Wie soll das Banking der Zukunft werden?

Momentan herrschen gerade im Banking sehr interessante Zeiten. Es gibt kaum einen Monat, wo es nicht spannende Neuigkeiten oder Neuerungen gibt. Doch sind die Verbraucher überhaupt bereit für das Banking der Zukunft? Wie handhabst Du Deine Bankgeschäfte? Eine interessante Umfrage von Starfinanz gibt einen genauen Überblick – und überrascht mit merkwürdigen Ergebnissen der 19.500 Teilnehmern. Der Versuch einer Interpretation.

Banking der Zukunft

Banking der Zukunft – ein Überblick

Manchmal habe ich das Gefühl, dass viele Deutsche eine permanente Angst vor Fortschritt haben. „Online-Banking? Bleib‘ mir weg damit. Das ist zu unsicher und zu aufwendig“. Ketzerisch könnte ich jetzt sagen: Die gleichen Antworten bekomme ich auch immer beim Thema Geldanlage zu hören. Auch beim Thema Fintech erzählen mir viele Leute, wie schlimm und unsicher das ist. Natürlich kommt es immer auf die Altersgruppe drauf an, denn die Jüngeren haben dank exzessiver Smartphone-Nutzung kaum noch Hemmungen ihre Geldgeschäfte ins Netz zu verlagern.

Gerade in einer Zeit wie 2015, wo an jeder Ecke ein neues Fintech-Unternehmen aus der Taufe gehoben wird, verwundert diese typisch deutsche Einstellung enorm. Hier profitieren die Generationen Y und teilweise X sowie die Millennials, aber die Babyboomer und sogar ein paar X’er laufen eher zum nächsten Bankschalter als mal eben im Internet Bankgeschäfte abzuwickeln. Dabei funktionieren Überweisungen, Abrufen der Kontostände oder Daueraufträge einrichten ohne Probleme in wenigen Minuten.

Genug gemeckert, denn wenn Du die Zahlen der Umfrage von Starfinanz siehst, weißt Du wo Dich der Weg hinführt. Und der ist echt kontrovers und diskussionswürdig. Die Menschen in Deutschland sind völlig verunsichert, was die Zukunft angeht. Ich fange mal ganz harmlos an.

Banking der Zukunft

Das klingt ja fast schon fortschrittlich. Nur 25 Prozent haben kein Interesse oder keine Meinung dazu, mit digitalen Systemen ihre Bankkonten zu verwalten. 67 Prozent können es sich gut bzw. sehr gut vorstellen. Und ganze 7 Prozent haben so etwas schon im Einsatz.

Um Dir ein Bild von so einem System zu geben, kannst du Dir meinen Artikel über Starmoney durchlesen. Schließlich ist Star Finanz das Unternehmen, das es programmiert hat. Natürlich steckt da bei der Umfrage auch Eigennutz dahinter. Da ich von Starmoney überzeugt bin und es privat für den Mac nutze, kann ich mir unter den Systemen auch gut etwas vorstellen.

Jetzt kommt mein Liebling dieser Umfrage, weil sie alle Fragen, die danach kommen, ein wenig konterkariert.

Banking der Zukunft

58 Prozent der Befragten möchten künftig ihre Online-Bankgeschäfte über unterschiedliche mobile Plattformen oder Geräte vornehmen. 38 Prozent wollen es nicht. Die vier Prozent passiv-neutraler Anwortgeber haben entweder kein Smartphone bzw. Tablet oder gehen wahrscheinlich lieber in die Bankfiliale.

Merke Dir bitte die Zahlen für die nachfolgenden Fragen.

Besonders spannend ist die Frage nach der „Bank der Zukunft“. Wo soll der Weg nach Aussage der Befragten hingehen?

