Depot aufräumen – Der Finanzwesir rockt 31

Über die Jahre entwickelt sich ein Aktiendepot zu einem ganz schönen Wildwuchs. Zumindest, wenn der Anleger keine klare Strategie verfolgt und auf andere hört. Ein renditeträchtiges Blümchen zwischen ganz viel Unkraut, das einen teuer zu stehen kommen kann. Wir sprechen daher in dieser Folge über das Depot aufräumen und den Frühjahrsputz.

Dieses Mal: Depot aufräumen

Der Finanzrocker vor 10 Jahren: „Herr Korth, ich habe hier den aktuellen Highflyer der Fondsbranche für Sie! Steigt seit dem Start unaufhaltsam.“ Unbedarft wie ich war, griff ich natürlich gleich zu. Das Ende vom Lied waren tausende Euro Verlust während der Finanzkrise, eine ständige Underperformance und bei der Liquidierung des Dachfonds 2013 war der Verlust immer noch vierstellig.

Vor vier Jahren das gleiche Bild. Zahlreiche Empfehlungen aus den Redaktionen der Finanzmagazine und der wunderbaren Beratungsliste der Deutschen Bank fanden ihren Weg ins Depot. Bis irgendwann damit Schluß war. Aber selbst heute sind noch vereinzelte Altlasten im Sparplan zu finden, die ordentlich underperformen. Zeit für das Depot aufräumen.

Depot aufräumen: Wie geht das?

Der Finanzwesir vor 20 Jahren: Diese Aktie ist die Empfehlung der Redaktion, die kaufe ich. Und diesen Fonds hier auch, denn die ganzseitige Reklame in der Wirtschaftswoche überzeugt ihn. Ebenfalls mit dabei: Die Aktien, die er sich mit Hilfe der Strategie „Dogs of the Dow“ aus Excel herausdestilliert habe. Das war vielleicht eine Arbeit. Alleine, bis er die ganzen historischen Kurse zusammen hatte.

Wie stolz Albert damals stolz auf sein Depot war: Alles voller Empfehlungen. Zwar wurden ihm ebenfalls fast alle von Dritten aufgedrängt. Aber das muss man ja nicht so eng sehen. Empfehlung ist Empfehlung. So schlecht kann das ja nicht sein. Ein paar Jahre später reift die Erkenntnis, das Empfehlungen auch schlecht sein können. Vielleicht sogar unterirdischer als alles, was man sich hat vorstellen können.

Natürlich mit Ausnahme der Dogs-of-the-Dow-Aktien. Denn die habe ich mir selbst empfohlen und schon allein wegen des Aufwandes, den ich da reingesteckt habe können die gar nicht schlecht sein.

Und da ist sie wieder: Die renditekillende Mischung aus vertriebsinduzierten Käufen und eigener Hybris.
Wir beschäftigen uns in dieser Podcastfolge mit der Frage:

Und wie komme ich wieder raus aus dieser Nummer?

Was tun, wenn das eigene Depot nicht gut strukturiert ist, sondern wildwüchsig gewachsen ist? Wie bekommt man die ganzen Empfehlungen der Berater und Banker wieder aus dem Depot ohne das es einem das Herz bricht?

Geldbeutel und Psyche sträuben sich gegen ein Großreinemachen.

  • Der Geldbeutel:“Willst Du wirklich diese Verluste realisieren?“ und bei Gewinnen: „Denk an die Steuer!“
  • Die Psyche: „Wer verkauft kapituliert – willst Du wirklich zugeben, dass Du so blöd gewesen bist?“

Mit anderen Worten: Die faulen Ausreden stehen Schlange und warten auf ihren Einsatz.

Wie bringt man jetzt trotzdem Ordnung ist Depot? Und vor allem: Warum sollest Du Dir diese Mühe überhaupt machen? Es heißt doch immer: „Hin und her macht Taschen leer.“ Warum also nicht die Füße stillhalten? Wir zeigen: Auch Buy & Hold ist kein Nichtstun, sondern besteht aus strategischem Tun gefolgt von langen Perioden des Nichtstuns.

