„High Tech Investing, Wikifolio und einen aktiven Tech-Fonds“ – Interview mit Vollzeitinvestor Stefan Waldhauser

In der heutigen Folge habe ich den Unternehmer und Vollzeitinvestor Stefan Waldhauser zu Gast. Er legt seit 30 Jahren an der Börse an, betreibt eines der erfolgreichsten Wikifolios in Deutschland zum Thema High Tech Investing und hat mit dem Digital Leader Fund einen vielversprechenden Fonds aufgelegt.

Stefan Waldhauser Wikifolio

Überblick Interview mit Stefan Waldhauser

Das 90-minütige Interview mit Stefan ist richtig gut geworden. Selbst wenn dich Themen wie Wikifolios oder aktive Fonds nicht interessieren sollten, gibt es noch weitaus mehr Themen im Gespräch mit Daniel Korth.

Stefan erklärt beispielsweise, worauf man beim High Tech Investing achten sollte, wie er eine Tech-Aktie auswählt und welche Formel er dafür anwendet.

Darüber hinaus geht es um Wikifolio, Handelsideen der Wikifolio-Trader und die Arbeit professioneller Vermögensverwalter. Denn Stefan ist Mitgründer vom Digital Leaders Fund. Auch darüber spricht er.

Zu guter Letzt sprechen wir über das aktuelle Portfolio von Stefan, Social Trading allgemein und den Vergleich mit dem S&P 500 und disruptive Technologien.

Mit Stefan Waldhauser mache ich auch gemeinsam die YouTube-Reihe „HGI meets Finanzrocker“. Auch mit den beiden Wikifolio-Tradern Richard Dobetsberger und Christian Jagd habe ich ausführliche Interviews geführt.

Shownotes Stefan Waldhauser

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Zusammenfassung des Interviews mit Stefan Waldhauser

Stefan Waldhauser Wikifolio Portraitfoto
Stefan Waldhauser

Über Stefan Waldhauser:

  • Stefan ist Unternehmer und professioneller Investor aus Herzogenaurach. Er betreibt erfolgreich zwei Wikifolios und den Digital Leaders Fund.

Wann hast du angefangen, dich mit der Börse zu beschäftigen?

  • Ich hatte drei frühe Schlüsselerlebnisse: Ein Schüleraustausch in die USA 1984, wo Aktien allgegenwärtig waren. Da bin ich neugierig geworden.
  • Das zweite Schlüsselerlebnis war bei der Bundeswehr, wo mir mein LKW-Fahrschullehrer erzähle, dass er sein Geld eigentlich mit Aktien verdient. Leicht verdientes Geld, so schien es mir damals.
  • Dann im Studium fragte mein BWL-Professor in der allerersten Vorlesung, wer von uns 400-500 Leuten im Saal eine Aktie besitzen würde. Da haben sich vielleicht fünf oder zehn Leute zaghaft gemeldet und der Professor sagte: „Sehen Sie, und das ist unser Problem hier in Deutschland – wenn ich die gleiche Frage in einem amerikanischen Hörsaal gestellt hätte, dann hätte sich jetzt mindestens die Hälfte aller Leute gemeldet.“
  • Und spätestens dann musste ich einfach damit anfangen. Ich hab alles ausprobiert, was es da so auszuprobieren gab. Ich habe auch Lehrgeld gezahlt – das war gottseidank kleines Geld, denn großes hatte ich damals nicht.

Wie hast du die Krisen erlebt?

  • Mittendrin, immer dabei. In der Dot-com-Krise war ich schon schlau genug, nicht jeden Hype mitzumachen. Mein Portfolio hat damals trotzdem zwischen 30 und 50 Prozent verloren, aber es war nicht so schlimm wie bei Anderen.
  • Die Krise 2008/2009 hat dann richtig zugeschlagen, da habe ich mehr verloren als in 2000. Allerdings habe ich damals bereits festgestellt, dass in einer Krise die Qualitätsaktien zwar mit dem Markt fallen, sich aber auch sehr schnell wieder erholen.

