„Beimischungen unter 5 % machen im Depot keinen großen Sinn“ – Interview mit Dr. Gerd Kommer

Zum dritten Mal habe ich den Vermögensverwalter und ETF-Experten Dr. Gerd Kommer zu Gast. Wir sprechen in knapp 70 Minuten über das Übergewicht der USA im MSCI World, den Anteil der Schwellenländer im Depot und Beimischungen im Portfolio.

Außerdem geht es noch um die Frage, warum das Mieten oft lukrativer ist als das Kaufen und warum Themen-ETFs für ihn reines Marketing sind. Abschließend geht es noch um das wichtige Thema der Vermögenssicherung und welche Änderungen man dann in seinem Depot vornehmen sollte.

Dr. Gerd Kommer Beimischungen Artikelbild

Überblick Interview mit Dr. Gerd Kommer

Es war im Spätsommer 2014. Damals lag ich nach einer Knie-OP über Wochen unmotiviert auf meiner Couch und versuchte, mich irgendwie sinnvoll zu beschäftigen. In meinem Fall hieß sinnvoll: Meine ersten beiden Finanzbücher zu lesen, um nicht nur vor der Playstation zu sitzen und Zeit zu vergeuden. 

Wie ich heute weiß, war es eine der besten Entscheidungen meines Lebens, diese beiden Bücher zu lesen. Danach habe ich gleich mit dem ersten eigenständigen Investment als Basis losgelegt. Es war ein Sparplan auf den MSCI World.

Ein Augenöffner: „Souverän investieren“

Das war zum einen “Der entspannte Weg zum Reichtum” von Susan Levermann. Bis heute ist das Buch einer der großen Augenöffner für das aktive Investieren gewesen.

Zum anderen war es die dritte Auflage von “Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs” von Dr. Gerd Kommer. Auch das Buch hat mir nachhaltig die Augen geöffnet.

Wenige Monate später erweckte ich den Finanzrocker-Blog und noch ein wenig später den Finanzrocker-Podcast zum Leben. Beides wurde über die Jahre sehr erfolgreich.

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Vortrag auf dem Kapitalgipfel

Im Mai 2017 durfte ich in München meinen ersten großen Vortrag auf dem Kapitalgipfel von ExtraETF halten. Und das nicht nur einfach so, sondern direkt nach Dr. Gerd Kommer. Also unmittelbar nach dem Mann, der zu einem guten Stück dafür verantwortlich ist, dass ich meine Geldanlage in die eigenen Hände genommen habe.

In dem Vortrag ging es um meinen persönlichen Soundtrack für Vermögenswerte als Anleger. Hier gehörte eine große Portion Überwindung dazu, den Vortrag zu halten.

Gerd Kommer Kapitalgipfel 2017
Mein Vortrag auf dem Kapitelgipfel 2017 in München nach dem Vortrag von Dr. Gerd Kommer (rechts vorne).

Ein halbes Jahr später war Gerd schließlich das erste Mal im Finanzrocker-Podcast zu Gast. Und in der Folge war er auch zweimal bei “Der Finanzwesir rockt” im Duell zu hören.

Einmal gemeinsam mit Christian W. Röhl und der Diskussion über aktives vs. passives Investieren und einmal mit Prof. Dr. Martin Weber zum Thema Faktor-ETFs. 2019 war Gerd dann vor der Corona-Pandemie auch nochmal im Finanzrocker-Podcast zu Gast. Damals haben wir in Folge 130 u.a. über Sachwerte und Crash-Propheten gesprochen.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Dr. Gerd Kommer mich auf meinem Weg von 2014 bis heute stetig begleitet hat und deshalb bin ich auch sehr froh, dass er nun zum dritten Mal hier zu Gast ist. Nach fast genau 100 Folgen wurde es wirklich wieder Zeit. 

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Wer ist Dr. Gerd Kommer?

