Tim Schäfer im Interview: „Finanzielle Freiheit durch Konsumverzicht“

In dieser Podcast-Folge habe ich einen Gast im Interview, der von vielen von Euch gewünscht wurde. Die Rede ist von Finanzblogger und Wall-Street-Korrespondent Tim Schäfer, dessen Kernaussagen zur finanziellen Freiheit durch Konsumverzicht eine klare Ansage sind. Darüber und über noch viel mehr sprechen wir in der 105 Minuten langen Folge.

Tim Schäfer

Überblick Interview mit Tim Schäfer

Nach der Folge mit Alexander von Rente mit Dividende gab es den verstärkten Wunsch von Euch, dass ich ein Interview mit Tim Schäfer führe. Ich habe daraufhin bei ihm angefragt und er hat sofort zugesagt. Tim hat einen eigenen Blog, sehr viele Leser, schreibt für die Euro am Sonntag und verdient sein Geld mit Dividenden.

Als es dann nach zwei Monaten Wartezeit soweit war, entwickelte sich das Interview zu einem tollen Gespräch, das mit Sicherheit auch zu Diskussionen führen wird. Denn nicht jeder möchte auf seinen Lebensstandard, sein teures Auto oder rauschende Parties verzichten. Das soll auch jeder machen, wie er es möchte. Finanziell frei wird man dadurch aber nicht.

Vielleicht möchte der eine auch lieber nur halbtags arbeiten oder der andere vielleicht nur im April, Mai, Juni und Juli komplett arbeiten, um dann im Dezember, Januar und Februar in die Sonne reisen. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Die Leser von Tim stellen bei ihm Blog auch einige unterschiedliche Modelle vor.

Mach es Dir bei einem Kaffee, Bier, Wein oder Tee gemütlich und tauche ein in das lange und tolle Gespräch. Eine ausführliche Zusammenfassung findest Du weiter unten. Und auf Deinen Kommentar bin ich auch sehr gespannt.

Shownotes zu interessanten Artikeln von Tim Schäfer

Zum Blog von Tim

Ich lebte nach dem Studium weiter wie ein Student

Ich lebte immer unter meinen Möglichkeiten

1 Million mit 31 gespart und finanzielle Freiheit genießen

Rücklagen für die Rente bilden

Die Mittelschicht ist pleite und selbst Schuld daran

Früher in den Ruhestand: Hohe Sparquote, volle Kanne Aktien

Zum spannenden Interview mit Alexander von Rente mit Dividende

Mehr über Oliver von Frugalisten erfahren

Leben im Ausland feat. Tim Schäfer und Thomas Kehl – Der Finanzwesir rockt 75

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Zusammenfassung Interview mit Tim Schäfer

Über Tim Schäfer:

  • Tim ist Wall-Street-Korrespondent in New York und bloggt auf timschaefermedia.com über Buy-and-Hold, Value Investing, Zinseszins und die finanzielle Freiheit.

    Tim Schäfer
    Tim Schäfer in New York

Beginnen möchte ich mit einem Zitat von Friedrich II. dem Großen: „Luxus treibt den Menschen zu keiner einzigen Tugend an, sondern erstickt meist alle besseren Gefühle in ihm.“ Was bewirkt dieses Zitat in dir?

  • Die schönsten Sachen im Leben sind im Grunde gratis oder kosten ganz wenig. Das kann der Spaziergang am Strand sein oder ein Sonnenuntergang in den Bergen – der Konsum muss nicht unbedingt das Tollste auf der Welt sein. Das wird oft durcheinandergebracht: Der Porsche muss nicht zwingend das tolle Erlebnis sein, das kann auch eine Fahrradfahrt sein.

Dein Mantra lautet „Spare, investiere und genieße die finanzielle Freiheit“. Konsum siehst Du als Volkskrankheit an. An welchem Punkt hast Du Dich zum Sparen entschieden und gegen den Konsum?

