„50 % der zukünftigen Rente müssen privat erspart werden“ – Interview mit Honorarberater Dr. Rolf Schulte

Das Thema Rente ist in Deutschland eigentlich ein zentrales Thema. Leider wurde das Thema im Wahlkampf immer wieder umschifft, um die Wähler nicht zu verschrecken. Die von der FDP vorgeschlagene Aktienrente ist nur eine Ergänzung, aber keine dringend benötigte Umstrukturierung. Deshalb spreche ich in dieser Folge mit dem Honorarberater Dr. Rolf Schulte über die gesetzliche Rente, die geplante Aktienrente, Änderungen bei der Betriebsrente und die Wichtigkeit des risikoarmen Anteils im Portfolio.

Dr. Rolf Schulte Artikelbild

Überblick Interview mit Rolf Schulte

Vor zwei Monaten herrschte in Deutschland noch großer Wahlkampf der Parteien. Was wurde da nicht alles versprochen, um die Wählerinnen und Wähler auf ihre Seite zu ziehen. Ein Thema, das immer wieder unter den Tisch gekehrt wurde, war das Thema Rente.

Gerade für CDU und SPD ging es hier ja um wahlentscheidende Zielgruppen. Ein Wahlkampf mit Slogans wie „Ihr müsst bald bis 70 arbeiten, weil das umlagefinanzierte Rentensystem in der Form nicht mehr haltbar ist“ wäre da sehr konktraproduktiv gewesen. Deshalb wurden dieses doch sehr wichtige Thema in den Triellen mit wenigen Sätzen abgehandelt.

Die FDP brachte im Vorfeld den Vorschlag einer Aktienrente, um das System zu stabilisieren und zu entlasten. Kurz vor der Wahl hörte man sogar von Mr. Girokonto Olaf Scholz, dass er den Deutschen zu Aktien rät – auch wenn er selbst keine hat. Aber selbst wenn die Aktienrente nach dem Schwedenmodell kommen sollte, wird es Jahrzehnte dauern bis künftige Rentner etwas davon haben.

Dr. Rolf Schulte zu Gast

Also bleibt uns weiterhin nichts anderes übrig als privat vorzusorgen. Trotz Niedrig- und Strafzinsen und steigenden Kosten in allen Bereichen. Und genau um diesen Themenkomplex aus privater Altersvorsorge, gesetzlichen und betrieblichen Renten, Rentenplanung und der passenden Asset Allokation geht es in der heutigen Folge.

Ich habe heute den Honorarberater Dr. Rolf Schulte zu Gast. Falls Dir der Name irgendwie bekannt vorkommt: Herr Schulte war Anfang vergangenen Jahres schon bei „Der Finanzwesir rockt“ zu Gast. Die Folge war die zweiterfolgreichste Folge, die wir je gemacht haben.

Da seitdem eine ganze Menge passiert ist, habe ich Herrn Schulte für ein Update in meinen Podcast eingeladen. Wir sprechen in 65 Minuten über das Anheben des Renteneinstiegsalters, das Scheitern von Riester, die Sinnhaftigkeit von Rürup, Herausforderungen bei der Betriebsrente und den risikoarmen Teil im Portfolio.

Shownotes

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Zusammenfassung des Interviews

Dr. Rolf Schulte PortraitWie waren denn im vergangenen Jahr die Rückmeldungen zu dem Interview?

Überraschend gut. Ich hätte nicht mit so viel Feedback gerechnet. Es war so viel, dass ich nicht alles selbst bearbeiten konnte und auf Experten deutschlandweit verwiesen habe. 

Im ersten Interview haben wir gar nicht über Ihren Werdegang gesprochen. Wie kam es dazu, dass Sie Honorarberater geworden sind? Das ist ja kein alltäglicher Beruf.

