„German Angst“: Mehr Mut zum Risiko

In Deutschland fehlt der Wille zum Gründen und auf eigenen Beinen zu stehen. Das hängt unter anderem mit der sogenannten „German Angst“ zusammen. Was es damit auf sich hat, erkläre ich in diesem Artikel.

„Today is hard, tomorrow is worse, but the day after tomorrow will be sunshine.“

Dieses Zitat stammt von Jack Ma, dem Gründer von Ali Baba und mittlerweile mehrfachen Milliardär. Wenn Du langfristig etwas umsetzen möchtest, brauchst Du einen langen Atem. Mitunter ist das ganz schön hart, aber am Ende wirst Du belohnt. Jack Ma hat seine Ideen immer weiter verfolgt, obwohl ihm jeder gesagt hat, sie bringen nichts. Am Ende wurde er Milliardär.

In den vergangenen Monaten stand bei mir das Thema „Mehr Mut zum Risiko“ auf der Agenda, weil ich mich beruflich mit Texten zum Gründungsmanagement in Deutschland beschäftigt habe. Und je mehr ich mich damit beschäftigte, um so verblüffter war ich.

„Wenn Du es niemals versucht hast, wie willst Du wissen, dass es eine Chance war?“ – Jack Ma

Was ist German Angst?

Dabei stolperte ich immer wieder über Zitate von Jack Ma – und den Begriff German Angst. Dahinter steckt die spezielle Angst der Deutschen vor dem Ungewissen und die Angst zu Scheitern. Die Vorliebe für Sicherheit ist stark ausgeprägt. Deshalb florieren auch Versicherungen hierzulande so extrem.

Wenn ich mir einen Spiegel vorhalte, erkenne ich in der Vergangenheit bei mir auch immer wieder diese Verhaltensweisen. Das geht mit dem Job los. Was passiert, wenn ich den verliere? Was passiert, wenn ich krank werde? Wie sichere ich mich richtig ab? Wie lege ich Geld an ohne Verluste zu erleiden? Mittlerweile bin ich wesentlich lockerer geworden, was diese ganzen Fragen angeht.

„Wenn wir Geld haben, machen wir Fehler.“
– Jack Ma

Warum? Weil man nur die passenden Antworten auf diese drängenden Fragen erhält, wenn man im Leben etwas versucht. Ich gehe mit einem hohen Aktienanteil Risiken an der Börse ein, obwohl ich vorher komplett sicherheitsorientiert war und keine Ahnung von Börse hatte. Am Ende kostete mich diese Sicherheitsorientierung trotz steigender Kurse sehr viel Geld. Seitdem ich eigenständig anlege, läuft es sehr gut.

In sich selbst investieren

Ich habe viel Geld in Wissen investiert, das sich mittlerweile ebenfalls rentiert. Das hat dazu geführt, dass ich 2016 meinen Job kündigte ohne einen neuen zu haben. Ich war mir sehr sicher, dass ich mit meinen Fähigkeiten schnell einen neuen finden würde. So kam es dann auch. Davor hatte ich ständig Selbstzweifel und fast schon panische Angst vor dem Ungewissen.

„Du wirst niemals schwimmen lernen bis Du nicht im Wasser bist.“
– Jack Ma

Besonders auffällig ist die German Angst auch beim Thema Gründen. Dort macht sich das typisch deutsche Sicherheitsbestreben bemerkbar, dass auf Sozialstaat, Versicherungen und die Festanstellung nicht verzichten möchte. Dabei bieten sich dort auch viele Chancen. So landete Deutschland in einer Umfrage des Amway Entrepreneurial Spirit Index nur auf Platz 41 – weit hinter Südafrika, Kolumbien oder auch Bulgarien. Dabei gibt es wirklich gute Fördermöglichkeiten in Deutschland, die viele gar nicht kennen.

