„Quo vadis, Fintech?“ – Interview mit Tobias Baumgarten

In Folge 72 geht es um das Thema Fintech und wirklich spannende Fragen. Ist das nicht doch nur alter Wein in neuen Schläuchen? Welche Rolle spielen Amazon, Google und Facebook beim Banking? Und was ist eigentlich die Blockchain? Mehr über die 90 äußerst unterhaltsamen Minuten mit Tobias Baumgarten erfährst Du hier.

Im Fintech-Bereich greifen immer mehr Rädchen ineinander.

Überblick Interview Tobias Baumgarten

Vor über einem Jahr habe ich Tobias auf dem Fintech Meetup-Hamburg zufällig getroffen. Dort haben wir uns das erste Mal unterhalten. Später tauschten wir uns per Mail und Twitter aus und trafen uns noch einmal auf dem Finanzbarcamp 2016. In der Folge veröffentlichte Tobias seinen Gastbeitrag über Savedroid bei mir und wir vereinbarten ein Podcast-Interview.

Herausgekommen ist ein sehr spannendes Gespräch mit einem Szene-Kenner, der darüber hinaus auch sehr gut erklären kann. Wenn Dir das Gespräch gefällt, dann kommentiere bitte den Artikel. Dann setzen wir das Gespräch Ende des Jahres fort. Jetzt aber erstmal viel Spaß beim Hören.

Eine ausführliche Zusammenfassung des Interviews findest Du weiter unten.

Shownotes Tobias Baumgarten

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Über Tobias Baumgarten:

  • Tobias Baumgarten im InterviewTobias ist gelernter Bankkaufmann und BWLer und arbeitet bei der Hamburger Sparkasse als Spezialist für Multikanal-Banking. Nebenbei bloggt er seit anderthalb Jahren sehr erfolgreich auf aboutfintech.de über Fintech in allen Variationen.

Warum übt Fintech auf dich so eine Faszination aus?

  • Zunächst offensichtlich weil ich Banker bin. Fintech ist ein Thema, an dem man als Banker eigentlich gar nicht vorbeikommen kann, trotzdem versuchen das viele immer noch. Ich war auch schon von Kind auf sehr technikbegeistert. Was liegt dann näher, als beides zu kombinieren?

Was heißt denn Multikanal-Banking?

  • Multikanal-Banking ist nicht nur im Bankgeschäft in aller Munde, sondern überhaupt im Handel. Die Frage ist: Über welche Kanäle erreiche ich den Kunden?
  • Klassisch war das die Filiale, irgendwann kam das Telefon als Kanal dazu, dann Mitte der 90er das Online-Banking. Seit iPhone und Tablet sind wir beim Thema Mobile und mit Alexa und Siri jetzt auch beim Thema Voice, da hast du schon jede Menge Kanäle, über die du deine Bank theoretisch erreichen kannst. Die Frage ist, wie man das sinnvoll miteinander verknüpft. Damit beschäftige ich mich insbesondere.

Meinst du, dass Siri und Alexa auch im Banking eine konkrete Rolle spielen werden?

  • Jetzt ist es noch eher eine Spielerei. Damit wird man eine Menge tolle Sachen machen können. Aber solange diese Systeme nur eine Spracherkennung und keine Stimmerkennung haben, ist das Sicherheitsrisiko relativ groß. Für mich ist das aber eine sehr interessante Zukunftsmusik.

Was bewertest du allgemein die Entwicklung der Szene?

  • In den letzten Jahren sind viele neue Angebote und Innovationen aufgekommen, es war aber auch viel Naivität mit dabei.
  • Es gab Angebote, die von der Idee her gut und von viel Ideologie geprägt waren, aber sich im harten Wettbewerb nicht durchsetzen konnten. Das dreht sich jetzt nach und nach. Wir sehen einen Shift zu mehr Professionalität.
  • Die Banken haben das bislang scheinbar teilnahmslos vom Spielfeldrand aus beobachtet. Jetzt wird aber nach und nach versucht, das Spiel selbst zu spielen oder in Kooperation zu gehen.
  • Es wurden eine Menge toller Dinge entwickelt, sehr kundenfokussiert, aber auch viel Spielkram für Nerds.

Mein Podcastkollege Albert Warnecke sagt immer, das ist alles alter Wein in neuen Schläuchen. Würdest du das bestätigen?