Du bist nicht der Typ der dann irgendwelche Panikverkäufe macht?

  • Nein, im Gegenteil, da bin ich fast schon Value Investor. Ich beschäftige mich eigentlich viel mehr mit den Unternehmen selbst als mit dem Aktienkurs. Wenn es zu einem Crash kommt, heißt das ja: Ein gutes Unternehmen ist billiger geworden ist. Mittlerweile habe ich genug Erfahrung, um auf Einkaufstour zu gehen, wenn es mal wieder knallt.

Wie bist du zum Fulltime-Investor geworden?

  • Im Zuge meines Studiums der Wirtschaftsmathematik habe ich Ende der 80er Jahre eine Diplomarbeit geschrieben zum Thema „Aktienkursprognose mit neuronalen Netzen“, sprich künstliche Intelligenz. Dann bin ich als Programmierer und Projektleiter in die Software gegangen.
  • Nach sieben Jahren habe ich mit einem Kollegen eine eigene Firma gegründet, die wir stetig weiterentwickelt und nach 12 Jahren an ein Unternehmen aus dem Silicon Valley verkauft haben, in dem ich dann auch noch einige Jahre mitgearbeitet habe. Das waren wahrscheinlich die lehrreichsten Jahre in meinem Leben.
  • 2014 habe ich mit Wikifolio und dem „High Tech Stock Picking“ angefangen. Dadurch bin ich in der professionellen Asset Manager Szene bekannt geworden. Ich habe dann einen Gleichgesinnten kennengelernt, der mich überzeugt hat, mit einem eigenen Aktienfonds tatsächlich viel bewegen und auch für die Anleger Gutes tun zu können. Am Ende des Tages haben wir unsere Fonds-Boutique gegründet, mit der wir jetzt diesen Fonds aufgelegt haben.

Was ist Wikifolio überhaupt?

  • wikifolio.com ist eine Plattform, auf der jeder ein Musterportfolio erstellen kann, sei es privat oder öffentlich. Das Portfolio ist zu 100% transparent – nicht nur, was in dem Portfolio gerade drin ist, sondern auch welche Transaktion stattgefunden haben.
  • Wenn aus der Community Interesse daran besteht, gemeinsam mit dem Verwalter dieses Musterportfolios echtes Geld zu investieren, dann gibt es Partner aus der Finanzindustrie, die auf Basis des Musterportfolios ein investierbares Zertifikat auflegen.
  • Da steht Lang & Schwarz im Hintergrund, die dann mit Wikifolio dieses Zertifikat auflegen. Damit habe ich aber nichts zu tun. Ich verwalte nur dieses Musterportfolio und alles andere macht die Plattform für mich. Über die Risiken eines Zertifikats muss man sich im Klaren sein, da gibt es immer ein Emittentenrisiko.
Stefan Waldhauser Wikifolio High Tech Stock Picking
So sieht die Performance von meinem angesprochenen Wikifolio nach viereinhalb Jahren aus. (Stand 23.3.2019)

Deine Wikifolios performen sehr unterschiedlich, einmal 35,6% und einmal 101% Performace – woran liegt dieser Unterschied?

  • Der Unterschied kommt allein aus der Strategie und den unterschiedlichen Märkten, in denen ich mich da bewege. In meinem ersten Wikifolio „Stockpicking nach Peter Lynch“ sind eher langweilige Substanzaktien drin, vor allem europäische Value-Aktien.
  • Das soll ein Gegengewicht zu meinem anderen Wikifolio bieten. Ich habe trotzdem noch 15-16% Outperformance gegenüber dem DAX im Vergleichszeitraum.
  • Mein zweites Wikifolio mit Technologie-Aktien ist mein Steckenpferd, da kann ich mein IT-Wissen einbringen. Bei dem Thema High Tech Stockpicking kann ich 25 Jahre Erfahrung in der Softwareindustrie ins Feld führen.

Nach welchen Prinzipien wählst du die Aktien aus?