Banking der Zukunft

Da fällt einem doch glatt das Grinsen aus dem Gesicht. Hohe Sicherheit ist absolut verständlich an erster Stelle. Aber den Rest übersetze ich mal ins Finanzrocker-Auswertungs-Deutsch: Das Banking sollte billig, schnell, rund um die Uhr verfügbar und am besten noch mit persönlicher Vor-Ort-Beratung verknüpft sein. Ach ja, der Gratis Kaffee mit Keks im Verkaufsgespräch sollte dann auch dazu gehören. Fast Food deluxe, oder wie? Ganze 38 Prozent wünschen sich die vertrauliche und persönliche Beratung in der Filiale vor Ort.

Das bedeutet ja, dass das ganze Filialsterben der Banken eigentlich gar nicht passieren dürfte, weil die Nachfrage nach den teuren Verkäufern so hoch ist. Nur muss die Frage erlaubt sein, wie dieser überdimensionierte Wasserkopf bezahlt werden soll? Schließlich soll es auch noch kostengünstig sein. Hier beißt sich die Katze in den Schwanz, da dann wieder Provisionsprodukte von der Stange „empfohlen“ werden müssen. Und die Unmengen an Verkäufern müssen auch bezahlt werden.

Ich stelle mir zudem die Frage, wer der Befragten 3,95 € im Monat Kontoführungsgebühren beim „weißen S im roten Kasten“ bezahlt und sauteure Deka-Produkte im Depot hortet. Denn hier ist auch nichts mit kostengünstig. Ich habe so einige Bekannte in meinem Umfeld, denen ich mal eine Kostenrechnung für ihr entsprechendes Konto vorgestellt habe. Es ist ihnen völlig egal, dass sie pro Jahr 47,40 € zahlen. In zehn Jahren kostet das mal eben 474 €. Und da bezahlst Du für Aktionen am Schalter wie eine Überweisung auch noch zusätzlich Geld.

Die Premium-Variante mit überflüssiger Kreditkarte und integrierter Schalter-Überweisung kostet dort dann gleich mal bis zu 12,90 € im Monat und 154,80 € im Jahr. Da zuckt keiner mit der Schulter. Zehn Jahre S-Premium kostet schlappe 1.548 €! „Aber die Filiale ist doch gleich ums Eck und es ist bequem dahin zu gehen“, lautet häufig die faule Ausrede.

Die Alternative sind dann Honorarberater, die nicht auf Provisionsbasis Empfehlungen geben. Aber die wollen verständlicherweise auch anständig bezahlt werden. Und das geht weder günstig, schnell noch rund um die Uhr.
Banking der Zukunft
Jetzt wird es ganz bitter: 52 Prozent der 19.500 Befragten planen nicht, eine App zu nutzen, um den Kontostand abzurufen oder Überweisungen zu tätigen. Dabei haben doch die Apps von Postbank, Deutscher Bank oder anderen viele tolle Funktionen, die den Umgang mit dem Geld enorm erleichtern.

Du kannst alle Ein- und Ausgänge vom Konto kategorisieren lassen, durchschnittliche Ausgaben ansehen und vieles mehr. Gerade weil viele Leute mit Geld nicht umgehen können, ist es doch umso wichtiger auf solche Hilfsmittel zurückgreifen zu können. Und das auch noch kostenlos.

Vielleicht hätte in der Umfrage noch die essenzielle Frage gestellt werden sollen, ob die Leute wissen, wie hoch ihre monatlichen Einnahmen und Ausgaben sind. Immer und immer wieder bekomme ich zu hören, wie schwer das Thema Finanzen sei und dass im Grunde der Arbeitgeber Schuld sei. Er zahlt einfach zu wenig und das Geld ist immer zu schnell weg. Ach ja, der Staat ist natürlich auch noch Schuld, weil er so viele Steuern abzieht. Außerdem müssen Hauskredit, Autokredit Handykredit, Fernseherkredit und der Macbook-Kredit abbezahlt werden. Konsum ist halt geil!

Und wer denkt, dass das nur eine kleine Minderheit ist, der irrt sich gewaltig. Und es betrifft noch viel mehr Leute, die eigentlich gutes Geld verdienen. Ein Haushaltsplan mag vielleicht aufwendig sein, aber gerade eine App unterstützt dabei doch enorm. Sicher sind diese Apps auch noch. Und es steckt kein Fintech-Hokus-Pokus dahinter.