  • Mein Vater ist gelernter Schlosser, meine Mutter hat für Nachbarn und Freunde genäht – ich bin in sehr armen Verhältnissen aufgewachsen. Das Geld war ziemlich knapp. Ich hab das Grundlegende von meinen Eltern bezahlt bekommen, aber wenn ich was mehr wollte, da musste ich selbst für sparen und arbeiten. Ich fand das eigentlich gut, weil man so schon mit 12 lernt aufzupassen. Du kannst dir halt nicht alles kaufen, was du dir grade so wünscht. Davon habe ich viel gelernt. Ich hab dann auch Nebenjobs angenommen, Zeitung ausgetragen und im McDonalds gearbeitet für geringen Stundenlohn. Da passt man automatisch auf, dass man das Geld dann nicht verplempert.

Wie kam es, dass du in Aktien investiert hast?

  • Ich hab ein Sparbuch gehabt und Genossenschaftsanteile bei der Raiffeisenbank. Da habe ich auch auf die Zinsen geschaut. Dann habe ich angefangen, Bücher zu lesen, und so mit 20 habe ich angefangen, erste Aktien zu kaufen. Da war auch eine SAP drunter, die habe ich heute noch, da hab ich eigentlich immer Buy-and-Hold gemacht. Ich hab aber auch Bausparen gemacht und hab meine ersten Erfahrungen gesammelt mit einer Wohnung und mit einer Hypothek. Mein Ziel war immer, etwas aufzubauen und Zinsen oder Dividenden zu bekommen. Ich wollte von früh an finanziell frei sein.

Dann hast du auch angefangen, über die Börse zu schreiben…

  • Ja, ich wollte in den Journalismus und bin zu einer Lokalzeitung gegangen. Da hab ich über alles Mögliche geschrieben, über Wahlen und politische Reden, über Vereine und Karneval… Aber dann wollte ich mehr über die Sparkasse oder über das Bauhaus machen und hab das mehr und mehr entdeckt.

Wie hat es dich dann nach New York verschlagen?

  • Das war immer mein Traum. Ich wollte ein High School Jahr machen, das hat mir der Schuldirektor damals ausgeredet. Als Student ergab sich auch nicht die Chance, da war ich ein paar Monate in einem Austauschprogramm in Indianapolis. Dann habe ich für den Börsenbriefherausgeber Prior gearbeitet und gefragt, ob er mich entsenden könnte für drei Monate. Aus den drei Monaten sind dann zehn Jahre geworden.

Du hast immer in WGs gewohnt und parallel gespart…

  • Die Kosten in New York sind enorm, ich hab hier immer auf Sparflamme gekocht. Ein WG-Zimmer in Manhattan kostet 1.000 Dollar, und da kommen dann ja noch andere Kosten dazu.

Hat Tim Schäfer die finanzielle Freiheit erreicht?

Das Thema „Finanzielle Freiheit“ spielt bei dir eine große Rolle. Hast du die denn schon erreicht oder ist das ein Ziel, wo du noch hin möchtest?

  • Ich glaube, ich hab die finanzielle Freiheit schon erreicht. Es gibt die 4%-Regel: Du kannst von deinen Finanz-Assets 4% im Jahr verkonsumieren und wenn du das auf lange Frist machst, erhältst du deinen Kernbestand. Ich hab aber Angst davor, immer einen kleinen Teil zu verkaufen, deswegen entnehme ich nur die Dividende. Außerdem habe ich eine Wohnung und dadurch Mieteinnahmen, und ich habe Nebenjobs – dadurch ist die finanzielle Freiheit mit kleinen Nebenjobs möglich. Ich könnte sie mir auch komplett leisten, ohne Arbeit, aber dann müsste ich Aktien verkaufen und da hab ich irgendwie Bedenken. Mir macht die Arbeit Spaß, ich hab da super Möglichkeiten, ich habe Verlage gefunden, die mir sehr viel Freiheit lassen in der Themenplanung und das ist ein Hobby von mir. Ich gehe auch gerne zu diesen Konferenzen, ich mache Interviews mit Value Investoren und treffe Leute, die managen 100 Milliarden Dollar, das ist total aufregend!

Wie investiert Tim Schäfer?

Du investierst nach Value-Investing, hast also keine reine Dividendenstrategie?