Infografik: Die meisten Solo-Selbstständigen bei ver.di sind Journalisten | Statista Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

Dank der Digitalisierung kannst Du auch nebenberuflich ein Business starten. Dafür brauchst Du nicht mehr als 100 Euro Startkapital. Diese Möglichkeiten werden sich in den kommenden Jahren potenzieren. Wer aber gar nicht weiß, was online alles möglich ist, wird niemals etwas ausprobieren können.

Ich könnte jetzt noch viele weitere Beispiele aufführen, aber das wäre nicht zielführend. Hör‘ doch einfach in eines meiner Podcast-Mixtape rein und überlege Dir, wie Du mit etwas Mut zum Risiko Dein Leben besser gestaltest. Es geht gar nicht darum, alles umzukrempeln, sondern mit wenigen Handgriffen mehr Chancen zu erhalten. Wenn Du Dich dann zusätzlich auch noch selbst verwirklichen kannst, hast Du doppeltes Glück. Im September habe ich dazu wieder ein passendes Mixtape.

„Das Leben ist so kurz, so schön. Sei nicht so ernst, was Deine Arbeit betrifft. Genieße das Leben!“ – Jack Ma

Wie siehst Du das?

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10 Antworten

  1. Hi Daniel,

    guter Artikel – ich glaube die fehlende Gründer-Kultur in Deutschland und auch die fehlende Bereitschaft in Aktien (oder überhaupt langfristig ) zu investieren, welche Du ja auch schon mehrfach in Beiträgen und Podcasts angesprochen hast, hängen bei der Ursache ein wenig zusammen.

    Bei beidem muss man eine Vision haben, was man erreichen möchte. Man muss einfach mal loslegen – und dazu notfalls über seinen Schatten springen. Und schließlich „dranbleiben“, denn beim Startup und bei der Investition gibts immer mal wieder Durststrecken…

    Vielleicht ein Anstoß um die Punkte anzugehen und zu überwinden – ich habe gerade vor kurzem zum „Vision haben“ und „Dran bleiben“ je einen Beitrag geschrieben:

    1) Traum / Vision als Antrieb (vs. abstrakt „reich werden“), denn das bringt einen dann auch über solche Durststrecken – man kann sich dann nämlich immer nochmal vorstellen was man erreichen will bzw warum man „das alles auf sich nimmt“
    https://thorstenhartmann.de/warum-deine-traeume-dein-antrieb-sein-sollten/

    2) Ideen langfristige Ziele erfolgreich angehen, indem man zB Zwischenziele setzt, (etwas) externen Druck aufbaut, (auch kleinere) Zwischenerfolge feiert, und mit anderen zusammen arbeitet (welche die gleichen Ziele teilen, zB Co-Gründer statt Solo-Entrapreneur)
    https://thorstenhartmann.de/langzeitziele-erfolgreich-angehen/

    Mir haben die beiden Punkte sehr geholfen während der Jahre 2008/2009 und 2015/2016 an meiner langfristigen Anlagestrategie festzuhalten und weiter regelmäßig zu investieren!

    Vielleicht hilft es ja dem einen oder anderen auch weiter um mal „etwas zu wagen“…

    Viele Grüße
    Thorsten

  2. Danke, Daniel.

    Vielleicht hilft diese Sichtweise, dem ein- oder anderen einen hoeheren Aktien-ETF-Anteil zu fahren:
    1) Schreib‘ alle deine Besitztuemer auf einen Zettel:
    a) Tagesgeld, Festgeld, Rentenfonds, Riester-, Ruerup-, bAV-, VL-, KV-, RV-Guthaben
    b) Falls du eine Immo hast: den heute erzielbaren Preis minus Kredit
    c) Krame deine Rentenansprueche heraus (nimm‘ zB die ErwerbsunfaehigkeitsRentenAnsprueche, die du ab morgen bei Querschnittslaehmung bekommen wuerdest) und summiere alle „Zahlungsversprechen“ bis zB deinem 80sten Lebensjahr auf
    d) Addiere deine Arbeitslosen-Ansprueche, wenn du morgen die Arbeit verlierst (12/18/24 Mo. je nach Alter)
    e) bist du verheiratet, wiederhole a)-d) fuer deinen Partner, addiere alles und dividiere es „gerecht“ durch zwei
    2) So, jetzt erst kommt Euer Aktien/ETF-Anteil
    3) setze 2) mit Summe aus 1) in’s Verhaeltnis …
    4) Ja, so gering ist deine „tatsaechliche“ Aktien/ETF-Quote!
    Wieviel ist es bei dir? 10 / 20 oder gar 30%? Mehr wohl kaum …
    5) Jetzt erklaere mir, wieso du noch Festgeld/Tagesgeld/Rentenfonds brauchst, um einen voruebergehenden Einbruch an der Boerse „abzupuffern“?
    Ist das nicht alles „German Angst“?