Banking der Zukunft

Tja, hier fällt es mir schwer die Grafik vernünftig auszuwerten. Einserseits haben die Befragten keinen Bock auf Apps, andererseits glauben 50 Prozent der Befragten, dass die Bedeutung von Apps für Bankgeschäfte ansteigen. 35 Prozent der Befragten denken, dass es gleichbleibend niedrig (Fragestellung war hier falsch, weil es ja laut Umfrageergebnissen keine hohe Bedeutung hat) bleibt. Ich habe die Reihenfolge der Ergebnisse bewusst so aufgeführt.

Und jetzt kommen die wirklich interessanten Drei, die auch wieder komplett gegensätzlich beantwortet wurden.

Banking der Zukunft

Nur 9 Prozent der Befragten würden aus dem Bauch heraus mobile Bezahlverfahren nutzen. 41 Prozent müssen sich das erstmal anschauen, können sich das generell vorstellen. Viele geben aber Apple oder Google schon die Kreditkartendaten, wenn sie ihr Smartphone einrichten. Da stört es sie nicht.

An dieser Stelle gebe ich es aber mal zu: Ich habe weder Apple, Sony noch Google meine Kreditkartendaten anvertraut. Immer wieder gibt es hier Lecks, bei denen Daten geklaut wurden. Persönlich kaufe ich immer wieder die vergünstigten iTunes-Store- oder Playstation-Karten im Supermarkt und bezahle alles damit. So schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe und behalte meine Daten für mich.

Ich vertraue eher Paypal, wo ich mehrere Kontrollen habe. Seit neun Jahren nutze ich Paypal und mir ist noch nie etwas negatives passiert. Und Paypal wird neben Apple und Google weiterhin zu den großen Playern im Markt gehören – vor allem da der Bremsklotz Ebay jetzt weg ist.

Banking der Zukunft

Komischerweise räumen die Befragten dem Thema iWatch und Co. eine große Bedeutung zu – auch wenn sie kaum einer selbst nutzt. Mit der Kreditkartennutzung in Deutschland ist das ja ähnlich, was aber in erster Linie an den Kosten liegt. Gerade beim Thema Mobile Payment kommen da spannende Möglichkeiten auf alle zu. Aldi, Lidl oder Media Markt ermöglichen bargeldloses Einkaufen mit den NFC-Chips in neuen iPhones, der iWatch oder neuen Galaxy-Modellen. Letztens habe ich an der Aldi-Kasse hier in Lübeck mal nachgefragt, wie viele Leute das nutzen. Die Antwort war „keiner“!

Die Hürde zur Payment-Registrierung fällt hier von vornherein weg, weil die Abbuchungsdaten in der Regel schon hinterlegt wurden. Der Nutzer hat Vertrauen zu diesen Unternehmen – im Gegensatz zu manchem frisch aus dem Boden geschossenen Start-up.

Banking der Zukunft

Schuster, bleib‘ bei Deinen Leisten. Das sind jetzt zwar fünf Euro ins Finanzrocker-Phrasenschwein, aber es sagt ganz klar aus, dass die Leute keinen Bock haben, den Datenkraken Amazon, Google und Apple ihre Bankgeheimnisse auch noch in den Rachen werfen zu wollen. Kann ich voll und ganz nachvollziehen.

Und Facebook fehlt hier ja noch in der Aufzählung. Die haben schon eine Banklizenz und reiben sich wahrscheinlich schon täglich die gierigen Finger. Für mich ist es eine gruselige Sache, mir vorzustellen, dass meine Facebook-Freunde Aussagen zu meiner Bonität machen können. Obwohl ich einige von denen gar nicht wirklich kenne.

Wenn jeder Leser hier wüsste, was man jetzt schon mit Facebook zu Marketing-Zwecken alles anstellen kann, wäre wahrscheinlich keiner mehr dort. Wahrlich unheimlich, aber aus Marketing-Sicht natürlich klasse!

