In dieser Podcast-Folge werfe ich mit meinem Gast Daniel Kroeger von Acatis einen Blick auf den Alltag eines Fondsmanagers. Und wir klären die Fragen, wie er bei der Aktienauswahl vorgeht, wie die Kosten zustandekommen, Value Investing und ob ETFs eine starke Konkurrenz für aktive Fondsmanager darstellen. Viel Spaß beim Hören!
Inhalt
Überblick Interview Daniel Kroeger
Ich habe Daniel vor 2 Jahren auf dem Finanzbarcamp in Offenbach kennengelernt. Dort hielt er einen interessanten Vortrag über seinen Alltag als Fondsmanager. Seitdem stand er auf meiner Interviewliste für den Podcast. Jetzt hat es geklappt und wir sprechen in 75 Minuten über den Alltag als Fondsmanager, Value Investing, Aktienbewertungen, Aktienauswahl, die ETF-Konkurrenz und viel mehr.
Für den Einstieg empfiehlt Daniel folgende Bücher:
Joel Greenblatt – Die Börsen-Zauberformel
„Ein Muss für jeden Beginner, um einfach zu verstehen wie „Wert“ in einem Unternehmen entsteht. Sollte Pflichtlektüre in der Schule werden.“
Roger Lowenstein – Buffett: The Making of an American Capitalist*
„Roger Lowensteins inoffizielle Biographie über Buffett – lese ich jedes Jahr einmal“
Peter Lynch – Der Börse ein Schritt voraus*
„War das Einstiegsbuch von mir.“
Charlie Munger – Ich habe dem nichts hinzuzufügen*
„Der geniale Partner von Buffett mit vielen Lebensphilosophien“
Howard Marks – Der Finanz Code*
Eine ausführliche Zusammenfassung findest Du weiter unten in diesem Artikel.
Diese Folge wird Dir präsentiert von Kritische Anleger, dem kritischen Finanzportal. Das Team von Kritische-Anleger vergleicht und bewertet Finanzprodukte – vor allem Tagesgeld, Festgeld, Crowdinvesting und Girokonten. Abgerundet wird die Plattform von ganz vielen Erfahrungsberichten von Nutzern. Schau doch mal vorbei.
Shownotes Daniel Kroeger von Acatis:
- Zu Daniels Podcast „Die Sache ist die“
- Zum Twitter-Account eflation von Daniel
- Zum angesprochenen Interview mit Daniel „Europäische Aktien sind günstig“
- Mehr über den Europa-Fonds bei Morningstar
- Mehr über das Value Investing von Acatis
- Mehr über den Aktienfinder
- Wie trifft Warren Buffett seine Investmententscheidungen
- „High Tech Investing, Wikifolios und ein aktiver Tech-Fonds“ – Interview mit Vollzeitinvestor Stefan Waldhauser
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Zusammenfassung des Interviews
Über Daniel:
- Daniel stammt aus Recklinghausen, lebt aber seit 10 Jahren in Frankfurt, wo er als aktiver Portfoliomanager bei der Firma ACATIS Investment arbeitet.
Was heißt Fondsboutique? Vertreibt ihr die Fonds auch?
- Wir sind bei ACATIS etwa 25 Leute. Vier Leute im Portfolio Management, die aktiv die Fonds managen. Darüber hinaus gibt es noch ein Vertriebsteam. Wir gehen nicht direkt an Privatkunden, unsere Kunden sind eher Sparkassen, institutionelle Kunden, Stiftungen, Kirchen, das erstreckt sich auch über die deutschen Grenzen hinaus.
Kann ich mir als Privatkunde auch ACATIS Fonds ins Portfolio legen?
- Ja, die Fonds sind alle gelistet.
Dein Chef Dr. Hendrik Leber ist eins der prägenden Gesichter der Anlagemagazine, der als führender Experte mindestens dreimal jährlich vors Mikrofon geholt und nach den Jahresaussichten oder dem Jahresrückblick gefragt wird. Was ist das Besondere an seiner Firma ACATIS?
- Es gibt viele schöne Dinge. Wir alle sind von Neugierde getrieben. Ich lebe davon, jeden Tag zu verstehen zu versuchen, wie gewisse Dinge funktionieren. Ich habe eine große Entscheidungsfreiheit, wenn es darum geht, welche Firmen ich besuche und wo ich zu diesem Zweck hinreise.