    Selbstaendigkeit? Im Prinzip genauso: alles Aufschreiben, was du schon fuer Ansprueche hast,
    eine/n Beamten/in heiraten 😉 und los geht’s … kann nix mehr passieren … hahaha
    (nee, ich bin kein Typ fuer Selbstaendigkeit?!) und ja, als Selbstaendiger brauchst du viell. einen hoeheren RK1-Puffer …

  3. Sind die Deutschen noch so kreativ wie vor paar Jahrzehnte, um ein Unternehmen zu gründen und besitzen sie dann noch die Fähigkeit ein Unternehmen zu führen?

    1. Du musst nicht unbedingt ein Unternehmen gründen, um selbstständig erfolgreich zu sein. Du kannst auch nebenberuflich selbstständig sein und erfolgreich sein. Da gibt es durchaus einige Deutsche, die das können.

  4. Ich investiere schon seit 30 Jahren an der Börse und ich habe mich vor 15 Jahren selbststaendig gemacht.
    Die Selbstständigkeit wurde zum Unternehmertum und hat mir meine Altersvorsorge gesichert.
    Die Investments in alles rund um Aktien habe ich nicht so konsequent und erfolgreich hinbekommen, aber brauche dies nun umso mehr zur langfristigen Absicherung meiner Ersparnisse.
    Aber ich habe immer noch Lust auf neue Unternehmen, da ich deren Erfolg viel besser im Griff habe als den der Aktien.

  5. Ich sage immer „No Risk – No Fun“ und manchmal auch „Normal ist langweilig!“ Wer an der Börse investiert, muss sich gerade derzeit verstärkt in „Habacht-Stellung“ begeben. Aber wie heisst es so schön: „Wer nicht wagt, der auch nicht gewinnt“ oder so ähnlich. 😉 Ich habe in den vergangenen Jahren auch so manches Mal bluten müssen, weil ich zu spät oder zu früh dran war. Um bei den Sprichwörtern zu bleiben: „Aus Fehlern lernt man!“ – und das hat schon damals meine Oma gewusst…

  6. Sehr toller Artikel! Wie du schon öfter erwähnt hast scheuen die Deutschen das Risiko. Ich komme aus der Bankenwelt und habe es tagtäglich erlebt und auch mit vielen Kunden gesprochen und nach ihrer ehrlichen Meinung gefragt.

    Meistens kam die Antwort: „Habe nur schlechtes gehört“ , „So viele Leute haben schon Geld verloren“.

    Schade das Aufklärung in Deutschland fehlt. Deshalb finde ich deinen Blog umso interessanter.

    LG
    Fabio

  7. Hallo Daniel,

    schöner Artikel. Ich gehöre zu den Leuten, die gerne Risiken eingehen und keine Angst vor dem Morgen haben. Damit bin ich in meiner Familie ziemlich aus der Art geschlagen, denn dort wird vor allem wert auf Sicherheit gelegt. Insofern hält man dort auch keine Aktien oder Aktien-ETFs.
    Leider ist dieses Denken in Deutschland weit verbreitet, aber wir als Blogger können das Stück für Stück vielleicht ändern, in dem wir aufklären. Denn viel Angst beruht auch auf Nichtwissen. Mach weiter so!

    Viele Grüße

    Jürgen

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