Finanzfluss: Die Erfolgsstory von Thomas Kehl und Arno Krieger

Zum Abschluss des Finanzrocker-Podcast-Jahres habe ich Arno Krieger und Thomas Kehl von Finanzfluss zu Gast. Die beiden waren schon vor 3,5 Jahren im Finanzrocker-Podcast zu Gast. Mittlerweile hat sich aber sehr viel bei ihnen geändert. Wir sprechen über finanzielle Bildung, die EZB, Finanzbildung im Crash, Wirtschaft, Aktien und einiges mehr.

Finanzfluss

Überblick Arno Krieger und Thomas Kehl

Als ich Arno und Thomas im Mai 2017 interviewte war der Finanzfluss-Kanal noch ziemlich klein. Gegründet als YouTube-Kanal für finanzielle Bildung, um jungen Anlegern das Thema Geldanlage näher zu bringen. Das Duo baute mit 24 Deutschlands erfolgreichsten YouTube-Kanal.
Seitdem ist aber eine ganze Menge in der Finanzwelt und ihrem Leben passiert. Arno Krieger arbeitete für das Londoner Fintech Transferwise. Thomas Kehl arbeitete bei der französischen Investmentbank Natixis. Thomas studierte vorher an der Frankfurt School of Finance und der ESCP Business School.
Die Beiden haben ihre Jobs in London und Paris gekündigt, aus Finanzfluss ein Unternehmen gemacht und sind in die deutsche Start-up-Hochburg Berlin gezogen. Mit mehreren Angestellten erweitern sie das Finanzfluss-Spektrum nun enorm.
Über ihren Weg, zahlreiche Learnings als Anbieter von Finanzbildung, den Finanzfluss Podcast und den Besuch von Thomas bei der Europäischen Zentralbank in Frankfurt sprechen wir in diesem Interview.

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Zusammenfassung des Interviews

Finanzfluss Arno Krieger und Thomas Kehl
Thomas Kehl und Arno Krieger von Finanzfluss (Foto: Finanzfluss)

Über Finanzfluss:

  • Thomas und Arno sind die Gründer des YouTube-Kanals „Finanzfluss“ und mittlerweile Unternehmer mit mehreren Angestellten.
  • Beide kommen aus Saarbrücken.
  • Thomas studierte vorher an der Frankfurt School of Finance und der ESCP Business School.
  • Thomas Kehl baute mit Arno Krieger an Wochenenden den Kanal auf.
  • Deutschlands bekanntesten YouTube-Kanal gründeten die Beiden 2016.

Seit unserem letzten Gespräch vor 3,5 Jahren ist eine ganze Menge passiert. Wann und warum habt Ihr Euch denn für den Schritt entschieden, Finanzfluss deutlich größer aufzuziehen?

(Thomas Finanzfluss) Irgendwann standen so viele Anfragen und Projekte an, dass die Frage war, ob wir die Energie noch in unsere Jobs oder Vollzeit ins gemeinsame Projekt stecken möchten. Wir hatten eine Übergangszeit von 9 Monaten.

Könnt Ihr Euch eigentlich vorstellen, wieder in Eure alten Jobs zurückzukehren?

Ich (Arno) arbeite heute viel bewusster und produktiver als früher, deswegen passt es für mich aktuell nicht. Wenn es aber ein passendes Unternehmen gibt, wo sich eine passende Chance zeigt, würde ich das nicht kategorisch ausschließen.

Wir haben mittlerweile nicht nur viel mehr Zeit um unsere Ideen umzusetzen, sondern durch unser Team auch die notwendigen Kapazitäten und Expertisen.

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Investieren lernen und finanziell wachsen

Inzwischen habt Ihr 9 Mitarbeiter und ein Büro in Berlin. Wie groß war die Umstellung und seid Ihr mittlerweile als Arbeitgeber angekommen?

