Kapitalfehler: So wird unser Wohlstand vernichtet

Die Welt geht unter. Noch ist es jedoch nicht zu spät, etwas dagegen zu unternehmen. Klingt zwar jetzt sehr martialisch, aber mit ihrem neuen Werk „Kapitalfehler“ spitzen die Bestsellerautoren Marc Friedrich und Matthias Weik wieder die Federn – und liefern spannende Einblicke und interessante Lösungsvorschläge in und für das Politik- und Wirtschafts-Moloch. Aber lohnt sich der Kauf des Buches?

Kapitalfehler
Gewinner sind die Reichen, die Bauern sind die Opfer

Meine erste Begegnung mit Marc Friedrich war ein Podcast-Interview bei meinem geschätzten Kollegen Stefan Obersteller. Dort promotete er das zweite Buch „Der Crash ist die Lösung*“ wirklich unterhaltsam, wenngleich ich es etwas abschreckend fand.

Es war die Rede davon, Mähdrescher und Ackerland als Geldanlage zu nutzen statt Aktien und Anleihen. Und den Whiskey nicht zu vergessen. Das war mir etwas zu skurril. Kurz darauf gab es einen weiteren Geldbildungs-Podcast, wo Marc Friedrich Fragen beantwortete und wo es in dieselbe Richtung ging. Ich kaufte mir das Buch damals nicht – auch wenn da viele richtige Aussagen vorhanden waren. Aber es wurde zu einem Bestseller in Deutschland – wie auch das erste Werk „Der größte Raubzug der Geschichte*„.

Jetzt gibt es das dritte Buch des Autorengespanns Matthias Weik und Marc Friedrich. Es hört auf den Namen „Kapitalfehler“ und auf über 350 Seiten holen die Zwei abermals die Keule zum Rundumschlag raus. Vor dem regulären Erscheinungstermin erhielt ich das Rezensionsexemplar und war gespannt, ob meine damaligen Vorurteile bestätigt wurden.

Sechs Kapitalfehler

In dem Buch geht es darum, wie unser Wohlstand vernichtet wird und warum ein neues Wirtschaftsdenken enorm wichtig ist. Dabei gehen Friedrich und Weik zunächst darauf ein, warum der Finanzkapitalismus die Marktwirtschaft zerstört, erörtern sechs gravierende Kapitalfehler, schieben noch ein kleines Griechen-Intermezzo ein und geben abschließend ihre Lösungsvorschläge preis.

Du lernst eine Menge über die Geldschöpfung der Banken, Innovationszyklen, kriminelle Methoden großer Konzerne, grundlegende Probleme in der Europäischen Union und vieles mehr.

Wieder klingt einiges sehr martialisch und das ist auch Sinn und Zweck der spitzen Feder. Der Leser soll beim Lesen seine Faust ballen und zwischendurch mal kräftig auf den Tisch hauen. Ab und zu driftet das ganze auch mal in Stammtisch-Polemik ab. Zu negativ sind oftmals die Zeilen und nicht jeder macht sich seine eigenen Gedanken darüber – obwohl sie trotz allem selbst an die Hoffnung glauben (siehe Video-Link unten).

Eurovision Crisis Contest

Zwischendurch haben mich die Autoren auch mal verloren. Das liegt einfach an der Struktur des Buches. Jedes Kapitel steht für sich und sie bauen nicht aufeinander auf. Teilweise gibt es sehr ausführliche geschichtliche Rückblicke (Krisengeschichte, Kondratjew-Zyklen), die sich etwas ziehen.

Ich musste mich immer wieder auf ein neues Thema einstellen und dadurch ging der rote Faden manchmal verloren. Auch das äußerst unterhaltsame „Eurovision Crisis Contest“-Intermezzo wirkt im Kontext etwas deplatziert. Hier werden die Lösungsansätze der Krisenländer Island und Griechenland verglichen. Die allgemeinen Lösungsvorschläge wurden in das letzte Kapitel integriert und werden sehr knapp gehalten, was ich sehr schade fand. Trotzdem: Mir gefallen alle Kapitel für sich.

Für mich ist das kein Grund, das Buch deswegen schlecht zu schreiben. Ganz im Gegenteil: In meinen Augen gehört das Buch zu den absoluten „Must-reads“ 2016. Da steckt so viel Wahrheit drin, dass es oft richtig weh tut – auch wenn Du einiges kritisch sehen kannst. Interessant ist vor allem das Quellenverzeichnis, wo Du noch auf einige interessante Artikel stoßen kannst.