Dr. Gerd Kommer Finanzrocker 231Wer Dr. Gerd Kommer noch nicht kennt: Er ist ein erfolgreicher Vermögensverwalter und Buchautor. Dank seines eben erwähnten Buches “Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs” gilt er hierzulande als der ETF-Papst und Experte für passives Investieren.

In knapp 70 Minuten spreche ich mit Gerd über viele interessante Dinge. Gerd erläutert u. a., warum er den großen USA-Anteil im MSCI World kritisch sieht, warum Emerging Markets-ETFs trotz der Probleme in jedes Depot gehören, warum das Mieten oft lukrativer ist als das Kaufen und warum Themen-ETFs für ihn reines Marketing sind.

Abschließend geht es noch um das wichtige Thema der Vermögenssicherung und es gibt noch ein etwas anderes Wordshuffle zu hören.

Meiner Meinung nach ist das Interview wieder ein absolutes Highlight geworden und ich wünsche Dir nun viel Spaß beim Hören.

Shownotes

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11 Antworten

  1. Gerd Kommer hört man immer wieder gerne zu.

    Das die USA im MSCI World übergewichtet sind und man sich damit unwohl fühlt hört man ja immer wieder. Mal gut begründet mal schlecht begründet. Was ich mich frage ist warum gibt es keinen MSCI World oder ACWI Ex USA. Genau das wäre doch das bequeme Produkt um die Qoute herunterzufahren.

    1. Naja, es reicht ja aus in vier ETFs (USA, Europa, Asia/Pacific und Emerging Markets) zu investieren und dann die Allokation einmal festzulegen. Dann übersteigt das USA-Risiko auch nicht die Schwelle. Aber wer weiß, vielleicht gibt es ja mal irgendein Welt-Produkt ohne USA.

  2. Vielen Dank Daniel und Gerd, fuer den schoenen Rundumschlag-Podcast,

    die alten Reibungspunkte:
    – Ist eine Laenderbetrachtung (weniger USA) sinnvoll? Oder geht es vielmehr darum max. zu diversifizieren sprich mit einem MSCI ACWI IMI oder Vanguard All World ETF eben alles auf einmal zu erschlagen (Firmensitze, Faktoren, zB Unternehmensgroesse, etc)?
    Letztendlich geht es fuer Anleger darum, um an mittel-langfristigen Unternehmensgewinnen zu partizipieren. Da sind jedoch nicht nur die Gewinne der Unternehmen an den Maerkten, wo sie taetig sind, entscheidend, sondern auch Rechtssysteme (incl. Durchsetzungskraft) wie Eigentumsschutz, Erlaubnis, dass Gewinne an Anteilseigner abfliessen duerfen, weitere Abgaben/Auflagen/Regulierungsbedingungen vor Ort. Da das alles zu komplex ist und man nicht wissen kann, was wird: Statt den Heuhaufen „schlau“ auf kleinere Haeufchen aufzuteilen: den ganzen, grossen Heuhaufen kaufen/besitzen?!
    (Es versteht sich von selbst, dass eine Vermoegensverwaltung à la „Kauf den Vanguard All World und fertig ist die Laube“ etwas unterkomplex scheint und nicht soo viele Marketingmoeglichkeiten erlaubt )
    Ausserdem ist es zermuerbend, wenn manche „Heuhaeufchen“ viele Jahre deutlich schlechter rentieren. Bei Nur-Im-Grossen-Heuhaufen-Investiert-Sein steckt man das dagegen locker weg (faellt gar nicht auf)!
    – „Wissenschaftlichkeit und lange Datenreihen“ sind zwar nicht verkehrt, aber damals war die Welt weniger vernetzt, die Wirtschaft kaum globalisiert. Deshalb sind m.A.n. historische Vergleiche zwar zu beruecksichtigen aber nicht immer auf heute uebertragbar?! Es genuegt nicht, lange Zahlenreihen zu analysieren, besser ist eine Einordnung in grosse Zusammenhaenge oder besondere Ereignisse. zB waren SmallCaps frueher so unteranalysiert, dass dort viele Perlen versteckt waren oder der BRICs-Hype hatte eine Verzerrung fuer die EM-Rendite gebracht (Ausnahme oder Regel?). U.s.w

