Buchreview: „Cool bleiben und Dividenden kassieren“ von Christian W. Röhl und Werner Heussinger

Ich habe eine lange Wunschliste bei Büchern. Da stehen Thriller drauf, historische Romane, Krimis, diverse Sachbücher und natürlich auch Finanzbücher. Das ganze Jahr über habe ich diese abgearbeitet. Am Ende des Jahres blieb ein Buch übrig, das ich noch unbedingt lesen wollte. Dieses hört auf den Namen „Cool bleiben und Dividenden kassieren“ von Christian W. Röhl und Werner Heussinger. Und das hat einen ganz profanen Grund.

Cool bleiben und Dividenden kassieren
Weihnachtlicher Arbeitsbereich des Finanzrockers mit dem gerade fertig gelesenen Buch.

Überblick Cool bleiben und Dividenden kassieren

Seit einigen Monaten bin ich in einer tollen Facebook-Gruppe zur Dividendenstrategie. Besonders aktiv agiert dort Christian Röhl, der auch immer wieder seine Dividendenadel-Profile postet, die sehr gut bei der Einordnung des Unternehmens helfen. Ich habe mir mehrere Auftritte von ihm im Anleger-TV angeschaut und bin verblüfft über den hochwertigen Content, den er immer wieder raushaut. So entstand der Wunsch auch das Buch zu lesen – und zu bewerten.

Deshalb fragte ich bei ihm an, ob ich ein Rezensionsexemplar erhalten könnte. Das war überhaupt kein Problem und zwei Tage später hatte ich das gute Stück im Briefkasten. Nun ist es so, dass ich Finanzliteratur nicht im Bett lesen kann. Da bevorzuge ich eher Geschichtsromane, Thriller oder Krimis – und natürlich Game of Thrones. Aber der Reiz dieses Buch zu lesen war so groß, dass ich es tatsächlich komplett abends als Gute-Nacht-Lektüre gelesen habe – ohne dabei eingeschlafen zu sein.

Dividenden als Gute-Nacht-Lektüre

Ok, das ist an sich jetzt noch kein Qualitätsmerkmal, aber es zeigt, dass es anders ist als die sonstige Finanzliteratur. Das hat zwei Gründe: Zum einen fühlte ich mich beim Einstieg ins Buch sehr an mein eigenes Buch erinnert. Christian startet nämlich mit Geschichten aus seiner Jugend und seinen ersten durch Opa Wilhelm inspirierten Aktienerfahrungen. Aus dieser Erfahrung heraus erzählt er seine Geschichte und leitet behutsam auf das Thema Dividendenstrategie über – und warum diese für ihn richtig ist.

Cool bleiben und Dividenden kassierenDa kommen natürlich eine Menge Anekdoten zum Vorschein und auch aktuelle Geschehnisse wie die Krise von 2008 und Draghis Nullzinspolitik spielen eine wichtige Rolle für den roten Faden. Außerdem haben die Autoren eine sehr eigene, unverwechselbare Schreibe, die nicht jedem gefallen wird.

Ab und an klingt es etwas gestelzt – vor allem wenn mal wieder lateinische Sprüche rausgehauen werden. Ganz ehrlich: Genau das ist es aber am Ende, was das Buch von den Dutzenden anderen Finanzbüchern zum Thema Dividenden deutlich abhebt. Der Erzählstil hat Charisma und einen hohen Wiedererkennungswert. Und lernen kann der Leser eben auch noch. Bei den Amazon-Bewertungen sieht man jedoch, dass der Stil nicht jedermanns Sache ist.

Dabei braucht es nicht zwingend einen Berater, um in Gelddingen mal so richtig auf die Nase zu fallen. Das kriegt man auch alleine hin. Dafür sorgt schon das Schnäppchen-Gen, die Kleine-Leute-Variante der zweiten Todsünde: Gier.

