Im letzten Interview der fünften Finanzrocker-Staffel geht meine Leitung zu Marcel. Er betreibt als Maschinist den Blog Freiheitsmaschine, arbeitet als Millionär im Angestelltenverhältnis und hat mehrere Jahre in den USA gelebt und gearbeitet. Im Interview erzählt Marcel von seinem Weg in die finanzielle Freiheit, wir sprechen wir über die Unterschiede zwischen den USA und Deutschland und er erzählt, warum er als Millionär trotzdem noch weiter in Vollzeit arbeitet.
Inhalt
Überblick Interview mit Maschinist Marcel
Mit Mitte 40 hat Marcel das geschafft, wovon viele Menschen ihr ganzes Leben lang träumen: Er ist Millionär und hat sich seinen Traum von finanzieller Freiheit erfüllt. Trotzdem arbeitet er weiterhin Vollzeit als Maschinenbauingenieur und betreibt nebenbei noch den Blog Freiheitsmaschine, in dem es um das Thema finanzielle Freiheit geht.
In dieser Podcastfolge sprechen wir über seinen Weg vom Arbeiterkind zum Millionär – und warum er trotzdem weniger Geld ausgibt als die meisten seiner Freunde und Kollegen.
Er verrät uns außerdem, warum er dennoch weiterhin arbeiten geht und welche Freiheiten er durch sein finanzielles Polster gewinnen konnte. Außerdem erzählt Marcel von seiner Zeit in den USA, den größten Unterschieden zu Deutschland und was wir von den Amerikanern lernen können.
Shownotes Freiheitsmaschine
- Zum Blog Freiheitsmaschine
- Zu den Millionärs-Interviews
- Finanzielle Freiheit: So schaffst Du es
- Halbes Vermögen verloren und warum es gut war
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Zusammenfassung des Interviews
Über den Maschinisten der Freiheitsmaschine
Marcel ist Mitte 40, studierter Maschinenbauer und ist durch seine Investitionen in Aktien und ETFs zum Millionär geworden. Neben seinem Hauptjob als Maschinenbauingenieur betreibt er den Blog Freiheitsmaschine, auf dem er seinen Leserinnen und Lesern Tipps zum Thema finanzielle Freiheit gibt. Nachdem er mehrere Jahre in den USA gelebt und gearbeitet hat, lebt Marcel mit seiner Frau und zwei Kindern jetzt wieder in Deutschland.
Was ist denn eine Freiheitsmaschine?
- Das ist witzigerweise so gewachsen. 2016 war ich in den USA in den Sommerferien und habe dort Finanzblogs gelesen, das war damals in den USA gerade ein Thema. Dann habe ich gedacht „Hey das kannst du auch“ und habe einfach losgelegt. Ich bin hauptberuflich Ingenieur und Freiheit ist ein absolutes Lebensthema von mir – und Freiheit und Maschine hat so zusammen gepasst, da musste ich gar nicht mehr nachdenken.
Hast du dich in den USA von den gängigen Blogs wie Mr. Money Mustache inspirieren lassen?
- Auf jeden Fall, das war so ein kleines Erweckungserlebnis. Ich war da gerade in Amerika angestellt und war seit 2001 ein aktiver Trader. Das lief am Anfang ganz gut und dann kamen riesen Einbrüche, ich habe super viel gelernt über die Jahre. 2010, 11, 12 lief es dann richtig gut und ich hatte viel Geld akkumuliert, aber noch gar kein so richtiges Endziel.
- Durch den Blog kam dann die Idee, dass ich das nicht mein ganzes Leben lang aktiv machen muss, sondern dass ich mir auch verlässliche Kapitalströme erzeugen kann. 2013 bin ich dann dazu gekommen immer mehr Geld auch passiv anzulegen. Den sparsamen Teil hatte ich schon immer drauf, das war schon von meiner Erziehung her so. Aber was man dann für Freiheiten dadurch erzeugen kann, das war super.
Du bezeichnest Dich selbst als Maschinisten der Freiheitsmaschine. Das bedeutet, dass Du die persönliche und finanzielle Freiheit schon erreicht hast, oder?
- Genau, das ist mir dann aber erst irgendwie bewusst geworden. Ich habe das 2013 gelesen und gedacht „hey, du bist gar nicht mehr so weit davon weg“. Und dann ging der Verdienst gut weiter und es lief an der Börse weiterhin gut. Dann habe ich mal unsere Kosten aufgestellt und da ging uns auf, dass wir so gut wie da sind. Und seit ein paar Jahren ist das so, dass wir unsere Ausgaben hier in Deutschland alleine damit decken könnten.