    Ich freue mich, dass es dir immer wieder gelingt hochkaraetige Podcast-Gaeste zu gewinnen, Daniel.
    Alles Gute weiterhin,
    LG Joerg

  3. Hi,
    Gesprächte mit Gerd Kommer sind ja meist unterhaltend, aber ganz am Ende gab es einen Schnitzer.
    Bei seinem Vergleich der langfristigen Performance zwischen Intel und Walmart wollte Gerd Kommer darauf hinaus, dass offensichtlich der Nutzer von Innovation besser performt als der eigentliche Innovator selbst. Abgesehen davon, dass es nicht korrekt ist, dass Intel keine „Brot und Butter“-Prozessoren bauen würde, greift er zu Untermauerung seiner These aber zum beliebten Vergleich mit den Goldgräbern und den Schaufelverkäufern.
    Das Problem ist, dass der Vergleich seine These eigentlich genau widerlegt, denn in seinem Szenario ist Intel der Schaufelverkäufer (providing the tool) und Walmart der Goldgräber, der das Werkzeug für seinen Zweck (Digitalisierung) nutzt.
    Das entwertet nicht das Gespräch, aber eine kritische Nachfrage hätte ich mir hier schon gewünscht. 🙂

  4. Also diese Ausführung über die „Übergewichtung“ der USA ist schon sehr an den Haaren herbei gezogen. Warum jetzt das BIP des Landes, in dem das Unternehmen gelistet ist (!) herhalten soll erschließt sich mit nicht, und die Behauptung, dass dir Reduzierung ja sinnvollen wirtschaftlichen Kennzahlen unterliegen würde kann für niemanden nachvollziehbar sein, der sich ein bisschen mit den Indices beschäftigt hat..
    Warum es jetzt sinnvoll ist, ordentlich Linde zu verkaufen weil die in den USA und nicht mehr in Deutschland gewichtet sind muss mir mal einer erklären.

    Kommer hat unbestreitbar viel für die ETF Anlage im Deutschland erreicht, aber wirklich fundierte Gedanken zu Risiko Management gibt’s nicht. Das jetzt eine Immobilie im Ausland für den Kleinanleger im Alter sinnvoll ist ist schon ziemlich bescheuert. Nicht jeder kann sich mit 80 mit der Grundsteuererklärung auf französisch rumschlagen, aber gut…

      1. Das BIP wird ja – unter anderem – durch die Umsätze von Unternehmen gebildet. Wenn man annimmt, dass Sitz eines Unternehmens im Wesentlichen gleichbedeutend mit dem Geschäftsgebiet ist, dann wäre eine BIP-Gewichtung anhand des Sitzlandes von Unternehmen sinnvoll. Möglicherweise war das vor der Globalisierung ab 1990 noch öfter der Fall, aber inzwischen sind doch großen Konzerne weltweit tätig, Coca-Cola ist da ein bekanntes Beispiel.

        Will man also potentiell „aufgeblähte Marktpreise“ vermeiden, müsste man jetzt für jedes Unternehmen die Umsätze auf Länder oder Regionen aufteilen. Diese Informationen sind aber nicht einfach verfügbar, manche Unternehmen machen solche Aufteilungen auch gar nicht öffentlich. Daher erscheint mir eine BIP-Gewichtung (nach Kosten/Aufwand) auch sinnlos.

        Mir scheint, dass auch Gerd Kommer da umschwenkt – im Interview redete er ja mehr davon, dass er das politische USA-Risiko vermeiden wolle. Das hat ja wenig mit Rendite oder Überbewertungen zu tun.

