In der Bankenwelt ändert sich zur Zeit eine ganze Menge. Gründe gibt es genug: Nullzinspolitik, Strafzahlungen, Fintech-Unternehmen oder auch die Digitalisierung gehören dazu. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie die Banken damit umgehen. Darüber und über eine ganze Menge mehr spreche ich mit Ramin Fatemieh von der UBS Deutschland AG in meiner aktuellen Podcast-Folge.
Die UBS (Union Bank of Switzerland) ist ein globales Finanzinstitut mit Niederlassungen in über 50 Ländern. Nach der Finanzkrise wurde die Bank mit Steuergeldern gerettet und geriet danach durch Zockereien immer wieder in die Schlagzeilen. Erst in den letzten Jahren wurden die Schlagzeilen immer weniger und positive Meldungen überwiegten.
„Das ist das Schöne an dieser Generation und auch der Fintech-Szene, dass sie uns daran erinnert, dass wir eigentlich in einer Industrie arbeiten, die nicht so komplex und kompliziert sein muss wie wir sie gerne darstellen.“
Zitat Ramin Fatemieh aus dem Podcast-Interview
Nun wagt sich das Institut an neue Formen der Vermögensverwaltung. Ganz neu ist dabei ein hybrides Modell mit Online-Verwaltung und persönlicher Beratung. Aber auch ganz neue digitale Lösungen sind in der Planung. Und das ist auch das Spannungsfeld meines Interviews mit Ramin Fatemieh, dem Market Coordinator Wealth Management und Member of the Management Committee of WM Germany & Austria bei der UBS Deutschland. Weiter unten findest Du eine Zusammenfassung des Gesprächs.
Inhalt
Shownotes
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Über Ramin Fatemieh:
- Ramin Fatemieh ist seit über sieben Jahren bei der UBS. Er hat in Giessen Betriebswirtschaft studiert und dann als Berater gearbeitet. Nach einiger Zeit verschlug es ihn nach Zürich, wo die UBS als Arbeitgeber dann nahelag.
Warum hat dich die Beratertätigkeit so konkret gereizt?
- Ich glaube daran, dass es Bedürfnisse gibt und Spezialisten, die dich dabei unterstützen, gewisse Entscheidungen zu treffen. Das ist etwas, wo du dich durch die Art der Beratung und Qualität der Beratung dann auch wirklich von Anderen absetzen kannst.
Kannst du UBS mal in ein paar Sätzen vorstellen?
- Die UBS ist die größte Schweizer Bank und global mit der größte Vermögensverwalter der Welt. Die UBS ist eine globale Bank und fast überall auf der Welt vertreten, in den meisten Märkten sogar mit eigenen Präsenzen. Kern des Geschäfts ist die Vermögensverwaltung, darauf sind die anderen Geschäftsgebiete ausgerichtet.
Ursprünglich war London als Mittelpunkt des UBS Wealth Management geplant, dank Brexit wird es jetzt wohl Frankfurt – wie kam es zu der Entscheidung?
- Letzten Freitag wurde verkündet, dass wir das Europageschäft in Frankfurt bündeln werden. Wir haben uns verschiedene Standorte angeschaut und jeder hatte Vorteile und Nachteile. Die Präferenz für Frankfurt wurde sogar schon vor dem Brexit geführt, es ist natürlich ein toller Aufhänger für die Medien, das miteinander zu verbinden, aber unsere Entscheidung hatte nichts mit dem Brexit zu tun.
Die Mitarbeiterzahl in der neuen SE soll von 800 auf 2.500 Mitarbeiter ansteigen. Heißt das, es werden neue Arbeitsplätze in Deutschland geschaffen oder wird das einfach nur gebündelt?
- Ich glaube, es sind zwei Aspekte, die man hier berücksichtigen muss: Was ist die Europa-SE und was war die UBS vorher. Da mögen dann die Größenordnungen ungefähr stimmen, das hat allerdings auch damit zu tun, dass zur neuen Europa-SE verschiedene Einheiten aus Italien, Luxemburg, Österreich, Spanien, etc zählen. Werden neue Arbeitsplätze in Frankfurt geschaffen? Kann sein, aber wie viele es werden, kann ich dir nicht sagen. Natürlich müssen einige Funktionen vorhanden sein, wovon sicherlich einige Bereiche profitieren werden.
