Sachwerte als Geldanlage Teil 2: Von Teppichen und T-Shirts

Im ersten Teil meiner Serie ging es um CDs, Edelmetalle und Münzen. Eher zufällig bin ich jetzt über einen weiteren in Deutschland beliebten Sachwert gestolpert – im wahrsten Sinne des Wortes. Außerdem habe ich mich in den vergangenen Wochen mit einem meiner Sachwerte beschäftigt. Die Renovierungsarbeiten bei mir zuhause führten zu einer ausgiebigen Beschäftigung mit den Klamotten im neuen Kleiderschrank. So kam es, dass im zweiten Teil Teppiche und T-Shirts als Sachwerte vorgestellt werden.

Originaler Teppichladen in der Hamburger Speicherstadt
Originaler Teppichladen in der Hamburger Speicherstadt

In meinem Gitarrensolo über Immobilien schrieb ich schon über das Haus meiner Großeltern in Lübeck, in dem ich einen großen Teil meiner Kindheit und Jugend verbrachte. Es waren schöne unbeschwerte Zeiten. Aber wie es sich für Großeltern gehört, waren der Möbel-, Kunst- und Tapetengeschmack sehr antiquiert.

Gut, für jemanden wie mich, der in seiner Jugend schon mit Totenkopf- und kotzenden Elch-T-Shirts durch die Gegend rannte, ist alles antiquiert (oder auch nicht – je nach Sichtweise). Und ehrlich gesagt: Ich konnte mit diesem Kunst-Klimbim nie etwas anfangen.

Gerne hätte ich Dir Fotos präsentiert von der goldenen Tapete, den obskuren Erinnerungsstücken der Weltreisen oder den alten Möbeln, aber die habe ich damals nicht gemacht. Da konnte ich mir auch nicht vorstellen, jemals Blogger zu werden.

1) Teppiche: Von Jägern und Sammlern

Nun wohnen meine Großeltern in einer wunderschönen Mietwohnung, haben weniger Arbeit und mussten einiges von dem Klimbim entsorgen. Als richtiger Jäger und Sammler brachte es mein Opa jedoch nicht über das Herz, alles zu entsorgen. Einiges wird nun im Kellermuseum gehortet, anderes in die 2-Zimmer gequetscht. Und damit sind wir nun auch beim eigentlichen Thema.

Vor kurzem stolperte ich wieder über einen der furchtbaren Teppiche, die im Dutzend das Wohnzimmer bedecken. Vorher waren sie über das ganze Haus verteilt. Jetzt finden die Dinger sogar im Keller Platz oder liegen im Weg. Jedes Mal erzähle ich meinen Großeltern, dass sie diesen Ramsch endlich mal entsorgen sollten. Da mein Opa mit fast 89 auch nicht mehr der mobilste ist, muss man nicht noch künstliche Stolperfallen in den Alltag integrieren. Und ich bin das dritte oder vierte Mal darüber gestolpert.

Dann kam ein Satz, der mich als Finanzblogger hellhörig machte: „Deine Oma will sich davon nicht trennen. Und ich dachte früher, dass Teppiche mal eine schöne Wertanlage werden. Die „Stolperfalle“, wie Du sie nennst, hat damals sehr viel Geld gekostet. Heute ist sie nicht mehr viel wert.“

Vor einigen Jahrzehnten wurden die Teppiche bei windigen Händlern in der Türkei vor Ort bestellt. Dabei hätte mein Opa auch einen Teppichkontor in der Hamburger Speicherstadt eröffnen können. Leider gibt es dort schon viel zu viele, die ihre Fußwärmer nicht loswerden. Übrigens: Das Artikelbild habe ich in der Speicherstadt während meiner Mittagspause gemacht.

Nicht Dein Freund, Kollege!

Tja, hier siehst Du mal wieder das Problem von Sachwerten als Geldanlage. Vor 30 Jahren waren teure Teppiche „State-of-the-Art“ und heute kaufen alle Leute Parkett oder IKEA-Teppiche. The Trend is not always your friend. Hier hatte mein Opa noch eine andere Anekdote. Ein alter Kollege von ihm wusste früher nicht so ganz, wohin er mit seinem Geld sollte. Das muss ein typischer Deutscher gewesen sein, denn er investierte sein Geld in Teppiche – und zwar im Dutzend. So hatte er irgendwann drei Teppiche übereinander. Du siehst: Sein Geld kann man auch so verjubeln.

Der Durchschnittswert eines Quadratmeters handgeknüpften Teppichs aus dem Iran betrug 1980 ganze 619 DM. 1994 war der Preis schon auf 183 DM pro Quadratmeter gefallen. Vier Jahre später betrug der Preis nur noch 120 DM. Das macht einen Wertverlust von 80 Prozent. Zum weinen, oder? Der Artikel über das „Drama Orientteppich“ oder dieser über Wertabschreibungen bringt Licht ins Dunkel.