- Wir sind alle Generalisten. Ich habe einen Tech-Fokus, versuche aber genauso die Maschinenbauer und Biotechcompanies zu verstehen. Herr Dr. Leber unterstützt und fördert das.
- Wir sind ein gutes und homogenes Team. Herr Dr. Leber hat ein sehr gutes Gespür dafür, die passenden Leute auszusuchen.
Du kommst eigentlich aus der IT-Branche. War dein Interesse am Thema Börse/Aktien bereits vorher geweckt oder wie kam es, dass du Fondsmanager geworden bist?
- Das grundsätzliche Interesse an Finanzen entwickelte sich vor und mit dem Studium. In meiner Familie hat die Oma die Finanzen geleitet, in früheren Jahren auch Anleihen und Aktien gekauft. Im Studium haben mich Kollegen, die wussten, dass ich mich für Aktien interessiere, gefragt was sie denn kaufen sollen. Also habe ich jeden Sonntag meinen Freunden geschrieben, dass sie sich die und die Aktie anschauen sollen. Irgendwann kam ich auf die Idee, eine Art Newsletter zu schreiben. Das hat hervorragend funktioniert, so dass wir nach anderthalb Jahren knapp 100.000 Abonnenten hatten. Wir haben den Newsletter dann kostenpflichtig gemacht und 10.000 Abonnenten sind übrig geblieben. Eine sehr gute Einnahmequelle als Student.
- Zur Börse gebracht hat mich dann der Fondsmanager Karl Fickel, der mehrmals Fondsmanager des Jahres war und die Fondsgesellschaft Lupus Alpha gegründet hat. Den haben wir damals mit 18 oder 19 in Frankfurt besucht, das hat ihm so imponiert, dass er uns ein Praktikum angeboten hat. So kam der Stein ins Rollen.
- Ich habe 2006 mein Studium beendet und 2007 angefangen zu arbeiten, zunächst bei der Universal Investment, einer Kapitalgesellschaft. Also ein Haus, in dem Fonds aufgelegt werden, und das verantwortlich ist für das Einhalten der gesetzlichen Grenzen. Der Job war mehr ein Handelsjob. Das war eine gute Schule um zu verstehen, wie so ein Fondsvehikel funktioniert. Wer hat welche Interessen, welche Gesetzeslage gilt, wie funktioniert der Markt. Nach dreieinhalb Jahren bin ich dann zu ACATIS gewechselt.
Was ist das Jobprofil eines Portfolio-Managers?
- Kein Tag ist wie der andere. Mein Job ist sehr stark geprägt von einer Reisetätigkeit, ich komme auf ca. 120 Reisetage im Jahr. Die Hauptaufgabe ist, Aktien zu finden, von denen ich glaube, dass sie einen höheren Wert haben, als der Aktienmarkt grade suggeriert.
- Der Job besteht auch stark aus Lesen: von Tageszeitungen bis hin zu verschiedensten Internetportalen. Natürlich hat man auch ein gewisses Netzwerk und tauscht sich aus.
- Es gibt gewisse Prozesse, um unterbewertete Aktien zu finden. ACATIS hat einen eigenen Datenserver, um Aktien zu filtern und zu finden. Daraus ergibt sich eine Grundsubstanz, in die man dann tiefer reinschaut. Ich lese viele Geschäftsberichte, ich bin bei den Unternehmen vor Ort, ich spreche mit den Vorstandsvorsitzenden, versuche das Unternehmen zu verstehen, indem ich mir Werkshallen und Maschinen anschaue, etc. Und ich besuche auch Konferenzen, wo sich Unternehmen präsentieren.
- Ich manage selber einen Europa-Fonds. Mit unserem externen Partner Frank Lübberstedt manage ich außerdem seit einem Jahr den Deutschland-Fonds. Es gibt bei ACATIS auch einen globalen Fonds, da sind alle im Team gefragt, passende Themen zu liefern und Aktien vorzuschlagen.
Als Fondsmanager verantwortest du den ACATIS Aktien Europa Fonds UI. Was steckt genau dahinter?