  • Tech Investing ist Value Investing. Ich mache nichts anderes als jeder klassische Investor, allerdings mit einem entscheidenden Unterschied: Das kleine Einmaleins des Value-Investings hilft einem hier nicht weiter, weil das auf Kennzahlen wie Kurs-Gewinn-Verhältnis und Kurs-Buchwert-Verhältnis basiert.
  • Diese Unternehmen sind aber nicht darauf aus, Gewinne zu erzielen, sondern wollen die Umsätze möglichst schnell nach oben schrauben. Mit dem Kurs-Gewinn-Verhältnis zu agieren, macht also hier überhaupt keinen Sinn, weil das Management in der Regel nicht auf die Gewinne achtet.
  • Was macht den Wert dieser Unternehmen aus? Einmal das geistige Eigentum – und das taucht ja überhaupt nicht in der Bilanz auf. Die Plattform-Unternehmen, Facebook etc., ziehen ihren Wert aus den Netzwerkeffekten – je größer das Netzwerk von Leuten, desto wertvoller das Unternehmen.
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Deine Werte Facebook, Amazon, Baidu, Alphabet, Alibaba, PayPal, Tencent, Microsoft kennen die meisten. Aber jetzt sind da ein paar absolute Outperformer-Werte drin, von denen ich noch nie gehört habe, z.b. eine Twilio Inc. mit 264 Prozent. Wie kommst du auf solche Werte?

  • Indem ich die Märkte kenne. Ich beobachte eine ganze Reihe vorbörsliche Werte. Wenn die an die Börse gehen und ich überzeugt bin, steige ich früh ein. Ich kaufe aber niemals direkt zum IPO, da ist es meistens gehyped.
  • Die allerwichtigste Regel für mich, wenn ich eine Kennzahl nennen sollte, ist die sogenannte Rule of 40, also die Vierzigerregel. Die schaut sich an, ob die Summe aus dem Umsatzwachstum und dem freien Cashflow im Unternehmen größer als 40% ist.
  • Diese Rule of Forty sollte über Jahre hinweg erfüllt sein. Natürlich schaue ich mir auch Bilanzqualität und Verschuldungsgrad an.

Du bist zu 73% investiert in Aktien und der Rest ist Cash. Warum hast du so eine hohe Cashquote in deinem Wikifolio?

  • Weil ich dem Frieden an den Börsen nicht wirklich traue. Diese Korrektur, die wir im zweiten Halbjahr 2018 gesehen haben, war noch keine wirkliche Panik. ich habe eigentlich auf den großen Ausverkauf gewartet und der kam nicht.
  • Ob der Ausverkauf jetzt noch kommt oder nicht, das weiß ich nicht. Ich versuche mich auch gar nicht am Markt Timing. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass es noch mal richtig knallen kann und dann hab ich gerne eine ordentliche Cashquote, um in der Panik beherzt nachzukaufen, denn die Qualität in den Unternehmen ändert sich ja dadurch nicht.

Bist du generell der Ansicht, dass man immer eine höhere Cashquote haben sollte, grade für solche Fälle?

  • Also mein persönlicher Ratschlag wäre Ja, aber das ist meine Art zu investieren. Dadurch verschenkt man natürlich in der Aufwärtsbewegung auch etliches an Performance.
Stefan Waldhauser Wikifolio High Tech Stock Picking
So sieht die Performance des High-Tech Stock Picking-Wikifolios von Stefan Waldhauser aus. (Stand 23.3.2019)

Dein Wikifolio hat ein investiertes Kapital von über sechs Millionen Euro – das ist ja eine ganz schöne Stange Geld. Was ist denn wichtig, wenn man so ein Wikifolio führt?

  • Man sollte mit dem Geld der anderen genauso hantieren, als wenn es das eigene wäre. Man sollte ein Alleinstellungsmerkmal haben. Man muss irgendwo spezialisiert sein, sonst ist es schwer, aus der Masse rauszuragen. Und der Community Gedanke ist sehr wichtig.

Stichwort Performance Gebühr, wie viel zahlt man als Kunde denn jetzt tatsächlich?

