Comdirect Start-up Garage: Neues von der Werkbank

Nach meinem Podcast-Interview mit Mariusz Bodek von der Comdirect Start-up Garage im Dezember ging es erst 2016 so richtig mit dem Projekt los. Zum Zeitpunkt des Gesprächs standen auch noch nicht die Gewinner fest. Deshalb war es an der Zeit, mal zu schauen wie sich die Garage entwickelt hat und welche Unternehmen das Rennen gemacht haben.

Grafitti Schanze
So sieht es direkt gegenüber dem Betahaus aus – und im ganzen Viertel.

Grau in Grau. Dreckig und doch bunt. So gibt sich das hippe Schanzenviertel 2016. Doch ganz so abgeranzt wie es scheint, ist es dann doch nicht. Hohe Mieten, viel Mittelschicht und einige Hipster laufen hier durch die Straßen – auch wenn die rote Flora und Punk-Flair nur ein paar Meter entfernt ist.

Neben diversen Szene-Kneipen und In-Restaurants findet sich hier auch das Hamburger Betahaus. Ein klobiger Bau, der aus dem graubunten Grafittikleister absolut hervorsticht. So ganz mag das Gebäude von außen nicht in die Straße passen, aber sobald man drin ist, atmet man Gründerluft. Die riecht nicht immer ganz frisch, macht aber ungemein produktiv. Schon nach kurzer Zeit brummt einem bei dem Mix aus Musik, Gesprächen und herumrennenden Leuten die Birne.

Ein Haus als Marke

Nun habe ich ja schon sehr viel von der Marke Betahaus gehört, dem deutschen Paradebeispiel für ein Co-Working Space. Mein Podcast-Gast Marcus Meurer hat im Ur-Betahaus in Berlin seine erste DNX abgehalten und promotet das sogenannte Co-Working wie kein Zweiter. Eine gesunde Portion Neugier war also bei mir vorhanden als ich mich an einem Urlaubstag von Lübeck nach Hamburg aufmachte. Denn Mariusz Bodek hatte mich eingeladen, mir die Comdirect Start-up Garage doch mal live und in Farbe anzuschauen. Schon in unserem gemeinsamen Podcast-Interview bot er es mir an. Und jetzt wollte ich mir das genauer anschauen und die Gewinner-Teams kennenlernen.

Betahaus Hamburg
Das Betahaus Hamburg – ein Gebäude, das nicht so ganz ins Viertel passt.

Mariusz zeigte mir zunächst mal das Betahaus. Von der Bar im Eingangsbereich und der Networking-Ecke mit Kickertisch ging es in den Ruheraum. So kam er mir zumindest vor. Es war aber der Arbeitsraum von Dutzenden Solopreneuren oder digitalen Nomaden, die Ihren einen Platz am Schreibtisch inkl. WLAN-Zugang mieten können und dann von dort arbeiten. Das funktioniert tage- oder monatsweise für eine überschaubare Gebühr.

Überall Kreativität

Darüber hinaus gibt es auch Konferenzräume, die von jedem extra angemietet werden können, und einzelne Büros, die vermietet sind. Unter anderem an die Comdirect Start-up Garage. Und genau dort ging es jetzt hin. Man spürt richtig diese besondere Atmosphäre, die in den Gängen herrscht. Ein Papier an der Tür zeigt, dass wir unser Ziel erreicht haben. Tür auf – und prompt werde ich erschlagen. In einem kleinen Raum sitzen sechs Leute vor etlichen Bildschirmen. Die Wände sind voll mit Kanban-Karteikarten und Zeichnungen. Der Blick aus dem Fenster geht mitten auf eine große Schienentrasse. Große Ablenkung gibt es hier schonmal nicht. Die ist aber hier auch gar nicht erwünscht.

Es folgt ein großes Hallo und eine Sitzung in einem ebenso kleinen Konferenzraum mit vier der jungen Gründer, die die Werkbank in der Comdirect Start-up Garage gewonnen haben. Pizzageld, Erfahrungsaustausch, Unterstützung und viele Kontakte haben die Jungs von Neontrading erhalten. So nennt sich das Start-up, dessen Gründer jetzt vor mir sitzen.