  • Jein. Es ist in den meisten Fällen nicht Rocket Science. Wenn man das Beispiel N26 nimmt, haben die eigentlich nichts neu erfunden. Die haben eine Banking App, gab’s vorher auch schon. Die haben das Thema Video Legitimation, auch nicht deren Erfindung.
  • Dass ich meine Karte online sperren und entsperren kann, ist eine tolle Sache, aber das kommt von MasterCard. Und dass N26 jetzt mit Vaamo andere Fintechs einbindet, ist jetzt auch nichts so Neues. Insgesamt muss man sagen, sie haben nichts wirklich neu erfunden und trotzdem etwas Großes und Wichtiges geschafft, nämlich einzelne vorhandene Funktionen am Markt eingekauft und sinnvoll mit Kundenfokus wieder zusammengestellt.
  • Vielfach sind die Produkte und Angebote der Fintechs erstmal nichts Neues, sondern einfach anders aufgesetzt. Wo die Banken vom Produkt her denken, gehen die Fintechs das genau andersrum an und bieten ein Produkt an, das konkrete Kundenprobleme löst.

Du lebst in der Fintech-Filterbubble, aber der Durchschnittsdeutsche hat damit überhaupt nichts zu tun. Glaubst du, das wird sich in den kommenden Jahren ändern?

  • Das Thema Fintech ist schon noch sehr speziell, ein bisschen vergleichbar mit der Dotcom-Blase: Das Thema Internet wurde nicht ernst genommen. Erst als die Blase geplatzt ist, ist der Durchbruch in der Masse gekommen.
  • Ich glaube, Fintech braucht noch ein bisschen, und dann wird es wahrscheinlich viele Firmen vom Markt spülen, aber die Technik wird bleiben.
  • Fintechs sind sehr auf Kosteneffizienz aus, das wird auf Dauer ein Thema bleiben. Auch Kundenfokussierung und innovative Lösungen werden sich am Markt durchsetzen, die Frage ist ob es die Fintechs oder die Banken umsetzen werden.

Paypal hast du bereits erwähnt, und auch deren wachsende Kundenzahlen. Die Banken sind dadurch unter Druck geraten und haben Paydirekt gestartet, das sich überhaupt nicht durchgesetzt hat. Glaubst du, dass sich das Denken in den Banken durchsetzen wird, dass sie konkurrenzfähig sein müssen zu den Fintech-Unternehmen? Oder können sie nicht sogar von Kooperationen mit Fintech-Unternehmen profitieren?

  • Paydirekt ist seit anderthalb Jahren am Start, so richtig eigentlich erst seit die Sparkassen mit dabei sind. Auch Paypal ist nicht von heute auf morgen groß geworden.
  • Die Chance für Paydirect wäre schon da, wenn man sich Paypal anschaut, haben die in Deutschland 17 Mio Kunden, da ist noch eine ganze Menge Potenzial.
  • Wenn man sich das Thema allgemein anschaut, ist es natürlich so, dass die erste Welle von Fintech-Unternehmen die Banken schlicht überflüssig machen wollte.
  • Aus den meisten dieser Unternehmen ist allerdings nichts geworden, wenn man von N26 absieht. Die meisten scheitern am fehlenden Vertrauen der Kunden.
  • Viel erfolgreicher sind Fintechs von der Sorte, die im Hintergrund tolle neue Funktionen schaffen und anbieten. Beispiel IDnow, die die Videolegitimation erfunden haben. Dahinter stecken ganz andere Geschäftsmodelle, die von Beginn an Umsätze mit sich bringen.
  • Ich glaube, dass die Banken aufgewacht sind und merken, dass man mit einer Kooperationen richtig viel erreichen kann, zum Segen aller!

Wir sehen eine generelle Umwälzung durch alle Branchen hinweg. Beispiel Musikbranche, die entwickelt sich komplett anders als vor 10 Jahren. Auch bei den Zeitschriftenverlagen gibt es Neuerungen. Ist es bei den Banken genauso mit dem Wandel?

  • Der Wandel ist schon sehr stark, insgesamt sind die Beharrungskräfte aber größer. Das liegt auch daran, dass Bankgeschäft Vertrauenssache ist, da ist die Hürde größer. Davon profitieren die deutschen Banken im Moment noch sehr stark. Ich glaube, auch die Lobby der Banken ist noch wesentlich größer als es beispielsweise in der Medienbranche der Fall ist.
  • Einen Umbruch werden wir sehen, gar keine Frage. Wir werden ihn nur nicht so schnell in solcher Heftigkeit sehen.