Du bist mittlerweile Millionär, gehst aber immer noch regelmäßig als Maschinenbauingenieur arbeiten. Wie kommt das?
- Das ist interessant. Dieses angelegte Vermögen mit diesem Cashflow, den es erzeugt, erzeugt ein großes Freiheitsgefühl bei mir. Nach dem Motto „wenn ich wollte, dann müsste ich das nicht mehr machen“. Und dieser Cashflow sorgt dafür, dass ich das alles aus einem anderen Blickwinkel sehe. Man muss sich manche Sachen nicht mehr antun und kann entscheiden „das mache ich jetzt nicht mit“. Man kann sich innerlich sehr viele Freiheiten damit erzeugen, weil man die Überzeugung hat, dass man das nur noch macht, weil es Spaß macht oder weil zusätzliches Geld auch nicht weh tut.
Würdest du dich als Frugalisten bezeichnen?
- Ich glaube das kommt auf den Vergleich an. Wenn ich mich mit Oliver von den Frugalisten vergleiche, bin ich davon sehr weit weg. Aber wenn ich mich mit meinen Arbeitskollegen und meinem Freundeskreis vergleiche, bin ich auf jeden Fall deutlich sparsamer von den Ausgaben her.
Viele Menschen sagen ja immer, dass man mit Kindern und einer Familie ja gar nicht richtig sparen kann. Siehst du das ähnlich?
- Es ändert sich auf jeden Fall schon ein Stück. Aber man kann weiterhin unheimlich günstig leben. Gerade in Deutschland ist es ja so, dass viele Sachen bezahlt werden. Und man muss die Schule hier mal mit den USA vergleichen, wo die Eltern zehntausende Dollar im Jahr für private Schulen und Kinderbetreuung ausgeben. Da wo wir damals gewohnt haben, hat Kinderbetreuung im Monat 1500 Dollar pro Kind gekostet und das war völlig normal. Hier regt sich jeder auf, wenn es ein paar hundert sind – und man kriegt noch Kindergeld dazu.
- Aber natürlich hat man schon höhere Kosten, vor allem auch durch Wohnraum. Und meistens können die Partner ja auch nicht beide Vollzeit arbeiten für ein paar Jahre, dadurch entsteht schone eine Differenz. Aber wenn man das ähnlich sieht und als Team zusammenarbeitet, dann kann man auch unheimlich viel erreichen. Und die Freiheiten, die man dann hat, kann man dann mit der Familie nutzen.
Du hast 5 Jahre in den USA gelebt und gearbeitet. Was hast Du da gelernt und wieder mit nach Deutschland genommen?
- Ich kann das wirklich nur jedem empfehlen, mal in einem anderen Land zu leben. Man lernt so viele neue Aspekte und eine neue Lebensweise kennen und lernt, dass in einem anderen Land ganz andere Dinge normal sind als hier. Also zum Beispiel hat eine wohlhabende Familie in den USA vier oder fünf Autos, wenn die Kinder etwas älter sind. Und zwei SUVs, mit denen die Kinder zur Schule gefahren werden. Die Kinder werden später erst rausgelassen, in Deutschland sind die Kinder wesentlich selbstständiger.
- Und Angestellte in den USA sind es alle gewöhnt, in Aktien einzusparen. Jeder zweite hat Aktiensparpläne, die werden auch vom Staat gefördert. In diese Richtung ist die Selbstständigkeit dort deutlich höher. Hier in Deutschland haben nur 15 bis 16 Prozent der Menschen überhaupt Aktien und selbst bei denen ist es meist nur ein kleiner Teil, während es in Amerika völlig normal ist, einen großen Anteil des Geldes da anzulegen. Da gibt es eine sehr aufgeklärte Schicht.
- Auf der anderen Seite gibt es eine Schicht, die sehr ungebildet ist und super viel falsch macht. Generell sind die Unterschiede größer. Die Menschen die sich kümmern und bilden, die haben dort sehr viele Möglichkeiten. Aber da ist auch dieser krasse Gegensatz, wo die Leute genau alles anders machen. Das ist in Deutschland deutlich ausgeglichener.
- Und wenn man dann wieder zurück kommt, dann erkennt man die Vorteile und wundert sich, warum sich die Leute beklagen. Aber auf der anderen Seite denkt man auch, dass die Leute etwas aus sich machen und mehr aus sich rausgehen sollen und sich trauen sollen, was Neues zu machen.