Während des Lesens merkst Du auch, wie viel in den Nachrichten und von der Politik verschwiegen oder nicht erklärt wird. Warum das so ist, erklären Friedrich und Weiks natürlich auch.

„Ein uninformiertes Volk ist einfacher zu regieren als ein informiertes.“

Aussage eines Politikers gegenüber den Autoren auf Seite 217

Keine Steuer für den Apfel

Nicht nur bei Themen wie Altersvorsorge ist das so, sondern auch bei der Wirtschaft und natürlich der Politik selbst. So begehrt einfach keiner auf, weil es keiner versteht oder es totgeschwiegen wird. Beispiel gefällig?

„Den Vogel abgeschossen hat aber Apple, eines der profitabelsten Unternehmen der Welt. Apple erhielt in Deutschland 2011 sogar eine Steuerrückerstattung.“

Aussage auf Seite 286

Solche Feinheiten sind es, die „Kapitalfehler“ zu einem Buch mit Explosionsgefahr machen. Die Autoren nehmen absolut kein Blatt vor den Mund, was ich gut finde. Und natürlich hinterfragte ich beim Lesen auch so einiges.

„Solange sich unser Konsumverhalten nicht verändert, werden wir Konsumenten nach und nach alle kleinen Betriebe zerstören.“

Aussage auf Seite 218

Wusstest Du, dass Dein Einkauf bei Aldi und Lidl völlig fatal ist? Nicht nur was die Herstellung der Waren angeht, sondern vor allem, dass die Familien Albrecht (Aldi) und Schwarz (Lidl, Kaufland) immer die ersten sind, die Steuern vermeiden wollen.

„Einige sind durch den Verkauf von Billigware unvorstellbar reich geworden. Konzerne nutzen im Preiskampf einerseits ihre Größenvorteile…Andererseits betreiben sie häufig Steuervermeidung um jeden Preis.“

Aussage auf Seite 304

Kampf gegen Klitschko

Richtig gepfefferte Beispiele, bei denen der Leser einen Würgereiz unterdrücken muss, inklusive. Im Umkehrschluss muss jeder dann sein Anlageverhalten überdenken. Denn will man solche Konzerne durch einen Aktienkauf unterstützen? Und vor solche Fragen wird der Leser ständig gestellt.

Oftmals wirkt es wie ein Kampf eines Untrainierten gegen einen der Klitschkos – mit deftigen Schlägen gegen den Kopf und in den Magen. Nach den sieben Kapitelrunden liegst Du dann ermattet am Boden.

Jetzt gilt es aber, die richtigen Schlüsse aus dem Inhalt zu ziehen. Aus Protest ein Konglomerat an hohlen Phrasendreschern zu wählen, ist jedenfalls komplett falsch. Im Gegenteil: Das macht es nur noch schlimmer. Hier habe ich dann auch die Befürchtung, dass einige Leser die Meinungen ungefragt übernehmen.

Fazit

Das Fazit kann ich relativ kurz halten, denn meine klare Aussage habe ich schon kundgetan. Kauft das Buch, lernt eine Menge über Politik und Wirtschaft, hinterfragt ein paar Sachen und trefft Entscheidungen, was ihr persönlich ändern wollt.

In meinen Augen ist „Kapitalfehler“ ein sehr wichtiges Buch, welches das unverständliche Gewirr aus Politik, Wirtschaft und vielem mehr entzerrt, erläutert und kompakt Lösungen aufzeigt. Und diese sind alles andere als weltfremd.

Wenn ihr in diesem Jahr neben Kommer und Levermann nur ein weiteres Sachbuch kauft, empfehle ich „Kapitalfehler“. Punkt!

Zum ausführlichen Podcast-Interview mit Marc Friedrich

Buch bestellen: Kapitalfehler: Wie unser Wohlstand vernichtet wird und warum wir ein neues Wirtschaftsdenken brauchen*

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10 Antworten

  1. Hey, danke für die Rezension, klingt definitiv interessant! 🙂

    Ich hab das beim letzten Mal schon angemerkt und fände es insgesamt ganz schön, wenn deine Buchrezensionen neben dem Fazit auch mit einem kleinen „für mich habe ich folgendes mitgenommen“-Block abschließen würden. Insbesondere, wenn dabei für dich tatsächlich ganz konkrete Erkenntnisse oder auch Handlungspläne (kurzfristig wie langfristig) erwachsen sind (wäre beim letzten Mal sowas wie „ich will mir in Zukunft Zahnersatzherstelleraktien genauer anschauen“ gewesen :P). Ein paar Stichpunkte reichen da ja schon.

