ETF liquidiert – und nun?

Diese Woche habe ich einen unverhofften Geldsegen auf meinem Depotkonto erhalten. Im ersten Moment war mir nicht so klar warum. Erst als der Brief von der Bank kam, wurde mir das klar. Eins meiner ETFs wurde dicht gemacht. Aber was passiert dann eigentlich?

ETF liquidiert - erstmal schaut man doof aus der Wäsche
ETF liquidiert , da schaut man erstmal wie ein Frosch

Vor Jahren experimentierte ich ziemlich viel herum. Wie ein Bekloppter kaufte ich mir testweise Aktien, Fonds und ETFs, die mich interessierten. Dazu gehörten Dividenaristokraten, MSCI World, Stoxx oder auch Emerging Markets-ETFs. Es war ein regelrechtes Sammelsurium. Auch Wikifolio-Zertifikate waren dabei. Im Großen und Ganzen hielten sich aber die Verluste in Grenzen und ich konnte einige Erfahrungen sammeln. Von denen habe ich mittlerweile fast gar nichts mehr – außer einem ETF. Dieses rauschte nach dem Kauf erstmal in den Keller, so dass ich es einfach im Portfolio behielt. Irgendwann wird es schon wieder steigen. Nur habe ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der entschied sich jetzt nämlich dazu, diesen Exchange Traded Fund gleich komplett dicht zu machen.

Bisher habe ich immer nur mitbekommen, dass vereinzelte ETFs nicht mehr an allen Börsenplätzen gehandelt werden konnten, weil zu wenige Käufe darüber erfolgten. Andere wurden im großen Stil geschlossen und zusammengelegt. Mich persönlich hat es bisher noch nicht getroffen.

Nur einen Aktien-Squeeze-Out mit einer amerikanischen Aktie habe ich schon mitgemacht. Dabei habe eine Zwangsabfindung zum Preis vom Squeeze-Out-Tag erhalten. Natürlich war diese geringer als mein Kaufpreis, weil die Aktie vorher schon eine Talfahrt mitgemacht hat. Von der ETF-Schließung bin ich aber verschont geblieben.

Spiel mit dem Feuer: Frontier Markets ETF

Aber wie es halt immer so ist: Irgendwann erwischt es einen doch. Ich hatte mir aus Diversifikationszwecken einen Frontier Markets ETF von der Royal Bank of Scotland (RBS) gekauft. Die Experten im Wertpapierforum hatten damals viel darüber geschrieben, aber es gibt nur wenig, was unnötiger ist als ein Frontier Markets ETF. Darin enthalten sind Länder, die noch keinen Schwellenland-Status besitzen. Entweder weil sie zu klein oder weniger entwickelt sind als die aufstrebende Emerging Markets mit hohen Wachstumsquoten. Dazu gehören beispielsweise Kuwait, Vereinigte Arabische Emirate, Oman, Kroatien oder auch Zypern.

Leider gab es nur wenige solcher ETFs auf dem Markt, wodurch die durchschnittlichen Kosten auch entsprechend hoch sind. 0,9 Prozent betrug die TER meines RBS Market Access MSCI Frontier Markets-ETFs. Damals war ich jedenfalls der Meinung, dass ich das Ding brauchte. Ich kaufte mir auch nur 10 Anteile – falls damit etwas schief gehen sollte. Letztes Jahr wollte ich die Anteile schon verkaufen, aber das hätte mir 90 Euro Verlust beschert. Also hoffte ich auf bessere Tage. Statt nach oben ging es jedoch weiter nach unten. Zeitweise hatte ich fast 200 Euro Verlust, was bei einer Anlage von 650 Euro ziemlich viel ist.

Erst in den letzten Wochen berappelte sich der ETF, so dass meine Hoffnung anstieg, dass es wieder nach oben ging. Schließlich hatte der MSCI Frontier Markets dank der Dollarschwemme der FED schon einmal einen ordentlichen Anstieg von 40 Euro auf 70 Euro geschafft. Stattdessen entschied sich die Royal Bank of Scotland den Fonds komplett zu schließen und das Sondervermögen aufzulösen. So steht es in dem Wisch meiner Depotbank.

