Reicht mein Geld zum Leben? Interview mit Thomas Mayer – Der Finanzwesir rockt 105

Nach etwas längerer Pause gibt es bei „Der Finanzwesir rockt“ eine extralange Folge zu hören. Wir sprechen mit Prof. Dr. Thomas Mayer, dem Gründungsdirektor des Flossbach von Storch Research Institute, darüber, wie wir als Privatleute in der heutigen Zeit der Niedrigzinsen und der Assetpreis-Inflation sinnvoll unser Geld anlegen können.

Thomas Mayer Artikelbild

Überblick Thomas Mayer

Heute kaufen oder erst morgen? Wie viel Geld soll ich in ETFs investieren? Soll der Schwellanlandanteil 20, 30 oder 40 Prozent betragen? Wann kommt die nächste Krise?

Diese taktischen Fragen kennt jeder Anleger. Ich will nicht arm sterben. Wird mein Geld zum Leben reichen? Schwellenlandanteil 20 %, Excel sagt: erwartete Rendite 5,6 %, Schwellenlandanteil 30 %, Excel sagt: erwartete Rendite 5,9 %.

Was aber, wenn sich die politische Großwetterlage ändert und aus der Abgeltungssteuer der persönliche Steuersatz wird oder wenn sich das Börsenregime fundamental ändert? Dann geht es nicht mehr um Nachkommastellen, sondern um ein- oder sogar zweistellige Vorkommastellen. Ein ganz anderer Hebel.

Strategie statt Taktik

Da hilft Taktik nicht viel, da muss Strategie her. Was kann ich als Anleger – über das Tagesgeschehen hinaus – unternehmen um mein Depot robust und resilient zu gestalten? Darüber haben wir uns mit unserem Gast Thomas Mayer unterhalten. Herr Mayer ist Gründungsdirektor des Flossbach von Storch Research Insitute. Davor arbeitete er bei der Deutschen Bank, Goldman Sachs und am Institut für Weltwirtschaft in Kiel.

Für den Finanzwesir ist das eine der besten Podcast-Folgen, die wir je gemacht haben. Aber es ist kein lösungsorientierter Podcast. Hier hast du aber drei Patentrezepte gegen die Unsicherheit…

Im ersten Teil erkunden wir, was es bedeutet in einer Risikogesellschaft zu leben, im zweiten Teil klopfen wir einzelne Assetklassen auf ihre Unsicherheitstauglichkeit ab.
Wenn du dir den ersten – eher nachdenklich philosophischen Teil – nicht anhören möchtest: Ich habe Kapitelmarken eingebaut.

Konkret haben wir mit Herrn Mayer die folgenden Themen besprochen

Unsicherheit

Wie gehen wir als Anleger mit dem von Donald Rumsfeld definierte Bermudadreieck der Unsicherheit um?

1. „As we know, there are known knowns. There are things we know we know.“ => Ich weiß, dass ich weiß wo hier im Haus der Kühlschrank steht.
2. „We also know there are known unknowns. That is to say, we know there are some things we do not know.“ => Ich weiß nicht, ob und wann es nächste Woche regnet
3. „But there are also unknown unknowns — the ones we don’t know we don’t know.“=> Roland Emmerich übernehmen sie.Welche Katastrophe steht an?

Was spricht dagegen Unsicherheit gegen Risiko zu tauschen, also die unbekannten Unbekannten in statistisch gezähmte Standardabweichungen zu transformieren. Wofür haben wir unsere Experten denn?

Warum sollte wissenschaftsbasiertes Risikomanagement nicht funktionieren? Wir haben Big Data und das Internet. Nie zuvor hatte die Menschheit mehr Informationen zur Verfügung als jetzt. Es gibt jede Menge Modelle, mit deren Hilfe wir das berechnen können. Wen wir uns an die Modelle halten, kann doch eigentlich nichts schief gehen.

Moderne Finanztheorie

Wir ETFler sind Freunde der modernen Finanztheorie. Nichts geht über Eugene Fama und seine Effizienzmarkt-Hypothese. Herr mayer hät nichts davon: „Die Profis haben sich schon längst davon verabschiedet.“
Aha, wie das?