  • Wenn du bei Warren Buffet guckst, sind das meistens Dividendenaktien, so Hausmannskost. Die zahlen über lange Zeiträume immer eine stetig steigende Dividende und die Gewinne steigen auch stetig. Also Aktien, die nicht so stark schwanken. Man bezeichnet die mit einem „niedrigen Beta“, das ist der Fachbegriff dafür. Das sind meistens Versorger, die ein stetiges Basisgeschäft haben, da gibt’s keine großen Spitzen und keine großen Einbrüche.

Vieles vermischt sich ja da, mit den großen Unternehmen, die immer größer werden. Das ist ja eine spannende Szene, oder hast du da auch Bedenken?

  • Bedenken aus Konsumentensicht: Du hast z. B. AT&T und Verizon, die haben 80% vom Markt, und dann hast du die zwei anderen, die teilen sich die restlichen 20% und kämpfen eigentlich ums Überleben. Die Medien werden immer größer, das sind Riesenkonglomerate.
  • Aus Konsumentensicht ist das schlecht, aber aus Aktionärssicht ist es natürlich gut. Warren Buffet kauft auch am liebsten die Monopole. Da weiß er, die bestehen lange, die haben eine Preismacht und die kann niemand attackieren.

Aber Warren Buffet investiert ja auch in kleinere Unternehmen – ist das auch was für dich?

  • Ja, das hab ich früher gemacht. Ich hab da aber auch Fehler gemacht. Wenn du älter wirst, wirst du vermutlich auch konservativer. Von Warren Buffet gibt es da die Regel Nr.1: „Verliere niemals Geld!“ und Regel Nr. 2 „Vergesse nie Regel Nr. 1“. Ich bin jetzt mehr so in den Blue Chips, so die ganz langweiligen Dinger.
  • Wenn man so was kauft, sollte man einfach 30 oder 40 Jahre durchhalten. Dann steigt auch die Dividende immer weiter. Ich hab gestern einen 54-jährigen Ingenieur getroffen, der für die Stadtverwaltung arbeitet. Der hat 45.000 Dollar Dividenden im Jahr und will in zwei Jahren in Rente gehen. Und ich kenne eine Krankenschwester, die hat eine Million im Depot.
  • Du hast in Amerika viel bessere Aktiensparmöglichkeiten, die steuerlich bezuschusst werden. Du sparst aus dem Brutto direkt und oft gibt der Arbeitgeber noch was dazu. Und wenn du das über 30-40 Jahre mit Buy-and-Hold oder einem ETF machst – das ist ein Schneeball, der zur Lawine wird!

Und warum verstehen die Deutschen das nicht?

  • Der Amerikaner ist ein bisschen wagemutiger, ein bisschen moderner. Wir liegen in Deutschland 20 Jahre zurück mit unserem Denken. Beispiel Riester, das ist ein Garantieprodukt und das ist schon mal von der Strukturierung ein Fehler – ohne Risiko kannst du keine gute Rendite kriegen. Das ist im Grunde Sparbuchsparen mit hohen Abschlussprovisionen und Gebühren, mehr so eine Art Versicherungsprodukt. Der Deutsche ist grundsätzlich eher risikoavers.

Es gibt ja in Amerika so eine richtige Bewegung von Leuten, die Coupons sammeln und einkaufswagenweise einlösen. Das gibt es in Deutschland ja nicht.

  • Dafür gibt es Aldi und Lidl, das ist auch gut zum Sparen. Es gibt hier aber auch eine andere Sparrichtung, die Bewegung heißt „FIRE“, „financial independece, retire early“, das sind eher die Gutverdiener: Ärzte, Rechtsanwälte, Ingenieure, die dann anstreben, mit 40 in Rente zu gehen und nicht den sinnlosen Konsumwahn mitzumachen. Das finde ich total ansprechend.

Wie ist es denn bei dir mit dem Thema Reisen?

  • Ich reise schon viel. Ich mache eher B&B mit der Familie und mit Freunden. Da spare ich an der Unterbringung, aber nicht am Urlaub an sich.

Hat sich in den letzten Wochen in New York sehr viel verändert seit Donald Trump Präsident ist?