Das Thema Blockchain ist in aller Munde, kannst du kurz erläutern was dahintersteckt?

  • Bisher hast du ein monolithisches Kernbanksystem, über das alles läuft. Der Ansatz der Blockchain ist eine Art Kassenbuch, das nicht mehr von einer zentralen Instanz gesteuert wird, sondern auf dem Vertrauen des gesamten Netzwerks basiert.
  • Bei der bekanntesten Blockchain Bitcoin ist es so, dass das digitale Kontenbuch im Netzwerk gehalten wird. Jede Transaktion ist für jeden transparent, es gibt nicht mehr die eine Kontrollinstanz, die sagt, was richtig oder falsch ist, sondern es ist eine Konsensentscheidung.
  • Durch die Verteilung ist das System nicht mehr so angreifbar, und kann nur schwer kaputtgemacht oder manipuliert werden.
  • Allein im Wertpapiergeschäft werden von den Firmen im Hintergrund, die Clearing und Settling machen, Milliardensummen verdient. Könnte man diese vielen Zwischenstellen rausnehmen, weil das Netzwerk deine Transaktionen verifiziert, wird es viele Firmen nicht mehr brauchen. Insofern hat das ein Riesenpotenzial, die Bankbranche wirklich durcheinanderzuwirbeln.

Aber gab es in der Vergangenheit bei diesen Bitcoinbörsen nicht auch Diebstähle?

  • Ja, da gab es ein paar sehr spektakuläre Fälle. Das ist wohl auch einer der Gründe, warum sich das bisher in der breiten Masse noch nicht durchgesetzt hat. Insbesondere Bitcoin ist bisher ein echtes Nerdthema. So lange das so ist, wird das auch nicht den durchschlagenden Erfolg haben. 

N26 hast du schon erwähnt – da ist das Nutzererlebnis sehr einfach, man kann mit wenigen Klicks Geld überweisen. Die Sparkasse hat als Antwort die App „Yomo“ rausgebracht. Die hast du als einer der Ersten ausgiebig getestet. Magst du kurz erklären, was Yomo ist und warum es ein Erfolg wird?

  • Yomo ist kurzgesagt das Girokonto auf deinem Smartphone. Du eröffnest es per Videolegitimation in 8-10 Minuten. Von der Technik her ist es ein stinknormales Girokonto, auf das dein Gehalt eingeht, von dem Lastschriften eingezogen werden, von dem du Überweisungen tätigen kannst, nur folgt die komplette Bedienung mobil auf deinem Smartphone.
  • Das zielt auf die junge Zielgruppe ab, die die Sparkasse bisher nicht erreicht. Yomo hinkt der Entwicklung von N26 zwar noch hinterher, hat aber meines Erachtens das Potenzial, ein großer Erfolg zu werden.
  • Der kleine Hinweis „powered by Sparkasse“ ist ein wichtiges Asset, weil die Leute der Sparkasse vertrauen. Wenn die Sparkassen dieses Vertrauen mit einem coolen Produkt verbinden, das wirklich auf die Bedürfnisse der jungen Zielgruppe eingeht, kann das eigentlich nur ein Erfolg werden.

Kostet das auch 8€ im Monat wie ein normales Girokonto bei der Sparkasse?

  • So müsste es eigentlich sein, wenn man den Sparkassenpräsident beim Wort nimmt, der bei jeder Gelegenheit betont, dass das kostenlose Girokonto ein Auslaufmodell ist. Aber Stand jetzt ist, dass das Yomo-Konto tatsächlich kostenlos sein wird. Im Zweifelsfall wird man versuchen, drumherum Geld zu verdienen, über den Dispo, die Kreditkarte oder Investmentangebote.

Kann ich bei Yomo nur bei der Sparkasse kostenlos Geld abheben oder bin ich da frei?

  • Ich weiß nicht, wie es auf Dauer sein wird. Man hat eine SparkassenCard dabei und soweit ich weiß, wird man damit im Moment nur an Sparkassenautomaten kostenlos Geld abheben können.

Amazon will jetzt die Möglichkeit einführen, z.B. bei dm Geld direkt aufs Amazonkonto einzuzahlen ohne ein Bankkonto zu benötigen. Das ist ja auch ein spannender Aspekt, der in Zukunft wachsen wird. Wie siehst du das?