- Interessant ist auch das Thema Scheitern. Wenn man dort mit jemanden spricht, dann gibt er ganz offen zu: „Ich habe das ein paar Jahre lang gemacht und das ist völlig in die Hose gegangen und ich war pleite“. Und sie sagen dir auch, wenn etwas geklappt hat und dass sie Millionen auf dem Konto haben. Aber nicht um anzugeben. Das wäre in Deutschland unmöglich, weil Scheitern hier immer noch ein Stigma ist.
- Es wäre so wertvoll für die Menschen hier, wenn das offener behandelt würde. Man kann ja auch nur neue Sachen ausprobieren, wenn es auch mal schief geht. Das ist der Unterschied, warum es dort so viele Firmen gibt. Das ist dieses „Can Do“, das das ganze Land treibt. Hier in Deutschland ist so viel Potenzial. Die Leute sind gebildet, strukturiert, ordentlich und haben was drauf. So eine Einstellung würde das ganze Land voranbringen und die Menschen glücklicher machen.
Hattest du Probleme, dich hier wieder einzufinden?
- Die Rückkehr war für mich schwieriger, als in die USA zu gehen. Man ändert sich im Ausland mehr, als man das am Anfang merkt.
- Und wenn man dann wieder zurück kommt, dann merkt man die eigene Änderung und dieses Beharren der anderen, die diese Erfahrung natürlich nicht gemacht haben. Das hat bei mir so ein Stillstandsgefühl erzeugt und ich habe eine Weile gebraucht, das wieder positiv zu sehen.
Du hast wahrscheinlich schon sehr früh mit dem Sparen angefangen und hast nicht auf Konsum umgestellt. Was waren denn die größten Hebel auf dem Weg zur ersten Million?
- Ich bin ein Arbeiterkind und meine Eltern haben immer alles für mich getan, ich bin sehr behütet aufgewachsen. Es war genug Geld da, um normal zu Leben und jedes zweite Jahr auch mal in den Urlaub zu fahren, aber es waren keine Reichtümer vorhanden und auch nicht das Gefühl, Überfluss zu haben. Sondern es musste hart fürs Geld gearbeitet und Rücklagen erzeugt werden und es wurde nie alles ausgegeben. Wenn ich das von heute betrachte, war ich gewohnt, nicht viel auszugeben. Ich war jetzt kein Geizhals, aber für die großen Posten wie Wohnkosten, Fahrzeuge oder Essen gehen in Restaurants, habe ich die ersten Jahre eher unbewusst immer wenig Geld ausgegeben.
- Mein erster Job nach dem Studium war bei einem Konzern und das war unfassbar viel Geld für mich damals. Ich habe mir dann ein WG-Zimmer genommen, weil ich in der neuen Stadt Leute kennenlernen wollte. Ich habe 2500 € netto verdient und nur die Hälfte davon ausgegeben. Das war aber gar nicht bewusst. Ich habe viele coole Sachen gemacht, aber trotzdem nur die Hälfte ausgegeben. Im Endeffekt akkumuliert sich so das Geld. Nach zwei, drei Jahren waren da 50.000 € auf dem Konto, da hatte ich noch gar keine Ahnung von passivem Einkommen und den ganzen Mechanismen. Mein Hauptvorteil war, dass ich so aufgewachsen bin und mich dann irgendwann angestrengt habe und studiert und dann ein hohes Einstiegseinkommen hatte.
Wie kam es, dass du auf Aktien gestoßen bist?
- Ich hatte keine Ahnung davon. Ich war 25 und wusste nicht, was eine Aktie ist. Als ich anfing zu arbeiten waren da viele junge Leute und die waren da wild am Rumspekulieren. Die habe ich dann gefragt, was sie da machen. Sie meinten dann Sachen wie „freier Markt“ und „total geil“ und „das Geld wird laufend verdoppelt“ – das war die total Hysterie. Da habe ich da dann mal geschaut und habe dann mit einer normalen Bank ein Depot aufgemacht und die ersten Sachen gekauft.
- Damals, wenn man eine Aktie gekauft und die dann wieder verkauft hat, dann war das Geld drei Tage nicht auf dem Konto. Das war aber eigentlich eine super Sache, denn wenn du drei Tage keinen Zugriff auf das Geld hattest, konntest du das Geld drei Tage nicht handeln und da hast du ein bisschen nachgedacht und dir überlegt, was du kaufst und verkaufst. Das ging auch ein paar Jahre lang gut, aber dann bin ich mal richtig auf die Nase gefallen. Das war aber ein Riesenglück, dass mir das mal passiert ist. Das war einen super Lernstunde. Auf jeden Fall war die Hälfte innerhalb eines oder zwei Tage weg und das war ein Schock.