Mein damaliger Job als strategischer Planer wurde aufgelöst und ich wollte mich schon immer selbstständig machen. Zu dieser Zeit habe ich einen motivierenden Artikel beim Wirtschaftsmagazin brandeins gelesen, in dem Erfolgsgeschichten von Selbstständigen erzählt wurden.

Meine Selbstständigkeit mit der Honorarberatung hatte ich wenige Monate vor der Finanzkrise 2008/2009 gestartet. Allerdings kam mir das sehr gelegen, denn durch die Krise haben viele Menschen erkannt, dass sie eine Beratung brauchen.

Sie machen den Beruf jetzt seit über 12 Jahren. Hat sich Ihr Business durch Robo Advisors und ETFs geändert?

Schon mein allererster Anlage-Vorschlag für Mandanten war ein ETF-Portfolio. Robo Advisor sind für mich eine Art ETF-Dachfond und eine Alternative zu vermögensverwaltenden Anlagefonds von Vanguard & Co. Für Anleger mit wenig Vorerfahrung sicher eine bequeme Alternative zu ETFs, mit 0,38% jährlichen Kosten (ein Robo Advisor aus Schweden), aber immer noch teurer als ein reiner ETF.

Ein Honorarberater bekommt ja keine Provision. Hat sich in den letzten Jahren etwas an diesem Berufsbild geändert? Sind die Strukturvertriebe eine direkte Konkurrenz?

Die Strukturvertriebe sind sicherlich keine direkte Konkurrenz. Mittlerweile gibt es allerdings nur etwa 230 echte Honorarberater und etwa 330 echte Versicherungsberater in Deutschland.

Leider wird der Begriff Honorarberater verwässert, beispielsweise weil Provisionsberater zusätzlich Honorarberatung anbieten dürfen. Das heißt dann wird mal fallweise auf Provisionsbasis und mal auf Honorarbasis beraten.

Gerade im Bereich Altersvorsorge ist die Honorarberatung besonders wichtig, damit keine Interessenskonflikte bestehen. Für den normalen Anleger ist das Thema meist zu komplex, um es selbst zu durchschauen. In Amerika, Schweden und Norwegen hat die Honorarberatung daher einen ganz anderen Stellenwert als in Deutschland.

Im Wahlkampf fiel immer häufiger der Begriff Aktienrente. Welche Vor- und Nachteile sehen Sie als Honorarberater bei so einem Modell?

Das kommt auf den Blickwinkel an. Für den Bürger ist das eine prima Sache, weil er nach mehreren Jahrzehnten Geld braucht, aber nicht alles auf einmal. Das lässt sich mit Aktien sehr gut machen, auch wenn es keine Garantien geben kann.

Die Widerstände der Politik sind aber enorm. Wenn Herr Scholz als Finanzminister das Sparbuch als gute Anlage bezeichnet und auch das linke Spektrum Aktienanlagen nicht gut heißt. Ich hoffe dass sich hier noch was tut, damit die jungen Menschen von heute eine gute Rente haben werden.

Für mich als Honorarberater wäre so eine Aktienrente auch toll, wenn es ein gutes Konzept ist und von den Menschen gut angenommen wird, wie es in Norwegen der Fall ist. Dann kann ich ein gutes Produkt empfehlen und muss weniger Überzeugungsarbeit leisten.

Rente in Deutschland

Ist es denn machbar, dass die künftige Regierung das Rentenniveau stabil halten kann – angesichts über 3 Millionen Babyboomern, die in Kürze in Rente gehen? Das ist zumindest das Ziel der Ampel-Koalition.

Diese Versprechen sind ja im Wahlkampf entstanden. Die Parteien haben Marketing-Abteilungen, die errechnen wie viel Stimmen es die Parteien kostet, bestimmte Aussagen zu machen. Beim stabilen Rentenniveau als auch beim Renteneintrittsalter von 67 Jahren bin ich überzeugt, dass es ausschließlich Aussagen der Marketingabteilungen der Parteien sind, um keine Stimmen zu riskieren.