  • Man zahlt auf jeden Fall diese 0,95% Zertifikate-Gebühr. Dann zahlt man noch 18% Performancegebühr auf die Highwatermark. Es ist tatsächlich kein preisgünstiges Produkt, darüber muss man sich im Klaren sein.
  • Die Zertifikate-Gebühren bekommen die Partner Lang & Schwarz. Ich bekomme eine Erfolgsbeteiligung in Höhe von 9%. Ich bin grundsätzlich ein Freund von Premium Produkten, die einen höheren Preis durch echten Mehrwert rechtfertigen, deswegen finde ich das fair.
  • Wer das nicht zahlen möchte, hat ja auch tatsächlich die Möglichkeit, das Wikifolio einfach nur zu beobachten, sich Anregungen zu holen oder es sogar nachzubilden und komplett selbst zumachen. Das können und wollen wir gar nicht verhindern, denn das ist Teil dieses Community Gedankens. Ein bisschen wie in der Open Source Szene im Softwarebereich.
  • Diese Gebühren sind übrigens tatsächlich schon in der Performance enthalten. Also 101% Performance bedeutet Performance nach allen Gebühren und Kosten.

Aber das ist schon etwas mehr als ein Taschengeld, was dann am Ende bei rumkommt bei so einem Wikifolio?

  • Ja, bei so einem solchen Volumen wie ich es mittlerweile habe, sechs Millionen, kann man da durchaus Geld verdienen. Aber ich kann es nur nochmal sagen: Das sollte niemals der Antrieb sein, und es ist auch nicht planbar.
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Das Wikifolio „Qualität, angelehnt an Susan Levermann“ vom Trader Leise hat ganze 253,6 % seit 2012 gemacht. Aber er hat jetzt durch diesen Erfolg ein ganz anderes Problem und zwar beeinflusst er die Börsenkurse von den kleinen Unternehmen, die er da kauft – kannst du das Problem mal ein bisschen erläutern?

  • Ich kann jetzt gar nicht bestätigen, dass er diesen Einfluss hat, aber theoretisch wäre es natürlich möglich, wenn er mit marktengen Titel handelt, mit Titeln also, die mit relativ kleinen Umsätzen an der Börse ihre Kurse bewegen. Ich wirke diesem Risiko entgegen, indem ich nur Werte mit mindestens einer Milliarde Dollar Marktkapitalisierung handele.

Was steckt hinter der Kennzahl Risikofaktor?

  • Da geht es um die Volatilität. Ein Risikofaktor von 1,0 würde bedeuten, dass das Wikifolio genauso schwankt wie eine durchschnittliche Standard-Aktie. Bei mir ist es 1,1 – das heißt um 10% erhöhte Volatilität.

Ich bin immer wieder begeistert, wie gut das Levermann Prinzip funktioniert…

  • Ja, das ist ein wirklich interessantes Prinzip, ich kann das Buch von Susan Levermann auch jedem nur empfehlen.
  • Übrigens gibt es unter der Internetadresse Aktien.guide eine Art Radarschirm für Levermann Aktien, da ist dieser Algorithmus aus dem Buch umgesetzt und man kann sich Listen von Werten anschauen, die diesen Levermann-Kriterien entsprechen. Mein High Growth Investing und die Kennzahlen, die ich benutze – die ja ganz andere sind als die von Susan Levermann – sind mittlerweile auch auf Aktien.Guide zu finden.

Was ist der Unterschied zwischen dem Fonds „The Digital Leaders Fund“ mit Baki Irmak und deinem Wikifolio?