- Ich kann komplett von Portugal bis nach Russland und von Norwegen bis Italien investieren, das erstreckt sich für mich als Europa. Der Fonds ist so aufgeteilt, dass er einen großen Anteil an small und mid caps hat, aber auch bekannte stabile Werte.
- Es gibt zwei Aktientypen, die in diesen Fonds kommen, zum einen sind es die stabilen Werte, die man sehr gut einschätzen kann. Da suche ich nach Qualitätsaktien zu einem guten Preis, also wenn sie gerade etwas schwächeln. Die andere Hälfte besteht aus Aktien, die massiv gelitten haben, sogenannte Turnaround-Kandidaten. Ich möchte besser sein als der DAX oder der MSCI Europa.
- Die dritte Eigenschaft in meinem Fonds: Ich suche Weltmarktführer, aber Weltmarktführer in Nischen. Deutschland ist da die Nummer 1, wir haben momentan 1.300 Unternehmen, die Spezialanbieter irgendwo in den Nischen sind.
Der Banken- und Finanzsektor wird von vielen gemieden. In einem Interview hast Du auf die ING aus den Niederlanden und die britische Metrobank hingewiesen, die du beide auch im Aktien Europa Fonds drin hast. Worin unterscheiden die beiden sich von anderen europäischen Banken?
- Die ING habe ich nicht im Portfolio, nur die Metrobank. Grundsätzlich ist der Value Investor immer vorsichtig bei Banken, weil man nie weiß, was sich in dieser Bankenbilanz hinter den Buchwerten verbirgt. Ich möchte böse Überraschungen vermeiden.
- Die Metrobank ist vom Gründer Vernon Hill nach einem besonderen Konzept aufgezogen. Wenn du in die Bank kommst, sieht alles erstmal sehr hell und freundlich aus, die Bank ist völlig auf Service aus. Die haben Öffnungszeiten von morgens um sieben bis abends um neun, sogar samstags und sonntags ist geöffnet. Die Metrobank macht eigentlich nur Einlagengeschäft. Sparbuch, Girokonto, Baufinanzierung. Dinge, die man relativ einfach nachvollziehen kann. Vernon Hill hat mal geschrieben, er möchte Kunden haben, die Fans sind. Genau das ist das Geheimnis.
- Die Banken merken ja, dass sie ihr Modell nicht so weiterfahren können wie bisher, weil die Leute mittlerweile etwas anderes haben wollen. Mit Blockchain etc. wird sich das Bankenmodell noch weiter aufweichen und da wird sich so manche Bank in den nächsten 10-15 Jahren noch umgucken.
Also schaust du dir die Geschäftsmodelle vor Ort an und überzeugst dich selbst?
- Genau, ich fange am Schreibtisch mit dem Geschäftsbericht, den Präsentationen und Transkripten von CEO-Reden an. Wenn ich das spannend finde und die Mechanik dahinter verstehe, dann fahre ich hin, schaue mir das Unternehmen an und spreche mit Mitarbeitern und dem Vorstand. Dann fange ich mit einer kleinen Position in meinem Fonds an und verfolge die Aktie, die Entwicklung und die Quartalszahlen. Wenn ich überzeugt bin, stocke ich die Position auch auf.
Die Wertentwicklung deines Fonds ist wirklich gut. Wie ist denn die Kostenstruktur?
- Ich manage den Fonds seit knapp fünf Jahren, in dieser Zeit komme ich auf umgerechnet 13% Rendite pro Jahr.
- Es gibt zwei Tranchen, die Tranche als Publikumsfonds und die institutionelle Tranche ab 170.000€ pro Anteil. Wenn wir beim Publikumsfonds bleiben, da beträgt die aktuelle Kostenquote knapp 1,89%, aufgeteilt in:
- die Verwaltungsvergütung, die liegt bei 0,8%
- dann will die Verwahrstelle Geld haben, das sind 0,1%
- dann eine Beratervergütung, das sind wir, die liegt bei 0,5%
- was dann noch zu den 1,89% fehlt, das sind solche Kosten wie ein Wirtschaftsprüfer usw.
- Was dann an individuellem Ausgabeaufschlag dazukommt, darauf haben wir keinen Einfluss. Das liegt am Vermittler.