  • Verändert optisch vielleicht nicht. Da wo er wohnt, ist alles abgeriegelt. Aber die New Yorker sind schon ein bisschen verängstigt, New York ist ja schon ein Immigrantenmagnet, da leben viele Ausländer, viele Künstler, die sind alle ein bisschen nervös und besorgt, viele sind verärgert.
  • Aus Aktionärssicht hat Donald Trump ja auch gute Ideen und Ansätze, weniger Regulierung, weniger Steuern, er will viel in die Infrastruktur investieren, das macht schon Sinn. Das ist für den Aktienmarkt gut, aber in Sachen Einreisebeschränkungen und Steuererhöhung für chinesische oder mexikanische Produkte, das ist dann wieder ein Nachteil, finde ich persönlich. Also gemischte Gefühle!

Mich interessiert auch das Thema Krankenversicherung: Inwieweit war Obama Care hilfreich in den letzen Jahren?

  • Du hast da – teilweise auch zwangsmäßig – die Massen reingekriegt. Viele wollten oder konnten sich das vorher nicht leisten. Die Krankenhäuser sind hier sauteuer, da sitzt du plötzlich auf 100.000 Euro Kosten. Die Idee war also, alle zu versichern. Es wurde also eine kleine Strafsteuer beschlossen, die bezahlt werden muss, wenn du nicht versichert bist. Grundsätzlich soll sich jeder für 300 oder 350 Dollar im Monat versichern können, so dass auch die jungen Leute in die Versicherung gehen und es eher zu einem sozialen System wie in Deutschland wird.

Im Umkehrschluss will Trump jetzt die Medikamentenpreise senken, was an den Aktienmärkten auch für Unruhe gesorgt hat. Wie wird es da weiterlaufen?

  • Die Pharmawerte sind alle stark eingebrochen, das hat aber auch andere Gründe. Die haben einerseits viele Patentabläufe, dann gibt es viel Konkurrenz untereinander. Wenn ein Patent abläuft, sinken die Preise um 80% oder so, weil die Konkurrenten nur darauf warten und sich alle plötzlich unterbieten.
  • In Amerika kannst du den Preis für deine Medikamente festlegen wie du willst, da gab es auch einen Aufschrei, weil die Medikamente zu teuer geworden sind. Und  dann spielen da noch viele andere Dinge rein.

Macht es Sinn, jetzt noch in Pharmawerte zu investieren wenn die Zukunft so ungewiss ist?

  • Jetzt sind sie natürlich ordentlich eingebrochen. Ich glaub, unter der Korrektur haben alle gelitten. Das macht die Branche interessant. Auch die Lobbyisten, die überall rumrennen, haben Angst. Ich glaube, es wird gar nicht so schlimm kommen wie alle denken. Die Branche erholt sich dann auch wieder, die hat doch eine große Zukunft mit den ganzen Zivilisationskrankheiten, die Leute werden immer älter,… da ist ein Riesenpotential. Insofern bin ich langfristig total überzeugt, dass das eine Branche ist, in die man investieren sollte, grade jetzt mit der großen Aufregung und Unsicherheit.

Du hast das Thema Älterwerden schon angesprochen – in den USA gibt es interessante Systeme, wie z.B. 401K, da werden die Amerikaner schon relativ früh zum Investieren erzogen. Kann man sich da für Deutschland etwas abschauen?