Das Thema Versteuerung der Rentenbeiträge wird ja ebenfalls immer wichtiger. Die steigen noch bis 2040. Von den im jährlichen Rentenbrief genannten Zahlen muss ich ja noch Krankenversicherung und die Steuern abziehen. Häufig bleibt dann nicht mehr viel übrig. Wie kalkuliere ich so etwas bei einer soliden Rentenplanung?

Meine Empfehlung für die Rentenplanung ist:

    • Zunächst einen zeitlichen Bezugspunkt setzen, beispielsweise den Renteneintritt im Jahre 2035.
    • Dann alle Einnahmen aufschreiben: Die gesetzliche Rente, die Betriebsrente, eine Riester-Rente.
    • Zu jeder Rentenform wird dann notiert, wann die Zahlungen beginnen. Nicht alle Zahlungen beginnen zum Renteneintritt, sondern manche früher oder später. Wichtig ist, übersichtlich zu sehen, was in welchem Jahr an Einzahlungen kommt.
    • Neben den Renteneinnahmen werden dann die Steuern notiert. Jedes Rentenprodukt hat andere Steuersätze. Dann ist der Steuersatz als Rentner zu schätzen. Als normaler Arbeitnehmer wird der Steuersatz als Rentner etwa 10% geringer sein. Dann ist bei manchen Rentenprodukten zu schauen, welche Sozialbeiträge noch zu zahlen sind.
    • Als letzten Schritt werden die Ausgaben gegenübergestellt. Hier reicht es dann leider nicht, die heutigen Ausgaben zu nehmen, sondern die müssen inflationsbereinigt werden. 2% Inflation über 15 Jahre sind etwa 40% Preissteigerung.

Laut heutigen Statistiken deckt die gesetzliche Rente 45-50% dessen ab, was die Menschen im Ruhestand brauchen. Der Rest kommt dann durch private Vorsorge.

Was passiert denn jetzt mit der Riester-Versicherung und den bestehenden Verträgen?

Die bestehenden Verträge bleiben so erhalten wie sie abgeschlossen worden sind. Es gibt kein Sonderkündigungsrecht von einer Versicherung oder Bank.

Dann muss unterschieden werden zwischen klassischen und fondsgebundenen Riester-Verträgen. Klassische Riester-Verträge, die vor 20 Jahren abgeschlossen worden sind, sind wegen der recht hohen Garantieverzinsung auch heute noch recht lukrativ.

Generell gilt: Je höher der Aktienanteil desto besser ist diese Riesterrente.

Eine bestehende Riesterrente aufzulösen ist meist keine gute Idee, weil dann die Steuervorteile zurückgezahlt werden müssen. Eine gute Alternative kann es sein, den Vertrag still zu legen und stattdessen die weiteren Sparraten privat anzulegen.

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Sie haben im Interview bei „Der Finanzwesir rockt“ schon auf die Probleme beim ETF-Riester hingewiesen. Keinen Monat später hatte sich das Vehikel im Rahmen der Corona-Krise genau mit diesen angesprochenen Dingen zu kämpfen und wurde kurze Zeit später eingestellt. Sehen Sie für solche ETF-basierten Altersvorsorgeprodukte eine Zukunft?

Bei den ETF-basierten Altersvorsorgeprodukten hat sich letztes Jahr wieder gezeigt, dass Risiko und Rendite nicht gut zusammenpassen. Keiner will seine Aktien zu Tiefstständen verkaufen. Bei solchen fondsgebundenen Versicherungen wird aber genau dann das Vermögen in Rentenpapiere & Co umgeschichtet, auch um die aktuellen Rentenbezüge zahlen zu können.

Wie sieht es mit Rürup aus? Da ist die Situation eine andere, aber ich habe mir schon oft die Frage gestellt, wann sich Rürupverträge konkret lohnen?

Bei Rürup gibt es drei wesentliche Blickwinkel: Die Sparphase, die Rentenphase und die Besteuerung.