Merkt ihr was von dem ETF-Boom, der seit einigen Jahren besteht?
- Grundsätzlich ist das Interesse für reine Aktienfonds in den letzten Jahren eher verhalten, die meisten Kunden haben Mischfonds gekauft. Parallel dazu gibt es die ETFs, die nicht nur beim Privatanleger sondern auch bei institutionellen Kunden eine Rolle spielen, einmal aus Kostengründen, aber auch weil man gewisse Dinge viel schneller spielen kann. Du kannst ja nicht nur einen ETF auf den DAX kaufen, sondern sagen, du möchtest nur Solarwerte oder nur Robotik etc.
- Ich bin als Stockpicker in meinem Fonds sehr fokussiert auf Einzeltitel. Es gibt auch Anleger, die sagen, ich möchte einfach nur übergreifend gewisse Trends in gewissen Branchen spielen.
- Also ja, wir bemerken durchaus, dass es von Kundenseite das Interesse an ETFs gibt. Dieser Trend bringt auch gewisse Gefahren für die ETF-Käufer mit sich, und auf der anderen Seite auch viele Chancen für mich. So ein ETF kauft nun mal immer nur die Aktien, die im Index drin sind. In den USA ist es mittlerweile so, dass die FAANG-Aktien* schon fast 13% vom S&P 500 ausmachen. Wenn du jetzt morgen den ETF kaufst, werden die damit sogar noch größer gekauft. Du treibst den Index nach oben, dadurch steigt das Gewicht einer z.B. Apple im Index und somit wird es auch größer im ETF.
*Facebook, Apple, Amazon, Netflix, Alphabet/Google
- Wenn der Markt mal drastisch fallen sollte, weil beispielsweise Nordkorea wirklich eine Atombombe auf die USA schießt, dann will auch jeder diese Titel wieder loswerden, du hast also einen wesentlich größeren Impact bei diesen ETFs.
- Auf der anderen Seite – und das ist der positive Effekt für uns – gibt es an den Rändern viele Aktien, die niemanden interessieren, weil sie nicht in irgendeinem Index drin sind. Die Aktie ist dadurch unter Umständen nicht überbewertet, sie wird wenn der Markt fällt nicht so stark fallen wie die Werte, die in den ETFs drin sind, wir können also schön in den Randgebieten fischen, weil diese Aktien einfach nicht nach oben gekauft und dadurch teuer werden.
- Das heikle Thema ist natürlich, dass auf lange Sicht nur 20% aller Portfolio-Manager eine Überrendite erzielen. Der ETF hat also durchaus eine Daseinsberechtigung.
Wir Finanzblogger bashen ja auch gerne die aktiv gemanagten Fonds. Ich habe aber selber welche im Portfolio, es gibt ja auch gute Sachen zu kaufen. Wenn ich mir die Börsenmagazine aber angucke, werden immer die gleichen Fonds empfohlen und zwei Seiten weiter sieht man die Werbung, die der Fonds geschaltet hat – da kommen einem ja auch Zweifel…
- Klar. Kann man alles in Frage stellen. Man muss mehrere Dinge berücksichtigen. Börse ist keine Einbahnstraße und wer gestern gut war, muss nicht deswegen morgen gut sein!
- Wer aktiv gemanagte Fonds kauft – und das sollte man grade in jungen Jahren tun, sein Geld aktiv in Aktientitel und Fonds investieren! – sollte immer auf die langfristige Historie achten. Du hältst so einen Fonds ja nicht nur für ein halbes Jahr oder ein Jahr.
- Eins darf man nicht außer Acht lassen: Wenn du im Jahr 2000 einen ETF gekauft hättest, dann wäre in Europa beispielsweise eine Nokia riesengroß gewesen. Hättest du einen US-ETF gekauft, wäre eine Apple nicht drin gewesen. Jetzt wissen wir beide, was mit den beiden Unternehmen passiert ist: Nokia ist fast pleite gegangen und Apple ist eine der besten Aktien geworden, die man in den letzen Jahrzehnten hätte haben können. Die Aufgabe des Portfolio-Managers liegt also darin, zu sagen „Ich finde eine Nokia nicht mehr gut, ich präferiere jetzt dafür eine Apple!“, also das Potential zu erkennen bevor es ein ETF erkennt. Wenn der aktive Fondsmanager gut ist, dann lohnt es sich auch, diesen Fonds zu haben und eben keinen ETF.
