In der diesjährigen Weihnachtsfolge habe ich Achim Teske aus Hamburg zu Gast. Achim hat viele Jahre als Portfolio-Manager im Investmentbanking in London und Singapur gearbeitet. 2017 hat er sich als Honorarberater selbstständig gemacht und setzt bei seinen Mandanten auf prognosefreien Vermögensaufbau.

Inhalt
Überblick Interview mit Achim Teske
Achim Teske hat seine Karriere vor zwei Jahrzehnten im Investmentbanking begonnen. In London analysierte er Firmen, später leitete er Portfolios in Singapur. Doch schon früh wuchs bei ihm die Skepsis gegenüber aktivem Management: Seine Prognosen als Analyst erzielten nur rund 50 % Treffer und auch mit seinen Aktien im privaten Depot hat er nicht so großen Erfolg gehabt.
Nach einer Phase der Neuorientierung fand er 2017 zur Honorarberatung und stieg auf einen evidenzbasierten, prognosefreien Ansatz um. Heute berät er vor allem vermögende Mandanten und setzt auf einfache Prinzipien statt auf Vorhersagen oder Glaskugel.
Im Mittelpunkt seiner Arbeit steht das finanzielle Leitbild: In ausführlichen Gesprächen werden Vermögen, Lebensziele und familiäre Aspekte zusammengeführt. Erst daraus ergibt sich eine konkrete Anlagepolitik — nicht andersherum. Für viele seiner Kundinnen und Kunden ist Vermögenserhalt das Ziel: real (also nach Inflation, Steuern und Kosten) rund 3–4 % Rendite zu erzielen.
Warum der MSCI World nicht automatisch die Lösung ist
Der MSCI World ist für Privatanleger bequem, birgt aber Klumpenrisiken: rund 70 % US‑Anteil und hohe Bewertungen, vor allem bei Technologieunternehmen. Studien zeigen, dass der Einstiegspreis die künftige Rendite stark beeinflusst. Teske präferiert daher Portfolios mit reduziertem USA‑Gewicht (≈ 40–50 %) und einem größeren Anteil an Value‑Titeln, Europa und Emerging Markets. Sein Ziel sind moderatere KGVs (um 14–16) statt blindem Tech‑Bias. Solche Unternehmen gibt es nur wenige in den USA, aber um so mehr im Rest der Welt.
Achim Teske rät zu „wetterfesten“ Portfolios: Geld, das in den nächsten 5–10 Jahren gebraucht wird, darf nicht im volatilen Aktienmarkt stecken. Kurzlaufende Anleihen oder Liquide Mittel dienen als Reserve — „trockenes Pulver“ für antizyklisches Nachkaufen bei Rücksetzern. Monte‑Carlo‑Analysen und transparente Szenarien helfen seinen Mandanten, Marktkrisen einzuordnen und emotionale Fehlentscheidungen zu vermeiden.
Wir sprechen in dieser Folge darüber, warum Achim den Wandel vom aktiven Management zur prognosefreien, breit gestreuten Geldanlage vollzogen hat, wie er als Finanzplaner individuelle Leitbilder für vermögende Mandanten erstellt und worauf er bei ETFs, Value-Aktien, Hochzinsanleihen und Immobilien setzt – inklusive Risiken bei US-Bewertungen, Inflation und Krisen.
Außerdem beleuchten wir Themen wie die richtige Portfolio-Konstruktion für langfristigen Vermögenserhalt, den Umgang mit Emotionen im Investieren, Gold und Krypto als Beiwerk sowie persönliche Einsichten zu Glück, Familie und finanzieller Freiheit.
Shownotes „Finanzplan statt Bauchgefühl“
- Zur Webseite von Achim Teske
- Zum lesenswerten Blog von Achim
- Zum LinkedIn-Account von Achim
- Zum Buch „Über die Kunst Geld bewusst einzusetzen“ von Morgan Housel*
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Zusammenfassung des Interviews
Herzlich willkommen im Finanzrocker-Podcast. Achim, schön, dass du da bist. Vielen herzlichen Dank für die Einladung. Ich freue mich sehr, dass ich dabei sein darf.
Du hast mir ja im Vorgespräch gesagt, dass wir uns auch schon persönlich kennengelernt hatten und das war damals im Brauhaus bei einem „Der Finanzwesir rockt“-Treffen, oder?
Ganz genau. Das ist sehr, sehr viele Jahre her und es ist damals eine Phase gewesen, als ich in der beruflichen Neuorientierung war. Ich habe damals meine Fond- und Ratsberatung aufgebaut und habe einfach nach Ideen und Impulsen gesucht und ihr wart auch so, was ich sagen würde, die neue Welt auf ETFs und systematisch und kostengünstig und ein bisschen selbst machen. Und das hat mich sehr angesprochen und dann hatte ich mich einfach angemeldet und dann saßen wir da im Hofbräuhaus mit sehr vielen engagierten Menschen, die einfach mehr über Geldanlage wissen wollten und sich austauschen wollten zu dem Thema.

