Passives Investieren ist eigentlich ganz einfach – zumindest auf dem Papier. Der Trend führt aber immer mehr zur unnötigen Komplikationen. Smart Beta-ETFs oder Faktor Investing lenken das „einfach“ jedoch in ganz andere Sphären. Glaubst Du nicht? Dann hör‘ Dir doch mal die spannenden Ausführungen des Finanzwesirs zu diesem Thema an.
Faktor-Investing ist das Thema von Folge 40. Dahinter stecken die sogenannten Smart-Beta-ETFs, die immer mehr zum Renner werden. Dabei ist an Smart Beta ist nichts smart. Im besten Fall sind es regelbasierte quantitative Strategien, welche den industrialisierten und damit kostengünstigen Zugriff auf Faktor-Premiums erlauben. Dinge, die früher als heiliges Alpha zu einem hohen Preis verkauft wurden, weil nur aktive Guru-Manager dieses Alpha schöpfen konnten.
Das klappt aber nur im besten Fall. Im schlechtesten Fall sind es verzweifelte aktive Manager, die ihren Kram umbenennen und versuchen auf der Smart-Beta-Welle noch ein paar Euros abzugreifen.
Inhalt
Was sind Smart-Beta-ETFs?
Über 600 Faktoren gibt es mittlerweile in der einschlägigen Literatur. Diese lassen sich aber relativ leicht auf sechs Wesentliche zusammenstreichen.
Denn: Diese sechs sind beständig, weit verbreitet, robust, investierbar und logisch erklärbar.
- Beta-Faktor
- Size-Faktor
- Value-Faktor
- Momentum-Faktor
- Die Faktoren Quality & Profitability
- Term-Faktor
In Folge 40 schauen wir uns diese unterschiedlichen Faktoren an und versuchen daraus ein Portfolio zu bauen. Klingt einfacher als es ist, weil Du Faktoren nicht einfach so dazu bucht. Faktoren-Prämien ersitzt man sich mit einem Zeithorizont von 15 bis 20 Jahren.
Du kannst Faktoren nicht einfach so zusammenrühren, denn manche verstärken sich, andere löschen sich aus. Wer am Faktoren-Büffet willenlos „einmal alles“ bestellt hat gute Chancen auf die Performance eines MSCI World zum Wucherpreis. Und wer das nicht macht, hat am Ende eine Überraschung namens Tracking-Error-Regret. Mehr dazu erzählt Dir der Finanzwesir im Podcast.
Hier findest Du den Podcast
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Links zum Thema der Woche
- Alpha – der Heilige Gral der Überrendite. Leider vom Aussterben bedroht.
- Smart-Beta-ETFs: Das Trojaner-Problem
- Interview mit Jessica Schwarzer
- Faktor-Prämien: Man muss in 10- oder 20-Jahreszyklen denken
- Bei Smart-Beta-Portfolios kann viel schief gehen
- Momentum-Effekt: So funktioniert Aktienbewertung nach Trend-Kennzahlen
Auf englisch
- MSCI: Factor Indizes-Factsheets
- Blackrock: Smart Beta Guide
- Vanguard: Factor-based investing
- Factor Investing: Evidence Based Insights – Factor Investing Wars will probably last forever.
- Video mit John Bogle von Vanguard
Finanzbegriff der Woche
Sharpe Ratio ist eine wichtige Kennzahl für risikobewusste Anleger, die einerseits die absolute Performance eines Fonds/ETFs abbildet und andererseits die Volatilität aufzeigt, also die Schwankungen. Entwickelt wurde diese Kennzahl 1966 vom Nobelpreisträger William Sharpe, um einzelne Fonds besser miteinander vergleichen zu können.
Das Ergebnis soll der Wert sein, wie viel Rendite die Anleger pro Risikoanteil erhalten. Übersetzt heißt das: Sharpe Ratio stellt die Überschussrendite eines Fonds gegenüber einer sicheren Geldanlage unter Berücksichtigung der Schwankungsbreite (Volatilität) des jeweiligen Fonds dar.
Ist die Sharpe Ratio größer 0 bedeutet das, dass der Fonds eine Überschussrendite erzielen konnte. Liegt der Wert zwischen null und eins, entsprach diese nicht dem eingegangenen Risiko. Ist die Sharpe Ratio hingegen negativ, hat der Fonds noch nicht einmal die Geldmarktverzinsung erreicht.
Die Grundidee
Im Umkehrschluss bedeutet das: Anleger wollen eine Rendite ohne große Schwankungen. Wenn zwei Fonds eine Rendite von 10% liefern. Der eine schwankt um +/- 10%, der andere um +/- 15%. Die Anleger kaufen den Wenigschwanker wird gekauft. Das ist aber leider nicht die Regel. Meist muß ich als Anleger zwischen Wertpapieren wählen, von denen eines zwar etwas schwächer in der Rendite, aber eben auch etwas weniger risikobehaftet ist. Hier gibt die Sharpe Ratio die notwendige Hilfestellung.
Das lässt sich an einem Beispiel illustrieren: Fonds A übertrifft die Tagesgeldrendite um 10% pro Jahr. Die Standardabweichung betrugt 20%. Dies resultiert in einer Sharpe Ratio von 10/20, das lässt sich zu 0,5 kürzen.
Fonds B generierte lediglich 8% pro Jahr aber mit einer geringeren Standardabweichung (15%), wodurch sich insgesamt eine etwas höhere Sharpe Ratio von 8/15 = 0,53 ergibt. Fonds A hatte die bessere Rendite, aber Fonds B lieferte mehr Rendite für das eingegangene Risiko und ist deshalb vorzuziehen.
Je höher die Standardabweichung (Volatilität) eines Fonds, desto höhere Renditen sind erforderlich, um eine hohe Sharpe Ratio zu erzielen. Dagegen benötigen Fonds mit geringerer Volatilität weniger hohe Renditen, um eine attraktive Sharpe Ratio auszuweisen. Eine hohe Sharpe Ratio garantiert somit nicht, dass ein Fonds risikoarm ist.
Auch ein wild schwankender „No-risk-no-fun“-ETF kann eine hohe Sharpe Ratio haben. Wenn die Rendite noch mehr Gas gibt als das Risiko passt alles. Zumindest in Excel. Was Ihr Magen zu dieser Achterbahnfahrt sagt, steht auf einem anderen Blatt. Die Sharpe Ratio ist relativ. Sie können mit ihrer Hilfe ETFs vergleichen und sortieren, aber sie macht keine direkte Aussage über das eingegangene Risiko.
Eine Sharpe Ratio kleiner Null bedeutet: Besser verkaufen und in Tagesgeld umschichten. Dieses Investment erwirtschaftet noch nicht einmal den risikolosen Zinssatz.
Buchempfehlung des Finanzwesirs
Beide Bücher sind von Andrew L. Berkin und Larry E. Swedroe.
Your Complete Guide to Factor-Based Investing: The Way Smart Money Invests Today* |
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The Incredible Shrinking Alpha: And What You Can Do to Escape Its Clutches* |