Für die Sparphase könnte man sagen, dass es sich für disziplinierte Sparer lohnen kann. Hier kann man auf kostengünstige ETFs setzen, die in dem Kostenmantel der Rürup-Rente sitzen.

Bei der Rentenphase sieht es schon kritischer aus. Der erste schwerwiegende Punkte ist die fehlende Kapiteloption. Vor allem wird bei Rürup-Renten nicht vernünftig durchgerechnet, wann es sich überhaupt lohnt. Bei den meisten Rürup-Renten muss man über 100 Jahre alt werden, damit es sich gegenüber einem ETF-Portfolio rechnet. Auch der Steuervorteil ist in Summe sehr gering und gleicht den hohen Kostenmantel nicht aus.

Wie sieht es mit laufenden kapitalgebundenen Lebens- und Rentenversicherungen aus?

Die sind zumindest flexibler – hier gibt es meist eine Kapitaloption. Ansonsten macht auch hier der Kostenmantel die Sache nicht attraktiv. Bei Vergleichsrechnungen mit dem privaten Sparen kommt auch hier regelmäßig heraus, dass das private Anlegen deutlich überlegen ist.

Wie gut sind die sogenannten Nettopolicen – also Versicherungen ohne Provisionen?

Dadurch werden immerhin schon enorme Kosten eingespart. Es bleibt aber immer noch ein recht kostenintensiver Versicherungsmantel bestehen, der eben direkt an die Versicherung und nicht mehr an den Verkäufer geht.

Der einzige Vorteil, den die Versicherungen in die Waagschale werfen können ist der vermeintliche Steuervorteil: Nach mindestens 12 Jahren Einzahlung wird bei der Kapitaloption nur die Hälfte der Erträge mit dem persönlichen Steuersatz versteuert.

Diese Besteuerung ist ein bisschen günstiger als mit Abgeltungssteuer bei privaten Kapitalerträgen. Es zeigt sich aber, dass selbst bei einer Nettopolice der Kostenvorteil nicht ausreicht. Außerdem wird auch hier indirekt hohe Provisionen verlangt, der sich aus dem vermeintlichen Steuervorteil errechnet.

Welche Auswirkungen haben diese Änderungen auf die betriebliche Altersvorsorge? Auf welche Pain Points sollte ich bei meinem Arbeitgeber achten?

Die entscheidende Frage ist, wie viel der Arbeitgeber dazu gibt. Wenn es 30% oder mehr sind, können diese Zuschüsse die Nachteile in Form von Kosten und geringe Renditen in der Regel kompensieren.

Lassen Sie uns doch noch über die Asset Allokation sprechen. Angesichts von Niedrig- und Strafzinsen machen Giro-, Tages- und Festgeldanlagen nur noch für die eiserne Rücklage Sinn. Anleihen bringen auch nur noch minimale Erträge. Gold ist eher ein Sicherheitsanker. Viele setzen deshalb komplett auf Aktien. Ist das der richtige Weg oder kommt das böse Erwachen beim nächsten Crash, wenn so einseitig angelegt wird?

Die kurze Antwort ist: Nein, es ist nicht sinnvoll nur in Aktien zu gehen. Ich widerspreche auch, dass Tages- und Festgeldanlagen sowie Anleihen nur für Notrücklagen sinnvoll sind.

Ich denke der richtige Weg ist, sich zu fragen: Was ist der maximale Verlust, den ich gut aushalte? Die höheren Kosten der Konten verschieben aus meiner Sicht nur minimal den Anteil, den man bereit ist, in Aktien zu investieren.

Wie legen Sie denn Ihr eigenes Vermögen an?

Da muss ich leider eine super langweilige Antwort geben. Ich habe exakt die gleichen Indexfonds im Portfolio, die ich auch meinen Mandanten empfehle. Bei mir ist sicherlich anders, dass ich mir eine höhere Aktienquote zutraue. Den Rest habe ich zum Teil in Festgeldkonten, die dank Einlagensicherung ähnlich sicher und stabil sind wie Anleihen.