  • Zunächst ist das Investmentvehikel zu unterscheiden: Das Wikifolio ist ein Zertifikat. Der Fonds ist ein geschütztes Sondervermögen.
  • Dann unterscheidet sich der Fonds vom Wikifolio auch im Anlagekonzept. Das Wikifolio High Tech Stockpicking fokussiert wirklich auf Technologieaktien.
  • Die Technologie-Firmen nennen wir Digital Enabler. Das sind die Unternehmen, die Digitalisierung erst ermöglichen – die Architekten der digitalen Welt könnte man sie auch nennen.
  • Die Plattform-Firmen nennen wir Digital Business Leader. Das sind meist noch junge Unternehmen, die in der digitalen Welt gegründet wurden und mit ihren digitalen disruptiven Geschäftsmodellen etablierte Branchen durcheinanderwirbeln.
  • Das sind die Parallelen zwischen Fonds und Wikifolio. Der Fonds hat den Anspruch, in all diejenigen Unternehmen zu investieren, die von der Digitalisierung profitieren. Unserer Meinung nach gibt es dann noch eine ganz wichtige dritte Kategorie, nämlich die Unternehmen der alten Welt – old economy Unternehmen – die ihre eigene digitale Transformation besser bewältigen als andere. Wir haben diese dritte Kategorie von solchen substanzhaltigen old economy Unternehmen in unserem Digital Leaders Fund mit drin, z.B. die Porsche Holding.

Warum setzt ihr im Fonds auch auf Bankenwerte?

Stichwort Kostenfaktor: Ihr habt eine Performance-Gebühr in Höhe von 1,33% und eine TER von 1,67% – warum sollte ich als Anleger mehr für diesen DLF Fonds bezahlen?

  • Erstmal vorweg: Wer ein möglichst kostengünstiges Produkt sucht und keine anderen Auswahlkriterien ansetzt, der muss einen ETF kaufen. Kein aktiver Fonds kann für das Geld betrieben werden, was ein ETF kostet. Das muss man ganz einfach sagen.
  • Warum sollte man sich trotzdem aktive Fonds anschauen? Weil es aktive Fonds gibt, die ETFs nachhaltig outperformen, über Jahre hinweg. Ich weiß, dass jetzt etliche Zuhörer aufschreien, das ist auch ein Stück weit der Grund, warum ich das hier mache – ich will das der breiten Öffentlichkeit wirklich beweisen.
  • Im Endeffekt sind es die Rahmenbedingungen der klassischen Asset Management Industrie, die dafür sorgen, dass 90% der Fondsmanager schlechter abschneiden als ein vergleichbarer ETF.
  • Wir haben jetzt hier ganz andere Rahmenbedingungen: Wir sind ohne starken Partner gestartet, dieser Fonds basiert wirklich nur auf Baki Irmak und Stefan Waldhauser. Wir müssen niemandem Rechenschaft ablegen, wir müssen keine Quartalsergebnisse vorlegen, wir können das Geld so anlegen wie wir unser eigenes Geld anlegen würden.
  • Aber du hast nach den Kosten gefragt, das muss ich jetzt erstmal relativieren: Die Performance-Gebühr für den Fonds beträgt 15 % der Outperformance im Vergleich zu der Benchmark und die Benchmark ist der MSCI World. Wenn da jetzt 1,33 % steht, dann ist das also eine Zahl, die jeden Tag schwankt.

Wie viel bleibt denn am Ende bei euch hängen?

  • An der Verwaltung von so einem aktiven Fonds sind eine Menge Parteien beteiligt, die alle bezahlt werden müssen: Zuerst gibt es eine Depotbank, wo die Anteile drin liegen, das ist bei uns die Berenberg Bank. Dann gibt es eine Kapitalverwaltungsgesellschaft, das ist bei uns die Universal-Investment, die gibt den Fonds aus.
  • Das ist also die eigentliche Verwaltungsgesellschaft des Fonds. Dann gibt es das sogenannte Haftungsdach, das die Compliance sicherstellt. So ein Fonds läuft in einem ganz engen regulatorischen Rahmen, überwacht von der BaFin in Berlin. Das sind schon mal drei Parteien.
  • Dazu muss man einen Vertrieb bezahlen, der letztendlich dann bei der Vermittlung auch was verdient. Und einen Wirtschaftsprüfer musst du auch bezahlen. Wenn du all diese Kosten abziehst, kommt raus, was bei uns ankommt. Das ist aber nicht etwa der Gewinn, sondern der Umsatz unserer Fonds- Boutique. Davon müssen wir dann Personal, Marketing, IT und Research bezahlen.
  • Bei einem Volumen von weniger als 10 Millionen Euro kann kein Fonds dauerhaft überleben –  man muss es schon verdammt ernst meinen, wissen was man tut, ein Konzept haben und auf Wachstumskurs gehen. Wir haben das jetzt nach einem Jahr geschafft, wir haben die 10 Millionen überschritten, sind heute bei ungefähr 12 Millionen und jetzt ist die Gründungsphase vorbei  – jetzt soll eine Wachstumsphase beginnen.
  • Wenn wir dann irgendwann mal 100 Millionen eingesammelt haben, dann ist es natürlich finanziell sehr attraktiv und dann kann man auch über Kostensenkungen reden. Deswegen können auch große Fonds günstigere Gebühren anbieten.
  • Man muss auf die Performance achten, und darauf, wie sich ein Fonds in verschiedenen Marktphasen verhält. Die Kosten sind wichtig, aber man sollte nicht den einen Fonds dem anderen vorziehen, nur weil er 0,2% preisgünstiger ist – dann im Zweifelsfall lieber einen ETF kaufen.

