Multi-Asset-ETFs: Was steckt dahinter? – Der Finanzwesir rockt 61

Bis ein individuelles Portfolio steht, dauert es eine ganze Zeit. Und gerade wenn man denkt: „Jetzt passt es!“, kommt ein Unternehmen wie Fidelity daher und gibt bekannt: „Bei uns gibt’s den 0-Euro-ETF!“. Was machen? Wir sprechen darüber und über Multi-Asset-ETFs in unserer neuen Folge.

Dieses Mal: Multi-Asset-ETFs

Überblick Multi-Asset-ETFs

Wie hoch soll der Aktienanteil im Depot sein? Wie viele Anleihen-ETFs? Und was ist mit Rohstoffen? Brauche ich das alles und auf welche ETFs soll ich setzen? Oder gibt es da All-in-One-Lösungen? „Natürlich“, sagen da die Multi-Asset-ETFs, „gib uns Dein Geld, wir verteilen es auf die einzelnen Anlageklassen und kümmere mich um alles.“
Aber wir autorisieren den Sparplan nicht sofort. Wir sind misstrauisch. Es gibt echte Multi-Asset-ETFs und Hütchenspieler-ETFs. Die Hütchenspieler-ETFs sind auf den Hund gekommene Dachfonds.

Dachfonds = Dachfonds-Manager mixt Fonds zusammen und nimmt dafür 2%. Jeder der zusammengemixten Manager will auch noch mal 2%. Macht 4% und das wird – zum Glück – langsam unverkäuflich.

Was also tun?

Die aktiven Zwei-Prozenter rauswerfen und durch ETFs ersetzen. Das drückt die Kosten um 1,8%. Damit ist der Dachfonds preislich zwar noch nicht wirklich konkurrenzfähig aber man kriegt wenigstens nicht sofort Schnappatmung.
Aber die Dachfonds sind trotzdem nutzlos, denn als Indexer vermeiden wir das Manager-Risiko. Wir arbeiten mit einem klaren Regelwerk.
Das Produktversprechen der Dachfonds: Genialer Fonds-Manager bringt die Überrendite. Für uns ist es unerheblich, ob der nun mit aktiven Fonds oder ETFs jongliert. Das wollen wir nicht.

Zwischenfazit

Wir suchen ein Investment-Vehikel, dass die folgenden Kriterien erfüllt

  1. Günstig. Der Maßstab hier ist Selbermachen. Als ETF-Heimwerker kommen wir mit einer Kostenquote von unter 0,2% ans Ziel. Aktien-ETFs gibt es ab einer TER von 0,05%, Anleihen-ETFs ab 0,07%.
  2. Verfügt über eine transparente, stabile strategische Asset-Allokation. Stabil bedeutet: regelmäßiges Rebalancing.
  3. Breit diversifiziert.
  4. Verfügbar. Otto Normalanleger muss das Produkt bei einem Feld, Wald & Wiesen-Broker kaufen können. Keine hohen Mindesteinzahlungen, keine speziellen Vertriebskanäle.

Nur ganz wenige Produkte erfüllen diese Bedingungen:

  • Die drei Comstage Vermögensstrategie ETFs
  • Der ARERO
  • Die beiden db-x trackers-ETF „Portfolio“ und „Portfolio Income“

In dieser Podcast-Folge besprechen wir diese Produkte.

Du findest den Podcast hier:

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Fazit

Selbermachen ist kostenmäßig nicht zuschlagen. Eine Kostenquote von 0,2% ist die Messlatte.

  • Der billigste Multi-Asset-Fonds (Comstage defensiv ist mit einer TER von 0,44% mehr als doppelt so teuer.
  • Der teuerste Multi-Asset-ETF ist der dbx-trackers portfolio mit einer Kostenquote von 0,7% ist dreieinhalb mal so teuer.

Man wundert sich, warum manche der Multi-Asset-ETFs so multi sind.
Die defensive Variante des Comstage Vermögensstrategie ETFs hat 12 ETFs am Start. Muss das wirklich sein? Die 8% für Deutschland werden noch einmal halbiert. 4% für den DAX, 4% für den MDAX.
Für den Finanzwesir ist das ein bisschen Obama. „Because we can“ – wir als Instis handeln praktisch zu Null Prozent. Deshalb rebalancen wir auch einstellige Prozente. Ätsch!
Sieht außerdem kompetent aus. Wer kauft schon einen Multi-Asset-ETF, der nur aus drei Positionen besteht:

  1. Aktien: FTSE All World oder ACWI
  2. Anleihen: Barclays Euro Aggregate Bond
  3. Rohstoffe: Bloomberg Commodity Index

Das sagt jeder: „Dafür zahl ich nicht. Das mache ich selbst.“

Das Problem: Jeder hat ein großes Mundwerk, macht’s dann aber doch nicht oder verheddert sich in den Nachkommastellen und kriegt nichts auf die Reihe.
Albert ist jemand lieber, der heute mit einem Multi-Asset-Fonds anfängt als jemand, der in sechs Monaten immer noch nicht die optimale Asset Allokation gefunden hat.

So lautet das Fazit des Finanzwesirs: Ein regelbasierter Multi-Asset-ETF liefert zu einem vernünftigen Preis ein breit diversifiziertes Portfolio und steht somit genau zwischen Selbermachen und Robo-Advisor.