  • Ja, auf jeden Fall! Das ist gebührenschonend und renditereich durch die Aktienorientierung. Der Arbeitgeber gibt in der Regel was dazu und der Arbeitnehmer kann, wenn er das ausschöpft, aus dem Brutto richtig aggressiv da reinsparen. Ich glaube, das geht bis zu 20 oder 25% von deinem Einkommen. Das heißt, du sparst bis zur Rente aus dem Brutto. Wenn du dann 70 bist, musst du allerdings einen Mindestbetrag entnehmen und irgendwann will der Staat dann auch seinen Anteil, das musst du dann versteuern als Rentner.
  • Wir haben günstige Discount-Broker in den USA, da kostet ein Depot fast nichts. Da kannst du ETFs reintun, die kosten 0,05% Gebühren im Jahr, sind also fast gebührenfrei. Das ist also schon schlau, wie man hier Vermögen aufbauen kann: Wenig Gebühren, steuerbefreit und der Arbeitgeber gibt noch was dazu.
  • Die Riesterrente und Rürup sind so bürokratische Gebührenmonster, da ist auch viel Vertrauen verspielt worden. Die Grundidee war ja vielleicht gut, dass man den Leuten neben der gesetzlichen Rente was anbietet, nur die Ausgestaltung war vom Grundsatz schon nicht richtig ausgelegt.
  • An den Bürger hat man da irgendwie gar nicht so richtig gedacht. Du kannst für den Ruhestand nur sinnvoll sparen, wenn du zwei Dinge beachtest: Niedrige Gebühren – da braucht man Wettbewerb und Transparenz und das hat man in Deutschland nicht. Und dann Rendite – aktienorientiert langfristig. Weder das eine noch das andere ist erfüllt, also hat man ein wirklich beschissenes Produkt. Die Leute sind eigentlich hintergangen worden.
  • Ich persönlich halte nichts von Mischfonds. Wenn du langfristig sparst, musst du stark aktienorientiert gehen. Ich würde sagen, 100% in Aktien, oder eben per ETF. Anleiheanteil brauchst du nicht, renditestärker sind Aktien. Als Bürger hast du die gesetzliche Rente, das ist ja im Prinzip wie eine Staatsanleihe. Da kannst du ruhig stärker ins Risiko gehen, wenn du Jahrzehnte Zeit hast bis zur Rente.
  • Der typische Sparer hat zuviel Angst und ist zu vorsichtig. Das ist das Grundproblem in Deutschland. Im Grunde rate ich jedem Menschen dazu, zu 100% in Aktien zu gehen. Das klingt total verrückt und idiotisch, aber du kriegst da langfristig die beste Rendite.

Wie gehen denn die Amerikaner mit Schulden um? Dank horrender Studienkredite gehen die ja komplett verschuldet ins Berufsleben.

  • Das ist ein großes Problem, da haben die Deutschen wirklich einen Vorteil. Die jungen Amerikaner fangen mit ihren Jobs an und haben dann schon 50.000 Dollar Schulden oder mehr. Das setzt die Leute natürlich auch unter Druck.

Einer meiner Lieblingssätze von Dir lautet „Lotto ist ein Spiel für Verlierer“. Wieso ist Lotto trotzdem so populär in Deutschland?

  • Lotto ist absolut bescheuert, da kann man das Geld gleich im Klo runterspülen. Das ist ein Traum, der da verkauft wird. Wenn man sich ein bisschen informiert, kann man nur zu einem Schluss kommen: Finger weg und das Geld stattdessen in einen Sparplan stecken! Dann hast du wirklich was für die Zukunft gemacht und kriegst hinterher viel mehr Geld raus.

Du sagtest, du bist im Prinzip finanziell frei. Die meisten stellen sich unter dem Begriff einen Ferrari, ein großes Haus und viel Prunk vor. Du bist eigentlich das komplette Gegenbeispiel. Das widerspricht doch allem, was 99 % der Deutschen mit finanzieller Freiheit verbinden, oder?

  • Ja, die Mittel- und Unterschicht denkt vielleicht, dass man dann mit dem Helikopter rumfliegt, Ferrari fährt und das große Anwesen auf Mallorca hat. Der Professor Thomas Stanley hat ein tolles Buch geschrieben, „The Millionaire Next Door“, in dem er erforscht hat, wie Millionäre leben. Das erstaunliche Ergebnis war, dass der typische Millionär sehr sparsam ist, die 12$-Jeans von Walmart trägt, nicht für 100$ sondern für 15$ Essen geht und ein gebrauchtes Auto fährt.

Ist denn das Thema „Finanzielle Freiheit“ nicht auch ein Trugschluss?

  • Ja, die finanzielle Freiheit kriegst du halt nicht in zwei Jahren hin. Man muss sich ein Ziel stecken und das konservativ angehen. Die Leute, die das machen, die haben ETFs und arbeiten viel, die sind engagiert und stecken sich Ziele. Das Leben macht auch mehr Spaß, wenn du Ziele hast. Es ist harte Arbeit und manchmal nervt es vielleicht auch. Du erlebst Rückschläge und du hast auch schlechte Tage. Aber in Summe – weil du ein Ziel hast und auf etwas hinarbeitest – siehst du die Freiheit und die ist dir mehr wert.

Gab’s bei dir eine Summe, die du dir als Ziel gesetzt hast?