Wie bist du denn nach deinem Learning weiter vorgegangen?
- Nach dem Event hatte ich erstmal die Nase voll und habe für ein paar Monate nichts gemacht. Dann war ich immer noch aktiv unterwegs, habe aber schon ein bisschen gestreut. Dann kam ich in die USA, der Markt war wieder sehr gut und ich habe da nebenberuflich viel Zeit reingesteckt. 2013 habe ich dann Money Mustache entdeckt und dann gingen mir die Augen auf. Das Depot war versteuert gerade siebenstellig gewesen und da habe ich mich gefragt, was ich hier eigentlich mache und ob ich das noch 20, 30 Jahre machen möchte.
- Dann hat mir ein Freund in den USA nahegelegt, doch mal passiv anzulegen. Es gibt beim aktiven Anlegen immer mehr zu verlieren. Und wenn man mal Mitte 40 ist wird es immer wichtiger, Sachen verlässlich für sein weiteres Leben einzutüten. Und genau das war mein Erweckungserlebnis in Richtung passiv. Da bin ich dann so reingekommen und habe erst ein Drittel passiv angelegt und dann die Hälfte. Mittlerweile sind es mehr als zwei Drittel und mache nur noch ausgewählte kleine Spekulationen, wenn es mal passt. Das hält mich ein bisschen aktiv im Markt und macht Spaß, aber es ist nicht mehr so, dass ich muss. Es ist unglaublich, wie spät ich dieses passive Investieren entdeckt habe, was ich heute in meinem Blog wirklich jedem empfehle.
- Trading ist eine Berufung. Es gibt ganz wenige die die Psyche dafür haben, gegen die normalen menschlichen Impulse zu agieren und zu reagieren. Die meisten schaffen das nicht. Das ist, weil es halt menschlich ist, sich zu fürchten und zu hoffen.
- Das Passive gibt den Leuten ein Bild für die Zukunft und zeigt, was sie erreichen können mit nur wenigen Stunden. Das ist meist mehr als die meisten aktiven Spekulanten. Man gibt den Menschen ein Tool in die Hand, was so gut wie jeder bedienen kann.
- Das allerwichtigste, was 98 % der gesamten Sache ausmacht, ist anzufangen. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, die Leute dazu zu bewegen, das zu tun. Die Deutschen die planen, vergleichen und schauen – und machen dann doch nichts. Hauptsache ist, man lernt mit den Schwankungen umzugehen. Dann hat man einen unschätzbaren Vorteil gegenüber den meisten Menschen.
In die Assetklasse Immobilien investierst Du über indirekte Investments. Wie kommt das?
- In den USA gibt es diese Real Estate Investment Trusts, da sind halt Immobilien drin. Ich hatte meine Depots in den USA und habe sie zum Teil immer noch da und kann dann zum Beispiel in die amerikanischen Immobilien investieren. Die haben eine ganz gute Rendite, der amerikanische Immobilienmarkt hat oft gutes Potenzial für die Investoren.
- Im Kursverlauf haben die Real Estate Investments Trusts den Vorteil, dass sie anders als Aktien reagieren. Sie reagieren sehr stark auf die Zinssenkung. Zu normalen Zeiten fallen REITs schon deutlich bevor der Crash in den normalen Aktien kommt, weil die Zinsstruktur sich ändert. Und wenn die normalen Aktienbörsen fallen, dann werden ja normal die Zinsen gesenkt und wenn die Zinsen gesenkt werden, dann fangen die REITs schon wieder an zu steigen.
- Das heißt wenn man einen kleineren Depotanteil in diesen Trusts hat, dann hat man in der Vergangenheit statistisch seine Depotschwankungen reduziert, weil die unterschiedlich laufen. Man hat allerdings den Nachteil, dass sie fast alles von der gesamten Rendite ausschütten müssen, ich glaube in Amerika sind das 85 Prozent minimum. Das heißt du hast direkt auch mehr Versteuerung.
- Aber das ist ganz nett, um je nach Anlegersache wieder die Fluktuation zu reduzieren. Gerade wenn du später mal von deinem Depot leben willst, ist es schön, wenn du diese Sequence of Return Risk dadurch reduzieren kannst, dass du weniger Depotschwankungen hast.
Auf Deinem Blog führst Du regelmäßig Millionär-Interviews. Gibt es Parallelen zu den Denkweisen der Millionäre zu Deinen? Wie unterschiedet sich das konkret?