  • AmazonCash wird jetzt in USA ausprobiert. Die USA und Europa sind da schwer vergleichbar. In Deutschland gibt es das Girokonto für jedermann, das ist in den USA deutlich anders, da gibt es viele Leute, die über kein Girokonto verfügen und dementsprechend Probleme haben, an eine Kreditkarte zu kommen. Da gibt es einen echten Market Need für Amazon, um sich diese Käufergruppe zu erschließen.
  • Für mich stellt sich grundsätzlich die Frage, ob Bargeld überhaupt als Zukunftsmodell taugt. Wenn ich zu unseren nordischen Nachbarn schaue, dann wohl eher nicht – da geht Kartenzahlung über alles. Hier in Deutschland hingegen gibt es immer noch viele Geschäfte, die selbst die GiroCard verweigern.
  • Das Modell der Kooperationen hingegen – N26, Einbindung von Barzahlung, Einbindung von TransferWise – ist schon eher ein Zukunftsmodell. Man hat einzelne Dienstleister, die in der Lage sind, bestimmte Felder als zentraler Dienstleister abzuwickeln und damit günstiger zu sein als eine Bank es sein könnte.

Amazon hat sogar eine eigene Kreditkarte. Was spricht dagegen, dass das Modell AmazonCash auch funktioniert?

  • Das ist ein großes Feld. Die Frage ist ja auch: Werden die Fintech-Unternehmen die Branche umkrempeln oder nicht doch eher die großen Plattformen? Da sind Google, Apple und Amazon die großen Player, die Banking-Dienstleistungen gar nicht mehr als Produkte ansehen, mit denen man Geld verdienen will, sondern vielmehr als Funktionen, mit denen man Kunden binden kann.
  • Es gibt jetzt bereits die Gutscheine bei Amazon, es gibt Apple-Guthaben im iTunes Store. Der Schritt, sein Gehalt dahinzuschicken oder Daueraufträge einzurichten, ist dann gar nicht mehr so groß. Die Frage ist, ob der Mehrwert für den Kunden an der Stelle gegeben ist.

Nochmal zum Thema Spielkram: Die App Savedroid soll spielerisch beim Sparen helfen, aber das Geld verzinst sich nicht. Gibt es einen generellen Mehrwert bei Savedroid?

  • Der Mehrwert ist sicherlich noch eingeschränkt. Die fehlende Verzinsung würde mich gar nicht stören, weil der bisherige Sinn von Savedroid ist, auf kleine bis mittelgroße Sparziele hinzusparen.
  • Ob ich da jetzt eine Verzinsung von 0,1% bekomme oder Nullzinsen, das macht an der Stelle keinen Unterschied. Was ich nach wie vor kritisiere, ist dass ich zwar kurzfristig meine Ziele sicherlich erreiche, aber langfristige Ziele wie finanzielle Unabhängigkeit im Alter oder ein Haus, dafür ist es völlig ungeeignet.
  • Es gibt für die App ein Sparkonto, das extra eingerichtet wird. Mittlerweile wurde eine virtuelle MasterCard eingeführt, mit der man im Onlineshop bezahlen kann. Das finde ich schon mal spannend, da entfällt ein Umweg.
  • Auf der anderen Seite muss man sagen, dass Savedroid schon mal auf dem richtigen Weg ist. Bisher gab es „Wenn, dann“-Regeln. Wenn ich mein Telefon entsperre oder Donald Trump twittert, wird ein festgelegter Betrag überwiesen. Der nächste Schritt soll eine selbstlernende Intelligenz sein. Deine Kontoumsätze sollen analysiert werden und Savedroid versucht rauszufinden, welches Sparpotenzial du monatlich hättest.
  • Die Umsätze werden auch dahingehend analysiert, wo bei deinen monatlichen Verträgen und laufenden Ausgaben noch Sparpotenzial ist, Telefon, Versicherungen, etc… und das ist dann ein echter Mehrwert.

Thema RoboAdvisor – es gibt einen RoboAdvisor, der über 100 Mio. Kundengelder eingenommen hat, ein anderer 50 Mio., und dann gibt es 22 Mio., die sich auf diverse andere Anbieter verteilen. Ein extremes Ungleichgewicht. Wie würdest du die RoboAdvisor jetzt nach zwei Jahren bewerten?