  • Also die Million war immer so vor Augen. Das klingt jetzt groß, aber wenn du früh anfängst, vielleicht noch mit einem 400€-Job neben deinem Hauptjob, und das sparst du monatlich… Oder du lebst als Ehepaar von einem Einkommen und sparst das andere Einkommen komplett in einen ETF jeden Monat und ziehst das ein paar Jahrzehnte durch. Dann kannst du das schon erreichen, das ist gar nicht so weit weg.
  • Es ist nicht jeder zu Entbehrungen bereit, die meisten haben ein kurzfristiges Denken, das geht dann halt nicht. Man muss schon ein Budget führen und öfter hinterfragen, ob eine Investition jetzt wirklich nötig ist oder nicht.
  • 40% der Deutschen haben keinerlei Ersparnisse, die leben von der Hand in den Mund. In den USA ist das ähnlich, da werden bis zur Schmerzgrenze Konsumkredite aufgenommen und große Häuser gekauft. Das kann auch schnell schiefgehen, wie die Finanzkrise gezeigt hat.

Du hast gesagt, man wird nicht reich durch viel Traden – trotzdem schreibst du Artikel in Börsenmagazinen, die sowas suggerieren. Beißt sich das nicht mit deinen Aussagen?

  • Ich mache Interviews mit Value-Investoren und schreibe immer über Buy-and-Hold. Über Trading-Strategien schreibe ich persönlich nicht, aber solche Magazine bieten meistens ein breites Spektrum und da richtet sich dann ein Teil auch an Leute, die eher kurzfristig orientiert sind. Ich halte davon nichts. Es gibt ja auch etliche Studien, die zeigen, dass langfristiges Investieren mit viel Geduld absolut überlegen ist.

Würdest du dich als Vorbild sehen?

  • Ich mache auch Fehler, ich bin nicht perfekt. Ich schreib einfach, was ich denke. Ich lerne dazu und möchte den Leuten Anregung zum Denken geben. In punkto Finanzen möchte ich vielleicht ein Vorbild sein, ja, da muss ich mich aber auch anstrengen.

Wie siehst du allgemein das Wachstum von Finanzblogs in Deutschland?

  • Da gibt es viele, auch viele gute. Podcasts finde ich auch ne gute Sache. Das ist eine schöne Bereicherung und da kann jeder das finden, was er sucht, und sich spezialisieren.

Wordshuffle:

Immobilien – Ich habe zwei Immobilien, das ist gut, weil es so eine Art Zwangssparen ist, wenn man so was kauft und eine Hypothek aufnimmt. Aber Studien zeigen, dass Aktien von der Rendite besser sind.

Neider – Wenn man erfolgreich ist, hat man ein paar Neider.

Aktiv vs. Passiv – Beides ist okay. Ich glaube für die meisten Menschen ist passiv investieren schon besser, in einen ETF oder Indexfonds.

Rockmusik – Oh, hm. Ich hör da eigentlich alles Mögliche. Ich mag Rolling Stones und solche Sachen.

Robo Advisor – Eigentlich ist das ne gute Sache. Das Konzept ist gut, man muss aber auch auf die Gebühren achten, manche sind da schon recht teuer. Es ist ein gutes Werkzeug, aber nicht jedermann braucht es.

Fast Food – Heute hab ich einen Freund bei Chipotle Mexican Grill getroffen, das ist ein bisschen gesünder. Fast Food esse ich manchmal, aber eher nicht. Warum nicht daheim ein Omelette selber machen oder was grillen.

Glück – Wer viel arbeitet und sich anstrengt, dem fliegt das Glück zu!

Heimat – Heimat ist was Schönes: Mannheim ist der Nabel für mich.

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10 Antworten

  1. Großartig! Vielen Dank!

    Tim ist für mich ein großes Vorbild. Nicht primär in dem was er sagt (geradezu predigt), sondern in der Stetigkeit seiner Beiträge. Seit Jahren schreibt er im Prinzip „nur“ darüber, a) wie dumm manche Menschen sind, weil sie ständig ihr Geld für unnötigen Konsum ausgeben oder b) über positive Beispiele, von Menschen, die es begriffen haben und mittlerweile finanziell frei sind.

