Zum sechsten Mal in acht Jahren ist Lars Wrobbel zu Gast im Finanzrocker-Podcast, um über seine Erfahrungen und Entwicklungen zu sprechen. Seit seinem letzten Besuch im Jahr 2021 hat sich viel verändert, sowohl persönlich als auch im Finanzbereich. Darüber und über einige andere Themen sprechen wir in knapp 80 Minuten.
Inhalt
Überblick Interview mit Lars Wrobbel
Es ist schon wieder 47 Folgen her seit Lars Wrobbel das letzte Mal im Finanzrocker-Podcast zu Gast war. In der Zwischenzeit ist eine ganze Menge bei Lars und auch an den Märkten passiert, so dass wir viele unterschiedliche Themen hatten, über die wir sprechen konnten. Lars ist der bekannteste P2P-Investor in Deutschland und ist nun schon zum sechsten Mal im Finanzrocker-Podcast zu Gast.
Das Ende der Nullzinsphase hatte große Auswirkungen auf die Aktienmärkte, den Kryptomarkt und P2P-Kredite. Lars berichtet von Anpassungen in seiner Asset Allocation und diskutiert die Herausforderungen, die das aktuelle Finanzklima mit sich bringt.
Trotz der Zinswende hält Lars an seiner Strategie fest, in dividendenstarke Unternehmen zu investieren, obwohl diese zuletzt schlechter als der Markt abgeschnitten haben. Er erklärt auch, wie er mit dem risikoarmen Teil seines Portfolios umgeht und wie er mit dem Problem umgeht, dass er in einige CEFs nicht mehr investieren kann.
Die Insolvenz von Celsius hat den Markt für für Lending und Staking schwer getroffen. Lars berichtet über seine Erfahrungen und die Lehren, die er daraus gezogen hat. Trotz der Veränderungen im P2P-Markt und der neuen EU-Regulierung sieht er weiterhin Potenzial für bestimmte Plattformen.
Das Gespräch ist etwas länger geworden und auch nicht so ein typisches Interview geworden, aber ich finde, dass solche Folgen auch nochmal für zusätzliche Abwechslung sorgen.
An dieser Stelle aber auch nochmal der obligatorische Disclaimer. Bei diesem Podcast handelt es sich weder um Anlage-, Aktien- oder Investitionsempfehlungen noch um eine Anlageberatung. Wir geben unsere persönlichen Meinungen und Erfahrungen wieder und was Ihr daraus macht, bleibt Euch überlassen und auch Euer Risiko.
Shownotes:
- Zur Webseite von Lars Wrobbel
- Mehr über Lars erfahren
- Zum P2P-Plattformen-Vergleich
- Zum Mixtape mit Lars und seiner Familie
- Zum zweiten Interview mit Lars zur nebenberuflichen Selbstständigkeit
- Zum letzten Interview aus Folge 200
- Zum angesprochenen Finanzrocker Whatsapp-Kanal
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Zusammenfassung des Interviews
Einleitung
Herzlich willkommen zu einer neuen Folge des Finanzrocker-Podcasts! Ich freue mich, erneut einen Gast bei mir zu haben. Dies ist bereits der sechste Auftritt. Heute werden wir über verschiedene Themen sprechen, darunter Changes in der Asset-Allokation, das Risiko bei Investitionen und die Finfluencer-Szene.
Persönliche Veränderungen
Was hat sich seit unserem letzten Gespräch verändert?
Ich werde bald Vater einer Tochter, und mein Umzug hat auch viel Stress verursacht. Das letzte Jahr war überraschend erfolgreich für mich, obwohl ich mir keine konkreten Jahresziele gesetzt habe.
Wie geht es dir mit deiner Selbstständigkeit?
Ich fühle mich in meiner Selbstständigkeit sehr wohl und vermisse meine Kollegen tatsächlich nicht. Ich genieße die Ruhe und den Freiraum, die mir ermöglichen, produktiv zu arbeiten. Auch wenn es manchmal einsam ist, habe ich das Glück, dass meine Familie oft zu Hause ist. Dadurch erhalte ich die nötige Unterstützung und kann flexibel arbeiten. Diese Unabhängigkeit schätze ich sehr, da sie mir erlaubt, meine Zeit nach meinen Bedürfnissen zu gestalten und gleichzeitig für meine Familie da zu sein.
Ich freue mich darauf, dass sich durch die anstehende Geburt und die Veränderungen in meinem Leben etwas auflockert. Ich bin ein sehr routinierter Mensch, besonders in meiner Selbstständigkeit, aber ich freue mich darauf, dass mehr Leben in die Bude kommt.
Bei mir hat sich auch etwas geändert; ich bin seit über einem Jahr wieder fest angestellt, weil mir der Austausch mit Kollegen gefehlt hat. Damals haben wir darüber gesprochen, wie wichtig dieser Austausch ist. Jetzt ist es für mich eine positive Veränderung, die mir mehr soziale Kontakte bietet.