  • Ich glaube, da trifft noch stärker als für alle anderen Sachen zu, was ich vorhin sagte zum Thema Blase. Die Technik RoboAdvisor wird auf jeden Fall bleiben, bei den Unternehmen bin ich mir da nicht so sicher.
  • Scalable Capital hat sich da eine gute Position verschafft und 100 Mio. klingt erstmal echt viel. Das relativiert sich aber extrem, wenn man vergleicht: Die Hamburger Sparkasse hat was die „assets under management“ angeht im private banking eine Summe im Bereich von 5-7 Milliarden.
  • Regulatorik sei Dank lohnt es sich für die meisten Banken kaum noch, Privatkunden im Wertpapier zu beraten, das ist viel zu teuer. Da machen Kooperationen mit RoboAdvisorn Sinn, um das Retail Segment weiterhin betreuen zu können, weil es einfach kostengünstiger angeboten werden kann.
  • Allgemein sehe ich das Thema RoboAdvisor sehr ambivalent. Letztlich braucht es nur zwei ETFs, den MSCI World und einen auf Emerging Markets, fertig. Ein RoboAdvisor setzt auch auf ETFs, weil die so günstig sind. Aber die nehmen dafür auch eine Gebühr. Das mag immer noch günstiger sein als ein aktiv gemanagter Fonds, aber letztlich sind sie teurer als wenn man den ETF-Sparplan nimmt.

Weltsparen ist ein sehr erfolgreiches Fintech-Unternehmen mit einem Volumen von über 2 Milliarden Anlegervermögen in 2016. Das ist viel größer als bei den Robos – woran liegt das?

  • Das liegt an der deutschen Eigenart, dass wir die Börse immer verschmähen und unser Heil in festverzinslichen Sachen suchen. Den Deutschen ist ihr Tagesgeld und ihr Festgeldkonto heilig.
  • Im Moment gibt es da aber keine Zinsen mehr, wenn also jemand ankommt und eine einfache Anlagemöglichkeit bietet, auf die es auch noch Zinsen gibt, dann ist das eine spannende Sache. Und bevor man sich dann dem zuwendet, was eigentlich sinnvoll wäre – Aktien und ETFs – geht man lieber über die Ländergrenzen hinaus und legt sein Geld dann bei irgendwelchen unbekannten Banken in Ungarn an.

Eins deiner Steckenpferde ist das Crowdfunding von Immobilienprojekten. Ich hab da nach wie vor große Bauchschmerzen weil die Ersteinlage relativ groß ist. Wieso legst du dort an und welche Erfahrungen hast du bisher gesammelt?

  • Allgemein betrachtet sehe ich das Thema Crowdlending eher kritisch.
  • Beim Crowdinvesting sage ich beim Investieren in Startups: Lieber die Finger davon lassen, einfach deshalb weil wirklich gute Startups in Deutschland eigentlich immer einen Business Angel oder einen Kapitalgeber finden, der in sie investiert. Nur wer da nichts findet, geht an die Crowd, das ist dann die Resterampe.
  • Was allerdings gut geht, ist Crowdinvesting in Immobilien, da sehe ich auch einen Business Case für alle Seiten. Für den Projektentwickler ist es so, dass die Banken eine gewisse Eigenkapitalquote fordern, das Thema Eigenkapital ist für den Projektentwickler also der legitime Faktor schlechthin.
  • Der Entwickler rechnet mit 10-15% Rendite, kann mir als Investor also problemlos 5-7% Zinsen geben, das rechnet sich für ihn. Ich habe hingegen eine Verzinsung, die meines Erachtens risikoadäquat ist. Das sind Renditen, die ich sonst nur am Aktienmarkt bekomme und das Risiko sehe ich vergleichbar.

Da gab es aber auch einen Fall, wo ein Unternehmen kurz vor der Insolvenz stand, es kann also auch immer sein, dass Sachen ausfallen?

  • Klar, deshalb kriegt man Renditen zwischen 5-7%. Andererseits muss ich sagen, wenn ich mir die Ausfallquoten bei Companisto oder Auxmoney anschaue, wie wenig Ausfälle es bei den Immobilien-Crowdinvestings gab, die hier in Deutschland schon über die Bühne gegangen sind, sieht die Quote doch deutlich besser aus und das bei wirklich planbaren Renditen.