Harte Zeiten für die RBS

Ehrlich gesagt ist das auch nicht verwunderlich: Die schottische Großbank kämpft zur Zeit mit so vielen Problemen, dass viele Bereiche einfach dicht gemacht werden. Und mit ETFs lässt sich nicht sonderlich viel Geld verdienen. Das muss die RBS aber ganz dringend, nachdem diese Woche das neunte dicke Minus in Folge bekannt gegeben wurde. Bis 2019 streichen die Schotten bis zu 14.000 Arbeitsplätze. Dank des Brexits haben sich die Probleme jetzt noch einmal vergrößert.

Weiter steht in dem Anschreiben, dass „das Verfügungsrecht über das Sondervermögen am 20.07.2016 auf die Depotbank überging, die den Fonds liquidieren wird. Nach der Fondsschließung wird Ihnen der Liquidationserlös anteilig zur Verfügung gestellt.“ Übersetzt heißt das: Die zehn Anteile wurden verkauft ohne dass ich eine Transaktionsgebühr zahlen musste. Leider beträgt mein Gesamtverlust jetzt auch 124 Euro und somit einen Verlust von 19 Prozent. Da hätte ich auch letztes Jahr auf die 90 Euro setzen können. Aber hinterher ist man immer schlauer. Und „Hätte, wäre, wenn“ bringt an der Börse überhaupt nichts.

Fazit

Aber ich sehe es am Ende doch positiv, weil ich erstens die Erfahrung einer ETF-Schließung mal mitgemacht habe und weiß, wie es abläuft. Und zweitens kann ich nun endlich auch die oft gestellt Frage „Was passiert, wenn ein ETF liquidiert wird?“ beantworten, weshalb ich diesen Artikel jetzt geschrieben habe. Auch der Finanzwesir bekommt häufig solche Fragen, wie er mir erzählte.

Für mich ist es ein Zeichen, dass viele dieser ganzen kleinen Nischen-ETFs, die den Markt in den vergangenen Jahren überschwemmten, das gleiche Schicksal erleiden werden. Außerdem braucht die meiner Meinung nach auch kein Mensch – höchstens um Branchen- oder Länderwetten einzugehen. Und dann wird es wieder risikoreich.

Schaut man sich mal den Bankensektor zur Zeit an, kommt da generell noch etwas auf uns zu. Die RBS ist ja nicht das einzige Extrembeispiel. In Italien schronken die Banken reihenweise ab und auch Commerzbank und Deutsche Bank winken nicht gerade fröhlich. Während die Südeuropäer aber ein eklatantes Problem mit faulen Krediten haben (remember 2008?), stehen in Deutschland die Geschäftsmodelle auf dem Prüfstand.

Da wird jetzt geschaut, womit sie noch Geld verdienen können. ETFs mit geringer Größe gehören definitiv nicht dazu. Deshalb solltest Du mit den ETFs auch keine Experimente wagen, sondern Dich auf Fonds konzentrieren, die über ein gewisses Volumen verfügen. Da werden sich die Anbieter hüten, die Dinger dicht zu machen. Und diese kleinteilige Diversifikation ist auch gar nicht nötig. Wer mehr als fünf unterschiedliche Aktien-ETFs besitzt, verfügt entweder schon über ein größeres Vermögen (über 25.000 Euro) oder fährt ansonsten viel zu kleinteilig.

Fakt ist aber: Ein ETF ist Sondervermögen und wenn dieses aufgelöst wird, wird es auf Dein Depotkonto überwiesen. Dann hast Du vielleicht Verluste, aber weg ist das Geld in dem Fall nicht. Und das ist eine Erkenntnis, die gar nicht so unwichtig ist.

Mehr über ETFs im Allgemeinen

Fonds und ETFs

Das Innenleben eines ETFs

Mehr über Portfolioaufbau

“Nachhaltigkeit ist auch bei der Geldanlage wichtig” – Interview mit Fondsmanager Paul Buchwitz von der DWS

Bild: Tookapic/Jaroslaw Puszczyński

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20 Antworten

  1. Schade, dass du am Ende Verlust gemacht hast. Trotzdem ist es eine gute Nachricht für alle passiven Anleger, die auf Index-Fonds setzen: Das Geld, dass sich im Index-Fonds befindet wird bei Schließung Cash ausbezahlt. Und wenn man deinen Rat befolgt und auf große Index-Fonds setzt, hält sich das Risiko einer Schließung wohl in Grenzen.