Aber gerade beim Thema Banking verstehe ich keinen Spaß. Da haue ich lieber meinen Account in die Tonne als denen meine Daten zu geben.

Fazit

Du hast gesehen, dass es nicht ganz einfach ist, aus den Zahlen Handlungsstränge abzuleiten. Ich hatte beim Studium der Zahlen immer wieder das Gefühl, dass die Befragten die vorherige Frage schon wieder vergessen hatten. Oder die Fragen wurden völlig gemischt gestellt.

„Der Großteil der Bankkunden von morgen erwartet eine wachsende Bedeutung von Banking-Apps, möchte Bankgeschäfte über unterschiedliche Plattformen und Geräte vornehmen können und ist offen für mobile Bezahlverfahren“, fasst Bernd Wittkamp, Geschäftsführer der Star Finanz, die Umfrageergebnisse zusammen. Natürlich könnte ich die Ergebnisse jetzt auch so zusammenfassen, aber das würde nicht ganz passen.

Man muss auch ganz klar unterscheiden zwischen den Social-Media-Datenkraken und Online- bzw. App-Angeboten der Banken. Banken sind absolut nicht überflüssig, aber gerade an den ganzen Fintech-Start-ups sieht man ja, dass sie ganz viele Trends einfach verschlafen haben. Stattdessen haben sie ihren Filial-Wasserkopf noch mehr aufgebläht und dann gemerkt, dass keiner mehr Bock darauf hat. Aber eigentlich zeigt die Umfrage ja etwas völlig anderes.

Jetzt schließen exorbitant viele Filialen und es werden schnell Online-Angebote aus der Taufe gehoben. Oder Firmen als Start-up-Inkubatoren gegründet oder finanziell unterstützt.

Der Grund, warum so viele Menschen eine persönliche Beratung vor Ort haben wollen, ist schlicht und einfach die ausgeprägte Unsicherheit bei den Themen Börse, Rente, Versicherung oder Hauskredit. In der Hoffnung speziell und individuell beraten zu werden. Dass das absolut nicht der Fall ist, wissen die meisten nicht. Ich wusste es ja selber viele Jahre nicht, war blauäugig und verschwenderisch, weil ich der Bank zigtausend Euro geschenkt habe. Deshalb schreibe ich diesen Text als Crash-Test-Dummie.

Für viele ist die Bankfiliale ein Hort der Sicherheit und des Schutzes. Deshalb verteufeln sie Online-Banking, Depots und Apps, weil es ihnen nicht sicher genug ist. Und bleiben letztendlich auf ihren mit 0,05 % verzinsten Festgeld-Konto hocken und verlieren jedes Jahr viel Geld.

Mit dem Finanzrocker-Blog und auch mit dem Podcast möchte ich diese Ängste ein Stück weit abbauen und Dir neue Möglichkeiten aufzeigen. Dann verteufelst Du nicht gleich alles, was in der Online-Welt passiert. Eine gesunde Skepsis ist immer angebracht, aber letztendlich sollst Du ja individuell Dein Vermögen aufbauen und selbst entscheiden, was Du möchtest. Nicht der Bankverkäufer. Nicht die Medien. Nicht die Angst vor dem Ungewissen.

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Star Finanz dafür, dass ich die Grafiken nutzen durfte und so einen eigenständigen Artikel veröffentlichen konnte.

Wie handhabst Du das Thema? Hast Du auch Angst und Vorbehalte gegenüber Online Banking oder Fintech? Kommentier doch einfach meinen Artikel. Da freue ich mich drauf.

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Quelle Grafiken: Star Finanz

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8 Antworten

  1. Hallo Daniel,

    ich habe noch nie etwas anderes genutzt als Online Banking und habe dementsprechend auch keine Ängste oder Vorbehalte gegenüber dem Online Banking oder FinTech Unternehmen. Ich denke die Masse Deiner Leser geht es ähnlich, da wir alle bemüht sind mit der Zeit zu gehen und nicht gegen den Strom zu schwimmen.