Preisverfall deluxe

Schon immer lag der Vorteil des Teppichs in der geknüpften Handarbeit von zuhause. So knüpften die Frauen Teppiche günstig im Akkord zuhause und diese wurden dann für viel Geld auf den Basaren verhökert. Mittlerweile haben sich die Zeiten jedoch geändert. In den traditionellen Teppichländern wie China, der Türkei, Afghanistan oder Pakistan stirbt das Handwerk aus, weil es sich finanziell nicht mehr lohnt. Außerdem sank die Nachfrage über die Jahre rapide. Der Preisverfall ist das beste Indiz dafür. Interessant finde ich diese Story über Teppichländer.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Teppiche als Wertanlage ein riesiger Reinfall waren. Im wahrsten Sinne des Wortes wurde die Rendite zertreten. Nach den Cds ist es wieder ein Beispiel wie ein oder zwei Dekaden den Markt verändern – und am Ende vom erhofften Wert nicht mehr viel übrig bleibt.

Vorteile

  • Schallschutz im Wohnraum
  • Schönheit – je nach Betrachter
  • Warme Füße

Nachteile

  • extremer Wertverfall in den letzten Jahrzehnten
  • Handwerk in den traditionellen Teppich-Ländern stirbt aus
  • Menschen kaufen lieber in Möbelhäusern für einen günstigen Preis

2) T-Shirts: Wie man sich kleidet, so rockt man

Kommen wir mal von Teppichen zu T-Shirts. Der ein oder andere wird sich jetzt die Frage stellen, was das mit renditeträchtigen Sachwerten zu tun hat. Dem kann ich nur entgegnen: Meine Rendite beträgt bei einigen verkauften Shirts mehrere 100 Prozent. Oder umgewandelt auch vier Jahre Mickerzinsen.

Als Rocker bin ich ja nicht nur bei den Cds Jäger und Sammler, sondern auch bei den T-Shirts. Trotz einiger Verkäufe lagern immer noch über 60 Metal-Shirts und Kapuzenpullis in meinem Schrank. Immer wenn ich mir sage, jetzt ist Schluß, kommt ein neues tolles Motiv. Und dann agiere auch ich wie eine Frau im Konsumrausch. Glücklicherweise ist mein Sammlertrieb stark abgeschwächt. Mein Schrank ist trotzdem voll.

Ein klarer Vorteil dieses Sammlertriebs ist, dass Du die Ware nicht umtauschen kannst und sie – wenn überhaupt – nur in den Fanshops der Band, auf Konzerten oder bei Ebay kaufen kannst. Gerade bei Frauen wäre das Chaos sonst vorprogrammiert. Zumindest laut dieser Statistik zur geschlechterspezifischen Alpha-Retourenquote.

Ok, diesen kleinen Lacher musste ich einfach einbinden. Frauen und Klamotten sind einfach eine Sache für sich. Wie beliebt T-Shirts im Allgemeinen und Rocker-Shirts im besonderen sind, siehst Du einerseits bei der sehr häufig gesponsorten Werbung bei Facebook. Mittlerweile gibt es einen extremen Trend, spezielle T-Shirts zu entwerfen und im großen Stil über Facebook-Werbung zu verkaufen. Hör‘ doch mal in diese Podcast-Episode vom Sidepreneur, wenn Du mehr darüber wissen möchtest.

Und andererseits sind H&M, C&A, Lidl und Konsorten dazu übergegangen, T-Shirts von Iron Maiden, Motörhead, AC/DC oder Guns n´Roses im Sortiment anzubieten. Ich muss mich immer zusammenreißen nicht zu lachen, wenn ich völlig überschminkte Tussis auf der Straße mit diesen Shirts und der feschen Ray Ban-Sonnenbrille sehe. Die haben wahrscheinlich noch nie wirklich einen Song von der Band gehört, die sie da tragen. Hauptsache, das Stofffetzchen ist cool.

Die Unterhosen vom Finanzrocker

Ich muss ja zugeben: Als stilechter Rocker habe ich mir letztes Jahr bei Lidl Boxer-Shorts von Kiss und AC/DC gekauft. Du willst das vielleicht nicht wissen, was ich für Unterwäsche trage, aber es ist ein perfektes Beispiel, wie viel Geld mit Fanprodukten umgesetzt wird. Das ist original lizensierte Ware, die auf Konzerten oder im Versandhandel zwischen 10 und 20 Euro kostet. Pro Stück! Bei Lidl waren die Dinger für 3,99 Euro auf dem Grabbeltisch erhältlich. Hier lohnt es sich, einfach mal die Augen aufzumachen.