Wie hat sich das in deiner Selbstständigkeit geändert? Hast du das Gefühl, dass dir die Einsamkeit auf dem Dorf zu schaffen macht?
Das ist eine gute Frage. Wir haben beide viele Parallelen in unseren Karrierewegen. Aber im Gegensatz zu dir vermisse ich meine Kollegen nicht. Ich fühle mich in der Selbstständigkeit wirklich gut aufgehoben, da ich die Ruhe brauche, um effizient zu arbeiten. Außerdem ist meine Frau, die Lehrerin ist, oft zu Hause, was für eine angenehme Atmosphäre sorgt. Hier ist also immer etwas los, und ich brauche kein Büro und keine Kollegen für mein Wohlbefinden. Ich habe großen Respekt vor dir, dass du den Schritt zurück ins Angestelltenverhältnis gewagt hast; ich könnte mir so etwas derzeit ehrlich gesagt nicht vorstellen – es sei denn, es wäre finanziell notwendig.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass ich irgendwann wieder in die Selbstständigkeit zurückkehre, aber momentan sehe ich mich in meiner aktuellen Rolle am richtigen Platz.
Ich respektiere deinen Mut, zurückzukehren und gleichzeitig nebenberuflich selbstständig zu bleiben. Das war sicher eine große Herausforderung für dich.
Ja, es war nicht einfach! Ich habe es nun schon seit 13 Monaten geschafft und habe nach wie vor Spaß daran. Das Wichtigste ist, dass man Freude an dem hat, was man tut. Wenn die Lust fehlt, bringt es nichts.
Wobei „durchhalten“ und „Spaß haben“ sich jetzt ein wenig widersprechen, aber es ist schön zu hören, dass du noch Freude an deiner Arbeit hast. Es ist wichtig, den Fokus nicht zu verlieren, sonst macht man sich irgendwann kaputt.
Genau! Die Herausforderung besteht darin, ein Gleichgewicht zu finden. Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich den Finanzrocker weiterführen möchte, aber eben in einem reduzierten Rahmen.
Finanzielle Themen
Wie hat die Zinswende deine Strategie beeinflusst?
Die Zinswende hat meine Strategie in der Hinsicht beeinflusst, dass ich jetzt mehr Cash halte als zuvor, was sich mittlerweile auch gut verzinst. Früher hatte ich oft viel Geld auf Konten liegen, ohne dass es Zinsen abwarf. Aktuell investiere ich etwa 55% meines Portfolios in Aktien, 19% in P2P-Kredite, 11% in Kryptowährungen und den Rest halte ich als Cash-Reserve. Diese Cash-Reserven nutze ich vor allem für Notfälle oder um in Crash-Situationen schnell reagieren zu können. Ich habe mich zudem von deutschen Aktien getrennt, da sie nicht mehr zu meinem langfristigen Anlagekonzept passen. Die Dividenden waren nicht mehr so attraktiv wie früher, und ich sehe die Zukunft eher in Sammelanlagen und diversifizierten Produkten.
Wie sieht es bei dir aus?
Bei mir ist es ähnlich; ich habe mich auch von einer meiner schlechtesten Aktien, Fresenius, getrennt. Stattdessen investiere ich nun in breit gestreute ETFs, um die Risiken besser zu verteilen. Ich habe festgestellt, dass eine diversifizierte Anlagestrategie in verschiedenen Regionen und Sektoren mir mehr Sicherheit gibt. Ich investiere gezielt in Länder wie Japan oder die Asien-Pazifik-Region, in denen ich zuvor kaum vertreten war. Diese Veränderungen haben mir geholfen, mein Portfolio stabiler und zukunftssicherer zu gestalten.
Risikoarme Anlagen und Performance der Investments
Du hast ja deinen risikoarmen Portfolio-Teil bereits erwähnt. Wo investierst du hauptsächlich?
Ich investiere hauptsächlich in Tages- und Festgeld sowie in kurzlaufende Anleihen über CapTrader. Dabei ist meine Definition von risikoarm vielleicht etwas anders als die der meisten Menschen. Tages- und Festgelder nutze ich für meine Notfallreserve, doch ich gehe auch gerne in P2P-Kredite und Cashback-Aktionen, wenn sich die Gelegenheit bietet. Wenn es zum Beispiel Cashback-Aktionen gibt, bei denen ich mein Geld für sechs Monate anlegen und 15 Prozent Zinsen erhalten kann, nutze ich solche Angebote. Das ist jedoch nicht wirklich risikoarm.
Wie sieht es mit deinen anderen Anlagen aus?
Wirklich risikoarm sind für mich Tagesgeld und US-Staatsanleihen. Ich habe auch etwas Geld bei Wise angelegt, wobei ich glaube, dass im Hintergrund ein Konto oder ein Fonds läuft, der in US-Staatsanleihen investiert. Das ist im Prinzip dasselbe.
In deinem Newsletter sprichst du häufig über deine Renditen. Ist dir aufgefallen, dass deine Aktien und REITs seit der Zinswende schlechter abschneiden als der Markt? Setzt du weiterhin auf dividendenstarke Unternehmen?
