„Die Angst vor Aktien verlieren“ – Interview mit Torsten Tiedt vom Aktienfinder

Der Investor Torsten Tiedt ist bereits das zweite Mal bei mir zu Gast. Im heutigen Interview spreche ich mit ihm unter anderem über seinen YouTube-Kanal und das Starterdepot-Projekt, das er mit einer sehr aktiven Community dort betreibt.

Torsten Tiedt

Überblick Interview mit Torsten Tiedt

Torsten Tiedt war bereits 2017 im Podcast zu Gast. Heute berichtet er darüber, wie sich sein Aktienfinder seitdem entwickelt hat und welche neuen Funktionen und Bereiche auf der Plattform dazugekommen sind.

Wir sprechen ausführlich über das Starterdepot – ein Angebot, das Anfängern die Angst vorm Investieren nehmen soll und das er als kostenloses interaktives Projekt mit seiner YouTube-Community führt. Es soll von langfristig steigenden Werten profitieren.

Außerdem beantwortet er Fragen zur Auswahl der Einzelwerte in diesem Depot und in seinem privaten Portfolio.

Eine ausführliche Zusammenfassung des Interviews findest du weiter unten.

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Zusammenfassung des Interviews mit Torsten Tiedt

Torsten Tiedt Portraitfoto

Über Torsten Tiedt

  • Torsten ist der Entwickler des „Aktienfinders“ und betreibt mittlerweile auch einen eigenen YouTube-Kanal, wo er vor allem Anfängern die Angst vorm Investieren nehmen will.

Wie hat sich dein Business in den letzten zwei Jahren entwickelt?

  • Ist sehr gut gelaufen und läuft auch weiterhin sehr gut. Der Aktienfinder hat sich zu einer ganzen Plattform mit zusätzlichen Tools weiterentwickelt wie z.B. einem Dividendenkalender.
  • Und ich bin auch Youtuber geworden, weil ich irgendwann gemerkt habe, dass immer die gleichen Fragen kamen. Auf Facebook bin ich auch unterwegs und jetzt habe ich sogar einen Instagram Account.
  • Aktuell haben wir 21.500 Mitglieder. Die Mitgliedschaft ist kostenlos, die Vollmitglieder leisten dann ihren Obolus, damit das Ganze weiterlaufen kann, aber schon als Mitglied kannst du ja relativ viel machen.

Deine Youtube-Videos kommen ja sehr gut an – wie viele Abonnenten hast du jetzt?

  • Momentan sind es etwa 15.000.

Du hast vor einigen Monaten eine YouTube-Reihe zu einem Starterdepot mit Einzelaktien gestartet. Wie kam es dazu und was ist das konkrete Ziel dieses Depots?

  • Beim Starterdepot will ich allen Interessierten die Gelegenheit geben, von vorne bis hinten dabei zu sein. Angefangen von der Strategiefindung bis hin zum sukzessiven Befüllen des Depots mit Einzelwerten. Ich wollte damit auch Anfänger abholen und ein bisschen die Lust wecken auf Aktien und auf Investieren.
  • Im ersten Video habe ich drei Strategien vorgestellt und die Community abstimmen lassen, nach welcher Strategie das Depot geführt werden soll. Gewonnen hat die Dividendenwachstumsstrategie, das heißt das Depot wurde dann sukzessive mit Dividendenaktien befüllt, die dynamisches Dividendenwachstum haben.
  • Insgesamt sind es 20 Aktien geworden. Das Ganze läuft über Sparpläne, um auch Anfängern die Angst vorm Investieren zu nehmen. Ich habe die Community gefragt, wie hoch das Investitionsvolumen sein soll, und wir haben uns auf 500 Euro im Monat festgelegt, es laufen also 20 Sparpläne à 25 Euro.
  • Das Starterdepot gibt’s auf YouTube und auf meinem Finanzblog wachstumswerte.net, da sieht man auch alle Diagramme.