Die Finanzkrise 2008 / 09

Die Krise markiert für Herrn Mayer das Ende einer Ära. Allerdings wurden seiner Meinung nach die falschen Schlüsse aus der Kriese gezogen. Die Lage hat sich nicht verbessert, sondern verschlechtert.

Der Versicherungsstaat

Vollkasko, Besitzstandswahrung und der Mietendeckel gehören zu den großartigsten Errungenschaften der modernen Zivilisation. Habe ich als Steuerzahler dieses Landes nicht einen Anspruch auf Sicherheit und Schutz?

Herr Mayer sagt nein! Der Versicherungsstaat schafft Fragilität, die uns allen schadet.

Der Praxisteil

Was kann ich als Privatanleger tun? Wie kann ich auch unter radikaler Unsicherheit Lösungen finden, die dauerhaft für mich und meine Familie erfolgreich sind?

Mentaler Umgang mit Risiko

– Wie komme ich als Mensch und Anleger durch diese Zeiten? Muss ich mit einer alles anzweifelnden Grundparanoia durchs Leben gehen, um zu überleben? „Nichts ist sicher, solange es sich erwiesenermaßen ungefährlich ist“
– Wenn Risikovermeidung nur dazu führt, dass ich mich einer Hydra von neuen Risiken gegenübersehe, was soll ich dann tun? Die bestehenden Risiken einfach akzeptieren? Oder größtenteils ignorieren, so wie es Rolf Dobelli in seinen Werken vorschlägt?

Vermögensaufbau

– Ist es überhaupt noch sinnvoll Vermögen zu bilden?

Wenn Vermögensaufbau doch sinnvoll ist:

1. Welche Hürden sehen Sie beim Vermögensaufbau in der Liquiditätsschwemme?
2. Welche Gefahren sehen Sie für bestehende Vermögen?
3. Geldanlage ist zu 95% Psychologie. Über welche Eigenschaften muss ich als Anleger verfügen, um in der heutigen Zeit erfolgreich zu sein? Stichwörter: Robustheit, Resilienz, Antifragilität. Aber das sind nur Schlagwörter, wie erfüllt ich die ganz konkret mit Leben?

Asset Allokation

Wenn es doch sinnvoll ist Vermögen aufzubauen: Wie soll ich mein Vermögen strukturieren um diesen Gefahren zu begegnen? Es geht nicht um WKNs oder konkrete Produkte, sondern um die grundlegende Strategie. Worauf muss ich achten und was ist eher unwichtig? Was hat denn heutzutage noch einen Wert?

Für wie zukunftssicher halten Sie die folgenden Assets?

1. Staatliche Rente und / oder berufsständische Rentenversicherung
2. Zinsprodukte wie Tages-/Festgeld, gerne beim Zins-Rumänen oder Anleihen. Sie schreiben: „Unterm Strich haben Anleihen Ihre Funktion zur Geldanlage verloren“. Also eher nicht?
3. Immobilien zur Eigennutzung und als Kapitalanlage. Was ist mit Immo-Fonds oder REITs?
4. ETF-Depot oder breit gestreutes Aktienvermögen
5. Gold
6. Rohstoffe
7. Kryptowährungen

Wie hast du das für dich und deine Familie dieses Thema umgesetzt?

Ausblick in die Zukunft

Panta rhei – alles fließt. Lasst uns uns ein bisschen in die Glaskugel schauen. Wohin entwickelt sich Deutschland in den nächsten Jahren?
Und wenn es denn zur Katastrophe kommt: Wie kann ich sicherstellen, dass ich zu den Krisengewinnern gehöre? Stichwort Nassim Taleb: Wie werde ich antifragil?

Links zum Thema

Zinsjagd: Für eine Handvoll Cent
Depotabsicherung – Der Finanzwesir rockt, Folge 72
Leserfrage: Wie werde ich eine coole Sau?

Das Buch unseres Gastes

Die Vermessung des Unbekannten von Thomas Mayer*

Medienempfehlung von Thomas Mayer

Narrative Economics: How Stories Go Viral and Drive Major Economic Events von Robert J. Shiller*

“Der Finanzwesir rockt” in den Shortcasts von Blinkist

Shortcast Der Finanzwesir rockt Themen-ETFsShortcasts sind Kernaussagen wichtiger Podcasts in 15 Minuten pro Titel. Shortcasts sind Kernaussagen wichtiger deutschsprachiger Bildungspodcasts in 15 Minuten pro Titel.