Wir sehen uns nicht so strikt als Arbeitgeber, sondern es macht einfach viel Freude ein tolles Team aufzubauen. Aber auf jeden Fall haben wir viel mehr Verantwortung als je zuvor.

Was sich nicht geändert hat, ist das Arno weiterhin im Hintergrund agiert. Wie kommt das, Arno?
Ich (Arno) hatte anfangs mehr die Aufgabe die Videos zu animieren. Es war mehr spontan, dass Thomas sich mehr vor die Kamera stellt als ich. Ich spreche aber lieber im Podcast oder mal bei Instagram, kann mir aber auch vorstellen bei YouTube mehr vor der Kamera zu stehen.
Wie finanziert ihr eure Arbeit?
Hauptsächlich über Affiliate-Links, also dass wir eine Provision bekommen wenn ein Kunde über einen Empfehlungslink etwas abschließt. Aus unserer Sicht ist es als Publisher das beste Finanzierungsmodells, um profitabel zu sein, weil die meisten Konsumenten für Informationen nicht so viel zahlen möchten.
Ansonsten haben wir noch den Finanzfluss Campus, unseren Premium Online-Kurs*.

Hat sich bei Eurer Geldanlage etwas geändert oder legt Ihr genauso an wie vor 3,5 Jahren? P2P-Kredite? Kryptos?

Ich (Thomas) durfte damals in meinem Job als Banker nur in ETFs investieren. Mittlerweile investiere ich auch mehr in P2P-Kredite & Co.

Wir investieren noch genauso wie damals auch und wie wir es in den Videos zeigen. Außerdem legen wir unsere Portfolios auch regelmäßig offen. P2P-Kredite würden wir im einstelligen Prozent-Bereich des Portfolios belassen.

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Als Ratgeber bei YouTube und im Finanzfluss Podcast

Hat sich während der Corona-Pandemie eigentlich bei Euch irgendetwas in negativer Form geändert?

Durch die Corona-Krise ist das Interesse an Finanzen in Deutschland und damit unsere Abonnenten-Zahlen auf YouTube durch die Decke gegangen.

Statt Finanzberater finden die jungen Anleger YouTube-Kanäle zum Thema Geldanlage. Wir sind in der Pandemie so eine Art Financial Advisor geworden. Da muss man kein Business Insider sein.

Ihr seid jetzt auch so anerkannt und groß, dass Ihr sogar zum Dreh in die Europäische Zentralbank fahren konntet. Wie war das für Dich, Thomas? Was hast Du aus dem Interview von der EZB-Politik mitgenommen? Warum waren die Anleihen-Käufe der EZB unabdingbar?

Wir fanden es unfair, dass so viele „Crash-Propheten“ immer wieder die EZB als Instanz angreifen. Wir wollten der EZB durch dieses Interview ein Gesicht geben.

Zu den Anleihen-Verkäufen: Die EZB hat im Wesentlichen zwei Hebel die Finanzwirtschaft zu steuern. Eines ist der Leitzins, das andere sind Anleihen-Käufe. Ich denke die EZB wird wissen wie sie die Instrumente sinnvoll einsetzt. Genauer haben wir sie dazu nicht befragt.

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Wie löst Ihr das Problem mit den dauerhaften Niedrigzinsen?

Auf dem Geschäftskonto haben wir sogar Negativzinsen. Die einzige Lösung ist das Geld zu investieren. Wichtig ist aber auch, einen „Notgroschen“ von 3-6 Monatseinkommen auf dem Tagesgeldkonto zu halten.

Eure erfolgreichsten Videos sind mit über einer Million Aufrufen „Kaufen oder mieten?“, „Was sind Bitcoins?“ oder „Auto leasen oder kaufen?“. Warum ausgerechnet diese Themen und nicht Clickbait-Videos zur finanziellen Freiheit?

Weil das einfach Themen sind, mit denen sich viele konkret beschäftigen. Und natürlich sind z.B. Häuser eine Asset-Klasse, die die Leute schon kennen im Gegensatz zu beispielsweise ETFs.