Zum Abschluss mache ich nochmal das obligatorische Wordshuffle mit Ihnen. Ich nenne Ihnen Begriffe und Sie sagen, was Ihnen einfällt.

Wallstreet Bets

Wer Spaß dran hat, soll es machen. Alternative zum Spiel-Casino. Durch die Neobroker werden solche Spekulationen immer einfacher. Ich finde es schade, dass das neu geweckte Interesse der Menschen an Aktien und Börse in diese Richtung geht. Da ist eine Enttäuschung vorprogrammiert.

Kryptowährungen

Die zweite Alternative zum Spiel-Casino. Hat für mich überhaupt keine Bedeutung für die Altersvorsorge. Ich sehe es auch nicht als Asset-Klasse sondern als reine Spekulation.

Nachhaltigkeit

Das ist ein komplexes Thema. Einerseits gut, dass es immer mehr fundierte Angebote am Aktienmarkt gibt. Andererseits ist der erzeugte Druck über Aktien auf ein Unternehmen recht gering, wenn diese in immer mehr Indizes nicht gelistet werden. Der Druck über den Konsumenten ist direkter und effektiver.

München

Schöne Stadt in der ich gerne lebe. Aufgewachsen bin ich im Rheinland.

Rockmusik

Höre ich nicht so viel. Die Musik, die ich höre, ist poppiger geworden.

Crash

Ist ein Ereignis, dass es immer mal wieder geben wird und zur wirtschaftlichen Entwicklung dazugehört. Das kann in einem Jahr aber auch erst viele Jahre später passieren. Viele der Crash-Propheten haben sich ein lukratives Geschäftsmodell rund um ihre horoskopartigen Vorhersagungen aufgebaut.

Glück

Ist etwas sehr persönliches und abseits von Zahlen.

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13 Antworten

  1. Sehr gutes Interview!
    Mich würde interessieren, ob ich einer betrieblichen Altersvorsorge vom Chef (Direktversicherung) aktiv widersprechen kann!?
    Ab dem 1.1.22 möchte unser Chef mit einer direkten bAv anfangen. Mir wäre es lieber, wenn er mir einfach das „mehr“ Brutto auf das Gehalt gibt! Ist das möglich? ( Opting-Out?)

    Grüße und weiter so! Deine Podcast werden mit jedem Mal besser

  2. Hallo Daniel!

    Hab das schon mehrere Male gesagt und sage es nochmal: Toller Podcast, mein Lieblings-Finanzpodcast!

    Als Themenvorschläge:
    1.) Graham Stephan oder Andrei Jikh. Die besten Finanz-Youtuber, die es gibt. Beide aus der USA. Die bei Dir im Interview und Weihnachten ist gerettet!
    2.) Andere Länder, andere Sitten. Mich würde es interessieren, wie es in der Schweiz, Österreich und anderen Ländern (aber die Länder sprechen Deutsch) mit diversen Themen aussieht: Rentensystem, Abgeltungssteuer, Vermögenssteuer, Aktienkultur,… Da ein Interviewpartner.
    3.) Das wird schwierig, aber ich versuch’s mal trotzdem ;-): Jemand, der versucht hat, finanzielle Freiheit zu erlangen, dann aber gescheitert ist: Aufgrund Schicksalsschlag, Arbeitslosigkeit, Firmenpleite, im Crash verkauft,… Und dann aber wieder zurückkam! Sowas finde ich deutlich motivierend!

    Mir fällt bestimmt noch mehr ein, aber das soll’s erstmal gewesen sein.

    Grüße, FFM50

  3. Super, wie Dr. Schulte argumentiert hat. Auch die Ansichten und die Ideen, wie gerechnet werden sollte fand ich sehr angenehm. Ich denke, ich werde ihn mal direkt kontaktieren.