Stichwort Performance –  ihr habt jetzt im Jahr 2019 über 16% gemacht und liegt damit über dem Vergleichsindex MSCI World.

  • Ja, aber ich möchte so kurze Zeiträume gar nicht betrachten. Abgerechnet wird im Endeffekt nach 10 Jahren.
  • Man sollte unseren Fonds nicht kaufen, wenn man mit einem Anlagehorizont von nur 1-2 Jahren unterwegs ist. Es ist ein reiner Aktienfonds ohne Absicherung gegen fallende Märkte, das heißt wir werden Bewegungen nach unten mitmachen, wir werden uns aber auch in der Aufwärtsbewegung besser und schneller wieder erholen.
  • Teil dieser Strategie ist einfach die hohe Qualität der Unternehmen, und wir investieren ja in deren Wertentwicklung.

Wie legst du selber an?

  • Also erstmal lege ich natürlich auch in den eigenen Produkten an.
  • Generell halte ich es mit einem Zitat von meinem Idol Peter Lynch: „know what you own and know why you own it!“, sei dir im Klaren darüber, was du besitzt und warum du es besitzt – investiere nur in Dinge, von denen du was verstehst.
  • Ansonsten bin ich ein sehr Startup-affiner Mensch und habe Spaß daran, Startups zu begleiten. Dann habe ich hier mein Einfamilienhaus, ein Ferienhaus in Griechenland und ein bisschen Gold.

Welche Zukunftspläne hast du für die kommenden Jahre?

  • Ich möchte Projekte voranbringen, die mir selbst Freude bereiten und die Anderen echten Nutzen bringen. Das Thema „Aktienkultur voranbringen in Deutschland“ liegt mir auch sehr am Herzen.

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9 Antworten

  1. Ein spannender Beitrag und ein sehr positiver Interviewpartner, war toll zuzuhören und die Zeit ist wie im Flug vergangen. Danke Daniel für dein kontinuierliches Finanzrocker-Engagement, ich habe viele interessante Personen bei dir kennengelernt.

    Stefan Waldhauser und The Digital Leaders Fund klangen so interessant, dass ich gleich Portfolio Performance angeworfen habe und gemonitort habe. Die Wikifolios habe ich nicht betrachtet, da Zertifikate am sichersten den Emittenten ernähren und kein Sondervermögen darstellen..

    Leider ist der Benchmark (MSCI World) etwas unpassend gewählt worden, denn u.a. ist die Volatilität des DLF ist deutlich größer. Daher ist die Überperformance zum Index leider primär eine Risikoprämie. Aufgrund der kurzen Historie seit Mai 2018 ist das als leider noch kein nachweisbarer Erfolg der beiden Fondsmanager.
    Dennoch betractenswerter Ansatz und vielleicht wird das Konzept ja iterativ verperfektioniert, dann investiere vielleicht irgendwann auch ich. 😉

    1. Ein geeigneter Index ist der MSCI World Information Technology TR, er läuft kurzfristig bisher beinahe synchron und wird mittel- und langfristig aufgrund der niedrigeren Kostenquote den DLF outperformen.
      Top die Wette (unter zwei Franken aus dem LK ERH) gilt, Herr Waldhauser?