Ein paar - ähem - Schmuckstücke aus meiner Sammlung. ;-)
Ein paar – ähem – Schmuckstücke aus meiner Sammlung. 😉

Vielleicht wirst Du jetzt fragen, wie Du jetzt eine T-Shirt-Rarität von Schrankware unterscheiden kannst. Das ist eigentlich ganz einfach. Je rarer, um so besser. So gibt es diverse Special Editions, die es nur in begrenzter Anzahl über Mailorder-Firmen wie EMP oder Nuclear Blast gibt. Oder direkt beim Künstler. Außerdem gibt es immer wieder Tour-Shirts, die Du nur in geringer Auflage auf den Konzerten kaufen kannst. Nach einigen Jahren sind die Dinger wirklich gesucht. Mitunter gibt es dann auch dreistellige Erträge.

Rendite von 300 Prozent

Ein Beispiel von mir: Vor einigen Jahren waren die Panzer-Metaller von Sabaton in Lübeck. Das ist eine der ganz wenigen Bands, die es in den vergangenen zehn Jahren geschafft haben, aus dem Nichts zum Headliner in Wacken vor 70.000 Menschen zu avancieren. 2008 in Lübeck waren die Schweden noch relativ unbekannt. Für 12 Euro kaufte ich mir damals ein Tarnfarben-Shirt mit Totenkopf. Vier Jahre später verkaufte ich es für über 50 Euro nach Schweden. Macht eine Rendite von über 300 Prozent. Okay, das ist im kleinen Rahmen, aber Kleinvieh macht eben auch Mist. So etwas gelingt jedoch nur bei wenigen Bands.

Wo das Ende der CD-Sammlung über kurz oder lang kommt, wächst der T-Shirt-Markt rasant an. Genau wie die Preise dafür. Nicht ohne Grund verlangen viele große Bands zwischen 30 und 50 Euro für ein T-Shirt. Von Fußball-Shirts und Kapuzenpullis ganz zu schweigen, die teilweise dreistellig verkauft werden. Selbst einfache Baumwollbeutel haben bei Judas Priest letztes Jahr 15 Euro gekostet – und die Leute haben sie gekauft.

Wie an der Börse auch, solltest Du Dich eher auf kleine Bands (Baumwoll-Value-Werte sozusagen) fokussieren, denen Du einen Aufstieg in die erste Liga zutraust. Bei großen Bands wie Iron Maiden ist die Rendite dann doch negativ. Einfach, weil die Preise von vornherein viel zu teuer und sie mittlerweile auch bei H&M zu haben sind.

Vorteile

  • Immer mehr rare Shirts vorhanden, die die schwächelnden Tonträgerverkäufe auffangen sollen
  • Gute Wertentwicklung. wenn die Band durch die Decke geht
  • Tolle Schnäppchen vorhanden (siehe Lidl)

Nachteile

  • keine Garantie für eine stabile Wertentwicklung
  • viel Glück im Spiel

Fazit Sachwerte

Gegensätzlicher könnten die beiden Sachwerte nicht sein. Aber ich finde es ungemein spannend, mich auch damit zu beschäftigen. Du wirst mit diesen Sachwerten natürlich kein Millionär. Im Gegenteil: Mit Teppichen wurde in den vergangenen 30 Jahren aus einem Millionär eher ein Normalbürger. Aber am Ende des Tages gibt es nur wenige Sachwerte, die eine ordentliche Rendite einbringen. Im nächsten Teil der Serie werde ich darauf eingehen.

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Hier geht es zum ersten Teil mit Edelmetallen, Münzen und Cds.

Hier geht es zum Artikel über Gold und Silber.

“Kunstinvestments sind viel mehr als nur Rendite!” – Interview mit Dr. Franziska Ida Neumann

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3 Antworten

  1. Hey Daniel

    danke fürs Verlinken des Sidepreneur Interviews 🙂 – ja, ich hätte auch nicht gedacht, dass das T-Shirt Business wirklich funktioniert und man sich damit ein solides Neben- oder Haupteinkommen aufbauen kann. Aber ist ein geiles Business, vor allem wenn man mal eine Reihe an eigenen Designs hat, die man dann nicht nur auf Shirts und Hoodies drucken lassen kann (eben, on-demand, ohne dass man je etwas in die Finger nehmen muss), sondern auch auf Tassen, Stoffbeutel etc.

    All the best,
    Reto

  2. Hallo Daniel,

    mit alternativen Investments kann man eine ordentliche Rendite erwirtschaften. Nur wie überall im Leben: Man muss sich damit auskennen, sonst wird man abgezockt.

    Ich finde gut, dass du dich damit beschäftigst.

    MFG Philipp

  3. Hi Daniel,

    sehr geiler Artikel und es zeigt mal wieder, dass man einfach nur kreativ in der Wahl seiner Möglichkeiten sein muss. Das Schöne ist –> es wird nie aufhören. Von Jahr zu Jahr, wird es mehr Wege geben, Einkommensströme und Sachwerte aufzubauen. Wichtig ist dabei nur, dass man diese Wege auch als solche erkennt 🙂

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