- Dann gibt es das Thema Stimmrechte, die es nur bei Einzeltiteln gibt, und das Problem, das nicht in jedem ETF die Anteile auch physisch gehalten werden. Es wird teilweise repliziert, verstreut, etc. Wenn der Markt also dramatisch fallen würde, ist der Verlust im ETF wesentlich höher als du tatsächlich am Markt sehen würdest, weil die Stücke nicht aktiv in diesem ETF liegen sondern repliziert um sonstige Ecken herum.
Noch ein Hype-Thema: Dr. Hendrik Leber ist ja bekannt dafür, dass er auch mal neue Wege geht. Als erster traditioneller Investor setzt er beim globalen Mischfonds ACATIS Datini Valueflex auf Bitcoins im Portfolio. Wie siehst Du denn persönlich Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum und Co.?
- Positiv! Dr. Leber hat einen Mischfonds, den er hauptsächlich mit seinem eigenen Geld betreibt. Darin macht er das, womit er sich wohlfühlt und was er als Trend erkennt. Da hat er die Bitcoins für sich entdeckt.
- Ich habe meine ersten Bitcoins damals sogar geschenkt bekommen, ich glaub, die standen bei fünf Dollar. Der, der sie mir geschenkt hat, wird sich wahrscheinlich ärgern.
- Für mich ist das nach wie vor ein gesellschaftliches Experiment. Ich finde es spannend zu sehen, dass du eine Währung hast, die begrenzt ist, um dann zu schauen wie sich so ein System dann verhält. Wenn ich den Euro mit Inflation oder Deflation lenken möchte, werfe ich halt die Druckermaschine an oder eben nicht. Jetzt kann man zum Bitcoin natürlich sagen, ich weiß nicht, was da passiert. Aber das weißt du beim Euro ja am Ende des Tages auch nicht. Da glaubst du daran, dass der Draghi alles richtig macht, und beim Bitcoin vertraust du der Mathematik dahinter.
- Ethereum bindet einige Nachteile, die Bitcoin hat, aus mathematischer Sicht noch besser ab, so dass du es vielseitiger einsetzen kannst. Ich persönlich habe für zwei Jahre so Cloudspeicher gekauft, um selbst Geld zu „minen“, also zu generieren, aber nur so aus Spaß.
Wie legst du denn privat an, auch in Einzelaktien oder doch eher in Fonds?
- In den Fonds, die ich selber manage, habe ich auch einen großen Teil meines eigenen Geldes drin. Der Europa-Fonds ist relativ konzentriert mit 30-40 Aktien, da folge ich Warren Buffet, der mal gesagt hat, ein diversifiziertes Portfolio sei nur für die Menschen, die keine Ahnung haben. Wenn du dich gut auskennst, kaufst du eine Aktie und kümmerst dich darum.
- Die Gesetzgebung schreibt vor, dass du nicht mehr als 10% von einer Aktie im Portfolio haben darfst. Die Aktien, von denen ich hellauf begeistert bin, habe ich in meinem Fonds, aber von diesen Aktien befindet sich auch ein Teil in meinem privaten Portfolio. Plus ein paar langfristige Investitionen wie eine Berkshire Hathaway beispielsweise.
Welche Rolle spielt das Thema Dividende für dich?
- Als Fondsmanager spielt es gar keine Rolle. Ich möchte, dass das Unternehmen für sich entscheidet, wie das Geld am Besten aufgehoben ist.
- Für mich privat spielen Dividenden auch keine Rolle. Ich bin 38, ich muss noch nichts mit Dividenden finanzieren. Ich möchte meine Aktien halten bis ich Rentner werde, auch die stabilen langfristigen Aktien.
Du hast mit einem Freund den Podcast „Die Sache ist die“ ins Leben gerufen. Erklär doch mal kurz, worum es da geht.