  4. Hallo Daniel,

    kann mich den Vorrednern nur anschließen, das ist eine super Folge. Vor allem, weil Herr Schulte jede seiner Aussagen nachvollziehbar inhaltlich begründet. Sehr hilfreich auch die Mahnung vor übermütigen Aktionen (100% Aktien ist das einzig richtige, da kann über Lang ja gar nichts schiefgehen). Stattdessen die Empfehlung zu besonnenem Risikomanagement.

    Weiter so!

  5. Hallo Daniel,
    sehr wichtiges Thema, welches endlich wieder einmal klar in Deinem Podcast thematisiert wurde: Die Rentenlücke! Bzw. die Tatsache, dass man privat vorsorgen muss. Denn bei aller Detaildiskussionen um ETFs, Anlagestrategien und Brokern, darf man genau das nicht vergessen und muss es sich immer wieder vor Augen führen.

    Ich persönlich rechne im Moment auch eine Nettopolice-Versicherung gegen ein eigenes Depot und musste feststellen, dass die Kosten echt irre hoch werden (natürlich Anbieter abhängig). Dagegen steht die 100% Steuerstundung und am Ende die Versteuerung nach dem Halbeinkünfteverfahren. Mein Fazit: Wenn ich im eigenen Depot so gut wie nichts mache, also keine Dividenden einnehme, am Besten nur minimalst umschichte oder sonstwie Gewinne versteuern muss und der Basiszinssatz gering bleibt (für 2022 übrigens faktisch gleich null), dann überwiegt im eigenen Depot der Kostenvorteil und ist damit unschlagbar. ABER: Wie konsequent bin ich wirklich bei der Umsetzung meiner Buy and Hold-Strategie? Und wie gut darin, Steuern im Vermögensaufbau zu vermeiden? Denn damit steht und fällt der wesentliche Vorteil der Nettopolice-Versicherung.

    Es bleibt am Ende aber eines: Die private Altersvorsorge ist unabdingbar.

    Grüße
    Dr. Euro

    1. > Und wie gut darin, Steuern im Vermögensaufbau zu vermeiden? Denn damit steht und fällt der wesentliche Vorteil der Nettopolice-Versicherung.

      Nicht zu vergessen aber die Frage, ob die Steuergesetze bis zum Rentenbeginn gleich bleiben oder nicht vielleicht unvorteilhaft verändert werden. Dann kann der theoretische Vorteil einer Versicherung auch ganz schnell weg sein, die Kosten des Versicherungsmantels sind dagegen sicher.

      Ich sehe nicht, wie eine private Rentenversicherung in der Ansparphase mir einen echten Vorteil bringt:
      – Eigene Anlage mit hohem Aktienanteil und minimalen Kosten dürfte mehr Rendite bringen.
      – Buy & Hold kann ich, mache ich seit 20 Jahren
      – Umschichten muss ich praktisch nie, insofern habe ich auch den Steuervorteil durch nachgelagerte Besteuerung
      – kein Vehikelrisiko (Pleite Versicherer), sehr klare Bedingungen/“Verträge“
      – wenn es gut läuft, kann ich auch wesentlich früher in Rente, keine starre Altersgrenze
      – gleichzeitig zusätzliche Optionen durch angespartes Vermögen: keine Notwendigkeit für eine Risikolebensversicherung, ab einem bestimmten Vermögen kann auch die BU weg (-> höhere Sparquote möglich)

      Sobald der Rentenbeginn näher rückt, werde ich mir dann Sofortrenten anschauen (ggf. auch verzögerte Rente mit Beginn ab 80). Wenn die preislich gar nicht attraktiv sind, dann werden auch klassische Rentenversicherungen mit Ansparphase nicht attraktiv sein – letztere haben ja durch die längere Laufzeit nur mehr Fallstricke, der Kern ist ja aber immer „Kapital in Höhe von X Euro -> lebenslange Auszahlung von Y Euro monatlich“. Bei einer Sofortrente sind die Bedingungen nur wesentlich klarer (und die Nachteile offensichtlicher?), weil für alle gut zu kalkulieren.