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9 Antworten

  1. Hallo ihr Zwei,
    langsam werde ich süchtig nach euren Podcast!! Auch dieser wieder; sehr gelungen! Ich habe mich schon durch diverse eurer gemeinsamen und Einzelpodcasts geackert .Immer mit großem Vergnügen. Einzeln seit ihr ja schon überaus hörenswert, aber gemeinsam absolute Spitze. Ich höre mir die Folgen bei meinen Fahrten zum Dienst und die Langen insbesondere bei noch längeren Waldlaufrunden an. Es ist immer wieder schön eine Bestätigung seiner eigenen Strategien, mit denen ich bislang wenig auf die Nase gefallen bin, zu hören. Neben den genannten Bestätigungen ist hier viel Lehrreiches bei. Bei euch Beiden macht lernen wirklich Spass und die Inhalte sind so aufbereitet, das man sie sozusagen im Vorbeigehen mitnehmen kann und sie trotzdem mehr als eingängig sind. Besonders gut gefällt mir natürlich das ich mit Daniel zwei Dinge teile: die Leidenschaft zur Rockmusik ( 2017 endlich mal Wacken) und die Liebe zu meiner(zweiten) Heimat Schleswig Holstein. Ich bin seit 28 Jahren in der Nähe von Kiel tief verortet.
    Was mich besonders an Eurem tun beeindruckt, ist das Gefühl man hört zwei beste Freunde bei einer guten Plauderei über ihr Hobby zu.
    Nebenbei leistet ihr dadurch einen wichtigen Beitrag zur finanziellen Bildung. Ich kann immer gar nicht glauben, auf wieviel Unwissenheit man bei dem Thema im Freundes/Kollegenkreis stösst.

    Macht bitte weiter so.
    Und Albert, der stimmliche Vergleich mit Pumukkel ist absolut nicht tragisch! Ich seh das eher als Ritterschlag!! Denn Pumukkel hat eine ganze Generation durch seine „Weisheiten“ geprägt..;-)

    Liebe Grüsse aus der Hauptstadt

    der
    Finanzsekretär

    @ Daniel: ich wollte mir vorhin die Friedrich – Folge_anhören. Leider kommt darunter die Folge mit der Finanzbeziehung…

    1. Hallo Finanzsekretär,

      vielen Dank für Deine netten Worte. Das freut uns natürlich zu hören 🙂

      Was die einzelnen Podcast-Folgen angeht: Ein Bug bei Stitcher hat nun schon zum zweiten Mal alle Einbindungen zerstört und zeigt nur noch die aktuelle Folge an. Die Einbindungen werden nun nach und nach durch einen ganz simplen Player ersetzt, der ewig halten sollte.

      Viele Grüße
      Daniel

  2. Hallo Daniel, Hallo Albert,

    wie immer eine sehr schöne und informative Folge – Frühjahrsputz im Depot so zusagen 😉

    Den Fall, dass ich Leichen im Depot habe, also Sachen die dort (eigentlich) nichts zu suchen haben (wie zB aktive Fonds) behandelt Ihr super.

    Eine Sache kommt mir aber zu kurz: Was ist, wenn es zwar die richtige Sache (ETF auf den MSCI EM) aber der über die Zeit nicht mehr der beste seiner Art ist? Vor 3 Jahren war da vielleicht noch ein ComStage mit TER von 0,78% super…aber mittlerweile ist die Konkurrenz von HSBC besser und bietet das für 0,45% an. Was mache ich jetzt?

    Werde ich meiner Buy&Hold Maxime untreu – verkaufe die Position des ComStage und kaufe dafür HSBC?

    Oder bleibt die „Altlast“ im Depot? Kostet dann dauerhaft mehr Gebühren…aber spart 2x Orderksoten…und ich habe eine Steuerstundungseffekt. Auf Dauer kann es dann im Depot etwas unübersichtlich werden, wenn „der Beste“ ETF einer Klasse alle paar Jahre wechselt.