- Es gibt natürlich verschiedene Wege das Vermögen aufzubauen. Die meisten Leute haben es sich selber erschaffen. Wenn man das Geld so bekommt, zum Beispiel durch ein Erbe, hat man nie gelernt damit umzugehen und dann ist es meistens schnell wieder weg. Die große Gemeinsamkeit ist sich erstmal eigenes Vermögen aufzubauen, einen Grundstock.
- Wie der dann investiert wird ist dann etwas anderes. Das ist dann wieder der Risikobereitschaft geschuldet. Ich habe wunderbare Interviews wo sich Leute mit Mitte 30 mehrere Millionen in deutschem Immobilienvermögen aufgebaut haben von Null auf. Die haben damals erkannt, dass Deutschland mal sehr günstig bewertet war und das eine relativ sichere Sache war. Jetzt gibt es relativ viele Nachahmer in dem Bereich und die Rendite ist gesunken, das ist jetzt nicht mehr so ein Selbstläufer.
- Wenn das Vermögen richtig steigen soll muss man irgendwann zu dem Investieren kommen. Gerade wenn man mal was sechsstelliges hat und legt es dann nicht an, das ist verrückt. Das kostet dich über Dekaden unfassbar viel Geld und Freiheiten. Also es ist die Gemeinsamkeit, diesen Schritt in Richtung Investor zu machen, ob man sich jetzt Aktien kauft oder Immobilien.
Welche Ziele hast Du denn für die nähere Zukunft, die Du erreichen möchtest?
- Für mich ist Familie sehr wichtig. Ich habe zwei Kinder. Die sind jetzt in einem Alter, wo man sehr viel mit ihnen machen kann. Aber in 10 Jahren werden sie das Haus verlassen. Diese nächsten Jahre sind also kostbare Familienjahre für mich, in denen ich viel Zeit mit den Kindern verbringen möchte. Freunde und Familie ist das was bleibt, die Karriere geht irgendwann vorbei. Wir sind alle ersetzbar.
- Meine Partnerin geht mittlerweile wieder Vollzeit arbeiten und ich bin froh, dass ich mir so viele innerliche Freiheiten im Job erarbeitet habe, dass ich sagen kann, ich arbeite auch zwei, drei Tage die Woche von zu Hause. So kann ich meiner Frau auch etwas zurückgeben.
- Ansonsten ist mir Fitness unglaublich wichtig. Mein Ziel ist den besten Fitnessstand meines Lebens zu haben und den auch sehr lange zu halten. Ich möchte mich möglichst lange gesund und fit fühlen, um meine Lebenszeit nutzen zu können.
- Längerfristige Ziele, wenn ich vielleicht in zwei, drei, vier Jahren mal meinen Job ganz aufgebe oder die Kinder aus dem Haus sind, dann würde ich gerne wieder wie früher in einer Band Musik spielen. Da möchte ich mal Hobbys wieder ausleben.
Du arbeitest aber noch Vollzeit?
- Ich arbeite derzeit noch Vollzeit, aber dank meines Vermögens habe ich mir viele Freiheiten genommen und viele Dinge mit meinem Chef abgesprochen. Zum Beispiel den Arbeitsort, aber auch die Arbeitsthemen.
- Mein Bruttoeinkommen ist sechsstellig. Wir sind finanziell unabhängig mit dem Leben, was wir hier haben, aber ich bin jetzt nicht so ein Hardcore-Frugalist, dass ich nicht sagen würde, 200.000 oder 300.000 € extra sind nicht nett. Da kann man sich zum Beispiel in zehn Jahren ein kleines Haus am Strand in Südeuropa kaufen. Das heißt das Geld hat für mich noch einen Wert, der deutlich kleiner ist als für jemanden der anfängt, aber es ist nett. Jetzt ist es das noch wert das für mich zu tun, aber irgendwann wird es definitiv eine Überschneidung geben wo ich sage, das ist jetzt ein guter Zeitpunkt aufzuhören oder zu reduzieren.
Das finde ich super, denn du ersparst dir tatsächlich Freiheit. Aber es dauert natürlich seine Zeit, bis man das erreicht hat…
- Auf jeden Fall. Wenn da jemand kommt, der noch gar nichts gespart hat, dann ist die Erkenntnis erstmal schmerzhaft, dass man das eigene Geld verballert hat. Ich glaube wenn man dann auf dem Weg ist, dann ist die Veränderung erstmal mit Schmerzen verbunden, weil man hat ja dann weniger als vorher. Diese Umgewöhnung ist immer das Problem. Aber wenn man mal einige Jahre z.B. nur die Hälfte ausgibt ist das irgendwann so zur Gewohnheit geworden, dass es einem unnatürlich erscheint, mehr auszugeben.