    Bezüglich der ganzen Statistiken ist mir die folgende Aussage von Klaus Augenthaler in den Sinn gekommen: „Das ist doch alles nur Statistik. Statistisch gesehen ist jeder fünfte Mensch ein Chinese. Sehen Sie in diesem Raum irgendwo einen Chinesen?“

    Der Begriff Raum lässt sich hier natürlich flexibel durch alles mögliche ersetzen: Bahn, Bus, Flugzeug, Supermarkt, Stadion, Kinosaal und so weiter und so fort.

    Ich habe Statistiken noch nie so richtig gemocht, dass liegt aber wahrscheinlich in der Sache der Natur. Ich mag auch keinen Konsum und somit ticke ich anders als der Standard. Der Standard mag Statistiken, den Konsum, einen Bankberater und Bankkontogebühren, aber zum Standard zu gehören wäre für mich das langweiligste der Welt.

    Viele Grüße
    FjodorForex

  2. Hallo Finanzrocker,

    ich muss sagen: Mich überraschen viele der Ergebnisse gar nicht. Und ich finde sie auch durchaus (trotz einer vermeintlichen Widersprüchlichkeit) erklärbar. Wenn ich mich mal als Vergleichsperson zu der Allgemeinheit heranziehen, so würde ich bspw. auf die Frage

    „Ich möchte meine Onlinebankgeschäfte über unterschiedliche Geräte oder mobile Plattformen tätigen können“

    ganz klar „Ja“ sagen. Können möchte ich das, mir ist mein heimischer PC aber immer noch die liebste und bequemste Möglichkeit anstatt auf dem Smartphone herumfummeln zu müssen.
    (Man beachte übrigens, dass meine Formulierung der Frage leicht von der Originalfrage abweicht, aber so könnte man die Frage auch verstehen. Und dann passen die folgenden Antworten vielleicht auch besser ins Bild.)

    38% suchen Beratung vor Ort? In 20 Jahren sieht das anders aus. Die Generation Ü65 ist groß und nutzt den PC vielleicht noch für die Internetrechersche oder Emails. Aber Onlinebanking?

    „Jetzt wird es ganz bitter: 52 Prozent der 19.500 Befragten planen nicht, eine App zu nutzen, um den Kontostand abzurufen oder Überweisungen zu tätigen. Dabei haben doch die Apps von Postbank, Deutscher Bank oder anderen viele tolle Funktionen, die den Umgang mit dem Geld enorm erleichtern.“
    Ich oute mich jetzt: Ich mag die Apps auch nicht. Meine Bank mag da noch so toll sein, ich brauche unterwegs nicht nachschauen, ob die Miete schon abgebucht wurde. Das passiert immer am Monatsersten. Welche Transaktion sollte ich denn über eine App machen wollen? Spontan eine Überweisung? Mal eben einen Dauerauftrag? Never ever. Das geht am PC deutlich leichter – und zumeist habe ich vorher online etwas gekauft. Ebenfalls am PC. Ich wüsste wirklich nicht, warum ich unterwegs meinen Kontostand checken müsste.

    Und eine Analyse, wie viel Geld jetzt in welchem Bereich ausgegeben wurde, habe ich mir auch mal eine Zeit lang angetan (finanzblick). Hübsche Balken und Kreise. Man sieht ganz toll, wohin das Geld gegangen ist. Sparpotentiale haben sich dabei keine ergeben – bin wohl auch so schon zu gut organisiert. Heute schaue ich mir das nicht mehr an – ist für mich(!) eine schöne Spielerei und nicht mehr.

    „Welche Bedeutung haben Banking-Apps künftig für ihre Bankgeschäfte?“ 48% nutzen ja bereits welche oder planen es bereits. Da sind die 50%, die eine wachsende Bedeutung sehen keine Überraschung.