Wie wird sich die Branche aus deiner Sicht in den kommenden Jahren weiterentwickeln?
- Vielleicht erstmal was zum Zustand der Finanzindustrie bzw. zu den Umstrukturierungen/Entlassungen, von denen man in der Zeitung liest: Das ist ein Spiegelbild der schwierigen Situation, in denen sich die Finanzindustrie befindet. Wir haben kontinuierlichen Druck auf die Margen, es ist nicht mehr so einfach wie früher, als Bank Geld zu verdienen. Niedrigzins, Nullzins, Negativzins – das ist etwas, das wir so nicht kennen. Die Konsequenzen daraus sind daher auch schwer absehbar. Das wird dazu führen, dass einige Banken es sehr schwer haben, in der Form weiter zu operieren in der sie es bisher getan haben. Eine Folge ist natürlich Entlassung, um die Kosten zu reduzieren, aber wie nachhaltig ist das? Ich bin der Ansicht, dass Schrumpfen keine Strategie ist.
- Dann der Aspekt Digitalisierung: Da gilt es, das Kundenbedürfnis besser zu befriedigen und die heutige Art der Interaktion zu berücksichtigen. Wir müssen darauf reagieren, wie der Kunde der Zukunft mit uns als Bank zusammenarbeiten will. Der andere Aspekt ist der, dass Prozesse zu optimieren und zu digitalisieren ein Sparpotential bietet. Das alles erfordert aber auch Investition. Investition wiederum erfordert das notwendige Kapital, und das ist momentan ein sehr rares Gut.
Wie sehen die Formate bei der UBS aus, habt ihr z.B. Thinktanks oder kauft ihr das extern ein?
- Ja, beides. Wir haben einen Thinktank, das Innovation Lab. Die Kollegen dort machen nichts anderes als sich extrem kreativ zu überlegen, wie sich die Finanzindustrie entwickelt bzw. was wir für Dienstleistungen anbieten können, an die heute noch keiner denkt. Da kommen teilweise ganz spannende Sachen raus.
- Desweiteren werden wir auch eine Art Robo Advisor in London lancieren, UBS Smart Wealth. Das ist etwas, das in ebendiesen Innovation Labs vor zwei Jahren entstanden ist und jetzt kurz vor der Marktlancierung steht.
Was kann ich mir darunter vorstellen?
- Das ist ein Robo Advisor, wie man ihn auch von anderen Stellen kennt, aber wesentlich erweitert. Das Produkt selber steht im Hintergrund, im Vordergrund steht das Thema Wealth Planning, „was braucht der Kunde“, und das Ganze auf eine digitale Art und Weise.
Ihr habt noch ein weiteres Produkt lanciert, UBS Manage Access – eine professionelle online-basierte Vermögensverwaltung für Menschen mit einem Vermögen ab 100.000€. Was steckt dahinter?
- Das ist sehr spannend. Antrieb dahinter war die Frage: Hat ein Kunde das Bedürfnis, persönlich beraten zu werden? Natürlich ist da jeder anders, aber wir haben ganz klar festgestellt, dass bei einer gewissen Größenordnung schon das Bedürfnis besteht, mit Menschen zu sprechen und sich Rat einzuholen. Das Modell der klassischen Niederlassung gibt es natürlich weiterhin, aber wir sehen die Zukunft eher darin, „digital“ und „persönlich“ zu vernetzen. Deswegen auch das hybride Beratungsmodell, wir bieten eine digital getriebene Vermögensverwaltung an: Der Kunde hat die notwendige Transparenz und kann alles über sein eBanking machen. Allerdings kann er jederzeit und so oft er möchte, auf ein Beraterteam zugreifen, das auch aktiv zweimal im Jahr mit ihm seine Finanzen durchgeht und entsprechend Ratschläge gibt. Ich bin überzeugt, dass dieses hybride Modell das Modell der Zukunft ist. Schlussendlich entscheidet der Kunde, wie er mit uns interagiert, das ist der fundamentale Unterschied zu vorher, wo die Bank entschieden hat, wie der Kunde mit ihr zu interagieren hat.