      1. Hallo Ernst,

        Du hast einen guten Plan. Daumen rauf.

        die Steuergesetze der Zukunft kenne ich nicht und kann somit nur die momentan gültigen zum Vergleich heranziehen. Wer weiß schon, wie sein Vermögen und seine Versicherungen in Zukunft besteuert werden.

        Ich sagte ja: „wenn ich im eigenen Depot so gut wie nichts mache ….dann überwiegt im eigenen Depot der Kostenvorteil und ist damit unschlagbar.“. Und das ist genau das, was Du machst und ich erkannt habe, nachdem ich es durchgerechnet habe. Nur muss man es eben auch so konsequent durchziehen und sein Depot dahingehend aufstellen. Das muss dann jeder für sich selbst entscheiden, ob er/sie es kann.

        Steuerstundung und Halbeinkünfteverfahren kann zu mehr Endvermögen nach Steuern führen. Das hängt an der Art und Weise ab, wie man sein persönliches Depot über die Jahre führt. Ein weiterer Aspekt ist die Todesfallleistung, denn -soweit ich weiß – bei Tod der versicherten Person ist die Auszahlung komplett abgeltungssteuerfrei. Da müsste ich nochmals nachschauen, wie es ist, wenn man sein eigenes Depot vererbt.

        Ich persönlich bin Ingenieur und kein Finanzprofi. Ich versuche alle Aspekte der eigenen Finanzplanung in Abhängigkeit der persönlichen, familiären Situation für eine Altersvorsorge-Entscheidung zu berücksichtigen.

        (Wie gesagt:) Es bleibt am Ende aber eines: Die private Altersvorsorge ist unabdingbar.

        Grüße
        Dr. Euro

      2. Eine weitere Frage ist noch, bei bei längerer Arbeitslosigkeit oder Privatinsolvenz passiert? Hier hätte eine Versicherung möglicherweise Vorteile. Sollte aber die typischen Kunden von Herrn Schulte eher weniger betreffen.

        1. Eine Privatinsolvenz wäre natürlich bei meiner Vorgehensweise ein Problem – allerdings könnten in diesem Fall auch private Rentenversicherungen betroffen sein, falls ein Kapitalwahlrecht oder eine vorzeitige Kündigungsmöglichkeit besteht. Das Problem ist mir bewusst, halte ich aber für mich nicht für relevant. Ist aber ein guter Punkt, falls jemand anderes das liest.

        2. Längere Arbeitslosigkeit hat natürlich einen heftigen Einfluss auf die eigen-organisierte Rentenvorsorge. Wenn man allerdings prüft, was im Falle der Arbeitslosigkeit nicht angerechnet werden darf, findet man 2 Sachen: „Hartz4-sichere Altersvorsorge-Produkte“ und die üblichen Freibeträge, die bei Arbeitslosigkeit bzw. Privatinsolvenz vor der Anrechnung/Verwertung geschützt sind.

          Die genannten Freibeträge hat jeder; egal wie er vorsorgt und eine möglichst faire Berechnung dieser Freibeträge ist zum Vorteil aller. Daher kann man diese Freibeträge bei der Bewertung ignorieren, da sie jedem zustehen.

          Bleibt also noch die Einstufung als „Hartz4-sichere Altersvorsorge-Produkte“. Mit dem Zusatz „Produkte“ will ich deutlich machen, dass nur Versicherungs-Produkte diese Einstufung bekommen (und die Riester-Rente natürlich). Und auch bei diesen muss man sich oft erst für diese Einstufung entscheiden und kann diese dann nicht mehr rückgängig machen. Wenn man nach der Arbeitslosigkeit das Geld gut gebrauchen könnte oder das Geld in bessere Altersvorsorge-Produkte verschieben will, geht das nicht. Letzteres wäre theoretisch möglich, aber wie gesagt, das Ziel-Produkt müsste auch eine Einstufung als „kann nur zur Altersvorsorge verwendet werden“ bekommen. Bei Riester hat sich schon gezeigt, dass alleine der Aufwand für diese „Zertifizierung“ das Produkt teuer macht und damit eben auch bereits dadurch Rendite kostet.

