Heute möchte ich mich mal einem etwas anderen Thema widmen: Wenn sich Türen öffnen und dem Ergreifen von Chancen. Das ist eine wichtige Sache, die einen im Leben immer wieder vor die Wahl stellt – und einen immensen Einfluss auf Geld, Glück und auch den Beruf hat. Warum habe ich manche Chancen ergriffen, warum andere ausgelassen?
Inhalt
Überblick Türen öffnen
Dieser Artikel ist Teil der Blogparade von Kiwi Pfingsten, die mich sofort angesprochen hat. Kiwi hat ihre Chance ergriffen und ist nach Ibiza ausgewandert, als sie die Möglichkeit dazu hatte. Nun lebt sie ein Leben, das ihr gefällt und wo sie sich wohlfühlt. Zumindest scheint es so.
Diese eine Chance habe ich noch nicht gehabt, aber ich glaube, ich würde sie schnell ergreifen, wenn sie da wäre. Seitdem ich mich viel mit dem Lifestyle digitaler Nomaden auseinandersetze, hinterfrage ich sehr viel. Nicht immer finde ich passende Antworten auf die zahlreichen Fragen, die ich habe. Dafür denke ich sehr viel über die Möglichkeiten nach, die sich mir auf einmal bieten. Diese schmalen Türen, die sich öffnen. Langsam aber sicher werden die Türen breiter, aber lohnt es sich da durch zu gehen?
Doch der Reihe nach. Welche Türen gab es bisher?
Die Chance eigenständig zu sein…
Mit 22 hatte ich die zentrale Chance meines Lebens. 2002 hatte ich die Wahl, ob ich in Hamburg, zuhause in Berlin oder im weit entfernten Tübingen studieren sollte. Damals wusste ich schon, dass ich nicht unter der Familienfuchtel versauern wollte. Ich wollte meinen eigenen Weg gehen – und das war auch gut so. Als ich vergangenes Jahr mein Buch geschrieben habe, fiel mir auf, dass mir erst jetzt klar wurde, wie wichtig dieser Schritt für mein Leben war. Ohne ihn könnte ich bis heute nicht mit Geld umgehen, hätte mein Studium wahrscheinlich abgebrochen und wäre nur am Jammern, wie scheiße alles ist.
Die Chance das Ausland kennenzulernen…
Ok, Neuseeland hat mehr Schafe und Deutsche als die vom Aussterben bedrohten Kiwis. Sprich: Es ist nix Besonderes mehr nach Down under zu fliegen und dort einige Monate zu verbringen. Für mich und meine persönliche Entwicklung war es aber ein sehr wichtiger Schritt, den ich nie bereut habe – auch wenn er mir beruflich rein gar nichts gebracht hat. Das hatte ich ja immer gedacht, weil es ja in den Lebenslauf gehört. Du bekommst aber damit nicht einen Euro mehr Gehalt oder einen Funken mehr Anerkennung.
Doch ich war damals das erste Mal Blogger unterwegs. Zwar nur für sechs Monate mit nur einem paar Dutzend Lesern, aber immerhin. Es machte mir viel Spaß in chinesischen Internetspelunken meine Geschichte zu erzählen, während um mich herum obskure Männer nicht jugendfreies Bewegtbild schauten. Und wie die Bakterien da auf Maus und Tastatur Lambada tanzten. Herrlich..
Die Chance Reputation aufzubauen…
Klingt blöd, aber wenn Du arbeitslos bist und Dich kein Unternehmen haben will, fängst Du an, an Dir und Deinen Fähigkeiten zu zweifeln. Ich hatte sechs vielseitige Praktika (Chef vom Dienst beim Fernsehen, Zeitungsredakteur, Musikpromoter etc.) absolviert, ein erfolgreiches Online-Magazin aus dem Boden gestampft, einen guten Magister Artium-Abschluß erhalten, einen Auslandsaufenthalt gemacht und schließlich bei einer renommierten Agentur ein Volontariat abgeschlossen. Und es hat keine Sau interessiert.
Als dann die Anfrage von einer Start-up-Agentur aus Mannheim kam, war ich froh, überhaupt eine Möglichkeit zu haben, einen neuen Job zu finden. Das Risiko, dass es in die Hose geht, war riesig, während der Ertrag monetär und für den Lebenslauf sehr klein war. Und es hieß wieder Fernbeziehung führen. Trotzdem habe ich diese Chance ergriffen und auch nie bereut.