Ja, das tue ich. Die magere Performance ist vor allem darauf zurückzuführen, dass seit letztem Jahr die Tech-Firmen den Markt maßgeblich beeinflusst haben. Ich habe keinen Tech-Stock im Portfolio; ich besitze nur einige für meinen Sohn. Mein Fokus liegt auf den Ausschüttungen, nicht auf der Gesamtrendite. Ich bin mit einer Rendite von sechs bis sieben Prozent zufrieden.
Wie haben sich deine REITs entwickelt?
Die REITs wurden stark von der Zinsentwicklung getroffen. Anfang 2023 waren sie zeitweise fast 15 Prozent im Minus. Doch wenn sich die Zinsprognosen ändern, könnte das Thema schnell umschlagen. Ich denke, dass sich die Situation zum Jahresende hin stabilisieren wird. Die Hoffnung auf Zinssenkungen könnte dazu führen, dass die REITs wieder an Wert gewinnen. Für mich sind regelmäßige Ausschüttungen wichtiger als hohe Renditen. Bisher wurde bei meinen Sammelanlagen keine Ausschüttung gekürzt. Die Ausschüttungen wirken sich zudem auf die Gesamtperformance aus, da sie erst im Laufe des Jahres anfallen und die Rendite beeinflussen.
P2P-Kredite und deren Risiken
Wie siehst du die Zukunft von P2P-Krediten angesichts der aktuellen Marktentwicklungen?
P2P-Kredite bleiben für mich ein wichtiges Einkommensinstrument. Die Regulierung des Marktes ist ein Schritt in die richtige Richtung, da sie dazu beitragen kann, unseriöse Anbieter auszuschließen. Dennoch müssen Anleger sich bewusst sein, dass sie auch in regulierten Märkten weiterhin Verluste erleiden können. Es ist wichtig, sich gut über die Plattformen zu informieren und ein Verständnis dafür zu entwickeln, welche Risiken man eingeht. Ich persönlich war seit fast zehn Jahren im P2P-Bereich aktiv und hatte bisher kein negatives Jahr – dennoch sind auch Verluste nicht ausgeschlossen. Es ist also entscheidend, eine realistische Erwartungshaltung zu haben und sich aktiv mit den Investitionen auseinanderzusetzen.
Glaubst du, dass die EU-Regulierung das Vertrauen in P2P-Plattformen stärken wird?
Ja, das denke ich schon. Die hohen Anforderungen an Lizenzen werden es Scams erschweren, auf dem Markt Fuß zu fassen. Anleger sollten jedoch weiterhin vorsichtig sein und sich intensiv mit den Plattformen auseinandersetzen. Eine Regulierung allein bedeutet nicht automatisch Sicherheit; es bleibt wichtig, sorgfältig zu prüfen, wo man investiert und sich über die jeweiligen Risiken im Klaren zu sein.
Finfluencer-Szene
Wie siehst du die aktuelle Situation in der Finfluencer-Szene?
Die Finfluencer-Szene hat sich stark verändert; viele Selbstdarsteller haben sich hervorgetan und versuchen oft, ihre Follower durch Angst oder übertriebene Versprechungen zu manipulieren. Das Klima innerhalb der Szene ist rauer geworden, und ich finde es bedenklich, dass viele Influencer nicht die Verantwortung für ihre Empfehlungen übernehmen. Der Fokus scheint oft mehr auf Klickzahlen und Reichweite zu liegen als auf echter finanzieller Bildung oder verantwortungsvoller Beratung.
Glaubst du, dass die geplante Regulierung der Branche positive Veränderungen bringen könnte?
Eine Regulierung könnte helfen, das Vertrauen zurückzugewinnen und gefährliche Praktiken einzudämmen. Allerdings könnte sie auch viele kleine Blogs schließen, was schade wäre, denn es gibt viele ehrliche und kompetente Stimmen in der Szene. Wenn man jedoch die Sicherheit der Anleger im Blick hat, könnte eine Regulierung notwendig sein. Interessant wird sein zu sehen, wie sich die Branche weiterentwickelt und welche neuen Modelle entstehen könnten.
Abschlussgedanken
Hast du dir nach all den Jahren im Business noch große Ziele gesetzt?
Insgesamt habe ich keine großen Ziele mehr gesetzt; ich bin finanziell unabhängig und konzentriere mich darauf, meine Projekte stabil zu halten und so zu betreiben, dass sie mir weiterhin Freude bereiten. Sollte es mir irgendwann keinen Spaß mehr machen oder ich merke, dass es nicht mehr passt, hätte ich kein Problem damit, mich davon zurückzuziehen oder neue Wege zu gehen. Mir ist wichtig, dass ich meine Zeit sinnvoll nutzen kann – sowohl für meine Familie als auch für meine beruflichen Projekte.
Ich danke dir für das interessante Gespräch und freue mich auf unsere nächste Folge!
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