      1. Hallo Herr Wegner,
        im Digital Leaders Funds sind auch Unternehmen der Old Economy wie Disney, Klöckner, Porsche vertreten. Das ist die Kategorie, welche wir „Digital Transformation Leaders“ nennen. Der Fonds hat den Anspruch in ALLE Gewinner der Digitalisierung zu investieren, wir sind KEIN reiner Techfonds.
        Hier finden sie u.a. eine Sektoraufteilung, derzeit sind weniger als 50% der Assets im MSCI IT Sektor investiert: https://thedlf.de/the-digital-leaders-fund-feiert-geburtstag/

        VG Stefan Waldhauser

        1. Hallo Herr Waldhauser,

          vielen Dank für Ihre freundliche und informative Erläuterung. Und Sie haben recht, auch der MSCI Information Technology Index ist als Performance-Indikator für Ihren DLF nicht brauchbar.

          Viele Grüße nach Herzogenaurach
          Marcus Wegner

  2. Danke für die Super-Folge mit einem wirklich spannenden Gast. Ich überlege noch, ob ich in das Wikifolio (ist mit ehrlich etwas zu teuer bei der jährlichen Highwatermark-Prämie) oder den Fonds investieren soll. Da ich selbst viel mit Einzelaktien mache werde ich mir erstmal Ideen holen…

    Bitte unbedingt so weitermachen. Klar, nicht jede Folge kann perfekt sein, aber die letzten Folgen waren wirklich sehr gut… habe schon mit 5 Sternen bewertet

  3. Ich persönlich halte nicht mehr so viel von Wikifolios. Diese Zertifikate sind teuer und es besteht immer die Gefahr, dass einer dieser Trader tiltet und sehr hohe Verluste einfährt. Ich habe das da schon einmal erlebt. Seit dem bin ich da raus…
    Außerdem finde ich das jährlich rückgesetzte High-Watermark nicht fair.

    Da kann ich eigentlich Kosten-günstiger und mit weniger Risiko (kein Tilt des Traders möglich) einen NASDAQ ETF halten.

    1. Was ist ein „Tilt“ in diesem Zusammenhang?

      Tatsächlich ist ein ETF das deutlich kostengünstigere Produkt, wenn man die Gebühren mit einem wikifolio-Zertifikat vergleicht. Allerdings sind diese Gebühren in der ausgewiesenen Performance jedes wikifolios ja schon abgezogen. Und es gibt tatsächlich viele richtig gute wikifolios. Das Schwierigste ist wohl unter den vielen tausend wikifolios die Richtigen auszuwählen…

      Und wer nicht in wikifolios investieren will, der kann sich die Muster-Portfolios ja auch einfach nur anschauen und Ideen für sein eigenes Portfolio sammeln. Diese Transparenz finde ich charmant.

      VG Stefan Waldhauser

  4. Danke für diesen Podcast. Ich finde es, vielleicht gerade weil ich selbst IT-Experte bin, sehr interessant. Zertifikate und aktive Fonds schließe ich leider für mich aus. Aber finde die Blogs sehr gut. Werde dort sicher mir mal eine Investment-Tipps abholen. Ob das gut ist? Keine Ahnung.
    Auf jeden Fall ein super interessanter Gast und gelungener Podcast. 5 Sterne

  5. Ich habe deinen Podcast vor kurzem entdeckt und bin nun dabei alle Folgen nachzuhören. Habe zwar noch einiges vor mir, aber von den bisher gehörten Folgen hat mir diese am besten gefallen.

    Stefan hat wirklich eine sehr interessante Vita und einige sehr interessante Einblicke in seine Investmentstrategie gegeben. Werde ihn und seine Dienste (wikifolio, Fond, Blog) auf jeden Fall in Zukunft weiterverfolgen.

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