Nachwuchs – Der Finanzwesir rockt 56

In Folge 56 sprechen der Finanzwesir und ich über den Nachwuchs und wie Du in finanziellen Dingen damit umgehen kannst. Wie können die frischgebackenen Eltern Einkünfte, Ausgaben, Baby-Sparen und Versicherungen unter einen Hut bringen? Und was hat der Generationenvertrag damit zu tun?

Dieses Mal: Nachwuchs

Überblick Nachwuchs

Ein Baby, für viele der schönste Vorwand für Konsum. Der Finanzwesir war wieder auf Recherche-Tour und hat Folgendes aufgeschnappt in einem der zahlreichen „Wir-sind-schwanger“-Foren im Neuland:

„Also wir haben auch Wert auf Qualität geachtet und dafür war uns das Geld egal.“
zwiebelchen1977

Getreu dem Motto: Lasst den Nestbautrieb Amok laufen!

  • Sie: Zimmer neu gestrichen, neue Gardinen, neues Bettchen mit Mobile drüber, neues Wickelbrett, neuer Kinderwagen samt Regenschutz, Wickeltasche und Lammfell, 10 neue Bodys, 10 neue Strampler, Belagerungsvorrat an Pampers und noch so dies und das…
  • Er: Neuer Volvo SUV. Das Kind muss ja sicher vom Krankenhaus nach Hause transportiert werden.
  • Das Baby: „Warum kümmert sich keiner um mich?“
  • Er & Sie: „Ja hallo kleiner Stinker, weiß Du, was der ganze Kram gekostet hat? Das muss erst mal verdient werden!“

Gelernt

Schlaue Eltern kaufen gebraucht wo es nur geht. Das Bettchen? Gebraucht. Die Matratze? Neu. Das Ergebnis: Ein gutes Preis/Leistungsverhältnis. Merke: Das Baby will es warm & satt und seine liebenden Eltern um sich haben. Es sieht auch in einem verwaschenen Body niedlich aus. Der Vorteil des geliehenen Bodys: Er ist schon 1.000 mal gewaschen. Da sind garantiert keine Schadstoffe mehr drin.

So, jetzt haben wir die direkten Kosten im Griff. Jetzt kommt der Hauptkostenblock: Die Opportunitätskosten.

  • Vor der Geburt: 2 Gehälter, 2 Esser
  • Nach der Geburt: 1 – 1,5 Gehälter, 3 Esser

Nicht das Kind ist teuer, sondern das fehlende Einkommen eines Elternteils mit allen Folgen (Cashflow heute ist mau, Rente morgen auch) reißt das Loch in die Kasse.

Einkünfte

Aber es kommt ja auch was in die Kasse. Eltern- und Kindergeld. Nicht schlecht, aber kein Grund eine Familie zu gründen.

Da sich das Elterngeld am Steuernetto orientiert, kann es sich lohnen steuerlich zu taktieren. Die Frau wechselt mit Beginn der Schwangerschaft in die Steuerklasse mit den geringsten Abzügen. Er zahlt dann Steuern wie ein Blöder. Aber die Einkommenssteuer ist eine Jahressteuer. Alles was zu viel gezahlt wurde, bekommen Sie zurück.

Einziges Problem: Ist genug Liquidität am Start? Wer sein ganzes Geld für Kinderwagen und SUV verpulvert hat, kann nicht mitmachen. Für allen anderen erhöht sich das Elterngeld – ganz legal – um mehrere hundert Euro monatlich.

Eltern, die nach der Geburt ihres Kindes schlau in Teil­zeit weitermachen, können mit dem neuen „Eltern­geld Plus“ die Summe ihres Eltern­geldes noch weiter erhöhen.

Fazit

Das mit dem Elterngeld ist nicht ganz so einfach zu verstehen, kann aber lukrativ sein. Also ran ans Kleingedruckte.

Baby-Sparen

Oma und Opa, die Onkels und Tanten und das Kindergeld, wohin damit? Wie wäre es mit einem Sparplan auf den MSCI World oder den MSCI ACWI oder die entsprechenden FTSE-Pendants? Einfach, kostengünstig und 20 Jahre Anlauf. Da müsste es doch mit dem Teufel zugehen, wenn das kein kleines Vermögen wird.

Strikt abraten würde der Finanzwesir von dem ganzen Kram, den das Finanzestablishment an den Mann oder die Frau bringen will. Diese ganzen Versicherungsprodukte braucht kein Mensch.

Versicherungen

Drei Dinge solltest Du absichern

  1. Die Arbeitskraft des Familienernährers. Dafür gibt es Risikolebensversicherungen. Lass‘ sich nichts anderes aufschwatzen. Es geht nur darum den Tod des Familienernährers zu versichern. Vermögensbildung hat hier nichts verloren.
  2. Kinderunfallversicherung. Man kann darüber streiten. Sinn dieser Versicherung: Ihr Kind verunglückt schwer und verliert ein Bein. Dann zahlt die Versicherung 130.000 Euro. Das bringt das Bein nicht zurück, lindert aber die Auswirkungen des Unfalls.
    Das ist so eine Art BU für Kinder. Ein mit Kindergeld gefüttertes ETF-Depot kann in ähnliche Größenordnungen aufsteigen.
  3. Private Haftpflichtversicherung. Die sollte man eigentlich schon als Paar haben. Aber jetzt – wo der Nachwuchs da ist – wäre es eine Überlegung wert, ob Sie nicht „deliktunfähige Kinder“ mit absichern.
    Kinder sind erst ab dem 10. Lebensjahr haftbar. Dann müssen die Eltern für die Schäden finanziell gerade stehen. Wenn der Dreijährige sein Laufrad in die 911er Penisverlängerung des Nachbarn crasht hat der Pech gehabt und muss selbst zahlen.
    Eine Haftpflichtversicherung mit Deliktunfähigkeitseinschluss erhält den nachbarlichen Frieden, denn sie zahlt die neue Lackierung. Meist sind Schäden bis zu seiner Summe von 5.000 Euro versichert.