Deine Branchenaufteilung sieht momentan so aus: 34,3% Technologiewerte, 4,3% Finanzen, 15,1% Gesundheit, 13,1% Industrie, 14,6% Konsum unzuyklisch und 18,7% Konsum zyklisch – warum hast du die Konsumwerte getrennt?

  • Die Aufteilung ist schon sinnvoll bezüglich der Diversifikation, so kann man das noch feiner austarieren.

Lass uns doch etwas über ein paar dieser Einzelwerte anfangen, da ich doch ziemlich viele dieser Werte ebenfalls im Depot habe. Beginnen möchte ich mit einem Unternehmen, das nicht sonderlich viele auf dem Schirm haben: American Tower. Was ist das und warum hat sich die Aktie für das Starterdepot qualifiziert?

  • American Tower ist ein REIT, das heißt Real Estate Investment Trust, das sind Unternehmen, die ihre Gewinne aus der Vermietung und Verpachtung von Immobilien erwirtschaften.
  • American Tower betreibt Sendemasten, das ist ein sogenannter Tower REIT, der Dividende ausschüttet und ein dynamisches Dividendenwachstum hat. Dass ausgerechnet dieser REIT ins Starterdepot reingekommen ist, das hat dann mit der Abstimmung in der Community zu tun.

Mit Home Depot ist auch ein Heimwerkermarkt vertreten. Warum und wieso taucht beispielsweise Fastenal nicht auf?

  • Tatsächlich ist Fastenal auch besprochen worden, hat sich aber nicht durchgesetzt gegen die anderen beiden Aktien, die zur Abstimmung standen. Beim Aktiensparplan kauft man sukzessive Monat für Monat nach, deswegen ist auch eine aktuell hoch bewertete Aktie wie Home Depot im Starterdepot vertreten. Wenn man über Sparpläne investiert, ist die Bewertung nicht so wichtig wie bei Einmalinvestitionen.

Aus Deutschland hast Du mit Adidas, Fresenius und SAP nur 3 Werte im Depot. Warum?

  • Die Auswahl der Aktien erfolgt über Abstimmung. Drei von zwanzig Aktien ist schon nicht schlecht. Die lauteste Musik spielt nun mal in den USA, da gibt es die meisten Aktien, die für Investoren interessant sind.

Wieso fehlen denn Öl- und Telekommunikationswerte?

  • Ja, die Öl- und Telekommunikationsaktien sind bei Dividendeninvestoren sehr beliebt, weil sie hohe Dividendenrenditen bezahlen, allerdings ist da die Dynamik – also das Dividendenwachstum – oft ziemlich mau, und da wir uns anfangs auf eine Dividendenwachstumsstrategie festgelegt haben, passen die Öl- und Telekommunikationswerte nicht so rein.

Mit Tencent ist auch ein China-Wert dabei. In den letzten Jahren hat sich bei Tencent im Kurs aber nicht viel entwickelt. Die Dividende ist auch überschaubar. Warum taucht sie dennoch im Starterdepot auf?

  • Die Dividendenhöhe war für uns jetzt nicht in erster Linie ausschlaggebend, sondern die Dynamik und die ist bei Tencent gegeben. Wir wollten außerdem eine Aktie aus China im Depot haben, wegen der regionalen Diversifikation.

Was sind denn Situationen, wo du Werte aus dem Depot verkaufen würdest und neue hinzufügen würdest.

  • Das sollte schon eine Ausnahmesituation bleiben. Ich will die Nervosität da rausnehmen und auch nicht ins Mikromanagement verfallen. Ich versuche, das Schiff relativ ruhig segeln zu lassen und lasse den Sparplan einfach weiterlaufen.
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Was wäre denn aus dem Starterdepot eine Aktie zum Bäume ausreißen?