Die Preise und Mieten werden immer höher. Wie wird das, wenn tatsächlich mal eine Blase platzt – das hat ja direkten Einfluss auf solche Immobilienprojekte?

  • Definitiv. Insofern gilt umso mehr die Aussage: Investiere nur in Dinge, die du auch verstehst. Ich denke, dass man das Thema Immobilien noch am ehesten verstehen kann, da kann man sich gut schlaumachen.

Wie bist du damals auf die Idee gekommen, einen Fintech-Blog zu gründen?

  • Das waren eigentlich zwei Dinge. Ich bin Ende 2015 aus der Kreditanalyse in den digitalen Vertrieb der Haspa gewechselt. In der Zeit musste ich mich für mein neues Tätigkeitsfeld erstmal schlaumachen. Ich habe damals viel zusammengeschrieben, um meine Erkenntnisse festzuhalten. Und dann dachte ich, ich mache mir hier so viel Arbeit, warum die nicht mit anderen Menschen teilen? Das war der eine Aspekt.
  • Das andere war, dass ich gemerkt habe, dass man sich auf Twitter auch gut mit den Influencern austauschen kann, die in der Szene unterwegs sind. Die 140 Zeichen, die man da hat, sind aber eine unheimliche Limitierung! Ich brauchte also eine Plattform, auf der ich meine Gedanken festhalten konnte, um sie dann teilen zu können.
  • Ich habe geschaut, was ein WordPress-Blog kostet und einfach mal ausprobiert, kann ja nichts schiefgehen. Und bisher ist das wirklich gut gelaufen.

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5 Antworten

    1. Hi FIRElance,

      ich habe die Folge noch einmal etwas lauter gemacht. Ich konnte es auf dem Weg zur Arbeit gut verstehen, aber es war etwas leise. Nun sollte es besser sein.

      Viele Grüße
      Daniel

  1. Hallo Tobias & Daniel,

    sehr spannender und interessanter Podcast! Vielen Dank für das Update im Bereich der Fintechs.

    Ich persönlich wäre bereits bei vielen Banken froh, wenn sie ein einigermaßen benutzbares Online-Banking anbieten würden. Eine schicke App brauche ich dann auch gar nicht. Bei meiner örtlichen Sparkasse muss ich beispielsweise meine Freistellungsaufträge immer noch in Papierform in der Filiale abgeben…

    Videoident konnte ich ebenfalls einmal in live testen. Funktionierte sehr gut und erspart mir den Gang zur Post. Ich hoffe, dies setzt sich auch bei den großen Bankhäusern durch.

    Neben einer schicken App, Videoident o.ä. sind immer noch die Gebühren die Haupttreiber. Vergleiche ich zum Beispiel eine Fidor (im Podcast benannt + bin selber seit einigen Jahren Kunde) oder eine N26 mit den traditionellen Banken ala Sparkasse, Volksbanken, Deutsche Bank usw. dann habe ich für ein normales Girokonto mit Kreditkarte eine komplett unterschiedliche Gebührenstruktur. Bekomme ich bei Fidor / N26 Konto + Karte kostenlos, kann an jedem Automaten mein Bargeld kostenlos abheben schwingt die Konkurrenz ordentlich die Kostenkeule. Für mich persönlich voll verständlich, denn das Filialnetz mit den Bankberatern muss ja irgendwie finanziert werden. Hingegeben haben die Fintechs bzw. Onlinebanken eine deutlich geringere Kostenstruktur, wodurch sie entsprechende Vorteile an Kunden weitergeben können.

    Dennoch sehe ich die Fintechs weiterhin als Randgebiete an für technisch oder finanziell Interessierte. Dies erlebe ich auch so in meinem Bekanntenkreis zu 100%. Einen echten Mehrwert konnte ich aber bisher bei den meisten Beispielen die ich gesehen habe leider auch nicht erkennen. Wie Tobias auch gemeint hat, muss die Bedienbarkeit / Erreichbarkeit für die breite Masse stimmen, um entsprechende Techniken in Massen unter die Leute zu bringen.

    Gruß
    Emanuel

  2. Finanzrocker. Super Blog, Super Podcast! Dankeschön!

    Zu dieser Folge:
    Auch auf meiner Box/Smartphone ist Tobias praktisch nicht zu verstehen. Ein einziges brummen… Bis jetzt die schlechteste Tonqualität.

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