    Allein dieses Durchhaltevermögen von Tim ist bemerkenswert.

    1. Die Stetigkeit ist tatsächlich bewundernswert, auf der anderen Seite aber auch etwas langweilig.
      Die vielen Vorteile der angeblichen „finanziellen Freiheit“ sind ja schon oft gepredigt worden, vielleicht wäre es mal interessant sich auch die Kehrseiten anzuschauen.

      Ist Oma Klawuttke mit 800€ Rente im Monat nicht auch finanziell frei? Sie muss ja nicht arbeiten, lediglich etwas Konsumverzicht üben….

    2. Hallo Felix,

      du sprichst mir aus der Seele. Ich lese Tims Beiträge immer mal wieder und bin mit seinem Grundtenor „Lebe bewusst, spare Dir unnötigen Schnickschnack und investiere Dein Geld“ total d’accord. Ich finde es gut, wie konsequent er diese Linie verfolgt und auch danach lebt. Einiges ist mir dabei zu krass (100%-Aktienquote), aber jeder Jeck ist da ja anders – und soll das bitte auch gerne so sein.

      Sein Blog ist mir persönlich aber auch etwas zu monoton. Mir reicht es alle 1-2 Monate mal auf den Blog zu schauen, und einen interessant klingenden Artikel zu lesen. Es wiederholt sich doch arg. Manch einer braucht vielleicht diese gebetsmühlenartige Wiederholung gespickt mit eine paar neuen Fotos mit Preisschildern von Designer-Klamotten, -möbeln oder -taschen, um den Spiegel vorgehalten zu bekommen, dass dies nicht wirklich das Leben bereichert. Wenn man diese Einstellung aber einmal verinnerlicht hat – und ich hatte diese bereits bevor ich Tims Blog entdeckt habe, da ich ähnlich wie er zum Thema „Endlichkeit von Geld“ erzogen wurde – gibt es (zumindest für mich) leider wenig neues zu entdecken.

      Die Trolligkeit mancher Kommentatoren nervt zudem – aber dafür kann Tim ja nichts. Alternativ müssten alle Kommentare einen gestrengen Filter durchlaufen – ähnlich dem Finanzwesirschen Vorgehen. Das reduziert halt die Interaktion der Kommentatoren oder führt dazu, dass einzelne Leserfragen von 4 Leuten beantwortet werden, da die erste Antwort erst erscheint, nachdem alle schon geantwortet haben. Einen Tod muss man hier wohl sterben.

      Ich habe mich aber auch sehr über das Interview gefreut. Tim ist ein bodenständiger Typ, der seinen Stil durchgezogen hat. Das imponiert mir schon.

      Liebe Grüße (auch nach New York!)
      Dummerchen

      1. Ich bin auch ein Fan von Tims Beiträgen und lese sie immer wieder gerne. Ich investiere sehr gerne, aber ich muss zugeben, dass seine Predigten mich mehr zum Sparen animiert haben… 🙂

        In einem Punkt gebe ich euch auch noch recht: Es ist schon bemerkenswert wie lange er das schon macht und weiter machen möchte mit seinen Beiträgen zu immer dem gleichen Thema. Er ist authentisch. Jeder erkennt, dass er das ernst meint und wirklich jeden Leser besser machen will.

        Ich finde das großartig und aus meiner Sicht ist er damit einer der besten deutschen Finanzblogger.

  2. Nabend!

    Auch ich finde es bewundernswert was Tim geschafft hat, wenngleich ich die strickte Einhaltung und sich alles verbieten was teuer ist wohl doch eine Nummer zu extrem finde. Ja es ist richtig dass viele der Dinge unnötig sind, teuer sind, man den Namen bezahlt etc. Auf der anderen Seite nützt es auch nichts der reichste Mann auf dem Friedhof zu sein. Ein Leben in dem man sich zwischenzeitlich nicht auch mal was total unvernünftiges kauft ist dann doch etwas fad, zumal die Ansparphase, zumindest hier in Deutschland, wohl den längsten Teil des Lebens ausmachen wird.