  • Der ganze Technologiesektor hat viel Wachstumspotenzial, da haben wir Microsoft und SAP anzubieten. Im Bereich Finanzen haben wir Visa, die wachsen auch ganz schön.
  • Wobei du ja immer gucken musst bei den Aktien, deren Gewinne relativ stark steigen, dass die im Regelfall hoch bewertet sind und daher auch ein erhöhtes Rückschlagspotenzial haben.
  • Es sind aber alles langfristig erfolgversprechende Investments. Aus meiner Sicht ist die Branchendiversifikation die mit Abstand wichtigste, also wichtiger als beispielsweise die Diversifikation nach Ländern.

Wie verläuft denn dein eigenes Depot und Vermögen? Unterscheidet sich dein Depot stark vom Starterdepot?

  • Zehn der zwanzig Aktien im Starterdepot habe ich auch selbst in meinem privaten Depot. Darüber hinaus habe ich natürlich auch andere Aktien, einige davon schon extrem lange, die würde ich vielleicht heute nicht mehr kaufen.
  • Ich mache noch Aktienoptionen und da bekommt man auch mal die ein oder andere Aktie eingebucht. Ich habe also keine reine Dividendenwachstumsstrategie, wie es im Starterdepot der Fall ist.

Wie sah deine Performance in 2019 aus?

  • In meinem Hauptdepot waren es ca. 32%, wobei ich dazu noch sagen möchte, dass ich nie voll investiert war – ich habe momentan 30% Cash, das zieht die Depotperformance nach unten.

Wie lange benötigst Du für die Aktienauswahl?

  • Das kommt darauf an, ob ich das Unternehmen schon kenne oder ob ich es komplett neu analysiere. Wenn ich eine Aktie analysiere, dann versuche ich das schon richtig zu machen, d.h. ich gucke mir die erstmal im Tool an.
  • Also erstmal der Check, ob die fundamental in Ordnung ist. Dann gucke ich mir das Geschäftsmodell an und lese Geschäftsberichte. Dafür nehme ich mir schon tatsächlich einen Tag Zeit und vielleicht kaufe ich dann die Aktie.

Wordshuffle:

Finanzbildung – Sehr wichtig und unterrepräsentiert.

Unternehmertum – Ja, das versuche ich, so gut ich kann. Unternehmertum allgemein ist natürlich sehr wichtig, weil das diejenigen sind, die das Ganze vorantreiben. In Deutschland auch ein bisschen verkannt.

Ziele – Erstmal möchte ich natürlich weiterhin viel Aufklärungsarbeit im Sinne der Aktie
leisten, über YouTube und Blogbeiträge. Ich möchte die Aktienfinderplattform weiterentwickeln und werde da auch personelle Verstärkung bekommen. Ich möchte auch verstärkt an institutionelle Investoren herantreten, es gibt ja schon mehrere Vermögensverwalter, die den Aktienfinder einsetzen. Es ist ja beim Aktienfinder immer mal wieder was Neues dazugekommen und das sollte auch weiterhin so sein.

Helden der finanziellen Freiheit – Das ist auch ein Teil der Plattform, wie ich es mal sage. Da habe ich als Motivation für alle Interessierten die Depotentwicklung von Finanzbloggern rund um die Welt zusammengestellt und visualisiere das auf meiner Website. Das wird monatlich aktualisiert und zeigt momentan die Entwicklung der Dividendeneinnahmen von über vierzig Finanzbloggern. Und da siehst du einfach, dass so eine Dividendenstrategie funktioniert.

Glück – Extrem wichtig und das Glücksgefühl kann über unterschiedliche Sachen kommen, über die Familie, über ein gelungenes Projekt. Es gibt bestimmt eine Korrelation zwischen Glück und Geld, aber wie sagt man so schön, das Geld ist notwendig aber nicht hinreichend um wirklich Glück zu haben, da gehört halt deutlich mehr dazu.