          Riester ist extrem unflexibel und aktuell nur „sinnvoll“, wenn man die „Rendite“ durch Steuervorteile und „(Kinder-)Zulagen“ einrechnet. Da mittlerweile seit einigen Jahren für jedes Riester-Produkt eine Art „Datenblatt“ herausgegeben werden muss, kann man die dort genannte Rente zum Vergleich heranziehen (und dabei die Nachteile wie Unflexibiligtät ignorieren, da man diese kaum in der Rechnung berücksichtigen kann).

          Dort werden 1% Rendite genannt (bei 3% Rendite und 2% Kosten). Bei Aktien/ETFs sind im langjährigen Schnitt 7% drin. Ich rechne gerne mit 8%, weil man dann die Abgeltungssteuer i.H.v. 25% prima im Kopf abziehen kann. (Beides sind Faustformeln. Wer sich arm rechnen will, zieht dann die Inflation ab, die meistens außen vor gelassen wird, da diese nur sehr schwer in der Berechnung sauber berücksichtigt werden kann.)

          Wenn man sich über die Höhe von Hartz4 vergewissert hat, kann man sagen, dass mit 10.000€ ETF-Vermögen bei 6% Rendite pro Monat etwas mehr als 1x Hartz4-Monatsrate herauskommt, die man sich am Ende selber auszahlen kann.

          Ich gehe aber davon aus, dass jeder, der sich damit beschäftigt hat, die Zeit von Arbeitslosengeld 1 (ALG 1) nutzt, um wieder einen (gut) bezahlten Job zu finden. Sprich die Wahrscheinlichkeit, dass der Rendite-Nachteil der Einstufung als „Hartz4-sicher“ sich auszahlt, ist extrem gering. Auf der anderen Seite sorgt schon die durchschnittliche Rendite dafür, dass man weiter Abstand zu dem Punkt aufbaut, wo man überhaupt vom Staat mehr als die üblichen Übergangs-Leistungen wie ALG 1 (60% bzw. 67% vom letzten Netto-Gehalt) bekommt.

          Je mehr ich mich mit dieser Rechnung beschäftigt habe, desto mehr Motivation entwickle ich es gar nicht so weit kommen zu lassen. ALG 1 bekomme ich sowieso, wenn ich vorher sozial-versicherungspflichtig beschäftigt war. Und Hartz4 (aka ALG 2) hat aktuell einen Regelsatz i.H.v. 446€ monatlich. Wer damit auskommt, hat meinen Respekt mehr als verdient. Ich rechne währenddessen lieber aus wie viele Monate ich mit den bisherigen Buchgewinnnen meiner ETFs Hartz4 beziehen könnte…

          (Bitte auch die Zeit-Ersparnis berücksichtigen sich gar nicht erst mit den genauen Details der Arbeitslosen-Gesetzgebung auseinander setzen zu müsseen…)

  6. Danke für den schönen Podcast und das tolle Interview. Höre unregelmäßig zu. Meine Meinung zur Einlagensicherung bei Banken: Wenn ich so reich wäre 100.000 Euro Anzulegen, sind mir die 1000Euro bis 10000Euro für den Fall einer insolvent der Bank auch nicht so wichtig. Gerade wenn die andere Teil des Geldes in Aktien und ETF angelegt sind, wo Schwankungen von Täglich mehreren 1000Euro geschehen. Dazu frage ich mich wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, das die Bank pleite geht unter der Vorratssetzung nicht gleich in Osteuropa anzulegen.

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