    „Wird die Bedeutung neuer Eingabegeräte (bspw. Smartwatches) bei Bankgeschäften weiter zunehmen?“
    Es überrascht Dich, dass 60% dem zustimmen? Mich nicht im Geringsten. Natürlich wird die allgemeine Bedeutung zunehmen – das hat aber schlichtweg nichts mit dem eigenen Verhalten zu tun. Und so werden die meisten Befragten auch gedacht haben: Ich zwar nicht, aber irgendwer wird die Dinger schon nutzen.

    „Für viele ist die Bankfiliale ein Hort der Sicherheit und des Schutzes. Deshalb verteufeln sie Online-Banking, Depots und Apps, weil es ihnen nicht sicher genug ist. Und bleiben letztendlich auf ihren mit 0,05 % verzinsten Festgeld-Konto hocken und verlieren jedes Jahr viel Geld.“

    Ich finde, Du interpretierst hier eine ganze Menge in die Zahlen. Vielleicht ist Deine Interpretation ja richtig, aber für mich gibt es auch noch einen fetten Bereich zwischen „Ich finde meinen Bankberater mit den Fähnchen so vertrauenswürdig, dass er mir alles zu jedem Preis verkaufen kann.“ und „Ich muss alles immer mobil machen können – wer nicht mit NFC zahlen kann und alle Buchungen im Smartphone checkt, ist doch ein Grufti!“
    Ich habe 15 Jahre keine Filiale mehr besucht und nutze keine Finanz-Apps. Ich bin darüber hinaus dank meiner Ausbildung „ziemlich“ technik-affin und habe keinerlei Berührungsängste mit neuen Technologien. Ich stelle mir aber stets die Frage nach dem Nutzen. Und ich persönlich finde keinen im mobilen Online-Banking.

    Lieben Gruß
    Dummerchen

    1. Hey Dummerchen,

      vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar. Und Du hast völlig Recht: Die Wahrheit liegt immer irgendwo dazwischen. Mir persönlich war es wichtig, dass ich mich mit dieser Umfrage eingehender beschäftige und auf meine Art und Weise interpretiere. Natürlich ist es immer eine Menge an Theorien, die ich da aus den Zahlen raushole, aber es sind meine eigenen Erfahrungen.

      Mein Opa geht auf die 90 zu und macht selbstständig Online-Banking. Er hat auch noch einen kompletten Überblick über seine Aktien. Meine Freundin macht aus Prinzip überhaupt kein Online-Banking und rennt jedes Mal zur Bank mit dem weißen S, um Überweisungen zu tätigen. Da kann ich noch so viel predigen – es bringt nix. Und gestern hatte ich ein Gespräch mit jemandem, der sein Banking komplett über das iPad macht. Für alles gibt es Beispiele, aber es überwiegen bei mir die Offline-Beispiele. Deswegen habe ich sie hier angesprochen. Andere haben komplett andere Beispiele in ihrem Umfeld.

      Aber Du siehst: Es ist ungemein spannend sich darüber auszutauschen. Finde ich zumindest. Deshalb bin ich immer dankbar, wenn so ausführliche Kommentare kommen.

      Viele Grüße
      Daniel

  3. Hi,
    finde die Zahlen echt mal wieder erschreckend. Deutschland ist technologisch wegen solchen Dinge immer noch Jahre hinterher in vielen Bereichen.

    Eine Bank betrete ich nur, wenn ich es muss. Meist um mir Bargeld abzuholen. Wenn es NFC Lösungen überall gebe, dann würde ich keine Bank mehr betreten. Nebenbei nutzte ich Online Banking, Apps,… alles was mich unterstützt und alles einfacher macht im Bereich der Finanzen. Generation Y halt 😉

    Aber wie du schon im Fazit schreibst, wohl wieder ein Thema der Unsicherheit vieler. Sie verstehen das System nicht und möchten sich damit nicht auseinandersetzten. So kommt man leider um die Filiale und deren Personal nicht drum herum.

    Würden sich viele mit dem Thema beschäftigen, dann wäre wohl so eine Umfrage anders geendet.