    Auch mit teurem Hifi-Equipment, teuren Klamotten oder Equipment zum Frönen seines/seiner Hobbys etc., sofern bewusst und langlebig eingesetzt, lässt sich weiterhin eine hohe Sparquote aufrecht halten. Wie bei fast allem bevorzuge ich hier den goldenen Mittelweg, erreiche großen finanziellen Wohlstand *aufholzklopf* vielleicht ein paar Jahre später aber habe dann dafür auch nicht groß eingeschränkt leben müssen.

    Auch wenn viele seiner Kommentatoren gebetsmühlenartig wiederholen dass weniger mehr ist bzw. Ballast im Leben sehe ich das anders. Für mich bedeuten hochwertige, gerne auch mal antike Dinge, dass ich zuhause bin. Zu Wissen es gehört mir und begleitet mich durchs Leben ist für mich kein Balast sondern Bereicherung. Ob das die Rock/Metal Vinyl-Sammlung ist, ne teure Uhr die man sich mit den ersten Ausbildungsgehältern abgespart hat oder einfach das teure Notebook auf dem man seine Prüfungen vorbereitet hat und das dann doch viel länger hält als man Anfangs dachte.

    Dennoch wünsche ich Ihm und allen die seinem Beispiel folgen viel Glück und Erfolg beim Streben nach finanzieller Freiheit.

    mfg Daniel

    1. Hi Daniel,

      Geht mir genauso. Einige Finanzblogger schaffen ja Sparquoten von 60, 70 und mehr Prozent. Irgendwann frage ich mich aber, ob das wirklich am Ende zielführend ist. Ziel sollte es ja sein, ein gutes Leben zu führen.

      Heute, morgen und in 20 Jahren. Dafür machen wir das alles ja.

      Wenn man aber alles Heutige für ein finanziell freies Leben in 20 Jahren opfert, kann am Ende auch nicht von einem guten Leben die Rede sein.

      Ich denke wie du. Der gesunde Mittelweg ist entscheidend.

  3. Hallo zusammen!

    Ich empfand das Interview als sehr interessant und irgendwie spricht mir Tim mit seiner Haltung (z.B. Konsumverzicht etc.) aus der Seele. Ich muss aber zugeben, dass mich diese Ambivalenz manchmal auch ein bisschen stört. Da mache ich jetzt Tim keinen Vorwurf, ich sehe es ja auch bei mir selbst. Einerseits gebe ich vor, absolut auf Konsum zu verzichten, um maximal investieren zu können. Andererseits erwarte ich auch, dass Wachstum generiert wird. Nun – Wachstum kann ja eigentlich nur generiert werden, wenn auch konsumiert wird. Da bin ich dann raus! 😛 Sollen die anderen doch für meinen künftigen Wohlstand Ihr Geld zum Fenster rauswerfen.

    Viele Grüße und ein schönes Wochenende!
    Patrick

  4. Hallo Daniel.

    Bisher war ich kein großer Fan deiner Mixtapes, aber die jüngsten Ausgaben haben wirklich ansprechenden Inhalt. Die habe ich gerne gehört, gerade dieses hier.

    Vielen Dank generell für deine super Arbeit die du hier ablieferst. Qualitativ hochwertig, interessant und das ganze in einem sehr angenehmen Schreibstil.

    Auch dein Blog war inspirierend und ermutigend für meinen eigenen Blog http://www.finanz-blickwinkel.de
    Vielen Dank dafür.

    Grüße

  5. Haha… ich habe mich neulich selbst gefragt, weshalb ich mir eigentlich ständig die Videos und den Blog von Tim gebe, obwohl sich das permanent wiederholt. Bin dann zu dem Entschluss gekommen, dass gerade diese Geradlinigkeit die Authentizität des Blogs ausmacht. Es liegt nun mal in der Natur der Sache, dass zu einem Thema irgendwann mal alles gesagt wurde. Dann finde ich einen Blog, bei dem man sich immer wieder (Selbst-)Bestätigung holen kann deutlich besser, als bei einem Blog, der sich derweilen, qua Mangel an neuer Themen, zu einem Was-habe-ich-heute-erlebt-Blog entwickelt. Wegen dem Mangel an Geradlinigkeit lese ich mittlerweile auch einige Finanzblogs gar nicht. Da finde ich Tims Strategie deutlich besser, zumal das auch neuen Interessierten den Einstieg in ein Blog deutlich erleichtert.

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