Warum laufen eigentlich die Interviews so viel schlechter als die „normalen“ Videos? Liegt das an den Themen oder an der Länge der Videos?

Ich würde nicht unbedingt sagen, dass sie grundsätzlich schlechter laufen. Natürlich sind sie thematisch oft breiter und die Dauer ist länger. Bei einigen Interviews gehen die Aufrufe durch die Decke.

Welche Zukunftsziele habt Ihr Euch für das kommende Jahr gesetzt?

Wir sind in einer Dauer-Experimentierphase. Wir wollen noch viel mehr nützliche Tools für die Community bauen, wie beispielsweise Vergleichsrechner, um den Markt der Finanzprodukte transparenter zu machen. Unsere Webseite weiter verbessern, YouTube ausbauen usw.

Wir lieben es neue Türen aufzutreten, wie beispielsweise die Plattform TikTok für uns zu testen. Wenn etwas davon funktioniert, nehmen wir das als neue Projekte hinzu. Kernaufgabe ist aber die gut laufenden Kanäle weiter mit gutem Content zu bespielen, vor allem den YouTube-Kanal.

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Zum Abschluss würde ich gern noch das obligatorische Wordshuffle machen.

Humankapital

Arno: Ist der wichtigste Teil meiner Asset-Allokation. Ich vertraue meinen Fähigkeiten gut und gehe mit wenig Ängsten durchs Leben. Wir haben sogar einen Humankapital-Rechner erstellt, der voraussagt, wie viel man mit seiner Ausbildung und Fähigkeiten im Laufe seines Lebens verdienen kann.

Bekanntheit

Thomas: Ja, das passiert mir immer wieder dass ich erkannt werde, war bisher aber nie ein Problem für mich.

Neid

Arno: Ist kein gutes Attribut, aber kennt ja jeder ein bisschen. Es hilft dir nicht weiter und das schwierige ist es, das richtig zu erkennen. Aber es spielt keine große Rolle für uns und wir stehen mit allen anderen Finanz-Bloggern im guten Verhältnis.

Segelboot

Thomas: Ist mein neues Hobby. Mein Ziel ist meine Wohnung irgendwann zu kündigen und 2 Jahre um die Welt zu segeln.

Finanzielle Freiheit

Arno: Ist eine schöne Vorstellung, aber ich könnte mir nie vorstellen alleine von meinen Erspartem zu leben, dafür bin ich auch wahrscheinlich viel zu aktiv. Für mich bedeutet finanzielle Freiheit eher, dass ich die Wahl habe, ob ich mir beispielsweise eine Auszeit nehme. Aber ich glaube es ist in jeder Lebensphase, auch im hohen Alter, wichtig, eine sinnvolle Beschäftigung zu haben.

Vorbilder

Thomas: Weniger Vorbilder sondern eher Mentoren, die mich in bestimmten Lebensphasen enorm weitergebracht haben oder immer noch tun.

Lieblings-YouTuber

Arno: Aktuell YBS, da geht es ums Fischen und alles was mit Survival und Outdoor zu tun hat. Ich war schon länger nicht mehr im Urlaub und die Videos inspirieren mich wieder mehr in die Natur zu gehen und abzuschalten.

Mut zum Glück

Thomas: Klar, man sollte sicherlich mutig sein, wenn man nach seinem Glück sucht. Allerdings ist Finanzfluss meiner Meinung nach kein Glück, sondern wir haben das einfach nach und nach neben dem Job aufgebaut. Aber wenn man ein gutes finanzielles Polster hat und konservativ, diversifiziert sein Geld anlegt, hat man die besten Voraussetzungen, um öfter mal mutig zu sein.

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3 Antworten

  1. Das Interview von Finanzfluss / EZB fand ich gut. Was ich mich allerdings frage, wenn die EZB es nicht schafft, die Inflation auf den Zielwert von ca. 2 % zu bringen. Was machen sie dann, wenn er erstmal (weit) darüber liegt?