Heute kann ich sagen, dass ich dort große Kampagnen für Konzerne als Projektleiter erfolgreich umsetzen konnte und sehr viel Wissen und Erfahrungen mitnehmen konnte. Aber drei Monate lang arbeitslos zu sein und an Dir selbst zu zweifeln, ist ein Schlag in die Fresse Deines Selbstvertrauens. Es kommen immer mehr Ängste hervor und Du weißt nicht mehr, wie es weitergehen soll. Aber es geht immer weiter. Und diesen Satz solltest Du immer im Hinterkopf behalten. Manchmal muss man nur einen Umweg gehen.
Die Chance Erfolg zu haben…
Ich habe keine Ahnung, warum ich in nur acht Monaten so viele Menschen für meine Arbeit begeistern konnte. Vorher hat sich keine Sau darum geschert, was ich zu sagen hatte. Und auf einmal lauschen und lesen Zehntausende Deinen Erzählungen. Ein sehr merkwürdiges Gefühl, gleichzeitig aber auch eine wunderbare Motivation. Ehrlich gesagt sind gar nicht die Erfolge an sich das Schöne, sondern in erster Linie die vielen wunderbaren Menschen, die ich in der Zeit kennenlernen, treffen oder interviewen durfte. Ohne diese Erfolge hätte ich weiterhin in meinem kleinen Playstation-Kosmos festgehangen und sinnlos Zeit verplempert. Es wäre eine Schande gewesen, nicht durch diese Tür zu gehen. Meine Erfolge bewegten sich bis zum März 2015 eben genau auf dieser einsamen Playstation-Insel. Was für eine Vergeudung!
Die Chance auf finanzielle Bildung…
Ganz ehrlich: Ich habe die Themen Wirtschaft, Politik, Finanzen gehasst wie der Teufel das Weihwasser oder Vampire den Knoblauch. Nutzloses Zeug, das mich endlos langweilte. Trotzdem studierte ich Politikwissenschaften. Meine Abneigung blieb aber nicht lange verborgen. Die Tutorin in meinem ersten Semester nahm mich nach ein paar Monaten zur Seite und sagte: „Daniel, warum studierst Du dieses Fach, wenn Du offensichtlich kein Bock drauf hast. Du wirst dieses Studium nie beenden.“ So eine Aussage ist immer Wasser auf die Mühlen meiner Motivation.
Wenn Dir jemand erzählt, dass Du zu doof, zu faul oder unwissend bist, überzeuge ihn vom Gegenteil. Ich habe die arrogante Tante zwar nie wieder gesehen, aber habe mein Studium mit einer guten Note und dem ultimativen 4,0-Latinum abgeschlossen. Letzteres benötigte ich für meine anderen beiden Fächer und es war eine ganz schlimme Folter in einem Jahr sein Latinum zu machen. Wie das ganze Studium an sich, war es für mich aber nur Mittel zum Zweck.
Acht Jahre später versuche ich Menschen davon zu überzeugen, genau diesen Themen Beachtung zu schenken. Und es gelingt mir. Weil ich mich eben auf die harte Tour in diese Themen reingearbeitet habe, ein Faible dafür entwickelte und mittlerweile von meinen persönlichen Erfahrungen erzähle. Irgendwann wurde das Thema zu einem außerordentlich interessanten Hobby, der ich mich nur sehr schwer entziehen konnte.
Gleichzeitig vermehre ich dank dieses Hobbys mein Geld an der Börse und versuche so, die Mauern einzureißen, die von unserer Gesellschaft aufgebaut werden. Und für mich gibt es nichts Schöneres als zu sehen, dass sich anno 2016 so viele Menschen gegen die vorgegebenen Wege entscheiden. Aber ohne finanzielle Bildung wird es schwer, weshalb ich versuche, Dir dieses Thema auf eine andere Art und Weise näher zu bringen. Mir hätte es damals sehr geholfen, einen Podcast über finanzielle Bildung zu hören. Doch so etwas gab es damals nicht.
Fazit „Wenn sich Türen öffnen“
Natürlich siehst Du an meinen anderen Chancen, dass ich kleinere Erfahrungen im Vorfeld gesammelt habe und nicht alles auf einmal kam. Und ich habe keine Ahnung, was in den kommenden zwölf Monaten passiert. Aber diese vielen unfassbar coolen Erlebnisse 2015 kann mir kein Mensch mehr nehmen – auch nicht die Neider, die auf einmal auftauchen.