  2. Gut zu wissen, was bei einer Liquidierung eines ETFs passiert. Darüber war ich bisher nicht informiert. Nicht zuletzt wegen des Sondervermögensstatus investiere ich selbst gerne in ETFs. Überwiegend in ETFs, welche die großen Märkte abbilden. Dies dient zur Absicherung meines Depots. Manchmal dient es auch zur Absicherung des eigenen Egos. Denn ähnlich wie sich 90% der Autofahrer für die besten Fahrer des Landes halten, fühlt man sich als Investor dem Markt gerne überlegen.

    Grüße
    Bowlgod

    1. Hey Andy,

      die Überlegung hatte ich vor Jahren auch 😉 Du kannst ja mal in die aktuelle Folge von Der Finanzwesir rockt reinhören. Da spreche ich über diesen ETF 😉

      Viele Grüße
      Daniel

  3. Hi Daniel,

    vielen Dank für deine Arbeit die du hier machst und ich sehr zu schätzen weiß. Ich habe eine Frage die in die Richtung der Liquidierung geht.
    Wie bildest du solche Liquidierungen oder für mich interessanter Zusammenlegungen eigentlich mit PortfolioPerformance ab, dass du ja auch schon vorgestellt hast. Ich habe damit so meine Probleme…

    Viele Grüße
    Stefan

    1. Hey Stefan,

      dank Dir für Dein Lob. Das freut mich zu hören. Diese Liquidierung war ja mittlerweile die zweite (mein Horrordachfonds wurde ja auch schon liquidiert) und es ist eigentlich total einfach, das in PP abzubilden. Du verkaufst es einfach gemäß der Endabrechnung Deiner Bank zum Stichtag. Fertig! Mehr ist es nicht.

      Viele Grüße
      Daniel

  4. Hallo Daniel,

    ist sehr interessant was ihr beiden zum Thema Nachhaltigkeit zu berichten habt. Als Altenpfleger spielt das Thema Ethik in meiner Arbeit eine große Rolle. Der Wasser ETF soll für mich Geld verdienen, mehr nicht. Ich habe noch Fonds auf den MSCI ACWI und S&P 500, beide von ishares und als VL Sparplan DWS TOP Dividende. Europa ist für mich gerade ein Pulverfass deswegen lasse ich von deutschen und europäischen Indizies die Finger weg, aber mit diesen 4 bin ich für die noch verbleibenden 20 Jahre bis zur Rente denke ich gut aufgestellt.

    1. @Andy: Wenn „Ethik“ für Dich bei der Aktienanlage eine Rolle spielt ist der Wasser ETF aber eventuell durchaus kritisch zu sehen. Wenn man das Wassergeschäft in der sogenannten Dritten Welt genau anschaut (heuer ja eher „Frontier Market“ genannt – s.o.) wird da im allgemeinen eher auf den Profit als auf die soziale Verträglichkeit geachtet. Das freut Dich als Anleger natürlich, aber wenn man als Bürger dieser Länder auf Grund undurchsichtiger und korrupter Deals einer politischen Kaste mit den Wasserfirmen plötzlich überhöhte Wasserpreise bezahlen muss, sieht das natürlich anders aus. Das Netz ist voll mit solchen Wassergeschichten und z.B. Veolia (6% Anteil am Fond) kein unbeschriebenes Blatt). Der „Cochabamba Water War“ gibt exemplarisch wieder was ich damit meine.

  5. Sozusagen genau in dieser Reihenfolge Daniel. Dazu kommen noch die politische Entwicklung in Europa mit der nach rechts driftende Stimmung und die Spannungen mit Russland und der Türkei. Europa wird sich verändern, ob im guten oder schlechten…

    1. Naja, aber die USA sind doch genauso gefährdet. Dann dürftest Du dort auch nicht anlegen. Was meinst Du, was dort passiert wenn Trump tatsächlich an die Macht kommen sollte? Das hofft kein Mensch, aber den Amerikanern ist leider alles zuzutrauen. Der ist so unberechenbar wie Erdogan oder Putin. Also, wenn es danach geht, dürfte man überhaupt nicht an der Börse anlegen.

      Und mit dem ACWI oder dem World Water ETF legst Du ja trotzdem auch in Europa an.

    2. Hallo Andy,

      deine Aufteilung ist schon wirklich interessant. Zum einen verfolgst du anscheinend das prinzip der passiven Anlage mithilfe von Risikodiversifikation (MSCI ACWI und S&P 500) und zum anderen holst du dir einen Index ins Boot der gerade mal 20 Titel enthält und eine klare Branchenwette darstellt (World Water ETF). Wie passt das zusammen?