Bild: Torsten Tiedt

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6 Antworten

  1. 32 % Gewinn ist ganz ordentlich.
    Aber man sollte dazusagen das bei Interactive Brokers alle Gewinne dabei sind, auch die Optionsgewinne. Das heißt, irgendwo hat Thorsten mal erwähnt das er an die 3000 EUR / Monat Gewinn mit Optionen macht.
    Ich würde schätzen, das sich sein „Depotgewinn“ um 5 – 15 % reduzieren würde, wenn er die Optionen herausrechnet.

  2. Mache aus den 3.000 Euro im Monat 1.000 Euro, Dann passt es 🙂

    Ansonsten kannst du die Endperformance 2019 hier einsehen auf meinem Blog wachstumswerte.net im letzten Post einsehen.

    LG!

    Torsten

  3. Mir hat besonders gefallen, dass Torsten hier mal klar „Ross und Reiter“ benannt hat:
    Es geht um Hobby, Wirtschaft-Verstehen, Briefmarken(Aktien)-Sammeln und nicht um „den Index schlagen“ oder RoTI (Return on Time Invested) 😉
    Danke fuer den Podcast ihr beiden. LG Joerg

  4. Wie (fast) immer ein sehr interessanter Podcast. Erst einmal vielen Dank dafür. Schade, dass es solche Formate nicht schon vor 20 Jahren gab, dann hätte ich mich sicher viel eher um meine Finanzen gekümmert.

    Nach dem Interview habe ich mich dann auf Aktienfinder.net umgeschaut und registriert. Ich finde es sehr anerkennenswert, dass jemand dort so viel Zeit investiert und es auch kostenlose Infos gibt.

    Viele der YouTube-Videos sind mir allerdings schon von der Überschrift zu reißerisch. „Hohe Dividenden mit Exoten“ oder „Der Turbo für deine Dividendenstrategie – so zündest du ihn! “ klingen genauso wie die ganzen angeblichen todsicheren Tipps in den Börsenmagazinen oder der Bankberater.

    Jetzt bekomme ich gefühlt 2x täglich irgendeinen Aktienfinder-Newsletter, den ich gar nicht haben wollte und die Videos, die ich mir bis jetzt angesehen habe, waren leider nicht auf dem Niveau des Interviews hier.

    Trotzdem vielen Dank und ich hoffe auf weitere interessante Podcasts.

    1. Vielen Dank für Dein Feedback, Jörg. Freut mich, dass Dir die Folge gefallen hat.

      Was YouTube-, Artikel- oder Podcast-Headlines angeht: Manchmal kommt man gar nicht drumherum, solche Clickbait-Headlines zu machen. Bei meinen Podcast-Folgen macht die Headline einen Unterschied von 5.000-10.000 Downloads aus. Bei YouTube ist das noch extremer. So haben sehr gute Interview-Folgen deutlich weniger Hörerinnen und Hörer als andere, die für viele nicht so spannend sind. Das Aktienfinder-Interview mit Torsten hat zum Beispiel eine ziemlich normale Headline, was dazu führt, dass nicht so viele die Folge angehört haben wie beispielsweise “Ich lebe mit 54 von meinen Dividenden” – Interview mit Christian von Bergfahrten.

      Manchmal kann ich den Inhalt auch nicht in eine vernünftige Headline bringen. Das hat dann immer einen Einfluss auf die Zahlen. Und das wäre natürlich schade, wenn der Aufwand nicht so viel bringt.

      Ich persönlich finde es aber nicht schlimm mit passenden Headlines zu arbeiten, wenn es zum Kontext passt. Dass es auch anders geht, beweist Nils Gajowiy übrigens jede Woche. Da sind die Videos über jeden Zweifel erhaben.

      Viele Grüße
      Daniel

    2. „Jetzt bekomme ich gefühlt 2x täglich irgendeinen Aktienfinder-Newsletter, den ich gar nicht haben wollte …“

      Und einfach mal auf „abbestellen“ zu klicken kommt aus Prinzip nicht in Frage?

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