- Wir geben derzeit nur 40 Prozent von unserem Arbeitseinkommen. Die Dividende ist sowieso extra. Und für uns ist das völlig normal und wir sind total happy. Irgendwann ist es keine Arbeit mehr. Wenn du einmal auf der Spur bist, läuft es. Das dauert natürlich 10, 15 oder 20 Jahre, aber es ist ein wunderbares Leben. Nach ein, zwei Jahren hat man sich schon wunderbare Freiheiten geschaffen. Man lernt mit weniger auszukommen und glücklich zu sein. Und es ist ein wunderbares Gefühl des Überflusses, dass immer mehr rein kommt als raus geht. Das macht sehr entspannt und gibt Zeit und Kapazität, um sich um wichtigere Dinge im Leben zu kümmern, nämlich Freunde, Familie, Gesundheit und Lebensqualität.
Wordshuffle:
Reisen: Reisen sind wunderbar, bewusstseinserweiternd, horizonterweiternd. Es muss nicht immer viel Geld kosten.
Cashflow: Es gibt ein sehr schönes Lebensgefühl und ein Gefühl von Souveränität für mich.
Rockmusik: Das war die erste Musik, mit der ich Ende der 70er Jahre in Kontakt kam. Ich habe mir mit fünf Jahren von meinen Eltern zu Weihnachten ein AC/DC-Album gewünscht.
Renditedenken: Man sollte sich damit befassen, aber das wichtigste ist eine langfristige Rendite im Leben generell. Das heißt: In was investiere ich Zeit? Ich würde immer langfristige Spiele spielen. Das heißt Freundschaften, Familie, Arbeitgeber und Geldanlage sollten langfristig ausgerichtet sein.
Deutschland: Ein wunderbares Land, die Leute haben ein paar witzige Eigenschaften, die ich zum Teil erst kennengelernt habe, als ich nach einem Auslandsaufenthalt wieder zurückgekommen bin. Meine Frau ist keine Deutsche und findet Deutschland fantastisch.
Glück: Das ist unser Lebensziel. Wenn du überlegst, warum wir alles machen: Wir sind alle Glückssucher.
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11 Antworten
Super Beitrag und der Blog vom Maschinisten ist zu einem meiner Lieblingsblogs geworden.
Ein Booster ist hier natürlich das Konzerngehalt und die netten Rahmenbedingungen dazu. Das macht vieles einfacher. Ich selbst bin von einer kleinen Firma zum Konzern gewechselt und kenne daher beide Seiten sehr gut.
Vielen Dank an euch für das Teilen eures Wissens und die ständige Motivation.
Danke Marius.
Ein hohes Gehalt / Einkommen / zusätzliche Nebeneinkommen hilft auf jeden Fall.
Damit kann man dann ein durchschnittliches Leben führen und trotzdem z.B. die Hälfte oder noch mehr sparen. Wenn man das mit einem Durchschnittseinkommen in Angriff nimmt, ist das auch möglich. Aber dann muss man einige Jahre mit sehr geringen Ausgaben klar kommen und ab einer gewissen Grenze beeinflusst das schon die Lebensqualität.
(Neuer BMW für 50.000 vs. gebrauchter Golf für 5.000 spielt z.B. kaum eine Rolle, weil Dich beide überall hin bringen. Kein Auto auf dem Dorf hat dagegen massive Einschränkungen zur Folge).
Ein höheres Einkommen zu erreichen ist, auf eine Einzelsituation betrachtet immer auch Glück. Über einen längeren Zeitraum und viele Situationen betrachtet aber nicht.
Das Glück ist langfristig immer mit dem Tüchtigen und denjenigen, die sich von Niederlagen, die wir alle aushalten müssen, nicht entmutigen lassen, sondern wieder aufstehen.
Wer in seinem Beruf mit einem durchschittlichen Einkommen festhängt, kann sich mit eigener Anstrengung heutzutage online so einfach wie nie zuvor ein Nebeneinkommen aufbauen. Die Möglichkeiten dazu sind unendlich.
Arbeit ist es natürlich weiterhin und man muss die erste Zeit durchhalten und die Zähne zusammen beißen. Aber wenn man nicht aufgibt und sich weiter entwickelt läuft es irgendwann.
Deshalb kann Daniel jetzt zum Beispiel seine wunderbare Seite hier in Vollzeit betreiben, weil er neben seinem Talent auch die ganze Arbeit und Zeit über mehrere Jahre hinein gesteckt hat.