Comdirect Start-up Garage
Willkommen in der Garage – Die 6 Jungs von Neontrading auf engstem Raum am kreativen Arbeiten. Links ist noch ein kleiner Tisch gewesen, wo noch ein Kollege saß.

Ich erfahre, dass alle sechs aus dem Raum zu dem Unternehmen gehören. Und alle wohnen drei Monate zusammen in einer Air B’nB-WG um die Ecke. Den ganzen Tag in dem engen Büro und dann auch noch gemeinsam wohnen. So etwas fordert viel Rücksichtnahme, Enthusiasmus und Verständnis. Vielleicht bin ich auch einfach zu alt, aber die Jungs strahlen schon eine enorme Abgeklärtheit aus und wirken so, als hätten sie voneinander noch nicht die Schnauze voll.

Studenten an die Börse

Was aber ist Neontrading? Nun, zunächst ist es Deutschlands erstes mobiles Börsenspiel. Das ist zumindest der Aufhänger. Vom 25. April bis zum 15. Juli kannst Du Preise im Wert von 20.000 Euro gewinnen. Hintergrund ist auch, dass eine junge Zielgruppe wie Studenten angesprochen wird, sich spielerisch der Börse zu nähern.

Ein Börsenspiel ist jetzt aber nicht sonderlich spektakulär. Die App ist es hingegen schon. So ist das Börsenspiel eher ein riesiger Betatest für die App. Mir haben die Jungs gleich erstmal ihre Smartphones hingelegt, um die App zu testen und erste Aktien zu kaufen und zu verkaufen. Und das macht wirklich etwas her. Schnell und intuitiv ist die App auch. Schon jetzt kannst Du über 3.000 Aktien, über 2.000 ETFs und über 10.000 Derivate kaufen.

Angelehnt ist das Ganze an die App „Bux“ aus den Niederlanden und die sehr populäre Trading-App „Robin Hood“ aus den USA (und Australien). Im Gegensatz zur Derivate-Geldverschleuder-Maschine Bux geht es bei Neontrading in erster Linie um den mobilen Kauf von Aktien und ETFs. Bux gehört zudem zum Ayondo-Netzwerk, das für Social Trading bekannt ist. Das ist für mich Zockerei und für einen normalen Geldanleger überhaupt nicht geeignet.

Worum geht’s bei Neontrading?

Kommen wir mal zum großen Vorteil von Neontrading: günstiger Kauf und Verkauf von Aktien. Robin Hood setzt schon länger genau darauf (daher auch der Name) und das soll in Deutschland jetzt auch kommen. Deshalb haben sie sich Lang & Schwarz für den außerbörslichen Handel ins Boot geholt. Ein spannender Ansatz, den ich ab dem 25. April ausgiebig testen werde. Der erste Eindruck ist sehr gut, aber erst über längere Zeit kann ich mir eine abschließende Meinung bilden.

Im Gegensatz zu den vielen anderen Börsenspielen ist die mobile Nutzung ein riesiger Vorteil. Ich habe bisher einige Börsenspiele mitgemacht und alle krankten an genau diesem Punkt. Trage Dich doch in den Newsletter von Neontrading ein, um auf dem neuesten Stand zu bleiben. Ich werde zwei der Jungs nochmal für meinen Podcast vor das Mikro holen, damit sie Dir alles nochmal genau erklären.

Nach dem Gespräch ging es dann zum Kickern ins Erdgeschoß. Comdirect/Finanzrocker vs. Neontrading. Nach drei Sätzen haben wir knapp verloren. Irgendwie hatte der Finanzrocker am Ende nicht genug Zielwasser getrunken. Im Anschluß gab es die Gelegenheit sich mit Mariusz etwas ausführlicher auszutauschen und über den aktuellen Stand der Comdirect Start-up Garage zu sprechen. Unser Interview hatte über 5.000 Hörer und ein hohes Interesse generiert.