    Für mich ist es ein Phänomen, dass die Inflation trotz expansiver Geld/Nullzinspolitik nicht steigt. Auch die Wissenschaft scheint hier noch keine gute Erklärung gefunden zu haben, oder?

    Daniel, hattest Du schon mal Dr. Daniel Stelter zu Gast? Mit seinem Podcast beyond the obvious liefert er immer wieder interessante Aspekte zu Inflation, Geldpolitik, usw.

    Zu Finanzfluss: Sie bieten unerhört viel Content, Der Podcast hat sich leicht verbessert, da ist aber noch Luft nach oben. Das Interview mit der EZB zeigt den Weg. Auch mal andere Gäste zu Wort kommen lassen. Viel Erfolg weiterhin.

    Viele Grüße aus Hamburg,
    Matthias

    1. Hallo Matthias,

      wir hatten Daniel Stelter sogar für „Der Finanzwesir rockt“ angefragt, aber am Ende hat es leider nicht geklappt. Ich finde den Podcast von Daniel Stelter auch hörenswert, wenngleich die Folgen thematisch immer zu ähnlich sind. Er war ja auch in diversen anderen Podcasts zu Gast und da weiß ich dann immer nicht, welchen Mehrwert ein Interview im Finanzrocker hätte.

      Aber keine Sorge: Ich habe andere spannende Gäste mit Mehrwert.

      Viele Grüße und alles Gute für Dich
      Daniel

  2. Lieber Daniel,

    ich habe gerade eine Podcast-Folge gehört, in der du am Ende zu einer negativen Kritik Stellung beziehst. Erstmal Chapeau dafür! Du könntest auch den einfachen Weg gehen und das Kommentar einfach ignorieren.

    Ich selbst bin Anfang 30, Lehrer an einer bayerischen Schule, finanziell sehr interessiert und wundere mich immer wieder darüber, wie schlecht man doch auf das „echte“ Leben durch verschiedene Instanzen vorbereitet wird. Du leistest mit deinem Podcast einen wertvollen Beitrag zur finanziellen Bildung. Mach weiter so!

    Ich präsentiere dir gerne noch eine Idee, wie du meiner Meinung nach deinen Podcast weiter verbessern könntest. Zumindest ich höre deinen Podcast, weil du dich sehr detailliert und zu speziellen Themen mit kompetenten Gästen auseinandersetzt. Ich denke vielen Hörerinnen und Hörern geht es genauso. Wenn wir uns ehrlich sind, wäre das Thema finanzielle Vorsorge für die allermeisten erledigt, wenn sie Gerd Kommer gelesen haben. Bei dir bleibt man trotzdem dran. Und das liegt nicht daran, dass du so seicht und oberflächlich über die immer gleichen Themen wie manch anderer Podcaster plauderst. Deine Nische ist die Qualität!

    Was ich persönlich sehr wertvoll finde, sind deine Gäste. Ich denke dabei beispielsweise an Gerd Kommer, Hartmut Walz und andere Koryphäen ihres Fachs. Was hältst du davon, deine Hörerinnen und Hörer noch mehr in die Interviews miteinzubeziehen? Ich fände es toll, wenn es eine Podcast-Folge gäbe, in der ich als Hörer eine Frage an den Experten richten könnte. Ich fände es toll, wenn ich im Allgemeinen „näher“ dran und „mehr“ dabei wäre. Es gibt sicher viele Möglichkeiten, die Community miteinzubeziehen. Denke einfach an die verschiedenen Phasen, die dein Podcast hat: Die Recherche, das Vorgespräch, die Entwicklung der Fragen, das tatsächliche Interview.

    In einem Satz: Ich würde mir wünschen, wenn es ein paar Folgen gäbe, in denen der Finanzrocker vom „Ich“ zum „Wir“ wird und ich als Hörer die Möglichkeit bekäme, mich „direkter“ mit den Experten in Gespräch zu kommen.

    Herzliche Grüße

    Chris

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