Zitat „Cool bleiben und Dividenden kassieren„, Seite 27

Der zweite Grund: Es kommen wieder diese Dividendenadel-Profile zum Vorschein. Und auf diesen sorgfältigen ausgewählten Statistiken fußt dann auch die Kernaussage des Buches. Die aktive breite Geldanlage in wirtschaftlich starke Unternehmen, die seit Jahrzehnten regelmäßig ihre Dividenden zahlen und sogar steigern konnten, bringt eine gute Rendite ins Portfolio.

Auf diese Art und Weise performt ein sorgfältiges Adels-Portfolio wesentlich besser als ein normaler Index. Hier haben Heussinger und Röhl bewusst darauf geachtet, auch nachvollziehbare Statistiken darzustellen, die diese Überperformance dann auch zeigen.

Märchen von der Überperformance

Überperformance? Halt, da war doch was. Ist das nicht ein Märchen der Bankindustrie, um die hohen Fondskosten rechtfertigen zu können. Tja, da ist auch was Wahres dran, aber die Argumentationsstruktur von den beiden Autoren ist eine andere. Ihnen geht es um das magische Viereck nachhaltiger Ausschüttungspolitik: Kontinuität, Payout, Wachstum und Rendite.

Übersetzt heißt das, dass die Dividenden stetig gesteigert wurden oder mindestens auf dem Vorjahresniveau gehalten wurden, aber nie gesenkt. 25 % bis 75 % der Unternehmensgewinne wurden an Anteilseigner ausgeschüttet. Die realisierte Dividendenrendite liegt für die letzten fünf Jahre über einem Prozent.

Und zu guter Letzt werden alle Unternehmen, die diese Kriterien erfüllen nach dem Dividendenwachstum der letzten fünf Jahre sortiert. Die Top 50 erhalten das Prädikat Dividendenadel. So hat der Anleger erstmal einen sehr hilfreichen Überblick.

So bleiben nach sechsmaligem Filtern genau 40 Aktien übrig. Damit ließe sich sogar ein Fonds bestücken, doch unser Ziel ist ja ein schnuckeliges Privat-Portfolio. Deshalb schlägt nun die Stunde des Dividendenwachstums: Schlussendlich ausgewählt werden die zehn Firmen, die ihre Ausschüttung im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre am stärksten gesteigert haben.

Zitat „Cool bleiben und Dividenden kassieren“, Seite 165

Diese Strategie wird im Buch ausführlich erläutert und immer wieder mit Beispielen untermauert. Und es fällt gleich auf, dass die Auswahl des Dividendenadels außerhalb der USA verhältnismäßig klein ist.

Passiven Anleger ist das wahrscheinlich wieder viel zu aktiv und die ETF-Variante mit Dividendenaristokraten zu klein von der Unternehmensanzahl. Davon abgesehen lässt sich ein Dividendenstrom auch mit ETFs generieren – gerade bei kleinerem Vermögen. Darauf verweisen die Autoren ebenfalls am Ende. Das bedeutet, dass Anleger mit einem kleinen Anlagevermögen über einen Sparplan oder Einmalanlagen in ETFs investieren sollten, bevor sie Einzelaktien kaufen.

Und dann? Cool bleiben und Dividenden kassieren!

Am Ende hat der Leser einige Anregungen für hervorragende Dividendenaktien erhalten. Die eigentliche Arbeit beginnt jetzt aber erst, denn abseits der Dividenden müssen Kennzahlen, News und Branchen geprüft und bewertet werden. Hier wird dann auch klar, dass es bei der Dividendenstrategie nicht damit getan ist, nur nach der höchsten Dividendenrendite zu schielen und danach Unternehmen zu kaufen, sondern dass da noch viel mehr reinspielt. Und das Wichtigste: Breit über Branchen und Länder streuen, um zu diversifizieren. Das ist ja ein Fehler, der bei den Deutschen sehr ausgeprägt ist.

Bleibe im Lande und nähre Dich redlich, rät der Volksmund – und der Deutsche hält sich dran, zumindest in Gelddingen. Beim Urlaub und beim Essen mag man es gern exotisch, aber investiert wird zuhause. Wer überhaupt Aktien kauft, hat primär DAX-Konzerne im Depot.