Hörer erleben von den Original-Moderatoren selbst eingesprochene Podcast-Zusammenfassungen zu Ratgeber- und Wissensthemen wie Gesundheit, Allgemeinbildung und Psychologie im beliebten Blinkist-Kurzformat.

Als einer von sechs deutschen Podcasts ist auch “Der Finanzwesir rockt” bei den Shortcasts dabei und ab sofort erhältlich.

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Du findest den Podcast hier:

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3 Antworten

  1. Danke für deinen Podcast ich schwanke bei institutionellen wie Fondsmanager immer, ob ich mir das anhören soll, da ich immer fürchte in eine Dauerwerbesendung zu geraten 🙂
    Und jetzt, wo Albert auch in einem Fonds mitmischt,… Aber du bist ja auch mit dabei
    Ist jetzt auf der playliste bin gespannt 🙂

    1. In der Folge sprechen wir gar nicht über irgendwelche Fonds, sondern eher über die politische und wirtschaftliche Lage. Es ist viel Theorie in der Folge, aber das Interview ist wirklich interessant geworden.

  2. Hallo Daniel,

    ich finde Thomas Mayer einen sehr spannenden Gast. Wegen seines Lebenslaufes und seiner Art, sehr grundsätzlich über Dinge wie Geld nachzudenken. Zudem kann er auch schön erzählen.

    Den Ansatz von der ökonomischen Erzählung habe ich jetzt schon mehrfach in Interviews von ihm gehört, habe aber noch immer nicht verstanden, wie das in der Praxis angewendet werden kann? Allerdings habe ich auch seine Bücher dazu nicht gelesen.

    Aber eine Erzählung ist doch in der Regel retrospektiv und enthält alles, was sich im Nachhinein für eine bestimmte Ereigniskette als wichtig herausgestellt hat. Beispiel: Wenn ich von meinem letzten Urlaub erzähle, gehe ich ja auch nicht chronologisch vor, sondern gehe die Highlights durch. Also das, was ich im Nachhinein als solche empfunden habe.

    Z.B. im Jahr 2008, da war die dominierende Erzählung, daß die deutsche Automobilindustrie den weltweiten Anschluß verpaßt hat. Toyota war erfolgreich mit Hybridfahrzeugen als Sprungbrett zu Elektrofahrzeugen, Peugeot und Renault erfolgreich bei benzinsparenden Kleinwagen. Nur die deutsche Automobilindustrie hat schwere Limosienen der Mittelklasse und Oberklasse gebaut, die unzeitgemäß viel Benzin verbraucht haben.

    Wie sah die Lage 2018 aus, zehn Jahre später? Die deutschen Automobilbauer haben Fahrzeuge wie geschnitten Brot nach China verkauft, VW ist zu Toyota als größtem weltweiten Automobilbauer aufgeschlossen, Toyota hat noch immer keine reinen Elektroautos gebaut, Peugeot war zwischenzeitlich pleite und wurde vom französischen Staat gerettet. Retrospektiv ist das jetzt klar.

    Aber welche Aktie hätte ich gemäß der Methode von Herrn Mayer 2008 kaufen sollen? Toyota? Peugeot? VW? Mit Phantasie kann man sich die Zukunft immer so und so ausmalen. Aber irgendwann muß ich ja mal Geld investieren und mich festlegen.

    Zeitens finde ich Herrn Mayers Ansatz, daß jetzt alle Aktien kaufen sollen, etwas kurz gedacht. Der Grund, warum Anleihen aktuell ein schlechtes Investment sind ist ja, daß die Kurse einfach zu hoch sind. Wenn aber alle, auch die ganzen Institutionellen voll in Aktien gehen, dann werden die Aktien genauso überteuert sind. Von daher, freuen wir uns doch als Privatanleger, daß wir etwas dürfen, was viele Institutionelle aus regulatorischen Gründen nicht dürfen. Zu akzeptablen Preisen.

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