- Ich mache das mit einem alten Freund zusammen, der selbstständig in der IT-Branche tätig ist und große, namhafte Unternehmen berät. Wir haben schon immer über viele Dinge philosophiert und das transferieren wir in den Podcast. Frank Schirrmacher hat mal zu mir gesagt, dass es sehr spannend sein könnte, wenn ich meine analytische Denkweise über Firmen auch mal auf die Gesellschaft anwenden würde, und diese Grundidee haben wir aufgegriffen. Wir versuchen, Phänomene in der Gesellschaft zu beobachten und herauszufinden, wer davon profitiert. Das erste Thema war „Wachstum“ – brauchen wir überall Wachstum? Die letzte Folge war über „Glück“. Wir können uns natürlich nicht überall auskennen, aber wir lesen uns ein und arbeiten das Thema dann ab. Das Feedback belohnt uns.
Wordshuffle:
Reisen – für mich ein sehr wichtiges Element. Ich mag es, die Welt zu entdecken.
Warren Buffet – einer der erfolgreichsten Investoren, die wir auf diesem Planeten haben. Ich reise jedes Jahr zur Hauptversammlung von Warren Buffet.
Finanzblogs – natürlich sehr wichtig! Es wird leider in Deutschland nicht genug getan, um gerade junge Menschen zu informieren, was es bedeutet zu investieren! Das müsste eigentlich auch verstärkt in den Schulen stattfinden.
Wachstum – die erste Folge unseres Podcasts. Wir haben uns gefragt, ob es auf dieser Welt wirklich immer Wachstum geben muss. Am Ende kann es in einer begrenzten Welt ja kein unendliches Wachstum geben.
Rockmusik – seit meiner Kindheit bin ich großer Queen-Fan. Freddy Mercury ist für mich einer der größten Entertainer, die wir jemals hatten. Ich kann mit Rockmusik viel anfangen, höre aber auch anderes.
Glück – viele Menschen verbinden mit Glück Konsum. Ich glaube, jeder Mensch kann glücklich sein, dazu benötigt man keinen Ferrari. Das Glück entsteht in einem selber, indem man einfach mit sich und der Umwelt im Einklang ist. Das ist schwer, aber das ist ein Ziel, was ich versuche, auch tagtäglich für mich zu erreichen.
Europa – ein sehr starkes Bündnis und das sollten wir uns auch bewahren. Es verbindet uns in Form von Kultur und dadurch, dass wir friedlich miteinander leben. Ich glaube, es ist weiterhin erstrebenswert, daran festzuhalten.
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9 Antworten
13% pa, nicht schlecht Daniel!
Was haette der faule ETF-Anleger erzielt?
https://www.msci.com/end-of-day-data-search
31.12.2012 – 03.10.2017 Europe Small & Mid Cap ausgewaehlt
Variante NET (Dividenden nach Quellensteuer beruecksichtigt)
Variante EUR (in EUR berechnet)
aus 100 EUR wurden 188 EUR. D.h. 13,9% p.a. (https://www.zinsen-berechnen.de/zinsrechner.php 58 Monate)
Allerdings kenne ich keinen ETF, der das genau (Small&MidCap) abbildet, also ausgewichen auf SmallCap EUROPA:
ETF-Performance:
https://www.justetf.com/de/find-etf.html?assetClass=class-equity&groupField=index&index=MSCI%2BEurope%2BSmall%2BCap
auf volle 5 Jahre 114%. D.h. aus 100 EUR wurden in 60 Monaten 214 EUR. D.h. 16,4% p.a.!
LG
Joerg
Hi Jörg,
Irgendein ETF zu finden, was besser ist als der Fonds, ist ja einfach 😉 Zumal der Fonds nur 20% Small & Midcap Titel enthält.
Der MSCI Europe inkls. Dividenden ist die Benchmark – auf 5 Jahre liegt die Performance bei 10,6% vs. Fonds bei 13,1%
Liebe Grüße,
Daniel
Glueckwunsch! Aber, du darfst doch aussuchen was du willst: Hauptsache subjektiv werthaltig und zukunftstraechtig, oder? (sogar Russland, wenn ich richtig aufgepasst habe?)