Die meisten meiner Hörer werden noch nicht über ein 6- oder 7-stelliges Vermögen verfügen und wahrscheinlich auch von den Kosten abgeschreckt werden, diese liegen bei 1,3% für 100.000€. Was bietet die UBS für diese hohen Kosten?
- Es kommt ein bisschen darauf an, ob ich einen Gegenwert sehe für das Geld, das ich bezahle. Gegenwert heißt: Menschen wollen Performance haben. Also muss das Ziel Nummer 1 sein, langfristig eine gute Performance zu liefern. In unserem Fall ist das eine aktive Vermögensverwaltung mit Beratern, Research, Strategen, etc., die langfristig einen Mehrwert liefert. Natürlich muss sich der Kunde auch wohlfühlen. Wie einfach ist es, mit der Bank zu interagieren? Wie gut finde ich die technologische Unterstützung? Wie gut finde ich meinen Kundenberater, wie gut ist er erreichbar? Kriege ich alle Informationen, die ich brauche? Da bin ich so selbstbewusst zu sagen, wenn es vom Anlageprozess bis zur Bedienung der Kunden im Tagtäglichen geht, haben wir bei der UBS üblicherweise einen sehr guten Track Record, der die Kunden auch veranlasst, etwas mehr zu bezahlen als bei anderen Banken.
Welche Rendite strebt ihr damit langfristig an?
- Das hängt von der gewählten Strategie ab. Für konventionelle Anlagen mit niedriger Aktienquote sind momentan langfristig 2% die erwartete Rendite. Bei höherer Aktienquote arbeiten wir mit einer erwarteten historischen Rendite von 7%, aber du weißt es ja besser, dass wir da zurecht vorsichtig sein müssen bei der Prognose solcher Zahlen, weil die Vergangenheit keine Schlüsse auf die Zukunft zulässt.
Ihr bietet eine Willkommensprämie in Höhe von 0,6% oder maximal 15.000€ des erstmalig angelegten Anlegevolumens. Rentiert sich so eine Prämie?
- Ja, das rentiert sich. Du hast die Gebühren ja eingangs schon erwähnt, ich gebe also auf gut Deutsch nicht mehr her als ich später bekomme. Warum wir Prämien vergeben, hat zwei Gründe: Deutschland ist ein Markt, der total auf Incentives/Prämien steht, sei es die Kaffeemaschine bei der Zeitung oder die Prämie bei der Deutschen Bank, das ist ein gängiges Mittel zur Bewerbung von Produkten. Der zweite Grund ist: Für uns ist es ein Test gewesen ob wir damit breite Marketinginvestitionen substituieren können, aber in einer zielgerichteten Art und Weise, und bisher klappt das sehr gut und stößt auf großes Interesse.
Wofür brauche ich als mündiger Anleger eine teure Vermögensverwaltung? Reicht es nicht aus, auf ein breit diversifiziertes ETF-Portfolio zu setzen oder brauche ich tatsächlich den Kundenberater, der im Falle eines Chrashs sagt, dass alles wieder steigt?
- Sehr schnippisch, aber eine total gute Frage. Für einige mag ein breit diversifizierter ETF vollkommen ausreichend sein, für andere ist die Replizierung eines oder mehrerer Indizes nicht ausreichend, sie wollen wirklich das Gefühl haben, dass man sich aktiv um ihr Geld kümmert und nicht nur in Zeiten von Crashs mit einem gesprochen wird sondern wirklich auch regelmäßig. Das ist für viele ein Grund, eben nicht dieses ETF-Portfolio zu wählen. Aber richtig oder falsch, das kann man nicht sagen. Wir müssen uns als UBS Bank darauf einstellen, diese verschiedenen Bedürfnisse zu beantworten.
2008 stand die UBS gefährlich nah am Abgrund und wurde in der Krise mit Milliarden von Steuergeldern gerettet. Danach folgten „Zockerjahre“, es gab einen Zocker-Skandal,… Dann hat ein Rebranding stattgefunden. Würdest du sagen, dass bei der UBS tatsächlich in den letzten Jahren ein starker Kulturwandel stattgefunden hat?