Betahaus Kickern
Finanzrocker/Comdirect (Mariusz und Daniel) vs. Neontrading (Marco und Michael) – und die Jugend war besser.

Mariusz erzählte auch vom zweiten Mitglied der Garage: Anyfolio. Dahinter steckt der Seriengründer Frank-Steven Eichholtz, der die Geldanlage ebenfalls erleichtern möchte. Als Gewinner des „Pitch Days“ geht es ihm darum, auf themenbasierte Portfolios zu setzen, und so von wachstumsstarken Trends wie Big Data oder IT-Sicherheit zu profitieren.

Themenbasierte Portfolios

Die Idee an sich finde ich gut. Am Ende habe ich aber Zweifel, ob diese Themenbaskets nicht zu einseitig sind – auch wenn eine hohe Rendite ruft. Erinnert hat mich das Ganze an Branchen-ETFs mit wenigen Werten und geringer Streuung, die im Falle eines Börsensturzes (beispielsweise bei Big Data-Unternehmen wegen eines Sicherheitslecks) ordentlich absacken. Ich bin ein Freund breiter Diversifikation und Streuung über viele Länder und Branchen. Für mich ist das eher nichts.

Der Abend stand dann ganz im Zeichen des Fintech Meetups in den neuen, stylishen Räumlichkeiten von Figo, dem Unternehmen von Fintech-Spezialist André Bajorat. Dieses sehr erfolgreiche und preisgekrönte Start-up war erst ein paar Tage zuvor aus dem Betahaus nach Ottensen gezogen. Figo steht für Banking as a Service und verbindet Banking-Funktionen mit verschiedenen Services.

Comdirect Startup Garage

Ein Meeting rund um die Garage

Die heutige Veranstaltung stand ganz im Zeichen der Comdirect Start-up Garage. Mariusz hielt einen allgemeinen Vortrag darüber, Christian und Thomas von Neontrading stellten die App vor und auch Frank erzählte von Anyfolio und seinem sehr interessanten Werdegang. Das rundete meinen Besuch im Betahaus noch einmal sehr gut ab. Zumal unter den 50 Besuchern des Fintech-Meetings noch einige bekannte Gesichter waren.

So traf ich Carl von Stechow von Zinsland das erste Mal persönlich, mit dem ich ja im vergangenen Sommer schon ein spannendes Podcast-Interview geführt hatte. Auch mit Tobias vom Blog About Fintech, den ich schon länger über Twitter kenne, und Malte, der ebenfalls zu Gast beim „Finanzwesir rockt“-Hörertreffen war, konnte ich ein paar Worte wechseln.

Leider musste ich dann meine Bahn nach Lübeck bekommen, so dass ich vom gemütlichen Ausklang des Abends nicht mehr viel mitbekam. Aber es war ein spannender Tag, der das Konzept der Comdirect Start-up Garage etwas greifbarer gemacht hat.

Ich bin gespannt, was noch folgen wird und halte Dich auf dem Laufenden!

Mehr über Fintechs wie Savedroid

Quo vadis, Fintech? – Interview mit Tobias Baumgarten

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Bilder: Pexels, Daniel Korth, Neontrading

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2 Antworten

  1. Hallo Daniel,

    ich finde toll, was du alles erlebst.

    Das Börsenspiel finde ich einen spannenden Ansatz. So können auch jüngere Leute an die Börse herangeführt werden.

    MFG Philipp

  2. Schöner Bericht. Co-Working Spaces eignen sich meiner Meinung nach hervorragend für Start-Ups. Ein besonderer Vorteil ist, dass sich die Mitglieder untereinander vernetzen und voneinander lernen können und somit Synergie-Effekte nutzen.
    Der Standort Hamburg ist dabei eine sehr gute Wahl mit viel Potenzial.

    Der Ansatz von Neontrading („den Börsenhandel für die junge Generation attraktiv zu machen“) ist interessant und klingt vielversprechend.

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