am Ende. Keines der Bücher ersetzt also einen Steuerberater.
Steuern steuern mit Immobilien
Ganz neu auf dem Markt ist das Buch „Steuern steuern mit Immobilien“. Hier hat Johann Köber den Gedanken aus dem ursprünglichen Buch ein ganzes Stück weitergesponnen und komplett auf Immobilien umgemünzt.
Das Buch ist in fünf Teile gegliedert. Der Einstieg ist mit den sieben Wundern der Immobilieninvestments wirklich gelungen, weil da schon die kompletten Vorteile, Nachteile und Fallstricke aufgeführt werden.
Der zweite Teil beschäftigt sich mit den Grundsteuerarten. Hier kommt dem Leser einiges schon bekannt vor. Das Besondere an dem Teil ist, dass Köber viele nachvollziehbare Rechenbeispiele bringt, die beim Verständnis gut helfen. Auch dem Sonderfall Vermietung über Airbnb und Co. hat er hier ein kurzes Kapitel aus Steuersicht gewidmet.
Im dritten Teil geht es schließlich um die konkrete Steuer-Strategie und die anschließende Umsetzung. Hier werden dann die Steuerungspunkte Stiftung gründen, Vererbung, Finanzierung sowie Absicherung des Vermögens vorgestellt.
Abschließend werden noch eine Handvoll Beispielfälle wie der Lebenszyklus einer Immobilieninvestition oder wie man die Kleinunternehmerregelung umsatzsteuerlich nutzt ausführlich erläutert.
Fazit „Steuern steuern mit Immobilien“
Insgesamt ist „Steuern steuern mit Immobilien“ eine thematisch runde Sache und ich muss wirklich sagen, dass es ebenfalls ein gutes Buch ist. Jetzt kommt aber das große Aber: Im Gegensatz zum normalen „Steuern steuern“ kennt man vieles schon aus anderen Büchern oder Videos, da das Thema Immobilien ein absolutes Hypethema geworden ist. Vor allem das Kapitel mit den Steuerarten kann ich auch selbst recherchieren. Es fehlt also die Exklusivität, die das Original zu einer Kaufempfehlung macht.
Erstmal ist das nicht das große Problem, aber leider kostet auch dieses Buch 50 Euro. Aus meiner Sicht ist das für viel Basiswissen und wenig wirkliches Steuerwissen für Immobilien einfach völlig überteuert. Ein wirklich toller Ratgeber aus dem Immobilienbereich wie „Immobilienfinanzierung für Selbstnutzer“ von Dr. Gerd Kommer kostet nur 23 Euro.
Persönlich habe ich aus dem Buch tatsächlich mehr rausgezogen als aus „Steuern steuern mit Immobilien“ – und das für weniger als den halben Preis. Immobilien sind aber auch nicht mein Steckenpferd, so dass es Immobilienkäufer vielleicht anders sehen.
Angemessen wäre hier ein Preis bis maximal 30 Euro, aber beim besten Willen keine 50 Euro. Das gipfelt dann auch in einigen negativen Bewertungen bei Amazon, die sich ebenfalls über das Preis-Leistungsverhältnis aufregen.
Wer aber noch ganz am Anfang steht und nicht groß recherchieren möchte, bietet das Buch einen guten Einblick in den Themenkomplex Steuern und Immobilien.
- Köber, Johann C. (Autor)
Learnings des Finanzrockers
Ich habe diesen Artikel bewusst mit meinem steuerlichen Werdegang mit dem Finanzrocker Business begonnen. Hier stellt sich die Frage, was ich konkret aus „Steuern steuern“ mitgenommen habe und was ich daraus auch umsetzen kann.
Ehrlich gesagt bin ich für diesen Schritt zur GmbH noch zu klein und die anfallenden Kosten (Notar, Stammeinlage von 25.000 Euro, Steuerberater etc.) und Änderungen (andere Pflichten, keine Künstlersozialkasse mehr etc.) passen momentan nicht in meine Planung.
Ich schaue mir erst einmal die weitere Finanzrocker-Entwicklung bis 2022 an und entscheide dann, ob es an der Zeit für einen weiteren Schritt ist – oder auch nicht.
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Eine Antwort
Eine wirklich sehr gute und umfassende Rezension zu den Büchern. Der Artikel hat mir sehr gefallen, werde ich weiter empfehlen!