- Ja, für die Jahre gesprochen, in denen ich Mitarbeiter sein darf, absolut! Nicht nur, was Risikoaspekte und Kontrollen angeht. Aber Kulturwandel ist nicht eine Einmalsache, sondern etwas stetiges und grade jetzt findet wieder ein Kulturwandel statt hin zu Digitalisierung, hin zu offenerem Denken. Was man eindeutig sieht, ist dass wir ein Geschäftsmodell gefunden haben, das nicht nur unsere Kunden richtig finden, sondern auch die Investoren.
Stichwort Umgang mit der Generation Y und den Millenials – wie geht ihr mit dem Gesellschaftswandel um?
- Es ist nicht so einfach, um offen zu sein. Unsere Kunden sind von 18 bis 93 oder noch älter und von daher gibt es nicht den einen Weg, mit all diesen Kunden umzugehen. Uns ist aber bewusst, dass wir heute darauf eingehen müssen, was die Generation Y oder andere junge Menschen wollen und wie sie ticken, und uns entsprechend anpassen. Wir nähern uns indem wir versuchen, flexibel zu sein und zeitgemäß mit ihnen zu interagieren, und das ist das Schöne an dieser Generation und auch der Fintech-Szene, dass sie uns daran erinnert, dass wir eigentlich in einer Industrie arbeiten, die nicht so komplex und kompliziert sein muss wie wir sie gerne darstellen.
Wordshuffle:
Schweiz – sehr schönes Land mit wunderbaren Seen, schönen Bergen, niedrigen Steuern!
Trump – hätte ich jetzt nicht gewählt.
Damaskus – da hab ich mal drei Monate meines Lebens verbracht beim SOS-Kinderdorf und ich will diese Erfahrung nicht missen.
Rockmusik – ist nicht unbedingt meins, aber meine Freundin hat da ein größeres Faible für, deswegen muss ich es mir hin und wieder anhören.
Helikoptergeld – wenn das irgendwo mal runterfallen sollte, hoff ich, dass ich druntersteh, aber ich glaube, es wäre total falsch wenn es Geld aus Helikoptern regnen würde.
Brexit – manchmal weiß man ja erst am nächsten Morgen, für was man sich entschieden hat. Sehr überraschend, hätte ich nicht mit gerechnet. Ich glaube, dass die Damen und Herren von der Insel auch noch nicht abschätzen können, was das für sie bedeutet, wie wir es auch nicht können. Ich finde es sehr schade, weil die europäische Idee damit einen deutlichen Riss bekommen hat und in Zeiten wie diesen sollten wir als Gemeinschaft zusammenstehen und nicht dem Populismus den Weg ebnen.
Glück – etwas, was mich jeden Tag begleitet, ich bin ein unglaubliches Glückskind, ich kann mich nicht beklagen über mein Leben und ich hoffe, dass ich mit dieser positiven Art andere an meinem Glück teilhaben lassen kann.
Bilder: Copyright by UBS, Ramin Fatemieh
Eine Antwort
Na so richtig überzeugend finde ich das nicht. War ganz schön viel Neusprech & Werbung. Und warum ich 1,3% p.a. (plus MwST) bezahlen soll, wenn ich einen low-cost ETF für ein Prozentpunkt weniger kaufen kann der dann auch ca. 6-7% Rendite p.a. erwirtschaftet, ist für mich persönlich immer noch schwer nachzuvollziehen. Zudem vermute ich stark, dass einem für die Jahresgebühr eine Menge UBS-Quark untergejubelt wird 😉 Aber das ist nur meine persönliche Meinung und mag so nicht stimmen…nur: Die Bank, die ihren Kunden bei der Vermögensverwaltung rät, ETF zu kaufen, muss wohl erst noch gebacken werden 😉
Btw, die im Beitrag erwähnten 15.000 EUR Prämie gibt’s bei einem Einlagevermögen von *TUSCH* 3 Millionen EUR. Bei 100.000 kann man sich immerhin noch über 600 EUR freuen (obwohl man im ersten Jahr mindestens 1300 EUR+MwST bezahlt…ein echter Schnapper! 😉
LG Tom