        Im letzten Jahr hat sich der Rational Reminder Podcast auch öfters mit den langfristigen Risiken von Aktien beschäftigt (Stichwort „equity premium puzzle“). Insbesondere könnte die durchschnittliche Aktienrendite wesentlich niedriger sein, wenn man bei den historischen Renditen berücksichtigt, dass es immer wieder auch Totalverluste gab (z.B. Schließung der Moskauer Börse nach Machtübernahme der Kommunisten, Enteignung ausländischer Anleger bei weiterlaufendem Handel für Inländer, …) und viele Analysen sich auch auf einfach verfügbare Daten beschränken und wesentlich schlechter gelaufene Märkte daher ignorieren. Hier kommt dann dem Sitzland eines Unternehmens durchaus Gewicht zu. Allerdings müsste man dann genauso das Sitzland des ETF-Anbieters im Auge haben.

        Ich vermute, dass die Ideen wie BIP-Gewichtung oder 70/30-Gewichtung (Industrieländer/EM) eher daraus rühren, dass sie in den Backtests für die 90er/2000er gut abgeschnitten haben und man sich dann eine Erklärung dazu gebastelt hat. Für mich bleibt die Anlage nach Marktkapitalisierung der beste Kompromiss in Bezug auf Rendite, Anpassung an Veränderungen, Zeitaufwand, theoretischer („wissenschaftlicher“) Herleitung und „Nachteile, wenn ich falsch lag“ (fear of missing out/falsche Einschätzung der Marktlage).

        1. Hallo Daniel.
          ich sehe das genau wie Ernst. Eine BIP Gewichtung ergibt nur Sinn, wenn der Sitz der Börsenlistung (nichtmal Hauptsitz!) mehr oder minder mit dem geographischen Ort der Umsätze übereinstimmen, das ist definitiv nicht der Fall. Die aufgeführten Beispiele haben auch keine Begründung, warum BIP sinnvoller ist. So sind in den USA größere Teile der Wirtschaft an der Börse als in Deutschland (Stichwort Mittelstand).
          Jedem steht selbstverständlich frei, seine Aktien zu kaufen, wie er will, aber unhinterfragt zu behaupten, das würde die lokale Wirtschaft abbilden ist einfach nicht korrekt.
          Die wahrscheinlich korrekteste Abbildung wäre die Unternehmen nach ihren (Brutto)Gewinnen zu gewichten, da man ja an diesen Partizipieren will. Vergleiche hierzu mal die Ausführungen von Andreas Beck. Seiner Argumentation kann ich dazu schon deutlich mehr abgewinnen. Unter dem reiter Gleichwertindex. https://globalportfolio-one.com/haeufig-gestellte-fragen/

  5. Hallo Daniel.

    Das war mein erster Podcast hier bei dir. Sehr informativ und unterhaltsam.

    Was mir gefehlt hat, war ein echtes Gespräch.
    Deine Fragen waren ja gut vorbereitet, aber das kurze Fragen und lange Antworten Spiel nutzt sich ab. Nicht mal auf eine direkte Nachfrage von Gerd Kommer (UMTS) hast du geantwortet. Das beobachte ich bei vielen Podcasts von Finanzbloggern. Prominente Gäste und das kurze Frage, lange Antwortspiel und nächste Frage.

    Andere Sachen von dir werde ich trotzdem anhören. Danke für die gute Sendung.

    1. Hallo Henry,

      vielen Dank für Dein Feedback. Ich gebe Dir bei dieser Folge völlig Recht: Es war kein echtes Gespräch. Das lag daran, dass die Antworten von Gerd Kommer sehr lang waren und wir bei Einwürfen von mir nur zwei Themen hätten besprechen können. Als Interviewer muss man sich überlegen, ob man diskutieren will oder möglichst viele Themen in einem Interview ansprechen will. Ich habe mich für letzteres entschieden, weil wir auch nur einen begrenzten Zeitrahmen hatten.

      Wenn Du ein richtiges Gespräch hören willst, dann hör doch gern in die Interviews mit Prof. Dr. Hartmut Walz, Thomas Beutler oder Alexandra von Sauerkraut und Zaster rein.

      Ich mache das jetzt seit fast 8 Jahren und muss mir während des Gesprächs überlegen, wie ich weiter vorgehe.

      Viele Grüße
      Daniel

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