Ein höheres Einkommen ist also kein Betrug an der Sache sondern einfach eine der beiden großen Stellschrauben, um einen Kapitalstock zu erhalten.
Geld ist ein Werkzeug.
Deshalb ist mehr Geld auch nicht schlecht sondern einfach „mehr Werkzeug“.
Schönen Tag!
Hallo Daniel,
großartiges Interview mit einem tollen Gast!
Einzig den Teil zu P2P finde ich viel zu unreflektiert seitens des Maschinisten. (Warum verteidige ich eigentlich wehement überall P2P gegen ungerechtfertigt negative Ansichten? 🙂 )
1) Das Beispiel mit der Aufteilung. Sein Beispiel mit 100.000€ zu verteilen finde ich die falsche Sicht. Man sollte doch eher von unten gucken. Wenn ich mir z.B. ein Dividendenportfolio aufbauen will, sollte ich so 20-50 Aktien mindestens anvisieren. Selbst mit Trade Republic bedeutet das 2000-5000€ anfangsinvestment wenn ich bei 1% Kostenquote bleiben möchte. Wenn ich z.B. mit Bondora und Mintos (Zweitmarkt) als P2P Plattformen starte kann ich ab 1€ in Kredite investieren, vollautomatisch. Das heißt ich brauche hier nur 200€ um ein Mindestmaß an Streuung zu bekommen. Gerade in der Ansparphase ist das sehr gut
2) Aufwand. Hier bist du ja direkt reingegrätscht, was ich auch sehr richtig finde. P2P Investing ist nicht aufwendiger als ETF investing.
3) Skin in the Game. Hier herrscht glaube ich durch seine Vergangene Erfahrung schlichtweg unkenntnis. So ziemlich jede große Plattform gibt jeweils maximal 90-99% der Kreditsummen an die Investoren weiter. Der Rest ist Skin in the Game. Wie Lars Wrobbel berichtet haben ein Großteil der Bondora Mitarbeiter erhebliche Summen in G&G, auch das ist für mich Skin in the Game.
Wo ich seine Auffassung teile, ist, dass es sehr viele Blogger/YouTuber gibt, die einfach nur ihre Affiliates ablaichen wollen und P2P über den goldenen Klee loben. Dadurch investieren vielleicht wirklich Menschen in P2P die keine Ahnung haben und sich nicht im nötigen Maße informieren.
Gerade für informierte auf Cash-Flow bedachte Anleger kann P2P eine gute Ergänzung sein, die mindestens Verzögert zum Aktienmarkt Cash-Flow generiert, wie es nur wenige Aktiensegmente tun (mit allen steuerlichen Nachteilen, klar). Und theoretisch kann man ja bei größeren Beträgen ein Portfoliolimit eingeben und dann regelmäßig überzählige Erträge auszahlen lassen und hat dann nach ca. 5-6 Jahren sein Einsatz wieder rausgeholt und ab dann arbeiten nur noch die Zinsen in diesem Risikosegment.
Hallo Timo,
ja, den Teil mit den P2P-Krediten sehe ich ähnlich wie Du. Trotzdem hat Marcel mit vielem, was er sagt, einfach Recht. Mit der LLC-Struktur ist es einfach schlecht, was man beispielsweise bei den „Pleitefällen“ Kuetzal, Grupeer, Envestio oder Monethera sieht. Da sind noch einige andere Plattformen, wo nicht ganz sicher ist, wer oder was dahinter steckt. Ich schaue daher ganz genau, wo ich mein Geld investiere. Aber eine Garantie ist das auch nicht. Kann mich auch erwischen. Es ist einfach ein Hochrisikoinvestment!
Ich habe den P2P-Teil auch ganz bewusst im Interview drin gelassen – auch wenn er etwas zu lang war.
Viele Grüße
Daniel
Hey Daniel, was für eine herausragende Folge Deines ohnehin schon tollen Podcasts. Man merkt einfach, dass ihr zwei auf einer gewissen Frequenz sehr auf einer Welle seid. Das erzeugt Verständnis und Vertrauen und damit einen super Rahmen für das Gespräch. Marcels Weitblick und seine sehr tief fundierten Gedanken nicht nur zum ‚wie‘ sondern auch zum ‚wofür‘ sind so motivierend. Alle Daumen hoch dafür
Danke für Deinen netten Kommentar Jan,
Daniel ist ein sehr guter Interviewleiter, der den Gast ausreden läßt und Ihm das entspannte Gefühl, vergleichbar eines privaten Wohnzimmergespräch, gibt.
Gruß und schönen Tag!