Du findest den Podcast über Nachwuchs hier:

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Finanzbegriff der Woche

Der Generationenvertrag. Geht historisch auf die Idee des Gesellschaftsvertrages wie sie im 18. und 19. Jahrhundert entwickelt zurück.

Der Generationenvertrag ist kein schriftlich festgelegter Vertrag, den jeder unterschreibt, sondern man wird hineingeboren. Die im Berufsleben stehende Generation zahlt die die Renten der Alten und wir dann von derzeit den eigen Kindern unterstützt. Dieses Umlageverfahren wurde 1957 in der Rentenreform unter Konrad Adenauer als Schreiber-Plan eingeführt.

Wilfrid Schreiber verwendete zunächst den Begriff „Solidar-Vertrag zwischen den Generationen“.
Generationen? Müssen da nicht drei Generationen berücksichtigt werden? Kinder, Eltern, Großeltern.
Das ist korrekt. Schreibers Plan sah folgendes vor:

  1. Kindern und Jugendliche unter 20
  2. Alte ab 65

erhalten einen Anteil aus der der Gesamtheit der Arbeitseinkommen. Die mittlere Generation sorgt mit ihren Rentenbeiträgen aus dem Erwerbseinkommen für beide Generation. Dementsprechend war neben der Altersrente eine Kindheits- und Jugendrente vorgesehen. Unverheiratete Kinderlose sollten dabei den doppelten Beitrag zahlen (verheiratete Kinderlose den 1,5-fachen Beitrag) wie Verheiratete mit zwei Kindern.

Dann kam Adenauer mit seinem „Kinder kriegen die Leute immer“ und aus war’s mit der Jugendrente. Was blieb war die Verpflichtung dynamische Renten an die nicht mehr erwerbstätige Generation zu zahlen. Das Ergebnis sind die oben angesprochenen Opportunitätskosten. Die Unterhaltskosten der Kinder einschließlich des Erziehungsaufwandes bleiben ganz überwiegend bei den Eltern, während der Rentenanspruch an Erwerbstätigkeit gekoppelt wurde, wodurch Eltern mit Kindern weniger Ansprüche erwerben als Altersgenossen ohne Kinder.

Buchempfehlung des Finanzwesirs

Dieses Mal eine ausdrückliche Anti-Medienempfehlung: Lade Dir keine Eltern-App herunter und lass‘ die ganzen Ratgeber im Regal stehen. Deine Eltern haben es auch geschafft Sie ohne App-Unterstützung aufs Leben vorzubereiten.
Aus Ihnen ist ja augenscheinlich etwas geworden, sonst würde sich keiner mit Ihnen auf das Wagnis Familiengründung einlassen. Die ganzen Ratgeber – egal ob analog oder digital – sind schlimmer als die Finanzpornographie, vor der ich hier immer warne.

Such Dir eine gescheite Nachsorgehebamme und fragen Sie der Löcher in den Bauch. Vertrauen Sie ansonsten der Biologie. Auch Sie haben die Brutpflege in den Genen.

Dann suche dir einen guten Kinderarzt und gehen regelmäßig zu den U-Untersuchungen. Fragen Sie den Arzt und hören Sie auf ihn! Verschonen Sie ihn auf jeden Fall mit dem hysterisierenden Dreck, den sie im Internet aufgeschnappt haben. Ein „das habe ich im Internet gelesen“ ersetzt keine jahrelange Facharztausbildung. Wenn Sie dem Arzt misstrauen, suchen Sie sich einen anderen.

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Risikoklassen: Wer braucht die überhaupt? – Der Finanzwesir rockt 83

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2 Antworten

  1. Hallo Finanzrocker,

    ein sehr wichtiges Thema für junge Eltern!

    Ich selbst habe eine 8-jährige Tochter die auch schon seid langer Zeit einen ETF Sparplan hat und auch selbst regelmäßig mal reinschaut, wie es sich so entwickelt…

    Als ich Kind war, ist leider keiner auf die Idee gekommen so etwas für mich abzuschließen und die finanzielle Bildung begann etwas spät.

    Finde es sehr wichtig den eigenen Kindern von klein auf zu zeigen, wie man auch mit dem eigenem Geld umgeht und die Kids interessieren sich sogar dafür:

    Papa, was machst du da, was ist Mintos?
    Papa, sollen wir nach meinen Aktien gucken?

    Schönen Gruß und vielen Dank für den tollen Podcast!!

  2. Keine Ahnung was ein Auto über einen Menschen aussagen soll im Fall eines Porsches wahrscheinlich eher das er einfach einen guten Geschmack hat.

    Ich denke solche Kommentare wie „Wenn der Dreijährige sein Laufrad in die 911er Penisverlängerung des Nachbarn crasht hat der Pech gehabt und muss selbst zahlen.“

    Denke ich sind in einem Finanzblock völlig unangemessen.

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