Ich bin damals ganz klassisch in Hamburg Bankkaufmann geworden in 90er Jahren. Ich dachte dann, dass der Arbeitsmarkt noch nicht bereit für mich ist. Ich habe Finanzwissenschaft studiert in Manchester und in Bamberg und bin dann durch einen sehr großen Zufall mit sehr viel Glück an ein Uni-Praktikum in London gekommen 2000. Und daraus hat sich dann eine Festanstellung entwickelt und ich habe meine Karriere begonnen 2000 in London als Analyst für Hochzinsanleihen. Das war ein Markt, der sich damals in Europa gerade entwickelt hat. Hochzins heißt neun bis zwölf bis vierzehn Prozent Renditen – Renditen, von denen man heute nur träumen kann.
Mein erster Zweifel, dass dieses ganze aktive Management funktioniert, hatte ich bereits Anfang der 2000er. Ich habe das Management getroffen, Finanzdaten in Excel in hunderte Zeilen analysiert, Reports geschrieben für professionelle Investoren. Irgendwann habe ich geguckt, was meine Prognosen sich entwickelt haben – Ergebnis: um die 50 Prozent Trefferquote. Das fand ich unbefriedigend. Ein alter Haudegen-Kollege meinte, das ist normal, bei 50-55 Prozent bist du richtig gut, weil keiner die Zukunft vorhersagen kann. Das hat meine Welt erschüttert. Ich wechselte auf Buy-Side, managte Geld einer Investmentbank, bekam Top-Ideen von Goldman, Morgan Stanley. Aber privat war es Kraut und Rüben mit konzentrierten Aktien und Hebelprodukten. 2016 endete das durch Umstrukturierung, 2017 startete ich als Honorarberater nach Erleuchtung durch prognosefreie Ansätze. Seitdem keine Einzelaktien mehr, breit gestreut – Ergebnisse sind top.
Warum ist deine Zeit in London zu Ende gegangen? Wolltest du auch wieder nach Deutschland kommen?
Ich habe in London lange gearbeitet bis 2011, bin dann 2011 nach Singapur entsandt worden und habe dort das Portfolio-Management für Asien geleitet. Der Grund war eine sehr große Umstrukturierung bei meinem Arbeitgeber – das Geschäft in Asien wurde drastisch zurückgefahren, fast alle Standorte geschlossen, Geschäft nach USA und Großbritannien konzentriert, mein Job weg. Einfach eine Umstrukturierung. Im Nachhinein vielleicht sogar Glück, weil es mir die Möglichkeit gegeben hat, mein eigenes Unternehmen aufzubauen. Das Leben im Investmentbanking kann sehr anstrengend sein. Als Unternehmer ist es etwas ganz anderes.
Welche Strategien führst du jetzt als Honorarberater? Worüber sprichst du mit deinen Kundinnen und Kunden über Geldanlage?
Es ist völlig anders als bei herkömmlichen Anlageberatern. Das Produkt kommt immer erst ganz am Ende. Zuerst Sondierungs- oder Strategiegespräche, die dauern teilweise zwei bis vier Stunden: Wer ist die Mandantin, was sind die Ziele, wo wollen sie hin, was ist schon da, familiär wie, Sorgen ums Geld, Erbschaft? Wir bauen ein finanzielles Leitbild auf – Bestandsaufnahme, ob Anlagen noch zeitgemäß sind, dann wo soll die Reise hingehen. Das heißt: Wie kann ich die äußere Welt (Vermögen, Häuser, Firmen, Jobs, Status, Autos) mit der inneren Welt (Wünsche, Träume, Beziehungen) in Einklang bringen.
Ziele wie Ruhestand mit 50, 5 Millionen mit 60 oder 10-20.000 Euro monatlich sorgenfrei mit Rest für Kinder und Enkel. Finanzplaner-Job ist mindestens so wichtig wie Anlageberater, vielleicht wichtiger. Portfolio aus 20-50 bewährten ETFs, individuell und einzigartig. Mandanten tendenziell sieben- oder achtstellig, aber auch Jüngere helfen wir, ggf. via Partner.
Welche Probleme haben vermögende Mandanten?
Viele Mandanten in Führungspositionen oder als Unternehmer sind extrem zeitlich eingespannt durch Arbeit, Familie und Freundeskreis. Sie haben nahezu keine Zeit für Finanzen. Hohe Bareinlagen auf Tagesgeldkonten beruhigen sie, weil ständig mehr Geld reinkommt, aber die Inflation frisst das langsam auf. Der Zinsfall weckt sie auf, weil sie die Börsenrallyes seit 2022 verpasst haben.
Große Erbschaften sind problematisch: Viele Vererbende haben kein Testament, hinterlassen einen Scherbenhaufen, es kommt zu Familienkonflikten. Erben fühlen sich schuldig, als ob Geld schmutzig wäre, und sind mental blockiert. Wohlhabende unterschätzen oft den Bedarf im Ruhestand – selbst große Vermögen reichen manchmal nicht, um den Lebensstil zu halten.
