Bankberater. Wenn Du dieses Wort liest, fallen Dir bestimmt sofort zehn Begriffe ein, die Du damit assozierst. Die wenigsten werden freundlich sein. Die Tasse Kaffee beim Verkaufsgespräch ist umgerechnet die teuerste des Jahres. Für Dich ist es jetzt an der Zeit, Deine Finanzen eigenständig zu rocken. So wie Du es willst – und niemand sonst!
Rocke Deine Finanzen
In meinem letzten Artikel über das Thema Geld habe ich schon angefangen, über das Thema zu schreiben. Heute möchte ich noch einen Schritt weitergehen und die dort aufgegriffene Geschichte zu Ende erzählen. Vielleicht kannst Du ja auf eine ähnliche Story zurückblicken. Oder Du hast Dich noch überhaupt nicht mit dem Thema beschäftigt und erfährst ein wenig mehr darüber. Auch das hilft.
Aber sind wir mal ehrlich: Irgendwann kommt der Moment, wo wir in eine Bankfiliale eingeladen werden. Wir selbst sind für die Bank nicht sonderlich attraktiv, aber unser Geld. Je mehr, desto besser. Und je weniger Ahnung wir von der Materie haben, um so besser.
Zuckerschock für die Unterschrift
Wir werden vorzüglich bedient: Es gibt einen Kaffee mit einem exquisiten Keks und zum Nachspülen eine Cola. Zuerst musst Du zeigen, was Du hast. “Mach‘ Dein Portemonnaie auf und ich zeige Dir Deine Versorgungslücke.” Und dann investieren wir ganz gepflegt in die bankeigenen, schweineteuren Fonds.
Ok, das klingt jetzt sehr sarkastisch. Ist aber leider Gottes die Wahrheit. Jahrelang wollte ich das nicht glauben. “Das sind so nette Menschen. Die haben mich immer unterstützt.” Davon musste ich mich erst einmal lösen.
Was kostet schon die Welt?
Über Kosten wird auch nur verklausuliert gesprochen.
“Das kostet doch nur 5 % Ihrer Investitionssumme” Ich denke mir: Was sind schon 5 Prozent?
Gibt es Folgekosten? “Ja, aber die werden automatisch abgezogen. Das bekommen Sie gar nicht mit. Außerdem sind es nur 1,8 Prozent.”
Ok, denke ich mir. Jetzt haben wir so nett zwei Stunden zusammengesessen, da kann ich das doch unterschreiben. Kostet mich doch fast nichts. Und er hat mich gefragt, wie es mir geht. Der Kaffee war auch lecker. Und der Keks erst. Einfachste Psychologie eben.
Ein Griff ins Klo
Zwei Jahre später hatte ich dann den Salat: 45 Prozent Verlust nach der Finanzkrise von 2008. Weil der Kaffee so lecker war?
Drei Jahre später. Ein neuer Berater. Jung und aufstrebend. Macht einen auf bester Kumpel. Zwei Kaffee, zwei Kekse und zwei Colas später hatte ich meine Versorgungslücke geschlossen. Und lernte gleich noch den Versicherungskollegen des Beraters kennen. Noch so ein Netter. Der hat – wie mein Berater auch – alle Produkte selbst im Einsatz. Nie Probleme gehabt. Haben sofort gezahlt bei Schadensfällen.
Da setzt man doch gleich seinen Otto unter die 50 Seiten Papier. Ich habe gedacht, ich bin der Größte. Abgesichert gegen alles. Rentenversicherung, Berufsunfähigkeit, Haftpflicht. Und der Fonds wird schon wieder steigen. Alles super. Mir kann nie wieder was passieren.
Im Endeffekt hat mich diese Leichtgläubigkeit schlappe 2.000 Euro gekostet. Für nichts und wieder nichts. Für viel Ärger und grandiose Knebelverträge. Der Berater (und sein Kollege) haben für diese Unterschriften eine fette Provision und natürlich eine Folgeprovision erhalten aufgrund des mehrjährigen Vertrages.
Heute sitzt der Kerl in Frankfurt und ist mehrfach aufgestiegen. Der Preis für gute Arbeit. Zwei Berater später, die die gleiche Masche etwas versteckter durchgeführt haben, ist die Ausgangssituation komplett anders.
Hier siehst Du mal ein Beispiel von der ARD, das alles ganz gut zusammenfasst.
Finger verbrannt, Frust gebannt
Mittlerweile kann ich jedes Wort, was mir die Verkäufer erzählen, verstehen. Ich erzähle Ihnen zwei Stunden etwas über mein Portfolio, das ich komplett allein zusammengestellt haben. Und sie kennen davon nur die großen Aktienwerte. Aktien stehen nicht auf ihrer Verkaufsagenda – dafür aber Fonds, Zertifikate, Anleihen und Versicherungen.