    Ich habe mich, nach etwas Excel-Simulation, für mein Depot zu letzterer Option entschieden – aber einen klaren Sieger konnte ich nicht ausmachen. Wie steht Ihr dazu?

    Danke und viele Grüße
    Thorsten

    1. Hallo Thorsten,

      das ist eine sehr interessante Frage. Ich denke, dass es jeder für sich selbst entscheiden sollte. Ich habe ebenfalls ETFs, die nicht die besten ihrer Art sind, aber das ist für mich nicht so gravierend, dass ich die Anteile deswegen gegen andere austausche. Du siehst es schon ganz richtig, dass es sonst etwas unübersichtlich wird.

      Viele Grüße
      Daniel

    2. Hallo Thorsten,

      die Frage ist im Grunde, wie stark Dein ETF von dem potentiellen Austausch-ETF abweicht. Eine TER kann da ein erster Anhaltspunkt sein, jedoch erwirtschaften die ETF-Anbieter ja z.B. durch Wertpapierleihe auch noch ein paar Zusatzerträge und am Ende solltest Du eher vergleichen, wie stark sich die ETFs tatsächlich in ihrem Ergebnis unterscheiden (-> justETF, 1-Jahres-Performance etc.).

      In den meisten Fällen wird das Bild dadurch noch schwammiger: Mal ist Dein ETF etwas besser als der andere, mal nicht. Dann würde ich mir einen Verkauf gut überlegen. Ist der Unterschied hingegen deutlich (damit meine ich 0,5% und mehr), dann würde ich tatsächlich über einen Tausch nachdenken. Solch große Abweichungen kann ich mir im aktuellen ETF-Spektrum tatsächlich nur noch im MSCI EM-Bereich vorstellen. Rechne Dir einfach mal aus, was die Abweichung jährlich an Minderrendite (in Euro) bedeutet. Wenn Deine Verkaufs- und Kaufkosten das unterschreiten, würde ich handeln. Bei mehreren Jahren sind wir schon wieder im Graubereich. Man darf ja auch nicht vergessen, dass die ETF-Anbieter in einem Wettbewerb stehen und in den letzten Jahren immer mal wieder ihre TER abgesenkt haben – ich denke, der Trend wird sich in der Breite fortsetzen. Das ist natürlich keine Garantie, dass auch Dein ETF irgendwann günstiger wird.

      Ganz konkret habe ich vor zwei Jahren einen Wechsel derart vollzogen, dass ich bei Erscheinen eines deutlich günstigeren ETFs (~0,5% Unterschied) zunächst meine neuen Sparbeträge in den günstigeren ETF habe laufen lassen. Als ich dann halbwegs sicher war, dass sich ein Wechsel lohnt (siehe oben), habe ich alles verkauft und neu in den günstigeren ETF angelegt. Ob ich das auch bei 0,2% Differenz gemacht hätte? Vermutlich nicht. Man muss halt die Kosten im Blick behalten, denn auch bei ETFs gilt: Hin und her macht Taschen leer.

      Wir sind ja mit den aktuellen TER schon in einem Bereich gelandet, der schon wirklich günstig ist – ich habe halt noch mit aktiv gemanagten Fonds meine Geldanlage vor über 15 Jahren begonnen, als ETFs noch nicht so auf dem Markt vertreten waren. TER von 1,5%-2,5% waren da eher üblich – da lohnt sich in meinen Augen der Wechsel in einen ETF unmittelbar. 0,2% Unterschied sind da eher ein Luxusproblem.

      Liebe Grüße
      Dummerchen

  3. Hallo zusammen,

    wie immer ein toller Podcast!