      Der Finanzwesir hat zu diesem Thema übrigens ebenfalls einen interessanten Artikel verfasst: http://www.finanzwesir.com/blog/nachhaltig-anlegen

      Ansonsten stimme ich dem finanzrocker zu, dass die USA im Moment politisch genauso schwer einzuschätzen sind wie Europa. Daher kommen für mich auch nur global gestreute ETFs in Frage, keine Branchen, keine einzelnen Länder!

      Grüße
      ETF-Wahl

  6. Hallo Daniel,

    normalerweise bin ich nicht wirklich der ETF-Anleger, fand aber Thema aus irgendeinem Grund trotzdem sehr interessant.
    Ich glaube auch, dass die kleinen Nischen stark gefährdet sein könnten. Da ich derzeit über Sparpläne in ein paar ETFs nachdenke, werde ich mich auf die großen Bereiche konzentrieren. Allerdings warte ich dazu faire Einstiegslevel ab. Gerade der US-Markt kommt mir schon recht fortgeschritten vor. Natürlich kann das erstmal noch so weitergehen, aber wer weiß das schon :).

    Wie immer gute Arbeit. Die Podcasts habe ich gerade erst angefangen zu hören. Gerade den letzten zum Thema Ethik fand ich spannend. Da ich gezielte Einzelwerte kaufe, ist das für mich auch immer ein Punkt, den ich berücksichtige. Allerdings findet man wie beschrieben immer etwas, wenn man nur tief genug sucht.

    Gruß und weiter so!

    Christian

  7. So gesehen, der Trump ist auch eine Wundertüte. Ich hoffe er haut noch ein paar markige Sprüche raus und manöveriert sich damit in´s Abseits. Aber ich denke in Europa gibt es viel mehr Baustellen, jedes einzelne Land eigentlich. Ja klar, wenn man alles schwarz sieht braucht man eigentlich nur in den Privatbunker investieren und sonst nirgendwo. Meine Entscheidung war so ein Bauchgefühl. Befasse mich erst seit kurzem mit der Thematik und war erst mal erschlagen von der Fülle an Informationen und worauf man alles achten soll. Dein BLOG hat mir dabei auch sehr geholfen, vielen Dank.

  8. Hallo Daniel,

    Dein Werk ist das erste seiner Art zum Thema ETF, das ich lese und es bringt mich gleich richtig gut voran. Außerdem ist das klasse geschrieben und liest sich gut. Mit Sicherheit lese ich Deine nächsten Beiträge. Nun muss ich zunächst meine Frau fragen, wie ich es anstelle, dass ich überhaupt merke, wann ein neuer Artikel eingestellt ist.

    Grüße und danke
    Peter

  9. Servus Finanzrocker,

    eine Frage: War das ein synthetischer oder physischer ETF? Würde das bei einer Liquidation überhaupt einen Unterschied machen?

    Ansonsten: Weiter so! 🙂

    Viele Grüße
    SODL

  10. Hallo Finanzrocker,

    weißt du noch, wie hoch die Liquidationskosten ausgefallen sind? Einer meiner ETFs ist nur noch ein paar Tage handelbar und wird dann liquidiert. Ich stehe jetzt vor der Frage, entweder die Anteile vor Handelsschluss über die Börse zu verkaufen oder die Liquidation mitzumachen. Kannst du mir da einen Rat geben, welche Varianten sinnvoller ist?

    Viele Grüße
    corvus_maximus

    1. Hi,

      das weiß ich leider nicht mehr, aber ich hatte Verluste. So viel weiß ich noch. Von daher wäre es in meinem Fall relativ egal gewesen, ob ich sie im Vorfeld verkauft hätte.

      Viele Grüße
      Daniel

  11. Mit Nischen-ETFs ist das so eine Sache. Manchmal sind sie einfach weg. Vor allem ETFs mit niedrigen zweistelligem Anlagevermögen sind gefährdet. Kleinere ETFs würde ich gar nicht erst kaufen. Grundsätzlich finde ich Frontier Markets schon spannend – dann aber eher nicht als ETF. Bei Frontier Markets finde ich eine aktive Selektion besser. Viel Spaß noch!

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