Mein Fonds ist seit 2013 von der Fondsgesellschaft aufgelöst worden. Wegen Erfolglosigkeit! Dabei war das ein Balance-Fonds für Anleger, die konservativ anlegen wollen. Ein Verlust von weiteren 4.500 Euro. Dank der Dividenden waren es zwar nur 3.600 Euro, aber trotzdem.
Macht in Summe 5.600 Euro Verlust. Dafür gab es 15 Kaffee, 10 Cola, 7 Kekse und vielleicht 15 Stunden Gespräche. Das sind 6 Monate Neuseeland inklusive Unterkunft, Essen und Sprachschule! Seitdem ich selbst anlege und mich dermaßen ausführlich informiere, habe ich alle Verluste wieder reingeholt.
Ich übergebe das Wort an Kolja von Aktien mit Kopf, der die Rechnung noch einmal anschaulich erklärt.
Eine Anmerkung: Das Beispiel mit dem DAX-ETF als Empfehlung ist meiner Meinung nach aber nicht ausreichend diversifiziert, weil dort nur 30 Werte enthalten sind. So ist ein solches ETF immer schwankungsintensiver als ein breiter aufgestelltes ETF mit ein paar hundert Unternehmen. Das solltest du immer im Hinterkopf haben.
What a Feeling!
Zurück zum eigentlichen Thema. Ich habe jetzt ein viel besseres Gefühl. Und ich will mir nie wieder von jemandem solche Empfehlungen geben lassen, die Unmengen an Geld kosten. Und wenn ich Fehler mache, lerne ich daraus und mache weiter. Hauptsache, die Diversifikation aus Tagesgeld, Festgeld, Indexfonds und Anleihen stimmt.
Kennst Du das auch? Hast Du auch diese Erfahrungen mit Deiner Bank gemacht? Hast Dich blind auf Deinen Berater respektive Verkäufer verlassen?
Letztes Jahr wollte ich mal andere Banken testen. Einfach so aus Spaß. Mit mehr Wissen in der Hinterhand. Und ich bin dieses eine Mal fast explodiert. Das hat das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht.
Hammerhart!
Termin über das Internet gemacht. Voller Vorfreude auf den Termin schelmisch grinsend in die Bankfiliale gelatscht. 2 Minuten Vorstellung der Beraterin. Da habe ich schon festgestellt, dass sie absolut keine Ahnung hat. Ihre Hände zitterten.
Aber dann kam der Hammer: Ohne Vorwarnung ist eine Videokonferenz mit meinen speziellen Freunden mit den weißen Performance-Bändchen aufgesetzt worden. Und der Kerl hatte es faustdick hinter den Ohren. Ich habe ihn präsentieren lassen. Dann wollte er mir die Unterschrift schmackhaft machen.
Da ich so einen Vertrag ja dankenswerterweise schon habe, habe ich zunächst nach den initialen Kosten gefragt. “Da kennt sich aber einer aus”, war seine Antwort. Dann musste er erstmal auf den 10 Seiten den Passus mit den Kosten suchen. “Das kostet sie 1.500 Euro.” Frage von mir: “Gezillmert oder wie?” “Bitte was?”, entgegnete er.
Ich wurde etwas lauter: “Welche Fonds würden Sie denn empfehlen?” „Da kann Ihnen die Beraterin mit Sicherheit besser weiterhelfen“, kam die Antwort im fränkischen Dialekt. Die Grätsche von links kam auch prompt: “Ich hole beim nächsten Mal einen Kollegen hinzu, der Ihnen weiterhilft.”
Ach so, ist klar. Dann habe ich ihnen kurz die Vor- und Nachteile der obersten Fonds erklärt, mich dankend verabschiedet und bin auf Nimmerwiedersehen entschwunden.
Entkalke den Wasserkocher
Du merkst: Die kochen alle nur mit Wasser, haben kaum Ahnung, wollen aber an Dein Bestes. Dein Geld. Hinterfrage alles. Die Kosten. Die Nachteile. Aber am besten beschäftigst Du Dich selber mit Deiner Finanzplanung und überlässt nichts dem Zufall.
Glaub mir, Du fühlst Dich hinterher viel, viel, viel, viel besser. Und wenn Du am Anfang kleinere Verluste machen solltest – egal. Verbuche es als Lehrgeld und denke grinsend, was Du alles nicht Deinem Bankberater oder Versicherungsberater in den Hals gestopft hast!
Es ist aber nicht so, dass Du alle Bankverkäufer über einen Kamm scheren kannst. Es gibt beispielsweise auch Honorarberater, die sich um Dein Vermögen kümmern. Da zahlst Du die Beratungsleistung, erhältst aber im Gegenzug die Gebühren wie den Ausgabeaufschlag zurück. Getestet habe ich das Prinzip der Beratung noch nicht. Es ist aber eine Alternative.