    Ich investiere über einen Sparplan monatlich in den MSCI World. Damit die Kosten niedrig bleiben achte ich darauf keinen Ausgabeaufschlag und möglichst geringe Gebühren zu haben. Nun ist es aber so, dass ein ETF der zunächst keinen Ausgabeaufschlag hat später dann doch einen Ausgabeaufschlag bekommt, weil z.B. eine Kooperation zwischen Bank und Anbieter endet. An dieser Stelle wechsel ich dann den ETF, so geschehen von DBX zu Comstage. Irgendwann hat man dann vielleicht zehn verschiedene ETF nur auf den MSCI World. Macht es Sinn die Anteile des ersten ETF zu verkaufen und im Anschluss Anteile des neuen ETF zu kaufen?
    Das Thema Steuern spielt noch keine Rolle, da ich mich noch in Freigrenzen bewege…

    Viele Grüße
    Heiko

    1. Hallo Heiko,
      erklär doch mal, warum es sinnvoll sein könnte, etwas zu verkaufen, bloß weil zukünftige Käufe des gleichen Produkts teurer werden. Hast du Angst, den Überblick zu verlieren? Du musst schon etwas mehr erklären, warum du da ein potentielles Problem siehst.

      Ich kaufe übrigens schon immer mit gewissen Kaufkosten (haben ETFs einen Ausgabeaufschlag?). Diese einmaligen Kosten halte ich für verschmerzbar, sofern sie sich in Grenzen halten (weniger als 1% vom Anlagebetrag). Meist handelt es sich bei den kostenlosen Sparplänen eh um zeitlich befristete Marketingaktionen.

      Liebe Grüße
      Dummerchen

      1. Hallo Dummerchen,

        ja es ging mir um die Übersicht im Depot, weil das ja passend zum Podcast ist 🙂

        Generell wäre es mir aber auch egal, ob da 2, 3 oder 6 ETFs stehen die alle den MSCI abdecken. Mir geht es hier aber auch um das reine Verständnis. Mache ich einen Fehler wenn ich die alten Anteile, die ich günstig gekauft habe verkaufe und dafür neue Anteile zu einem höheren Kurs kaufe? Ändert das langfristig etwas an der Gesamtrendite? Vermutlich nicht, da ich ja die Kursgewinne realisiere oder habe ich hier Denkfehler?

        Übrigens zahle ich keinen Ausgabeaufschlag bei den Sparplänen. Auch Sonderzahlungen in den Sparplan haben keinen Ausgabeaufschlag.

        Viele Grüße
        Heiko

        1. Hallo Heiko,
          ich denke nicht, dass ein zweiter MSCI World die Übersicht verhindert.

          „Mache ich einen Fehler wenn ich die alten Anteile, die ich günstig gekauft habe verkaufe und dafür neue Anteile zu einem höheren Kurs kaufe?“

          Was nennst Du einen Fehler? Du zahlst für die anfallenden Transaktionen Verkaufs- und Kaufgebühren. Wenn der neue und alte ETF von den laufenden Kosten her ähnlich sind, würde ich eher nicht verkaufen und mir das Geld sparen.

          „Ändert das langfristig etwas an der Gesamtrendite? Vermutlich nicht, da ich ja die Kursgewinne realisiere oder habe ich hier Denkfehler?“
          Im großen und ganzen ändert das eher nichts an der Gesamtrendite. Du hättest bei einem vorzeitigen Verkauf mit Wiederanlage halt die Gewinne zu versteuern. Wären die noch innerhalb der 801€, könntest Du sie wieder voll anlegen. Du würdest damit sogar den Freibetrag teilweise ausschöpfen und somit später nur noch geringere Kurszuwächse versteuern müssen, da ja dann der aktuelle Kaufkurs als Maßstab herangezogen würde. Hier musst Du aber die Transaktionskosten gegenrechnen.

          Wie gesagt, ich würde da eher nicht handeln, den Ball flach halten und unnötige Aktionen sein lassen. In den meisten Fällen ist das insbesondere als passiver Anleger die bessere Grundeinstellung.

          Liebe Grüße
          Dummerchen

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