Warum sind 7% Rendite mit MSCI World zukünftig unrealistisch?
Der Blogbeitrag basiert auf einer JP Morgan-Studie, die zeigt: Bei aktuellen hohen USA-Bewertungen (70% im MSCI World, knapp 30% Tech) könnte man in den nächsten 10 Jahren gar keine Rendite machen durch Reversion to the Mean. Historisch liefern Märkte 7-9% pro Jahr langfristig, auch bei ungünstigem Einstieg. Aber bei Hochkursen wie nach Dotcom oder Lehman waren Folgerenditen niedriger.
Value-Aktien wie Versorger, Banken, Versicherungen und Nahrungsmittel sind günstiger bewertet und haben historisch höhere Renditen als Tech gebracht. Deshalb konstruiere ich Portfolios mit weniger USA (40-50%), mehr Value, Europa, Asien, Emerging Markets – KGV dann 14-16 statt 25-30.
Wie berätst du in unsicheren Zeiten wie Trump-Zöllen?
Spannenderweise gab es bei Trumps Zollankündigungen nur einen Anruf – ein Mandant wollte sich vor seinem Urlaub rückversichern. Meine Mandanten verstehen Märkte durch intensive Finanzbildung, die ich zu Beginn gebe. Prognosefrei arbeiten wir: Breit streuen, kostengünstig, Portfolios wetterfest bauen. Nie muss man in der Not verkaufen, weil 5-10 Jahre Puffer in Anleihen da sind. Krisen sind wie Turbulenzen beim Fliegen – Champagner zur Seite stellen, auspusten, sicher landen. Risikofreudige kaufen antizyklisch bei 20-40% Kursverlust nach. Monte-Carlo-Simulationen zeigen mögliche Szenarien. Buy and Hold lassen die Märkte arbeiten.
Gold, Anleihen, Krypto – wie siehst du die Portfolio-Aufteilung? Reicht Festgeld, Immobilien, Aktien, Anleihen oder mischt man Gold und Kryptos dazu?
Geldanlage ist wie Kuchen backen: Anleihen, Aktien, ggf. Immobilien. Gold und Krypto sind Streusel – Beiwerk, reine Spekulation ohne Zahlungsströme. Ich rate nicht davon ab, hab Mandanten damit, aber empfehle nicht aktiv. Gold puffert Krisen, schwer zu timen. In 50 Jahren Phasen mit 15-20 Jahren Nullrendite, dann Explosion. Krypto hat jetzt einen 20-25% Absturz gehabt.
Anleihen klingen sicher – aber ist das wirklich so?
Anleihen gelten als sicher und risikoarm, aber das stimmt nicht. Eine kurzlaufende deutsche Staatsanleihe ist super sicher, doch Anleihen ist nicht gleich Anleihen. Bei Credit Suisse wurden manche Gläubiger komplett ausradiert, andere bekamen 120% zurück – hängt von der Vereinbarung ab. In der Zinswende 2022 verloren Langlaufende 30-50% Wert, worauf niemand vorbereitet war. Die USA-Verschuldung ist besorgniserregend: Kurzfristzinsen fallen durch Fed, aber Langfristzinsen treibt der Markt. Bonität sinkt von AAA auf AA negativ, Zinslast steigt für Staat und Firmen. Der US-Anleihenmarkt ist der größte der Welt, größer als globale Aktien.
Wie bringst du Inflation in den Finanzplan?
Inflation wird massiv unterschätzt, weil sie früher schleichend war – 1-2% durchschnittlich. Seit Corona +20% strukturell bei Lebenshaltungskosten, das bleibt. Auch bei sinkenden Raten steigen Preise langsamer. In 30-40-Jahresplänen macht 2-3% Inflation riesigen Unterschied, 5% wäre katastrophal. Nobelpreisträger Robert Merton sagt: Gute Altersvorsorge ist inflationsgeschützter Zahlungsstrom für denselben Lebensstandard – aus Immobilien, Rente oder Aktien. Brauche mindestens 3-4% real nach Inflation, Steuern, Kosten für Erhalt. Deutsche Spareinlagen, Festgeld, Versicherungen sind davon meilenweit entfernt. Deshalb braucht ein Depot einen Aktienanteil oder Hochzinsanleihen mit 4%+ nötig
Bist du pragmatischer Optimist?
Ich bin pragmatischer Optimist: Auf das Beste hoffen, sich auf das Schlimmste vorbereiten – und akzeptieren, dass niemand eine Glaskugel besitzt. Die Weltwirtschaft hat sich historisch immer weiter gedreht, Märkte drehen sich weiter, Krisen sind normal wie Turbulenzen beim Fliegen. Reich wird man nur langsam, indem man die Grundregeln befolgt: hohe Aktienquote, Diversifikation, minimale Kosten, Disziplin. Den Märkten Zeit geben und nicht auf Versprechen schneller Abkürzungen hereinfällt, die meist Produktverkäufe oder überhöhte Risiken verbergen. Leitbild und Disziplin priorisieren – finanzielle Freiheit erreicht man früher, als viele denken.
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