Finanzbegriff der Woche

Indexing als Fundament der Geldanlage. Viel zu schnell kommt die Frage nach dem richtigen, dem besten ETF. Dabei sind ETFs nur austauschbare Vehikel.
Was bedeutet Indexing?

  1. Ausschalten des Management-Risikos
  2. Verzicht auf Markttiming und Stockpicking
  3. Regelbasiertes Kaufen des ganzen Marktes

Was ist „der ganze Markt?“ Das hängt von der Definition ab.

  • Der Markt kann die Welt sein, nur die Industrieländer, nur die Schwellenländer, nur Deutschland.
  • Der Markt kann über die Anlageklasse definiert werden: Aktien, Anleihen, Rohstoffe.
  • Innerhalb der Anlageklassen kann ebenfalls variiert werden
    • Aktien: Nur Large und Mid Caps oder auch Small Caps
    • Anleihen: Investmentgrade versus Junk-Bonds
    • Rohstoffe: Alle Rohstoffe, nur Metalle, nur Gas & Öl, nur Agrar…

Diese Kombination kann beliebig breit (alle Firmen, alle Länder, alle Größen) oder beliebig schmal sein wie der legendäre Burmesische Wasserbüffelindex (kleines Land & Sektorwette).
Indexing kann so schmal werden, dass die Unterschiede zur Anlage in Aktien verschwimmen.
Aber es bleibt trotzdem im Kern beim regelbasierten Anlegen!

The Index Revolution: Why Investors Should Join It NowBuchempfehlung des Finanzwesirs

The Index Revolution: Why Investors Should Join It Now* von Charles D. Ellis. Mit einem Vorwort von Burton G. Malkiel

 

 

 

 

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5 Antworten

  1. Hi Daniel,

    wie immer eine kurzweilige Zusammenfassung zum Thema – vielen Dank!

    Ein Aspekt, der für mich in dieser Folge ein bischen zu kurz gekommen ist, ist die Notwendigkeit bzw Sinnhaftigkeit von Rohstoffen im Depot.

    Ihr hattet dazu ja auch schonmal eine Folge gemacht und wart zu dem Schluss gekommen, dass es eigentlich keinen Sinn macht und diese nur eine Wette, aber kein Investment sind:
    https://www.finanzwesir.com/blog/rohstoffe-podcast-finanzwesir-rockt-folge26

    Sehe ich ehrlich gesagt auch heute noch so – hat sich Eure Einschätzung hierzu seit damals geändert?

    Viele Grüße
    Thorsten

    1. Spannende Frage, Thorsten! Ich denke durchaus, dass eine kleine Menge Rohstoffe aus Gründen der Diversifikation sinnvoll sein kann. Spannend wird es ja, was mit dem Goldpreis passiert, wenn die Märkte mal richtig nach unten rauschen. Seit 2013 bewegt er sich ja nicht mehr wirklich. Und die Multi-Asset-ETFs spielen ihre Stärke spätestens in unruhigen Zeiten aus. Aber als großen Faktor sehe ich Rohstoffe nicht im Depot. Da bin ich ganz bei Dir!

      Viele Grüße
      Daniel

  2. Sehr interessanter Podcast. Mein Vater (Mitte 50) hat dieses Jahr eine noch 5 stellige Summe aus einer Lebensversicherung ausbezahlt bekommen. Er weiß nicht wie er mit diesem Geld umgehen soll, hat jedoch auch nicht wirklich Ahnung von Investments. Den ARERO sehe ich da als eine Alternative für ihn, da ich es ihm gut erklären kann und er eben nicht 10 Positionen im Depot hat. 🙂

  3. Hallo Finanzrocker,
    Meinst du mit „Dachfonds “ auch ClosedEndedFunds (CEFs) oder ist das für dich noch akzeptabel wenn man z.B. weniger liquide Werte abdecken will?

    Wieso den Barclays Euro Aggregate Bond? Einfach zur Diversifizierung oder welche Rendite soll der in den nächsten Jahren bringen? 😉

    „Anleihen: Investmentgrade versus Junk-Bonds“
    Es gibt nicht nur diese zwei Klassen, sondern auch sehr krasse Abstufungen untereinander bis zum Junkiest mit D-Rating.
    Unter anderem können besicherte 1st Lien Loans ein Investment-Grade-Rating haben und normale Preferreds wiederum ein Junk-Grade-Rating, obwohl es diesselbe Firma ist.

  4. Ich bin eher der „Leser“ als der „Hörer“, habe mir den Podcast aber dann doch angehört, weil ich alles über dieses Thema wissen wollte. Alle Argumente finde ich sehr aufschlussreich und gut erklärt. Eigentlich war ich ja bis jetzt eher gegen solche Multi Asset ETFs eingestellt, wenn ich aber etwas Ähnliches nachstellen möchte auf Sparplanbasis, dann komme ich zumindest bei Flatex auf höhere monatliche Gebühren, die sich dann in Verbindung mit der jeweiligen TER pro Jahr die Waage halten. Natürlich auch nur mit meinem jetzigen Rechenmodell mit einem Gesamtbetrag von EUR 60.000,–, sobald ich die Grundeinlage erhöhe, zieht von den Kosten her ein Multi Asset davon. Es ist genau wie ihr sagt – man muss alle Nebenkosten bei SEINEM Broker genau gegenüberstellen und dann entscheiden, ob etwaige Mehrkosten die Bequemlichkeit eines einzigen ETF ausgleichen. Danke jedenfalls für den interessanten Beitrag.

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