Ein versöhnliches Beispiel habe ich zum Abschluss trotzdem.
Es geht auch anders
Von den sechs Beratern, die ich bisher hatte, war er der Einzige, der mir wirklich helfen wollte. Jede Frage hat er beantwortet, mir nützliche Tipps zu Tools im Internet gegeben und echt gute Empfehlungen gegeben. Als er dann meinte, dass ich im Internet keinen Ausgabeaufschlag zahlen müsste, habe ich den Fonds ganz bewusst bei ihm gekauft.
Du siehst: Es geht auch anders. Aber da gehört verdammt viel Glück dazu. Denn die Kollegen von ihm haben einen sehr schlechten Ruf. Und das hat er mir am Ende des Gesprächs auch noch bestätigt.
Deshalb mein Vorschlag an Dich: Verlass‘ Dich nicht auf Dein Glück, sondern hol‘ Dir Dein Wissen und Können! Lass‘ uns eine Band gründen und gemeinsam Deine Finanzen rocken.
Du erfährst mehr über alle Themen rund um die Geldanlage, gewinnst Sicherheit und triffst individuelle Entscheidungen. Ob Du das Mikro, die Gitarre, den Bass, das Keyboard oder die Drums übernimmst, ist dabei egal.
Hauptsache, Du lernst die Instrumente zu bedienen und die richtige Melodie zu spielen. Und das geht irgendwann von ganz alleine. Was meinst Du, wie viele Deiner Freunde oder Familie dann mit Dir über die Themen Geld und Finanzplanung reden möchten?
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7 Antworten
Super Beitrag!
Hab ich mir für meinen Monatsrückblick gespeichert 🙂
Schon krass, was hinter verschlossenen Türen so abgeht…
Viele Grüße
Linda
Hi Linda,
das freut mich zu hören! Vielen Dank für Dein Lob. Und dann schon wieder einen Platz in Deinem Monatsrückblick 🙂 Das finde ich klasse.
Viele Grüße & einen schönen Feiertag
Daniel
Hi Daniel,
klasse Beitrag – sehr gut geschrieben! Ich finde es spannend, zu erfahren, was du schon so alles in der Finanzwelt erlebt hast und was du daraus gelernt hast. Solchen Themen wie Aktien und Bankberatungsgespräche für „sinnvolle“ Anlagen bin ich bisher eher aus dem Weg gegangen. Letzteres war wohl auch gut so 😉 Doch das Thema Aktien finde ich spannend.
Auch, dass du diese komplexen Zusammenhänge vereinfacht erklärst, finde ich klasse. Habe mir daher auch schon deinen „Backstagepass“ gesichert 😉
Weiter so & liebe Grüße,
Melanie
Hallo Daniel
Ist schon sehr interessant, das wenn sich die Menschen erstmal mit der Materie Geldanlage intensiver Beschäftigen, bei vielen der große Frust über ihre Berater einsetzt. Auch ich habe eine ähnliche Vorgeschichte wie du. Es gibt in meinem Bekanntenkreis auch unzählige Beispiele von Falschberatung bei Banken und Versicherungen.
Deswegen Super Artikel – Weiter so 🙂
Gruß Klaus-Dieter
Vielen Dank für Deinen Kommentar und Dein Lob, Klaus-Dieter. Ich habe auch schon festgestellt, dass wirklich viele Leute keine Lust mehr auf Bankberatung haben.
Sie benötigen nur den richtigen Anstoß, sich um die eigenen Finanzen zu kümmern. Das war der Hauptgrund, warum ich diesen Blog ins Leben gerufen habe. Aus meinen Fehlern sollen die Leser lernen und sich ein individuelles Vermögen aufbauen – ohne schweineteuere Fonds.
Wenn ich jetzt die ganzen positiven Kommentare und E-Mails lese, denke ich immer mehr, dass meine teuren Fehler doch für etwas gut waren. Deshalb freue ich mich über solche Kommentare wie von Dir!
Viele Grüße
Daniel
Hallo Daniel,
ich denke viele Leute merken immer wieder, dass mit den herkömmlichen Produktangeboten der Bank etwas nicht stimmt. Aber aus Unkenntnis über Alternativen und dem subjektiven Sicherheitsgefühl, das einem eine Bank oder eine Versicherung bietet, bleibt der Aha-Effekt als Auslöser für eine Einstellungsänderung meist aus.
Fraglich ist, ob wir mit unseren Webprojekten noch ein Umdenken in den Köpfen erreichen können oder ob wir auf die Nachfolgegeneration setzen müssen, die mit Internet und Blogs aufgewachsen ist.