    Schönen Sonntag!

    1. Hey Sven,

      vielen Dank für Deinen Kommentar. Ein paar Sachen habe ich jetzt schon in dem anderen Kommentar geschrieben. Das Buch wirkt noch immer etwas nach und ich habe noch keine konkreten Handlungen abgeleitet. Einige Sachen werde ich mir noch einmal genauer anschauen. Es wird zu diesem Thema noch weitere Diskussionen geben. Da werde ich dann darauf eingehen.

      Bei der kommenden Rezension packe ich einen „Das habe ich mitgenommen“-Teil ein. Habe ich mir schon aufgeschrieben. Da passt dieser PArt auch viel besser.

      Viele Grüße
      Daniel

  2. Hallo Daniel,

    danke für deine Erwähnung und die interessante Rezension. Ich habe das Buch selber diese Woche begonnen zu lesen. Aktuell bin ich noch zu sehr am Anfang um ein Fazit zu ziehen. 🙂

    Viele Grüße nach Lübeck,
    Stefan

  3. Hallo Daniel,

    „Gewinner sind die Reichen, die Bauern sind die Opfer“, der große Crash wird kommen, die großen Konzerne zerstören die kleinen, wir haben die Empfehlungen, damit Sie nicht ihr Vermögen verlieren… Ist das nicht das was Du sonst unter Finanzpornographie verstehst? Angst machen, Klisches aufwärmen um ein Buch zu verkaufen?

    Ansonsten gefällt mir der Vorschlag von Sven: Hat Dich das Buch überzeugt? Glaubst Du an den großen Crash? Machst Du jetzt irgendetwas anders als vorher? Wenn ja, was?

    1. Hi Leser,

      ich habe es bewusst überspitzt in den Artikel eingefügt. Aber generell hat das Buch nichts mit Finanzpornographie zu tun. Das Thema Aktien wird auch nur angerissen. Es geht vielmehr um Zinsen, Helikoptergeld, Probleme bei den Banken und die Situation in der EU mit dem Euro.

      Und wenn Du Dir mal den Kommentar von Svenja anschaust, siehst Du auch, dass viele Prognosen ihrer ersten beiden Bücher eingetreten sind. Man muss nicht mit allem, was die Autoren schreiben, übereinstimmen. Aber darüber nachdenken, sollte man schon. Beim Thema „Aktien“ bin ich komplett anderer Meinung, aber das war ein Thema im zweiten Buch.

      Gerade als Historiker und Politologe habe ich viele interessante Sachen aus dem Buch mitgenommen, die ich noch nicht kannte – vor allem die Kondratjew-Zyklen. Das hilft am Ende für das Verständnis des großen Ganzen. Das Buch und die Gründe haben mich überzeugt und das ist – hoffentlich – auch rübergekommen.

      Und ja: Es kann durchaus einen Crash geben, der vielleicht sogar schlimmer wird als der von 2008. Viele mögliche Ursachen stehen in dem Buch. Aber dann ist die Welt nicht zuende. Die meisten Unternehmen werden trotzdem weiter existieren und Gewinne erwirtschaften – auch wenn es an der Börse für einige Zeit nicht so schön wird. Deshalb sollte jeder auch langfristig anlegen und nicht zocken. Anders anlegen werde ich aber nicht.

      Viele Grüße
      Daniel

  4. Gleich bestellt. Danke!
    Ich wußte gar nicht, daß die beiden ein neues Buch geschrieben haben. Ihre ersten beiden Werke gehören zu meinen Lieblingsbüchern und sollten eigentlich Pflichtlektüre für jeden Interessierten und Investor sein. Erschrecken finde ich, wie viele ihrer Prognosen eingetroffen sind…..

    1. Hi Svenja,

      das ist klasse. Ich wünsche Dir viel Spaß beim Lesen. Vielleicht möchtest Du nach dem Lesen an dieser Stelle Deine Meinung zum Buch schreiben.

      Viele Grüße
      Daniel

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