  4. Wie handhabst Du das Thema? Hast Du auch Angst und Vorbehalte gegenüber Online Banking oder Fintech?

    ich stamme aus einer Flüchtlingsfamilie, die vor ca 36 Jahren in Deutschland aufgenommen wurde, daher vieles (was zb die dt. Befindlichkeiten „über Geld redet man nicht, man hat es zu haben“, oder „das macht der Bankberater, oder der Herr Kaiser von der Allianz oder ähnliches, oder der Steuerberater der Familie“) gabs alles bei uns nicht, vielleicht erklärt das meine nichtexistenten Vorbehalte seit jeher, und meine Bereitschaft, schon damals, als das Internet in Deutschland noch in den Kinderschuhen war, und man noch per Modem ins Internet ging, sofort zum online banking zu wechseln.

    ich gehe sogar soweit, ich hab weniger Vorbehalte als du mit Google und dergleichen.
    ich vertraue paypal, auch weil ich ein Konto bei denen schon seit den nuller Jahren hab, aber genausoviel Vertrauen hab ich ihn google, und google wallet hab ich auch. und die neue, aber sehr schlichte app von der DKB. Zum Kontenstandchecken unterwegs ist es allemal gut genug, komplizierte Bankgeschäfte mach ich sowieso lieber zu Hause am PC.

  5. Lieber Leser!
    Meiner Meinung nach werden die Bankgeschäfte durch das Internet revolutioniert. In 50 Jahren wird vermutlich alles was Banken betrifft über das Internet ablaufen. Aber Corporate Finance und Investmentbanking werden vermutlich von der New Economy unberührt bleiben, da in diesen Bereichen sehr komplexe Prozesse stattfinden.

    Dein Investment Amad€

  6. Hey,

    muss mich jetzt auch mal zu Wort melden, denn scheinbar bin ich ein sehr ungeliebter Mensch zumindest aus Bankensicht.

    Denn ich habe Online Banking, Kreditkarte usw. nutze sehr viel online. Doch ich zahle immer, wenn ich etwas offline kaufe, bar. Habe seit Jahren fast nie eine Bankkarte dabei.

    Schöner Vorteil ist auch, dass ich mein Kleingeld immer sammel und es nach ca. 11-12 Monaten in die Bank bringe und es einzahle. Hat für mich den persönlichen Hintergrund, dass ich quasi eine Sonderauszahlung habe von Geld, was ich nicht mal merke das ich es spare.

    Trotzdem habe ich einen genauen Überblick, was ich wann wofür ausgegeben habe, finde durch das persönliche aufschreiben/eintippen hat es einen disziplinierenden Effekt.

    Bei mir sind dadurch die Ausgaben für Konsum gesunken, außerdem ernähre ich mich gesünder. ( Fertiggerichte und Süßigkeiten haben eine extra Kategorie)

    LG

    Dsa363

    PS : sehr guter Blog und Podcast ☺

  7. Hallo Finanzrocker,

    die Statistik ist sehr interessant, da sie u.a. ja zu einem die Wünsche der Kunden (und der neuen Generation) widerspiegelt, aber auch die Ängste und Bedenken nennt. Es soll alles besser, schneller, billiger werden, aber hat nicht jeder von uns auch bereits das Gefühl gehabt, dass das Thema rund um Geld und Vorsorge etc. einen schnell überfordert? Die Nachrichten sind ja in der letzten Zeit voll damit, dass irgendwelche Anlagemodelle doch nicht so gut funktionieren, sei es weil irgendwo ein Sack Reis umfällt, ein Zins verändert wird etc. etc.

    Aber ganz klar sehe ich das Bedürfnis nach Sicherheit und Transparenz bei den mobilen Geräten (Apps, mobile Webseiten,..). Hört man beispielsweise, dass es jetzt vermehrt Sicherheitsrisiken bei Android gibt, dass IOS von Apple auch nicht unfehlbar ist usw., dann hinterlässt es doch ein komisches Gefühl…

    Viele Grüße

    Peter

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