Kann man sich das Depot bzw. die ETFs vom Maschinsten irgendwo sehen? Die Aufteilung der Dividendentitel in Asien würde mich interessieren weil ich mich da selber gerade umschaue.
Hallo Daniel,
Wieder eine tolle Podcast Folge mit viel Input. Mich würde interessieren wie Marcel es geschafft hat die Wochenenden zu arbeiten mit zwei kleinen Kindern. Hat deine Frau das alles allein gemanaged oder hattet ihr Hilfe? Ich stehe demnächst vor der Geburt meines zweiten Kindes und frag mich einfach wie man Arbeit und Familie unter einen Hut bekommt.
Hallo Tim,
einer der besten Lifehacks ist z.B., den abendlichen Fernsehkonsum auf nahe Null zu eliminieren. Ich schaue vielleicht 2 Stunden Fernsehen im ganzen Monat und wenn dann sind es Filme zusammen mit meiner Familie.
Die je nach Statistik bis zu mehr als 4 Stunden, die Menschen täglich unproduktiv vor der Glotze verbringen, akkumulieren sich auf z.B. 12-20 Stunden in der Woche, die man produktiv für die eigenen Lebensprojekte neben der normalen Arbeit verwenden kann, um sich weiter zu entwickeln.
Junge Menschen, die weniger Fernsehen schauen, verbringen statt dessen täglich oft Stunden mit passivem Medienkonsum in den sozialen Medien /YouTube & co.
Ich selbst benutze diese Medien fast nur für mein Internet Business und verbringe täglich vielleicht 15 Minuten mit dem sozialen Teil.
Gerade für Eltern ist dieser Tagesabschnitt dann extrem kostbar, wenn die eigenen Kinder schlafen und das Haus abends ruhig ist.
Im ersten Lebensjahr der Kinder ist das aber was anderes, weil dann eh oft Ausnahmezustand herrscht und das wichtigste ist, das sich die beiden Partner gegenseitig unterstützen und kleine Freiräume ermöglichen.
Gruß, viel Freunde und gutes Durchhalten mit dem zweiten Kind!
Hi, tolle Folge! Mir hat so gut gefallen, dass Marcel zum einen reflektiert, wie er mit einer Mischung aus Arbeit (beruflich und fürs Traden), aber eben auch Glück so weit gekommen ist. Und zum anderen gefällt mir sehr, dass er die Fähigkeit hat, sich über die verschiedensten, auch kleineren Dinge/Situationen zu freuen und einfach auch dankbar zu sein. So geht (glaube ich) Glück.
MIch hat sein Interview motiviert, nochmal zu schauen, was ich eigentlich wirklich mit meinem Geld machen will: fürs Aussteigen aus dem Job wird es nicht reichen, ich bin auch schon 50 und hatte und habe keine Lust, super-frugal zu leben. Ich spare 1/3, zahle für 1/3 Miete in einer schönen, aber nicht gerade billigen Whg in einer Großstadt und lebe vom restlichen Drittel sehr angenehm. Das ist für mich ein guter Deal, falls ich mit 61 plötzlich tot umfallen sollte.
Aber einfach nur „fürs Alter“ anlegen und sparen ist mir mittlerweile auch zu vage. Vor allem werde ich jetzt doch nochmal mehr Geld monatlich in meinen ETF-Sparplan stecken, das ist momentan nur 1/3 meiner Sparsumme. Und endlich mal den Termin bei der Rentenversicherung machen und klären, wann ich mit welchen Kosten in Teilzeit wechseln kann – dann hab ich mein konkretes Ziel vermutlich ganz schnell vor Augen 🙂
Also, vielen Dank für die Inspiration an euch beide!
Hallo Daniel, hallo Maschinist,
ich danke euch für dieses tolle und inspirierende Interview. Eines meiner absoluten Finanzrocker Highlights. Ich folge euch beiden seit langer Zeit über eure Kanäle (Blog & Podcast) und war hoch erfreut nun die Symbiose zu hören. Danke für die angenehme Interviewführung und Danke fürs teilen so vieler konstruktiver Ansätze und Ideen. Ich fand die Folge sehr motivierend und fühle mich bestärkt …
Nur weil es hier schon kommentiert wurde: bzgl. P2P kann ich die Meinung des Maschinisten schon gut nachvollziehen, da aus meiner Sicht ein ziemliches Randthema (auch im Sinne einer für mich normalen PF Allokation) häufig sehr viel Raum bekommt. Ich fand es dennoch sehr gut, dass Daniel den Teil im Interview gelassen hat, da so auch Gegenmeinungen Raum bekommen.