Ich habe nichts erwartet und sehr viel bekommen. Was will ich mehr! Ich bin einfach durch diese schmale Tür gegangen und dahinter war das pure Leben. Auch wenn die alltäglichen Ängste immer noch da sind. An geöffneten Türen möchte ich nicht mehr vorbeilaufen. Und was für mich elementar wichtig ist: Ich versuche mich von Leuten fernzuhalten, die einen mit ihrer negativen Art runterreißen, alles schlecht reden und einen schlechter machen als man ist. Gerade im Beruf ist das zwar schwer, aber ich kann es zumindest versuchen.
Welche Türen hast Du durchschritten und bist glücklich, dass Du es getan hast? An welchen Türen bist Du warum vorbeigegangen?
Bild: www.lifeofpix.com
Weitere spannende Artikel für Dich
Wie viel für Altersvorsorge sparen?
Denke nach und werde reich von Napoleon Hill
Mehr über Vincent von Freaky Finance
Diversifikation Definition im Portfolio – Der Finanzwesir rockt 51
Geld effektiv vermehren – So geht es!
“Finanzbildung bei YouTube” – Interview mit Arno und Thomas Finanzfluss
8 Antworten
Die größte berufliche Chance, die ich bisher ergriffen habe, war wohl, meine Ausbildung abzubrechen und stattdessen studieren zu gehen. Nach dem Fach-Abi hatte ich eine Ausbildung zum Verfahrensmechaniker angefangen und war nach dem ersten Jahr dauerhaft unglücklich damit. Eines Tages habe ich dann festgestellt, dass die Bewerbungsfrist an der FH gerade noch einmal verlängert wurde. Da hat sich für mich natürlich eine Riesentür aufgetan, wobei die wohl immer ein bisschen größer scheint, wenn es einem eh schon dreckig geht…
Jedenfalls wurde mir dann klar, dass eine fertige Ausbildung zum Verfahrensmechaniker absolut keinen Wert für mich hat, wenn ich danach studieren möchte. Warum also noch ein Jahr verschwenden? Natürlich haben das Kollegen, Betreuer und wohlwollende Personalangestellte anders gesehen, aber letzten Endes ist alles genau so gekommen, wie ich vorhergesehen habe. Kaum einer fragt nach meinem Leben vor dem Studium und die abgebrochene Ausbildung hat mir bisher noch keinen Weg verbaut.
Aus ähnlichen Gründen habe ich es dann aber auch sein lassen, einen Master-Studiengang zu belegen. Der hätte mich wiederum unglücklich gemacht, weil ich einfach genug vom ach so tollen Studentenleben habe. Und die zusätzliche Qualifikation hätte mein Leben auch nicht besser gemacht. Da wird dann immer gleich angenommen, man würde jetzt Manager werden wollen, wieso studiert man sonst Master? Naja, man muss ja auch nicht durch jede Tür gehen, nur weil sie da ist. Es muss halt zur Lebenssituation und zu den eigenen Zielen passen.
Und das schöne ist: Mit steigender Bekanntheit öffnen sich immer mehr Türen.
MFG Philipp
Lieber Daniel,
wenn man dir über die Podcasts und Artikel über das letzte Jahr gefolgt ist, merkt man schnell, wie zwiegespalten du deiner Arbeit gegenüber zu sein scheinst. (Zumindest habe ich diesen Eindruck.)
Auch kann ich verstehen, dass du dich von Leuten verzuhalten versuchst, die alles schlecht reden, die dir einfach nicht gut tun.
Sich von negativen Einflüssen zu trennen kann sehr schwierig sein. Insbesondere wenn es sich um Menschen aus deinem Freundeskreis oder gar Familie handelt. Solche Dinge loszulassen, lohnt sich erfahrungsgemäss auf lange Sicht aber immer. Auch wenn es im ersten Moment unangenehm oder schwerzhaft ist.
Natürlich klappt es nicht immer; manchen Dingen kann man nicht aus dem Weg gehen z.B. Kollegen auf der Arbeit. Manche Situationen muss man auch mal aushalten können; einen (zeitichen?) Kompromiss finden. Nicht alle Hebel kann man zu jedem Zeitpunkt betätigen, aber man kann immer etwas tun, um die Situation besser zu machen. Hier hilft es auch, sich die Vergänglichkeit der Dinge vor Augen zu halten, die Guten und die Schlechten.
Ich kann dich nur dazu ermuntern, weiter Neues zu wagen, Türen aufzustossen und sie zu durchschreiten! Dein Weg mit dem Finanzrocker war dein erster Schritt aus einer unbefriedigender Situation, du siehst das es richtig war und gehst weiter deinen Weg.
Die meisten Menschen bereuen auch nicht die Dinge, die sie getan haben, sondern die, die sie nicht getan haben. Man lernt schliesslich nur aus Fehlern.