Zitat „Cool bleiben und Dividenden kassieren“, Seite 197

Noch ein paar Worte zu den Autoren: Christian W. Röhl und Werner H. Heussinger gründeten in der Vergangenheit Anleger-Magazine, lancierten einen der ersten Online-Börsenbriefe Deutschlands und haben vor 12 Jahren ein Buch über Zertifikate geschrieben. Darüber hinaus sind sie Entrepreneure und Portfolio-Manager, Journalisten und TV-Experten. Das klingt nach einer ganzen Menge Erfahrung und diese kommt auch immer wieder zum Vorschein. Mehr kannst Du aber auf der Dividendenadel-Seite über die beiden lesen.

So bietet „Cool bleiben  und Dividenden kassieren“ einen wirklich guten Baukasten für die Grundlagen der Dividendenstrategie und eine Menge Anregungen für die Unternehmensauswahl. Für die unterschiedlichen Länder gibt es einige Tabellen, die es so nirgendwo anders gibt.

Ich habe für mich einige Unternehmen mitgenommen, die ich überprüfen möchte und noch einige Punkte, die ich vorher noch nicht kannte. Außerdem ist das Buch interessant und gut geschrieben. Natürlich wird aus einem passiven Anleger kein aktiver Anleger, aber zum Thema Dividendenstrategie habe ich bisher noch kein besseres Buch gelesen.

Fazit: Wer einen interessanten Einblick in die Dividendenstrategie lesen möchte, sollte bei dem kurzweiligen Buch zugreifen. Auch wenn ich das Meiste schon kannte, hat es mich wirklich unterhalten. Hör doch parallel in mein sehr langes Podcast-Interview mit Christian W. Röhl rein.

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8 Antworten

  1. Hi Daniel,

    über die Dividenden-Strategie mag man denken wie man möchte, sie eignet sich dennoch bestimmt besser für den langfristigen Vermögensaufbau als ein Gang zur Sparkasse um die Ecke. Von daher mag der Schreibstil sogar geeignet sein, um auch Leute zu erreichen, die sonst mit Finanzen nicht viel am Hut haben. Wenn dann ein paar von denen ihr Geld vom Sparbuch nehmen und investieren, ist ja schon viel erreicht.
    Danke für die Rezension, ich werde vielleicht mal reinschauen.

    Beste Grüße
    Pascal

  2. Früher waren die nur cool, wenn es um das kassieren von Zertifikategebühren ging. Tja, wenn ein Gaul tot geritten ist muss man halt einen neuen besteigen.

    1. Diesen Kommentar hat es auch in ähnlicher Form bei den Amazon-Bewertungen gegeben. Das hat unter anderem mit dem Zertifikate-Buch der beiden Autoren zu tun. Beim Thema Dividenden kann ich diese Kritik aber nicht nachvollziehen, denn hier wird nichts verkauft und auch nichts beworben. Ganz im Gegenteil: Ich finde die Herleitung im Buch plausibel, amüsant und immer nachvollziehbar. Sonst hätte ich auch keine Lust gehabt, das Buch zu besprechen.

  3. Danke für die Vorstellung, ich kannte weder das Buch noch die Autoren. Für mich ist die Facebook Gruppe jedoch interessanter 🙂

    Ich selbst sehe die Dividenden nur als Bonus, denke der Kurs ist „wichtiger“ bzw. damit kann man mehr Geld verdienen.

  4. Moin,

    habe mir das Buch jetzt mal ausgeliehen und bin mir nicht sicher was ich davon halten soll. Ehrlich gesagt finde ich es furchtbar langweilig und trocken. Dazu ein paar Schwarz-Weiße Kursdiagramme. Also mein Fall ist das irgendwie nicht. Die 1-2 Sterne Rezensionen auf Amazon erzählen eigentlich selbiges. So eine richtige Empfehlung kann und will ich nicht aussprechen.

    Grüße!

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