Das mach ich dann auch und suche einfach den SmallCap Europe aus … 🙂
Trotzdem 13% nach Kosten ist zweifelsohne eine starke Leistung. LG
Hallo Jörg,
die Frage ist wann Du aussuchst. Vorher oder im nachhinein? Mit dem Wissen von heute hätte ich einfach alles in Addidas investiert, das hätte 31% p.a. gebracht.
Als passiver ETF-Anleger bin ich sehr froh über diese selbstbewussten und erfolgreichen Fonds-Manager. 🙂
Hallo Daniel,
ich freue mich sehr, dass Du auch mal einen aktiven Fondsmanager zu Wort kommen lässt. Wenn man sich die Finanzblog-Szene so anschaut, dann könnte man ja fast den Eindruck gewinnen, dass das aktive Stock-Picking und insbesondere die Geldanlage in Aktienfonds für die Allermeisten mittlerweile ein No-Go ist im Zeitalter der ETFs.
Ich bin überzeugter Aktionär = Mit-Unternehmer 😉 und Stock-Picker seit 30 Jahren und weiss aus eigener Erfahrung, dass es sehr wohl etliche Privatanleger gibt, die über Jahrzehnte hinweg eine deutlich zweistellige Rendite p.a. und damit eine dicke Outperformance gegenüber passiven Investments erzielen. Dazu gehört natürlich einiges an Erfahrung und Wissen, aber ich denke wir sollten versuchen, dieses Wissen mit unseren Finanzblogs an die nächste Generation weiterzugeben, anstatt nur gebetsmühlenartig zu wiederholen, dass passive Investments ohnehin überlegen seien.
Als Fondsmanager 13% p.a. nach Kosten zu erzielen ist eine tolle Leistung, herzlichen Glückwunsch an Daniel Kroeger. Als Privatanleger hat man es übrigens viel leichter als ein professionelle Fondsmanager eine solche Outperformance zu erzielen – und zwar aus einer ganzen Reihe von Gründen, die ich hier mal zusammengeschrieben habe: http://bit.ly/2y4bMl4
Mein langfristig realistisches Ziel ist es, 5% p.a. besser abzuschneiden als der Markt, das habe ich zumindest in den letzten 15 Jahren gut geschafft. Damit wird dann ein Startkapital von 10.000€ nach 15 Jahren (bei einer durchschnittlichen Rendite von 8% p.a. im Gesamtmarkt) statt 31.700€ auf 62.500€ anwachsen. Dafür lohnt es sich dann doch (zumindest für mich), den Aufwand für das eigene Depotmanagement zu betreiben. Das ist sicherlich nichts für jedermann, ein gewisses Interesse und Freude am Mit-Unternehmer-Sein sollte man schon haben.
Es geht mir auch gar nicht darum, ETF-Investments schlecht zu reden, die machen tatsächlich für viele Leute Sinn. Aber die Investment-Welt hat so viel mehr Chancen zu bieten…
LG Stefan
Hallo Daniel,
wieder einmal ein ausgezeichnetes Interview, ich habe mich schon immer gefragt, wie der Alltag eines Fondmanagers wohl aussieht. Klang sehr interessant, und auch nach einem interessanten Job.
Ich stelle es mir aber auch stressig vor, schließlich ist man für das Geld von anderen, hart arbeitenden Menschen, verantwortlich. Ich könnte mit dieser Bürde kaum leben.
Andere prominente Fondmanager wie Dirk Müller oder Prof. Max Otte sind mit Ihren Fonds wohl nicht ganz so erfolgreich, zumindest nicht im Vergleich zu einem ETF auf den S&P 500 und nach Abzug der Fondgebühren. Vielleicht steht ja auch mal jemand von den beiden für ein Interview bereit, würde mich jedenfalls sehr interessieren!
Alles Gute!
Viele Grüße aus den Staaten.
Michael
Was haltet Ihr von den angesprochenen Einzelaktien im Portfolio? Könnte man ja von profitieren.
Ein interessantes Interview so quasi aus dem Alltag eines Fondsmanagers. Mich hätte allerdings noch ein wenig interessiert, wie man Fondsmanager wird und auch ein paar “Geheimtipps“ aus der Sicht eines Finanzprofis wären interessant. Auf jeden Fall werde ich mir Acatis in den kommenden Tagen etwas genauer anschauen.