Jedes Mal, wenn ich etwas Neues gewagt habe, hat es sich bezahlt gemacht und sei es nur die Erfahrung. Meist mache ich jedoch eine angenehme und positive Erfahrung. Und wenn ich mich mal nicht traue die Türe auch zu durchschreiten, versuche ich es mit einem Spruch von Rüdiger Nehberg: „wer den Mut hat loszugehen, wird mit allem fertig“.
Ich werde jedenfalls deine Arbeit weiter verfolgen!
Toller, motivierender Artikel! Du kannst wirklich stolz sein auf das, was du erreicht hast und wie du dich durchgekämpft hast. Respekt dafür!
Boah Daniel,
wat für ein schöner und offener Beitrag! Find ich super weil es (hoffentlich) viele Menschen inspirieren wird und ich mich in der Geschichte auch wieder erkenne.
In den schwierigen Zeiten, haben wir die beste Gelegenheit zu wachsen und das aus uns zu machen, was wirklich in uns steckt. Oft habe ich das Gefühl, das der bequeme Job („Ich hasse diesen Job“), das Potenzial im Menschen verschwinden lässt. Plötzlich fragt man sich nach 40 Jahren: „Was habe ich eigentlich gemacht?“ Welche Menschen konnte ich, mit dem was ich mache, wirklich berühren und helfen“
Ich finde es megageil, dass Du so einen Erfolg mit diesem Blog hast und ich werde dich weiterhin anfeuern und empfehlen :-D.
Alles Gute,
Michael
Herzlichen Dank für Eure tollen und motivierenden Kommentare. Das baut mich wirklich auf – und sie sind der Beweis, dass man einen Finanzblog auch mit solchen Themen abwechslungsreich gestalten kann.
Und es wird künftig weitere Türen geben, die sich kurzzeitig öffnen. Vielleicht findet sich ja hinter einer auch das oft gesuchte Glück.
Herzliche Grüße
Daniel
Hallo Daniel,
mir hat der Beitrag auch total gut gefallen – nicht zuletzt, weil ich mich auch gerade mit dem gleichen Thema auseinandergesetzt habe :-). Ich finde es immer spannend, mehr über die Hintergründe, Lebenswege sowie Irrungen und Wirrungen anderer Menschen zu erfahren. Danke für Deine Offenheit!
Ich weiß gar nicht, wann man immer von einer Tür sprechen kann, die man durchschritten hat. Vermutlich dann, wenn es eine gewisse Überwindung für einen Schritt gebraucht hat und man die eigene Komfortzone verlassen hat.
Erstmalig habe ich das im Studium erlebt. Die ersten zwei Semester bin ich noch von meinem Elternhaus täglich zur Uni gependelt und habe so über 2h in den Öffis verbracht und vom Studentenleben nichts mitgekriegt. Dann habe ich doch den Auszug aus dem Elternhaus ins Studentenwohnheim gewagt. Ich sage nur: Einzelkind! Drama, Baby ;-)! Heute weiß ich, dass ich ohne diesen Schritt niemals so selbstständig und offen ggü. neuen Bekanntschaften geworden wäre. Diese Zeit hat mich menschlich doch sehr geprägt.
Die zweite Tür, die ich als solche empfunden habe, waren nicht die berufsbedingten Umzüge innerhalb Deutschlands – das habe ich eher als „normal“ empfunden. Erst mein Berufswechsel weg vom Ingenieurberuf war dann so eine Tür. Ich laiche ja üblicherweise keine Links, aber heute muss ich einfach mal auf meinen Gastartikel beim Finanzkoch hinweisen:
http://www.finanzkueche.de/geld-macht-doch-doch-gluecklich/
Er passt als Antwort auf Deinen Artikel einfach zu gut.
Lieben Gruß
Dummerchen
Hey Dummerchen,
vielen Dank für den Hinweis und das Lob. Finde Deinen Gastartikel in der Finanzküche wunderbar und du hast völlig recht: Dein Artikel ist die richtige Antwort auf meine hier aufgeworfenen Fragen.
Deswegen habe ich auch das Artikelbild genommen. Mein nächstes Ziel ist es, das Schloss irgendwie zu öffnen, um durch die nächste Tür gehen zu können. Seit Monaten probiere ich es zu öffnen, aber so ganz ist mir das noch nicht so gelungen.
Aber ich beschäftige mich mal mit dem „toten Pferd“. Vielen Dank für den Tipp. 🙂 Dein Artikel macht Mut!
Viele Grüße
Daniel